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==Nebenwirkungen schon bei relativ niedrigen Dosen==
 
==Nebenwirkungen schon bei relativ niedrigen Dosen==
Aber schon in der Menge einer Tageseinzeldosis sind bereits ernsthafte Nebenwirkungen zu erwarten. Im New England Journal of Medicine erschien im Jahr 2000 ein umfangreicher Artikel, in dem über eine ganze Reihe von ernsthaft erkrankten Patienten, die ephedrahaltige Pillen eingenommen hatten, berichtet wurde (Haller und Benowitz 2000). Die meisten Nutzer waren älter als 30 Jahre gewesen (69%) und in 2/3 der Fälle hatte es sich um Frauen gehandelt. Der Hauptgrund für die Einnahme der Pillen war der Wunsch nach Gewichtsreduktion (59%) und Erzielung einer athletischen Erscheinung (16%) gewesen. Bei den 87 Patienten stellten sich 98 Nebenwirkungen ein, die kardiovaskulärer (46%), zentralnervöser (18%) oder sonstiger Natur (36%) waren. Neben Bluthochdruck und Herzrasen/-stolpern kam es bei zwei Patienten zu einem Herzinfarkt und bei acht Patienten zum Herzstillstand bzw. zum plötzlichen Herztod. Auch kam es bei 10 Patienten zu Schlaganfällen. Von den 87 Patienten verstarben insgesamt 11%, während 15% dauerhafte Schäden zurück behielten. Nur 48% der Betroffenen erholte sich wieder vollständig von ihrer Erkrankung.
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Schon Mengen in einer Tageseinzeldosis können bereits ernsthafte Nebenwirkungen verursachen. Hauptsächlich sind das z, B. Pupillenerweiterung, Nervosität, Zittern, Schweißausbrüchen, Herzrhythmusstörungen, erhöhtem Blutdruck und bei hoher Dosierung Krampfanfälle und psychische Veränderungen<ref>http://www.bfr.bund.de/cd/1007</ref>. In den USA sind bereits mehrere hundert Menschen durch die unkontrollierte Einnahme solcher Produkte erkrankt, mehr als zehn starben an den Folgen<ref>http://www.fda.gov/ohrms/dockets/dailys/01/Sep01/091001/cp00001.pdf</ref>.
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Im New England Journal of Medicine erschien im Jahr 2000 ein umfangreicher Artikel, in dem über eine ganze Reihe von ernsthaft erkrankten Patienten, die ephedrahaltige Pillen eingenommen hatten, berichtet wurde (Haller und Benowitz 2000). Die meisten Nutzer waren älter als 30&nbsp;Jahre gewesen (69%) und in 2/3 der Fälle hatte es sich um Frauen gehandelt. Der Hauptgrund für die Einnahme der Pillen war der Wunsch nach Gewichtsreduktion (59%) und Erzielung einer athletischen Erscheinung (16%) gewesen. Bei den 87&nbsp;Patienten stellten sich 98&nbsp;Nebenwirkungen ein, die kardiovaskulärer (46%), zentralnervöser (18%) oder sonstiger Natur (36%) waren. Neben Bluthochdruck und Herzrasen/-stolpern kam es bei zwei Patienten zu einem Herzinfarkt und bei acht Patienten zum Herzstillstand bzw. zum plötzlichen Herztod. Auch kam es bei 10 Patienten zu Schlaganfällen. Von den 87&nbsp;Patienten verstarben insgesamt 11%, während 15% dauerhafte Schäden zurück behielten. Nur 48% der Betroffenen erholte sich wieder vollständig von ihrer Erkrankung.
    
Wer der Ansicht ist, die Betroffenen hätten wohl einfach nur zuviel eingenommen und seien an ihren Leiden selbst schuld, irrt gewaltig. Haller und Benowitz (2000) geben in ihren Tabellen unter genauer Namensnennung der verwendeten Produkte und Tagesdosierungen an, welche Patienten nach welcher Anwendungszeit an welchen Folgen litten. So hatte beispielsweise ein Patient, der einen Herzstillstand erlitten hatte, gerade mal einen Tag lang 21&nbsp;mg Ephedra eingenommen. Andere Patienten mit Herzstillstand hatten 20&nbsp;mg/d über 1&nbsp;Jahr bzw. 60&nbsp;mg/d für 7&nbsp;Monate eingenommen. Ein Schlaganfallpatient hatte zuvor zwei Wochen lang 30&nbsp;mg/d Ephedra konsumiert.
 
Wer der Ansicht ist, die Betroffenen hätten wohl einfach nur zuviel eingenommen und seien an ihren Leiden selbst schuld, irrt gewaltig. Haller und Benowitz (2000) geben in ihren Tabellen unter genauer Namensnennung der verwendeten Produkte und Tagesdosierungen an, welche Patienten nach welcher Anwendungszeit an welchen Folgen litten. So hatte beispielsweise ein Patient, der einen Herzstillstand erlitten hatte, gerade mal einen Tag lang 21&nbsp;mg Ephedra eingenommen. Andere Patienten mit Herzstillstand hatten 20&nbsp;mg/d über 1&nbsp;Jahr bzw. 60&nbsp;mg/d für 7&nbsp;Monate eingenommen. Ein Schlaganfallpatient hatte zuvor zwei Wochen lang 30&nbsp;mg/d Ephedra konsumiert.
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Nach Haller und Benowitz (2000) wurden in den USA im Jahre 1999 etwa 3&nbsp;Milliarden Ephedra-Einzeldosen verkauft und ausgehend von einer dreimal täglichen Einnahme über einen 12wöchigen Zeitraum schätzten die Autoren die Konsumentenzahl auf etwa 12&nbsp;Millionen US-Bürger. Wie hoch die Zahl der Patienten mit Nebenwirkungen in dieser Zielgruppe aber wirklich ist, kann derzeit niemand sagen. Gewisse Schätzungen hinsichtlich des Schlaganfallrisikos sind jedoch möglich. Ephedrakraut enthält Phenylpropanolamin, eine Substanz, die auch in anderen Appetitzüglern vorkommt. Das Hemorrhagic Stroke Project, eine von der FDA iniziierte Untersuchung zur Abschätzung des Schlaganfallrisikos bei Phenylpropanolamin-Konsumenten, ergab für die USA folgendes Ergebnis. Nehmen 107.000&nbsp;Frauen einen derartigen Appetitzügler für drei Tage ein, erleidet eine von ihnen einen Schlaganfall. Da Männer kaum Appetitzügler einnehmen, kann man ihr entsprechendes Risiko nicht berechnen. Fleming (2000) schätzt die Zahl der Fälle, die durch Phenylpropanolaminkonsum Schlaganfälle erleiden, auf 200-400&nbsp;Fälle in den USA pro Jahr. Geht man auf der Basis von Haller und Benowitz (2000), die von einem 60%igen Frauenanteil in ihrer Untersuchung berichteten, davon aus, dass von den 12&nbsp;Mio. US-Bürgern, die Ephedraeinzeldosen benutzen, ebenfalls 2/3&nbsp;Frauen sind, so ist zu erwarten, dass etwa 60-70&nbsp;Schlaganfälle durch den Ephedrakonsum verursacht werden – und diese Schätzung ignoriert, dass die Ephedra-Einzeldosen normalerweise nicht drei Tage, sondern mehrere Wochen eingenommen werden und somit das Risiko um ein Mehrfaches höher sein könnte!
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Nach Haller und Benowitz (2000) wurden in den USA im Jahre 1999 etwa 3&nbsp;Milliarden Ephedra-Einzeldosen verkauft und ausgehend von einer dreimal täglichen Einnahme über einen 12wöchigen Zeitraum schätzten die Autoren die Konsumentenzahl auf etwa 12&nbsp;Millionen US-Bürger. Wie hoch die Zahl der Patienten mit Nebenwirkungen in dieser Zielgruppe aber wirklich ist, kann derzeit niemand sagen. Gewisse Schätzungen hinsichtlich des Schlaganfallrisikos sind jedoch möglich.  
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Da offenbar Frauen bevorzugt Mormonentee/Ma Huang/Ephedrakraut als Appetitzügler und Männer ihn wohl eher als 'legales Extasy' benutzen, sei darauf hingewiesen, dass Ephedrakraut in den USA seit dem Jahre 1994 über 800 behördlich registrierte Zwischenfälle verursacht hat, die von Bluthochdruck über Kopfschmerzen, Herzanfällen bis zum Tod reichten<ref>http://www.innovations-report.de/html/berichte/medizin_gesundheit/bericht-16241.html</ref>.
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Das Hemorrhagic Stroke Project, eine von der FDA iniziierte Untersuchung zur Abschätzung des Schlaganfallrisikos bei Phenylpropanolamin-Konsumenten, ergab für die USA folgendes Ergebnis: Nehmen 107.000&nbsp;Frauen einen derartigen Appetitzügler für drei Tage ein, erleidet eine von ihnen einen Schlaganfall. Da Männer kaum Appetitzügler einnehmen, kann man ihr entsprechendes Risiko nicht berechnen. Fleming (2000) schätzt die Zahl der Fälle, die durch Phenylpropanolaminkonsum Schlaganfälle erleiden, auf 200-400&nbsp;Fälle in den USA pro Jahr. Geht man auf der Basis von Haller und Benowitz (2000), die von einem 60%igen Frauenanteil in ihrer Untersuchung berichteten, davon aus, dass von den 12&nbsp;Mio. US-Bürgern, die Ephedraeinzeldosen benutzen, ebenfalls 2/3&nbsp;Frauen sind, so ist zu erwarten, dass etwa 60-70&nbsp;Schlaganfälle durch den Ephedrakonsum verursacht werden – und diese Schätzung ignoriert, dass die Ephedra-Einzeldosen normalerweise nicht drei Tage, sondern mehrere Wochen eingenommen werden und somit das Risiko um ein Mehrfaches höher sein könnte!
    
Die Inhaltsstoffe des Ephedrakrauts können auch mit anderen Arzneimitteln wechselwirken. Nimmt man beispielsweise sog. MAO-Hemmer ein, so erhöht dies drastisch die Ephedrinwirkung. Gleichzeitig eingenommene Secale-Alkaloide oder Oxytocin verstärken den Blutdruck erheblich. Ob ein Suchtpotential besteht, ist derzeit unklar. Eindeutig ist, dass ephedrinhaltige Mittel auf der Dopingliste des Internationalen Olympischen Komitees stehen.
 
Die Inhaltsstoffe des Ephedrakrauts können auch mit anderen Arzneimitteln wechselwirken. Nimmt man beispielsweise sog. MAO-Hemmer ein, so erhöht dies drastisch die Ephedrinwirkung. Gleichzeitig eingenommene Secale-Alkaloide oder Oxytocin verstärken den Blutdruck erheblich. Ob ein Suchtpotential besteht, ist derzeit unklar. Eindeutig ist, dass ephedrinhaltige Mittel auf der Dopingliste des Internationalen Olympischen Komitees stehen.
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