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'''Guarana''' ist ein Pulver aus den Früchten der kommerziell angebauten Guaranapflanze (''Paullinia cupana''), das Coffein, Theobromin und Theophyllin enthält. Es wird als Life-Style-Mittel zur Aufputschung und als Kaffeeersatz beworben und ist angeblich zur Gewichtsreduktion geeignet. Das Mittel wirkt blutdrucksteigernd und harntreibend.
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'''Guarana''' ist ein Pulver aus den Früchten der kommerziell angebauten Guaranapflanze (''Paullinia cupana''), einer Lianenart, die Coffein, Theobromin und Theophyllin enthält. Guarana wird als Life-Style-Mittel zur Aufputschung und als Kaffeeersatz beworben und ist angeblich zur Gewichtsreduktion geeignet. Das Mittel wirkt blutdrucksteigernd und harntreibend.
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In den letzten Jahren fällt eine Häufung der Werbung für Nahrungsmittel auf, die aus der tropischen Frucht Guarana hergestellt sind. Auch auf einer deutschsprachigen Webseite werden diverse Produkte (Säfte, Tabletten, Konzentrat, Riegel) beworben und in Zusammenhang mit gesundheitlich positiven Merkmalen beworben. So sei Guarana erfrischend, belebe Körper und Geist, schärfe die Wahrnehmung, stabilisiere den Kreislauf, beruhige Magen und Darm und sei 4-6 Stunden ohne Nebenwirkungen wirksam. Natürlich fehlt nicht der Hinweis, dass Guarana in Brasilien auch zur Förderung der Potenz und des regen Sexlebens verwendet würde.
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In den letzten Jahren werden Nahrungsmittel, die aus der tropischen Frucht Guarana hergestellt sind, intensiv und unter Verheißung verschiedener gesundheitlich positiver Wirkungen beworben. So sei die [[Superfrucht]] Guarana erfrischend, belebe Körper und Geist, schärfe die Wahrnehmung, stabilisiere den Kreislauf, beruhige Magen und Darm und sei 4-6 Stunden ohne Nebenwirkungen wirksam. Natürlich fehlt nicht der Hinweis, dass Guarana in Brasilien auch zur Förderung der Potenz und des regen Sexlebens verwendet würde. Guarana wird in Form von Säfte, Tabletten, Konzentrat, Riegel angeboten.
    
==Was ist eigentlich Guarana?==
 
==Was ist eigentlich Guarana?==
Es handelt sich um eine verholzte, bis zu 10&nbsp;m hoch wachsende Kletterpflanze, die als Paullinia cupana H.B.K. var. typica (aus dem Orinokogebiet) oder Paullina cupana H.B.K. var. sorbilis (Mart.) Ducke (aus dem Mauésgebiet)<ref>Ehmann N: Guaraná, nur ein Coffeinersatz. Pharmazeutische Zeitung, 1997</ref> bezeichnet wird.
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Guarana ist eine verholzte, bis zu 10&nbsp;m hoch wachsende Kletterpflanze aus der Familie der Seifenbaumgewächsen (Sapindaceae). Angebaut werden vor allem die Varietäten Paullinia cupana H.B.K. var. typica (aus dem Orinokogebiet) oder Paullina cupana H.B.K. var. sorbilis (Mart.) Ducke (aus dem Mauésgebiet)<ref>Ehmann N: Guaraná, nur ein Coffeinersatz. Pharmazeutische Zeitung, 1997</ref>.
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Sie wird seit Längerem kommerziell landwirtschaftlich in Brasilien, Venezuela und Paraguay angebaut. Zweimal jährlich können haselnussgroße Kapselfrüchte geerntet werden, aus denen dann das Guaraná (auch brasilianischer Kakao oder Guaranabrot genannt) hergestellt wird<ref>Ehmann N: Guaraná, nur ein Coffeinersatz. Pharmazeutische Zeitung, 1997</ref>.
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Der Anbau wird seit Längerem kommerziell landwirtschaftlich in Brasilien, Venezuela und Paraguay betrieben. Zweimal jährlich können haselnussgroße Kapselfrüchte geerntet werden, aus denen dann das Guaraná (auch brasilianischer Kakao oder Guaranabrot genannt) hergestellt wird<ref>Ehmann N: Guaraná, nur ein Coffeinersatz. Pharmazeutische Zeitung, 1997</ref>.
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Guarana wird traditionell durch Rösten, Zerquetschen oder Trocknen der Samen zubereitet, wenn es um die Heilwirkung geht. Dabei wird die entstehende Paste (Pata Guaraná) gewonnen und als Kuchen oder Pasteals Tee aufgegossen und gegen Müdigkeit oder bei Durchfall getrunken. Er dient auch als Kaffee-Ersatz und durch den industriellen Anbau wurde die Pflanze als regelrechter Coffein-Lieferant nutzbar (Chevallier 1998).
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Guarana-Präparate werden traditionell durch Rösten, Zerquetschen oder Trocknen der Samen zubereitet, wenn es um die Heilwirkung geht. Dabei wird die entstehende Paste (Pata Guaraná) gewonnen und als Kuchen oder Pasteals Tee aufgegossen und gegen Müdigkeit oder bei Durchfall getrunken. Er dient auch als Kaffee-Ersatz und durch den industriellen Anbau wurde die Pflanze als regelrechter Coffein-Lieferant nutzbar<ref>Chevallier A: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen. BLV Verlagsgesellschaft, München, S.243, 1998</ref>.
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Der kommerzielle Anbau der Guarana-Pflanze ist auch für brasilianische Kleinbauern im Amazonasbecken seit mindestens 20&nbsp;Jahren eine zusätzliche Einkommensquelle geworden. Der schnell wachsende Strauch kann dabei problemlos in Manioc-Kulturen eingepflanzt werden (Henman 1982). Auf diese Weise ist sowohl ein Teil der Basisernährung (durch Manioc) als auch ein Zusatzeinkommen (durch Guarana) erzielbar.
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Der kommerzielle Anbau der Guarana-Pflanze ist auch für brasilianische Kleinbauern im Amazonasbecken seit mindestens 20&nbsp;Jahren eine zusätzliche Einkommensquelle geworden. Der schnell wachsende Strauch kann dabei problemlos in Manioc-Kulturen eingepflanzt werden<ref>Henman AR: Guarana (Paullinia cupana var. sorbilis): ecological and social perspectives on an economic plant of the central Amazon basin. J Ethnopharmacol, 6, 311-338, 1982</ref>. Auf diese Weise ist sowohl ein Teil der Basisernährung durch Manioc als auch ein Zusatzeinkommen durch Guarana erzielbar.
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Guaranaprodukte enthalten sog. Methylxanthine, die den Blutdruck steigern können. Ein wohl jedermann geläufiger Vertreter dieser Substanzgruppe ist das Coffein, das viele von uns täglich konsumieren. Guarana enthält allerdings einen Anteil von bis zu 7% Coffein, dazu noch Theobromin und Theophyllin, Gerbstoffe und Sapoine (Chevallier 1998).
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==Inhaltsstoffe==
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Guaranaprodukte enthalten sog. Methylxanthine, die den Blutdruck steigern können. Ein allgemein bekannter Vertreter dieser Substanzgruppe ist das Coffein. Guarana enthält allerdings einen Anteil von bis zu 7% Coffein, dazu noch Theobromin und Theophyllin, Gerbstoffe und Sapoine<ref>Chevallier A: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen. BLV Verlagsgesellschaft, München, S.243, 1998</ref>.
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Ob solche Konzentrationen aber wirklich immer erreicht werden, ist zweifelhaft. So zeigte eine Studie aus Brasilien, dass die absolute Menge pro Gramm Guaranapulver für Coffein 36,78&nbsp;mg, für Theobromin 2,16&nbsp;mg und für Theophyllin 1,10&nbsp;mg betrug (Salvadori etal. 1994). Damit lag der Anteil der Methylxanthine allerdings immer noch bei 4%. Der Methylxanthingehalt liegt über dem der Kaffeebohne (Coffein: 1-2%), jenem von Teeblättern (2-5%) oder jenem der afrikanischen Kolanuss (2%) (Forth et al. 1987). Allerdings muss man sich als Konsument darüber im Klaren sein, dass sich bei Naturprodukten z.T. erhebliche Schwankungen der Wirkkomponenten einstellen können. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) untersuchte 24&nbsp;Guaranaprodukte, die auf dem US-Markt angeboten wurden. Der Methylxanthingehalt schwankte um den Faktor&nbsp;100(!) zwischen 0,041-4,3&nbsp;microgramm/ml (Theobromin und Coffein) und 0,041-4,1&nbsp;microgramm/ml für Theophyllin. Bei fünf Produkten ergaben sich sogar Methylxanthinkonzentrationen bis zu 52,25&nbsp;mg pro Gramm Rohware. Dies bedeutet, dass in den Produkten eine Methylxanthinkonzentration von 5% in der Regel nicht überschritten wird. Bemerkenswert war in der FDA-Untersuchung aber das Resultat, dass einige der untersuchten Guarana-Produkte offensichtlich kein Guarana enthielten und die Kunden somit betrogen worden waren (Carlson und Thompson 1998).
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Ob solche Konzentrationen aber wirklich immer erreicht werden, ist zweifelhaft. So zeigte eine Studie aus Brasilien, dass die absolute Menge pro Gramm Guaranapulver für Coffein 36,78&nbsp;mg, für Theobromin 2,16&nbsp;mg und für Theophyllin 1,10&nbsp;mg betrug<ref>Salvadori MC, Rieser EM, Ribeiro Neto LM, Nascimento ES: Determination of xanthines by high-performance liquid chromatography and thin-layer chromatography in horse urine after ingestion of Guarana powder. Analyst, 119, 2701-2703, 1994
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</ref>. Damit lag der Anteil der Methylxanthine allerdings immer noch bei 4%. Der Methylxanthingehalt liegt über dem der Kaffeebohne (Coffein: 1-2%), jenem von Teeblättern (2-5%) oder jenem der afrikanischen Kolanuss (2%)<ref>* Forth W, Henschler D, Rummel W: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie. BI Wissenschaftsverlag, Mannheim, 5. Aufl., 257-260, 1987</ref>. Wie bei allen Naturprodukten, kann der Anteil der Wirkkomponenten erheblich schwanken.
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Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) untersuchte 24&nbsp;Guaranaprodukte, die auf dem US-Markt angeboten wurden. Der Methylxanthingehalt schwankte um den Faktor&nbsp;100(!) zwischen 0,041-4,3&nbsp;microgramm/ml (Theobromin und Coffein) und 0,041-4,1&nbsp;microgramm/ml für Theophyllin. Bei fünf Produkten ergaben sich sogar Methylxanthinkonzentrationen bis zu 52,25&nbsp;mg pro Gramm Rohware. Dies bedeutet, dass in den Produkten eine Methylxanthinkonzentration von 5% in der Regel nicht überschritten wird. Bemerkenswert war in der FDA-Untersuchung aber das Resultat, dass einige der untersuchten Guarana-Produkte offensichtlich kein Guarana enthielten und die Kunden somit betrogen worden waren<ref>Carlson M, Thompson RD: Liquid chromatographic determination of methylxanthines and catechins in herbal preparations containing guarana. J AOAC Int, 81, 691-701, 1998</ref>.
    
Die pharmakologische Wirkung der drei Methylxanthine ist unterschiedlich. Coffein wirkt stark ZNS- und skelettmuskelstimulierend, dafür eher schwach auf das Herz und die Gefäßmuskulatur der Bronchien und der Blutgefäße. Theophyllin hingegen stimuliert alle diese Systeme stark und erzeugt eine deutliche Diurese (Harnausscheidung). Theobromin wiederum wirkt überhaupt nicht auf das ZNS, wenig auf die Skelettmuskulatur und nur mäßig auf das Herz und die Gefäßmuskulatur der Bronchien und Gefäße. Auch die diuretische Wirkung von Theobromin ist eher mäßiggradig. Coffein in einer Menge von 0,15-0,2&nbsp;g (das entspricht 1-2&nbsp;Tassen Kaffee) hat bereits die genannten Wirkungen. Theophyllin und Coffein führen erst in relativ hohen Dosen (5-10&nbsp;g) aufgrund ihrer Wirkung auf das ZNS zu Übelkeit und Erbrechen (Forth et al. 1987).
 
Die pharmakologische Wirkung der drei Methylxanthine ist unterschiedlich. Coffein wirkt stark ZNS- und skelettmuskelstimulierend, dafür eher schwach auf das Herz und die Gefäßmuskulatur der Bronchien und der Blutgefäße. Theophyllin hingegen stimuliert alle diese Systeme stark und erzeugt eine deutliche Diurese (Harnausscheidung). Theobromin wiederum wirkt überhaupt nicht auf das ZNS, wenig auf die Skelettmuskulatur und nur mäßig auf das Herz und die Gefäßmuskulatur der Bronchien und Gefäße. Auch die diuretische Wirkung von Theobromin ist eher mäßiggradig. Coffein in einer Menge von 0,15-0,2&nbsp;g (das entspricht 1-2&nbsp;Tassen Kaffee) hat bereits die genannten Wirkungen. Theophyllin und Coffein führen erst in relativ hohen Dosen (5-10&nbsp;g) aufgrund ihrer Wirkung auf das ZNS zu Übelkeit und Erbrechen (Forth et al. 1987).
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