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Nach diesem historischen Exkurs ist ersichtlich, dass die Heilsteinkunde auf uralten magischen bzw. wissenschaftlich nicht haltbaren Vorstellungen beruht. In der heutigen Esoterik lebt sie als Konglomerat aus Magie und Elementen diverser Religionen weiter, verbunden mit Systemen wie der Astrologie. Minerale werden dabei neben Klängen, Düften und Farben eingesetzt, um Gesundheit und Wohlbefinden zu erlangen. Wissenschaftlich anmutende Argumente sollen die These von der Heilkraft der Steine untermauern.
 
Nach diesem historischen Exkurs ist ersichtlich, dass die Heilsteinkunde auf uralten magischen bzw. wissenschaftlich nicht haltbaren Vorstellungen beruht. In der heutigen Esoterik lebt sie als Konglomerat aus Magie und Elementen diverser Religionen weiter, verbunden mit Systemen wie der Astrologie. Minerale werden dabei neben Klängen, Düften und Farben eingesetzt, um Gesundheit und Wohlbefinden zu erlangen. Wissenschaftlich anmutende Argumente sollen die These von der Heilkraft der Steine untermauern.
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Die vermeintliche Wirkung von Kristallen wird häufig auf eine besondere Kraft oder Energie zurückgeführt. Um diese zentrale Mutmaßung der Heilsteinkunde auf ihre Stichhaltigkeit hin zu untersuchen, betrachten wir zunächst die atomare Struktur der Kristalle. Den Gesetzen der Thermodynamik Rechnung tragend ist auf dieser Ebene alles oberhalb des (unerreichbaren) absoluten Nullpunkts von -273&nbsp;°C in Bewegung. Auch die Atome fester Stoffe bleiben nicht starr an einer Stelle, sondern vibrieren auf ihren Gitterplätzen. Diese Gitterschwingungen sind temperaturabhängig und bewirken beim Erreichen einer spezifischen Temperatur das Schmelzen des Materials. Die Frequenz der Gitterschwingungen liegt im THz-Bereich (Terahertz, 10<sup>12</sup> Schwingungen pro Sekunde), was einer Energie von wenigen meV (Millielektronenvolt) entspricht. Die Energie gewöhnlichen Tageslichts ist verglichen dazu 1.000-mal größer. Die durch die Gitterschwingung freigesetzte Energie wird unter Berücksichtigung des Welle-Teilchen-Dualismus als Phononenenergie bezeichnet. Die Phononen ihrerseits stehen auf komplexe Weise in Wechselwirkung mit den Bausteinen der Materie, wodurch ihre Energie kompensiert wird. Auf das Vorhandensein eines 'Kraft- oder Energiereservoirs' innerhalb eines Kristalls oder geheimnisvoller Strahlen gibt es daher keinen Hinweis.
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Die vermeintliche Wirkung von Kristallen wird häufig auf eine besondere Kraft oder Energie zurückgeführt. Um diese zentrale Mutmaßung der Heilsteinkunde auf ihre Stichhaltigkeit hin zu untersuchen, betrachten wir zunächst die atomare Struktur der Kristalle. Den Gesetzen der Thermodynamik Rechnung tragend ist auf dieser Ebene alles oberhalb des (unerreichbaren) absoluten Nullpunkts von -273&nbsp;°C in Bewegung. Auch die Atome fester Stoffe bleiben nicht starr an einer Stelle, sondern vibrieren auf ihren Gitterplätzen. Diese Gitterschwingungen sind temperaturabhängig und bewirken beim Erreichen einer spezifischen Temperatur das Schmelzen des Materials. Die [[Frequenz]] der Gitterschwingungen liegt im THz-Bereich (Terahertz, 10<sup>12</sup> Schwingungen pro Sekunde), was einer Energie von wenigen meV (Millielektronenvolt) entspricht. Die Energie gewöhnlichen Tageslichts ist verglichen dazu 1.000-mal größer. Die durch die Gitterschwingung freigesetzte Energie wird unter Berücksichtigung des Welle-Teilchen-Dualismus als Phononenenergie bezeichnet. Die Phononen ihrerseits stehen auf komplexe Weise in Wechselwirkung mit den Bausteinen der Materie, wodurch ihre Energie kompensiert wird. Auf das Vorhandensein eines 'Kraft- oder Energiereservoirs' innerhalb eines Kristalls oder geheimnisvoller Strahlen gibt es daher keinen Hinweis.
    
Bezüglich der Auswahl designierter Heilsteine sind die Vertreter der Heilsteinkunde der Ansicht, dass nur 'echte' wirksam seien. Ein Rauchquarz, der durch Bestrahlung von gewöhnlichem Quarz hergestellt wurde, habe ebenso wenig Heilkraft wie ein Citrin, der durch Erhitzen von Amethyst erhalten wird, oder wie künstlicher Bernstein aus gepresstem Harz. Da Plagiate nicht nur als unwirksam, sondern gar als schädlich eingestuft werden, vergibt der Steinheilkunde&nbsp;e.V. sogar ein Heilstein-Gütesiegel.
 
Bezüglich der Auswahl designierter Heilsteine sind die Vertreter der Heilsteinkunde der Ansicht, dass nur 'echte' wirksam seien. Ein Rauchquarz, der durch Bestrahlung von gewöhnlichem Quarz hergestellt wurde, habe ebenso wenig Heilkraft wie ein Citrin, der durch Erhitzen von Amethyst erhalten wird, oder wie künstlicher Bernstein aus gepresstem Harz. Da Plagiate nicht nur als unwirksam, sondern gar als schädlich eingestuft werden, vergibt der Steinheilkunde&nbsp;e.V. sogar ein Heilstein-Gütesiegel.
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Uneinigkeit herrscht bei der Begründung des vermeintlichen Heilmechanismus. Ohne quasi-wissenschaftlichen Überbau kommt der älteste Zweig der Steinheilkunde aus, die intuitive Steinheilkunde, die jeweils durch Intuition das passende Mineral ermittelt. Anders der deutsche Heilstein-Papst Michael Gienger, Begründer des 'Steinheilkunde&nbsp;e.V.' und Autor diverser Heilsteinbücher (Gienger 1996). Zwar räumt er ein, dass der exakte Wirkmechanismus der Minerale nicht aufgeklärt ist. Die generelle Wirkung der Steine beschreibt er jedoch unter Berufung auf ein einfaches physikalisches Phänomen: die Farbigkeit. Jeder Gegenstand absorbiert einen Teil des Lichts, das auf ihn fällt. Abhängig von der Wellenlänge des restlichen, reflektierten Lichtes erscheint der Gegenstand für uns farbig. Diese vom Mineral reflektierte Strahlung beeinflusst nach Auffassung Giengers die menschlichen Körperzellen (über Biophotonen) und wirkt damit auf den Energiefluss esoterischer Körperzentren wie der Meridiane und der Chakren sowie auf die Aura, ebenso auch auf die elektrische Reizleitung der Nerven, Gewebe und Organe. Die konstante, gleichmäßige Emission farbigen Lichts bewirke das Einpendeln und Harmonisieren chaotischer und verwirrter Frequenzen in uns.<ref>Gienger M: Steinheilkunde. Lebensart 5/1999. http://www.esoterikaktuell.de/199905/beitraege/hauptteil_beitraege.html</ref>
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Uneinigkeit herrscht bei der Begründung des vermeintlichen Heilmechanismus. Ohne quasi-wissenschaftlichen Überbau kommt der älteste Zweig der Steinheilkunde aus, die intuitive Steinheilkunde, die jeweils durch Intuition das passende Mineral ermittelt. Anders der deutsche Heilstein-Papst Michael Gienger, Begründer des 'Steinheilkunde&nbsp;e.V.' und Autor diverser Heilsteinbücher (Gienger 1996). Zwar räumt er ein, dass der exakte Wirkmechanismus der Minerale nicht aufgeklärt ist. Die generelle Wirkung der Steine beschreibt er jedoch unter Berufung auf ein einfaches physikalisches Phänomen: die Farbigkeit. Jeder Gegenstand absorbiert einen Teil des Lichts, das auf ihn fällt. Abhängig von der Wellenlänge des restlichen, reflektierten Lichtes erscheint der Gegenstand für uns farbig. Diese vom Mineral reflektierte Strahlung beeinflusst nach Auffassung Giengers die menschlichen Körperzellen (über Biophotonen) und wirkt damit auf den Energiefluss esoterischer Körperzentren wie der Meridiane und der Chakren sowie auf die Aura, ebenso auch auf die elektrische Reizleitung der Nerven, Gewebe und Organe. Die konstante, gleichmäßige Emission farbigen Lichts bewirke das Einpendeln und Harmonisieren chaotischer und verwirrter [[Frequenzen]] in uns.<ref>Gienger M: Steinheilkunde. Lebensart 5/1999. http://www.esoterikaktuell.de/199905/beitraege/hauptteil_beitraege.html</ref>
    
Durch die Wechselwirkung eines Minerals mit Licht und Wärme sei es von einem ihm eigenen elektromagnetischen Feld umgeben, das gewissermaßen die Informationen seiner chemischen Zusammensetzung, Struktur und geologischen Entstehung wie ein Sender ausstrahle. Diese Informationsstrahlen sollen zu geistigen, seelischen oder körperlichen Reaktionen führen: Durch das Tragen eines eisenhaltigen Minerals werde unser Körper daran erinnert, mehr Eisen aus der Nahrung aufzunehmen.
 
Durch die Wechselwirkung eines Minerals mit Licht und Wärme sei es von einem ihm eigenen elektromagnetischen Feld umgeben, das gewissermaßen die Informationen seiner chemischen Zusammensetzung, Struktur und geologischen Entstehung wie ein Sender ausstrahle. Diese Informationsstrahlen sollen zu geistigen, seelischen oder körperlichen Reaktionen führen: Durch das Tragen eines eisenhaltigen Minerals werde unser Körper daran erinnert, mehr Eisen aus der Nahrung aufzunehmen.
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