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6 Bytes entfernt ,  15:11, 12. Dez. 2011
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Unter dem geschützten Markennamen '''Ecojet''' vermarktet die Firma SCS Schneider GmbH aus Fuldabrück bei Kassel Permanentmagnete, die, an die Brennstoffleitung einer Heizungsanlage angebracht, ohne weitere Energiezufuhr zu Brennstoffeinsparungen beziehungsweise Effizienzsteigerungen von durchschnittlich 8 % führen sollen. Die Firma beruft sich dabei auf das von ihr unter der Nummer DE19739629A1 beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldete Patent für ein "Verfahren zur magnetischen Ionisierung eines kohlenwasserstoffhaltigen Treibstoffs", und nur vage auf Grundlagen in der Quantenmechanik und die Forschungsergebnisse der Physiknobelpreisträger Felix Bloch und Edward Mills Purcell, die für die Entdeckung der Kernspinresonanz bekannt wurden.
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Unter dem geschützten Markennamen '''Ecojet''' vermarktet die Firma SCS Schneider GmbH aus Fuldabrück bei Kassel Permanentmagnete, die, an die Brennstoffleitung einer Heizungsanlage angebracht, ohne weitere Energiezufuhr zu Brennstoffeinsparungen beziehungsweise Effizienzsteigerungen von durchschnittlich 8 % führen sollen. Die Firma beruft sich dabei auf das von ihr unter der Nummer DE19739629A1 beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldete Patent für ein "Verfahren zur magnetischen Ionisierung eines kohlenwasserstoffhaltigen Treibstoffs" und nur vage auf Grundlagen in der Quantenmechanik und die Forschungsergebnisse der Physiknobelpreisträger Felix Bloch und Edward Mills Purcell, die für die Entdeckung der Kernspinresonanz bekannt wurden.
    
Ursprünglich vertrieb die SCS Schneider GmbH Ecojet-Magnete zum Preis von 696 DM (etwa 345 €) hauptsächlich für den Einsatz in Benzin- und Dieselfahrzeugen. Eine Untersuchung des ADAC im Jahr 2000<ref>[http://www.presseportal.de/print.htx?nr=167541 Teuer und doch nutzlos - Pressemeldung zur ADAC Untersuchung]</ref> ergab jedoch die vollkommene Wirkungslosigkeit der Ecojet-Magnete hinsichtlich der beworbenen Energieeinsparversprechungen. Die SCS Schneider GmbH gab darauf den PKW-Markt auf und wandte sich dem Heizungsmarkt zu. Kritiker vermuten, dass dies aufgrund des weniger starken Verbraucherschutzes im Heizungsmarkt erfolgte.
 
Ursprünglich vertrieb die SCS Schneider GmbH Ecojet-Magnete zum Preis von 696 DM (etwa 345 €) hauptsächlich für den Einsatz in Benzin- und Dieselfahrzeugen. Eine Untersuchung des ADAC im Jahr 2000<ref>[http://www.presseportal.de/print.htx?nr=167541 Teuer und doch nutzlos - Pressemeldung zur ADAC Untersuchung]</ref> ergab jedoch die vollkommene Wirkungslosigkeit der Ecojet-Magnete hinsichtlich der beworbenen Energieeinsparversprechungen. Die SCS Schneider GmbH gab darauf den PKW-Markt auf und wandte sich dem Heizungsmarkt zu. Kritiker vermuten, dass dies aufgrund des weniger starken Verbraucherschutzes im Heizungsmarkt erfolgte.
    
==Patent==
 
==Patent==
Das durch den Geschäftsführer Marcus Schneider angemeldete Patent<ref>[http://register.dpma.de/DPMAregister/pat/PatSchrifteneinsicht?docId=DE000019739629B4&page=1&dpi=150&lang=de Patentschrift]</ref> behauptet ein Verfahren zur "magnetischen Ionisierung eines kohlenwasserstoffhaltigen Treibstoffs" durch eine besondere Anordnung von Permamentmagneten. Dieser Anspruch widerspricht dem aktuellen Stand der Wissenschaft, denn zur Ionisierung von Materie muss Ionisierungsenergie aufgewendet werden. Magnete geben jedoch keine Energie ab. Permanentmagnete üben zudem mit Magnetfeldstärken von maximal etwa 1,1 Tesla auf diamagnetische Kohlenwasserstoffe keine hinreichend starken Kräfte, gegen die durch von außen zugeführte Arbeit die Ionisierungsenergie erreicht werden könnte. Woher der beträchtliche Energiebedarf zur Ionisierung kommen soll, lässt die Patentanmeldung im Unklaren.
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Das durch den Geschäftsführer Marcus Schneider angemeldete Patent<ref>[http://register.dpma.de/DPMAregister/pat/PatSchrifteneinsicht?docId=DE000019739629B4&page=1&dpi=150&lang=de Patentschrift]</ref> behauptet ein Verfahren zur "magnetischen Ionisierung eines kohlenwasserstoffhaltigen Treibstoffs" durch eine besondere Anordnung von Permamentmagneten. Dieser Anspruch widerspricht dem aktuellen Stand der Wissenschaft, denn zur Ionisierung von Materie muss Ionisierungsenergie aufgewendet werden. Magnete geben jedoch keine Energie ab. Permanentmagnete üben zudem mit Magnetfeldstärken von maximal etwa 1,1 Tesla auf diamagnetische Kohlenwasserstoffe keine hinreichend starken Kräfte aus, gegen die durch von außen zugeführte Arbeit die Ionisierungsenergie erreicht werden könnte. Woher der beträchtliche Energiebedarf zur Ionisierung kommen soll, lässt die Patentanmeldung im Unklaren.
    
==Angebliche Wirkungsweise und wissenschaftlicher Hintergrund==
 
==Angebliche Wirkungsweise und wissenschaftlicher Hintergrund==
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==Anwender==
 
==Anwender==
Durch geschicktes und erfolgreiches Marketing vor allem in Branchenzeitschriften konnte die SCS Schneider GmbH viele Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen gewinnen, die in teilweise euphorischen Anwenderberichten maßgeblich zur Bewerbung der Ecojet-Magnete beitragen. Zu den auf der Webseite der SCS Schneider GmbH für die Magnete werbenden Anwendern gehören neben vielen Hotelbetrieben auch der Schreibwarenhersteller Edding, die Kasseler Sparkasse, und das Industrieunternehmen Evonik Degussa<ref>[http://www.archtools.de/scsschneider/EvonikDegussa.pdf Evonik Werbeschreiben]</ref>.
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Durch geschicktes und erfolgreiches Marketing vor allem in Branchenzeitschriften konnte die SCS Schneider GmbH viele Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen gewinnen, die in teilweise euphorischen Anwenderberichten maßgeblich zur Bewerbung der Ecojet-Magnete beitragen. Zu den auf der Webseite der SCS Schneider GmbH für die Magnete werbenden Anwendern gehören neben vielen Hotelbetrieben auch der Schreibwarenhersteller Edding, die Kasseler Sparkasse und das Industrieunternehmen Evonik Degussa<ref>[http://www.archtools.de/scsschneider/EvonikDegussa.pdf Evonik Werbeschreiben]</ref>.
    
==Kritik==
 
==Kritik==
Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) veröffentlichte im Juni 2009 ein Infoblatt, das sich eingehend mit angeblich energiesparenden Magneten, den Versprechungen der Anbieter und den angeblichen wissenschaftlichen Hintergründen befasste und zu dem eindeutigen Schluss gelangte: "Diese Magnettechnik hilft nicht, Brennstoff zu sparen.". Laut LfU würden die Magnete dem Energieerhaltungssatz widersprechen, wenn sie die Versprechungen der Anbieter erfüllen würden. In diesem Infoblatt wies die LfU auch auf grobe systematische Messfehler in Gutachten hin, die zu der vermeintlichen Energieeinsparung durch die Magnete führten.
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Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) veröffentlichte im Juni 2009 ein Infoblatt, das sich eingehend mit angeblich energiesparenden Magneten, den Versprechungen der Anbieter und den angeblichen wissenschaftlichen Hintergründen befasste und zu dem eindeutigen Schluss gelangte: "Diese Magnettechnik hilft nicht, Brennstoff zu sparen". Laut LfU widersprächen die Magnete dem Energieerhaltungssatz, wenn sie die Versprechungen der Anbieter erfüllen würden. In diesem Infoblatt wies die LfU auch auf grobe systematische Messfehler in Gutachten hin, die zu der vermeintlichen Energieeinsparung durch die Magnete führten.
    
Obwohl in diesem Infoblatt weder der Firmenname SCS Schneider GmbH oder der Markenname Ecojet erwähnt wird, wurde aus den Ausführungen der Bezug zu den Ecojet-Magneten eindeutig klar. Die SCS Schneider GmbH erwirkte deshalb eine Abmahnung gegen das LfU und forderte die LfU zur Abgabe einer Unterlassungserklärung auf. Die LfU widersetzte sich dieser Abmahnung und gab auch nicht die geforderte Unterlassungserklärung ab. Dennoch konnte die SCS Schneider GmbH unter Hinweis auf den mit dem TÜV Thüringen geschlossenen Vergleich und die darin stehende Verpflichtung des TÜV zu einer zeitnahen unabhängigen Prüfung der Ecojet-Magnete erreichen, dass die LfU die Verbreitung des Infoblatts vorübergehend einstellte. Interessierte können das Infoblatt jedoch immer noch direkt bei der LfU anfordern.
 
Obwohl in diesem Infoblatt weder der Firmenname SCS Schneider GmbH oder der Markenname Ecojet erwähnt wird, wurde aus den Ausführungen der Bezug zu den Ecojet-Magneten eindeutig klar. Die SCS Schneider GmbH erwirkte deshalb eine Abmahnung gegen das LfU und forderte die LfU zur Abgabe einer Unterlassungserklärung auf. Die LfU widersetzte sich dieser Abmahnung und gab auch nicht die geforderte Unterlassungserklärung ab. Dennoch konnte die SCS Schneider GmbH unter Hinweis auf den mit dem TÜV Thüringen geschlossenen Vergleich und die darin stehende Verpflichtung des TÜV zu einer zeitnahen unabhängigen Prüfung der Ecojet-Magnete erreichen, dass die LfU die Verbreitung des Infoblatts vorübergehend einstellte. Interessierte können das Infoblatt jedoch immer noch direkt bei der LfU anfordern.
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Im Januar 2010 veröffentlichte die Zeitschrift IKZ Haustechnik eine Gegenüberstellung von Pro- und Kontra-Meinungen bezüglich der Ecojet-Magnete. Die Pro-Seite wurde vom Marcus Schneider, dem Geschäftsführer der SCS Schneider GmbH vertreten, die Kontra-Seite<ref>[http://www.ikz.de/ikz-haustechnik/artikel/article/magnete-in-der-heizungstechnik-wird-mit-ihnen-bre.html  Stellungnahme von Prof. Hirschberg in der Zeitschrift IKZ Haustechnik (ab Seite 4)]</ref> von Prof. Hirschberg, der u.a. auch als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Heizungs-, Sanitär- und Raumlufttechnik tätig ist. Auch Prof. Hirschberg demontiert die pseudowissenschaftlichen Behauptungen über die angeblichen wissenschaftlichen Zusammenhänge mit der Kernspinresonanz, weist auf die Verletzung des Energierhaltungssatzes hin, und weist grobe Messfehler nach, die bei den Kunden der SCS Schneider GmbH zu Irrtümern bezüglich der vermeintlichen Energieeinsparung führen. Ein durch die Magnete bewirkter energiesparender Effekt von Gas- und Ölbrennern ist laut Prof. Hirschberg nicht nachzuweisen.
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Im Januar 2010 veröffentlichte die Zeitschrift IKZ Haustechnik eine Gegenüberstellung von Pro- und Kontra-Meinungen bezüglich der Ecojet-Magnete. Die Pro-Seite wurde vom Marcus Schneider, dem Geschäftsführer der SCS Schneider GmbH vertreten, die Kontra-Seite<ref>[http://www.ikz.de/ikz-haustechnik/artikel/article/magnete-in-der-heizungstechnik-wird-mit-ihnen-bre.html  Stellungnahme von Prof. Hirschberg in der Zeitschrift IKZ Haustechnik (ab Seite 4)]</ref> von Prof. Hirschberg, der u.a. auch als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Heizungs-, Sanitär- und Raumlufttechnik tätig ist. Auch Prof. Hirschberg demontiert die pseudowissenschaftlichen Behauptungen über die angeblichen wissenschaftlichen Zusammenhänge mit der Kernspinresonanz, weist auf die Verletzung des Energierhaltungssatzes hin und weist grobe Messfehler nach, die bei den Kunden der SCS Schneider GmbH zu Irrtümern bezüglich der vermeintlichen Energieeinsparung führen. Ein durch die Magnete bewirkter energiesparender Effekt von Gas- und Ölbrennern ist laut Prof. Hirschberg nicht nachzuweisen.
    
Für die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) schreibt der auf Dieselgemischbildung und -verbrennung spezialisierte Physiker und promovierte Maschinenbauer Philippe Leick in einer Stellungnahme<ref>[http://www.archtools.de/scsschneider/Kommentar_Leick.pdf Stellungnahme der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften]</ref> zu den Ecojet-Magneten der SCS Schneider GmbH:
 
Für die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) schreibt der auf Dieselgemischbildung und -verbrennung spezialisierte Physiker und promovierte Maschinenbauer Philippe Leick in einer Stellungnahme<ref>[http://www.archtools.de/scsschneider/Kommentar_Leick.pdf Stellungnahme der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften]</ref> zu den Ecojet-Magneten der SCS Schneider GmbH:
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==Ähnliche Produkte==
 
==Ähnliche Produkte==
Es gibt zahlreiche andere Anbieter von Permanentmagneten,<ref>[http://www.biomagnet.at/de/Energiesparsysteme?XTCsid=075f886a5a4e6d1e13ca59ef9abde3f9 biomagnet.at]</ref><ref>[http://www.giewasser.ch/downloads/D2.14.1_Web%20Shop%20Other%20Products/D2.14.1.5__d_TiziCALOR_Fuel%20Saver.pdf TiziCALOR]</ref> für die die Anbieter große Energieeinsparungen beim Einsatz in Heizungsanlagen und Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotor versprechen. Die meisten der Anbieter argumentieren mit ähnlichen oder fast gleichlautenden pseudowissenschaftlichen Formulierungen, in keinem einzigen Fall ist die behauptete energiesparende Wirkung von unabhängiger Seite nachgewiesen.
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Es gibt zahlreiche andere Anbieter von Permanentmagneten,<ref>[http://www.biomagnet.at/de/Energiesparsysteme?XTCsid=075f886a5a4e6d1e13ca59ef9abde3f9 biomagnet.at]</ref><ref>[http://www.giewasser.ch/downloads/D2.14.1_Web%20Shop%20Other%20Products/D2.14.1.5__d_TiziCALOR_Fuel%20Saver.pdf TiziCALOR]</ref>, für die die Anbieter große Energieeinsparungen beim Einsatz in Heizungsanlagen und Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotor versprechen. Die meisten der Anbieter argumentieren mit ähnlichen oder fast gleichlautenden pseudowissenschaftlichen Formulierungen; in keinem einzigen Fall ist die behauptete energiesparende Wirkung von unabhängiger Seite nachgewiesen.
    
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
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