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*Wittke S, Schiffer E, Bauer HW. (Diapat GmbH, 30625, Hannover), Capillary electrophoresis coupled to mass spectrometry for proteome analysis. An innovative diagnostic method for prostate and bladder cancer, Urologe A. Juli 2007 46(7):733-9
 
*Wittke S, Schiffer E, Bauer HW. (Diapat GmbH, 30625, Hannover), Capillary electrophoresis coupled to mass spectrometry for proteome analysis. An innovative diagnostic method for prostate and bladder cancer, Urologe A. Juli 2007 46(7):733-9
 
*Theodorescu D, Fliser D, Semjonow A et al.: "Pilot study of capillary electrophoresis coupled to mass spectrometry as a tool to define potential prostate cancer biomarkers in urine". "Electrophoresis" vom 26.Juli 2005
 
*Theodorescu D, Fliser D, Semjonow A et al.: "Pilot study of capillary electrophoresis coupled to mass spectrometry as a tool to define potential prostate cancer biomarkers in urine". "Electrophoresis" vom 26.Juli 2005
*"Ärzte warnen vor Prostatakrebs-Test", Handelsblatt vom 17. Juli 2007
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*"Ärzte warnen vor Prostatakrebs-Test", Handelsblatt vom 17. Juli 2007<ref>HANDELSBLATT, Dienstag, 17. Juli 2007, 08:44 Uhr
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Früherkennung
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Ärzte warnen vor Prostatakrebs-Tests
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Von Dietrich von Richthofen
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Bei Krebs ist es wichtig, dass die Erkrankung so früh wie möglich diagnostiziert wird. Die Möglichkeiten, die Urologen bislang zur Erkennung von Prostatakrebs haben, sind mit Blut- und Gewebeproben verbunden. Nun kommen Urintests auf den Markt – die sind jedoch nicht nur teuer, Experten bezweifeln sogar deren Aussagekraft.
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BERLIN. Prostatakrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Männern. Wird das bösartige Krebsgeschwür frühzeitig gefunden, kann es meist gut behandelt werden. Bislang ist jedoch eine Früherkennung des Tumors – der vor allem bei älteren Männern auftritt – nur schwer möglich. Die Tastuntersuchung durch den Urologen ist zu ungenau und der so genannte PSA-Test zur Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut zu unspezifisch. Abhilfe versprechen neuere Harntests, die in Europa und in den USA entwickelt wurden. Sie versprechen eine Diagnose des Tumors bereits im Frühstadium und sogar ohne operative Entnahme einer Gewebeprobe. Urologen sind jedoch skeptisch und warnen vor zu großen Hoffnungen.
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Die neuen Tests setzen auf so genannte Biomarker, die ein Prostatakarzinom anzeigen, bevor es Beschwerden verursacht. Das „Diapat“ genannte Analyseverfahren der in Hannover ansässigen Firma Mosaique Diagnostics beispielsweise erkennt anhand eines charakteristischen Eiweißmusters im Urin des Patienten, ob ein Prostatakarzinom vorliegt. Dazu vereinzeln die Forscher die im Prostatasekret vorhandenen Eiweiße und untersuchen sie im Massenspektrometer. Das Eiweißmuster des Patienten wird anschließend mit denen aus einer Datenbank abgeglichen, daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Wahrscheinlichkeit ziehen, dass ein Prostatakrebs vorliegt.
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In einigen Urologie-Praxen kommt das Verfahren bereits zum Einsatz. Bislang müssen die meisten Patienten jedoch die mehrere Hundert Euro für den teuren Test selbst bezahlen. Nur einige private Krankenkassen übernehmen Kosten. „Wir wollen den PSA-Test nicht ersetzen, sondern mit zusätzlichen Informationen präzisieren“, sagt Harald Mischak, Geschäftsführer des Diapat-Labors in Hannover.
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Der neue Test eigne sich besonders gut für Patienten, bei denen ein erhöhter PSA-Wert den Verdacht auf Prostatakrebs nahe lege, dieser jedoch in einer ersten Gewebeprobe (Biopsie) nicht bestätigt werden konnte, sagt der Münchner Urologe Hartwig Bauer. Das Problem: Eine negative Biopsie kann die Krebserkrankung nicht zuverlässig ausschließen, da der Arzt dabei am Tumorherd vorbeistechen kann. „Viele Patienten machen dann einen regelrechten Biopsie-Marathon mit“, sagt Bauer. Wenn der Diapat-Test den negativen Befund bestätige, könne man mit weiteren Biopsien zurückhaltender sein, sagt der Mediziner, der an der klinischen Prüfung des Tests beteiligt war.
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Stefan Müller, Direktor der urologischen Klinik am Universitätsklinikum Bonn, ist da allerdings anderer Meinung. Das Verfahren sei noch nicht ausreichend evaluiert. Bei ihm hätten sich schon mehrere Patienten vorgestellt, die nach dem Diapat-Test davon überzeugt waren, an Prostatakrebs zu leiden, berichtet Müller. Eine Gewebeentnahme habe dann gezeigt, dass es sich lediglich um eine Entzündung der Prostata handelte. Der Bonner Mediziner ärgert sich daher über die „vorschnelle Verkaufspolitik“ des Unternehmens und über die hohen Kosten, die die Patienten für den seiner Meinung nach unausgereiften Test bezahlen müssen. „Bis man den Test guten Gewissens anbieten kann, sind noch weitere Studien nötig“, sagt Müller.
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Dies gilt seiner Meinung nach auch für den Test der kalifornischen Firma Gen-Probe, der Patienten in Deutschland ebenfalls schon zur Verfügung steht. Bei dem so genannten „Progensa“-Test wird mit molekularbiologischen Methoden die Anzahl der Kopien des PCA3-Gens im Urin ermittelt – ein Gen, das jüngsten Studien zufolge spezifisch bei Prostatakrebs aktiviert ist. Derzeit wird an mehreren Kliniken in einer europaweiten Studie geprüft, wie präzise der Test die Ergebnisse geplanter Biopsien vorhersagen kann. Erste Zwischenergebnisse stimmen den Hersteller zuversichtlich: Sie hätten bereits jetzt die Überlegenheit des – ebenfalls mehrere Hundert Euro teuren – Verfahrens gegenüber dem PSA-Test gezeigt.
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Experten schätzen das weltweite Marktvolumen für neue Tests zur Früherkennung von Prostatakrebs auf viele hundert Millionen Euro. Doch ob sich die neuen Diagnosemethoden großflächig durchsetzen, ist offen. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) jedenfalls gibt sich zurückhaltend, was die neuen Urin-Tests angeht. „Der PCA3-Test kann unter Umständen eine sinnvolle diagnostische Ergänzung für Patienten mit erhöhtem PSA-Wert und einer negativen Biopsie sein“, sagt Manfred Wirth, Direktor der urologischen Klinik am Universitätsklinikum Dresden und zweiter Vizepräsident der DGU. Ein negatives Ergebnis des PCA3-Tests könne jedoch eine Krebserkrankung keineswegs ausschließen.
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„Dann wird doch wieder eine Biopsie nötig“, sagt Wirth. Zu dem Diagnoseverfahren von Diapat fehlen dem Urologen bislang überzeugende Studien zur Validierung. „Solange solche Studien nicht vorliegen, stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht“, sagt der Urologe.
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==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
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