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Weiter berichtet er aus seiner Praxis:
 
Weiter berichtet er aus seiner Praxis:
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:"''Ein Vater sagte mir z.B.: "Ich bin froh, dass das Kind jetzt einen Namen hat. Ich weiß nicht, ob das der richtige Name ist, aber ich kann mich jetzt selbst besser unter Kontrolle bekommen. Wenn mein Kind sich wieder mal unmöglich benimmt, sage ich mir, es hat ADS, es ist krank, es kann ja nichts dafür und dann schaffe ich es manchmal wieder, mich zu beruhigen. Wir sehen hier, dass die vereinfachende Diagnose ADS/ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, bzw. Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) schon als solche auf manche Eltern beruhigend wirkt und den Zirkel von Aggression und Gegenaggression zumindest für einen Augenblick unterbrechen hilft. Das beunruhigend und chaotisch Unverständliche bekommt einen angstvermindernden Namen.''"  
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:"''Ein Vater sagte mir z.B.: "Ich bin froh, dass das Kind jetzt einen Namen hat.'' [...] ''Wenn mein Kind sich wieder mal unmöglich benimmt, sage ich mir, es hat ADS, es ist krank, es kann ja nichts dafür und dann schaffe ich es manchmal wieder, mich zu beruhigen. Wir sehen hier, dass die vereinfachende Diagnose ADS/ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, bzw. Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) schon als solche auf manche Eltern beruhigend wirkt und den Zirkel von Aggression und Gegenaggression zumindest für einen Augenblick unterbrechen hilft. Das beunruhigend und chaotisch Unverständliche bekommt einen angstvermindernden Namen.''"  
    
Dammasch verkennt allerdings, dass die ADHS-Diagnose führt keineswegs zu mehr sozialer Anerkennung der Eltern und Kinder. Ein hyperaktives Kind ist eher eine nervliche Herausforderung für die Eltern als beängstigend. Aber um bei der Angst zu bleiben, der Autor verrät hier nicht, welche Art von Angst das sein soll. Angst vor dem Kind oder Angst um das Kind. Letztes wäre zu bejahen, wobei die Diagnose daran nichts ändert. Auch ignoriert er, dass aggressives Verhalten sich bei weitem nicht generell bei Kindern mit ADHS zeigt. Der Analytiker aber etikettiert „hyperaktive“ Kinder pauschal als aggressiv.
 
Dammasch verkennt allerdings, dass die ADHS-Diagnose führt keineswegs zu mehr sozialer Anerkennung der Eltern und Kinder. Ein hyperaktives Kind ist eher eine nervliche Herausforderung für die Eltern als beängstigend. Aber um bei der Angst zu bleiben, der Autor verrät hier nicht, welche Art von Angst das sein soll. Angst vor dem Kind oder Angst um das Kind. Letztes wäre zu bejahen, wobei die Diagnose daran nichts ändert. Auch ignoriert er, dass aggressives Verhalten sich bei weitem nicht generell bei Kindern mit ADHS zeigt. Der Analytiker aber etikettiert „hyperaktive“ Kinder pauschal als aggressiv.
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:„''In den Gesprächen mit der Mutter wird mir klar, dass die abrupte Trennung des Mannes auch die Mutter in verwirrende Hektik und Hyperaktivität gebracht hat. Mutter und Tochter zeigen in ihrer aktiven antidepressiven Art, mit dem plötzlichen Verlust umzugehen, eine sie verbindende Gemeinsamkeit. Mögen Psychiater in dieser Gemeinsamkeit einen Beleg für die Vererbung von ADHS erkennen, verstehe ich dies eher als eine Identifikation der Tochter mit den mütterlichen Umgehensweisen.''“
 
:„''In den Gesprächen mit der Mutter wird mir klar, dass die abrupte Trennung des Mannes auch die Mutter in verwirrende Hektik und Hyperaktivität gebracht hat. Mutter und Tochter zeigen in ihrer aktiven antidepressiven Art, mit dem plötzlichen Verlust umzugehen, eine sie verbindende Gemeinsamkeit. Mögen Psychiater in dieser Gemeinsamkeit einen Beleg für die Vererbung von ADHS erkennen, verstehe ich dies eher als eine Identifikation der Tochter mit den mütterlichen Umgehensweisen.''“
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Nach der Beobachtung eines Kindes kommt Dammasch zu folgenden Schlussfolgerungeh:
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Nach der Beobachtung eines Kindes kommt Dammasch zu folgenden Schlussfolgerungen:
    
*“''Die Hyperaktivität eines Kindes basiert immer auf einer frühen und oft persistierenden Beziehungsstörung mit den primären Bezugspersonen, die sich als Verhaltensstörung zeigt.''“
 
*“''Die Hyperaktivität eines Kindes basiert immer auf einer frühen und oft persistierenden Beziehungsstörung mit den primären Bezugspersonen, die sich als Verhaltensstörung zeigt.''“
 
   
 
   
Das ist eine sehr gewagte Aussage, denn eine solche globale Aussage verlangt wissenschaftliche Studien und Statistiken, die Dammasch nicht vorweisen kann. Dieser monokausale Erklärungsansatz ist eine pauschale Reduzierung der ADHS-Ursachen auf frühkindliche Beziehungsstörungen zur primären Bezugsperson. Damit macht der Autor das, was er anderen vorwirft, die Reduzierung eines Menschen auf eine Pauschaldiagnose.
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Das ist eine sehr gewagte Behauptung, denn eine solche globale Aussage verlangt wissenschaftliche Studien und Statistiken, die Dammasch nicht vorweisen kann. Dieser monokausale Erklärungsansatz ist eine pauschale Reduzierung der ADHS-Ursachen auf frühkindliche Beziehungsstörungen zur primären Bezugsperson. Damit macht der Autor das, was er anderen vorwirft, die Reduzierung eines Menschen auf eine pauschale Kurzddiagnose.
    
*“''Überproportional häufig sind traumatische Trennungserlebnisse des betroffenen Kindes selbst oder transgenerationale Traumata der Mutter festzustellen, die sie unverstanden in die frühe Beziehung mit ihrem Kind einbringt.''“
 
*“''Überproportional häufig sind traumatische Trennungserlebnisse des betroffenen Kindes selbst oder transgenerationale Traumata der Mutter festzustellen, die sie unverstanden in die frühe Beziehung mit ihrem Kind einbringt.''“
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*“''Der Vater ist als emotional haltender und verstehender Dritter in der Familie entweder abwesend oder er steht außerhalb einer ambivalent verwickelten Mutter-Kind Dyade.''“
 
*“''Der Vater ist als emotional haltender und verstehender Dritter in der Familie entweder abwesend oder er steht außerhalb einer ambivalent verwickelten Mutter-Kind Dyade.''“
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Ebenso entspricht es dem Menschenbild der Psychoanalyse, dass der Vater schwach oder abwesend ist, wie bei fast allen Erklärungsmodellen psychischer Erkrankungen.
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Ebenso entspricht es dem Menschenbild der Psychoanalyse, dass der Vater schwach oder abwesend ist, wie bei fast allen analytischen Erklärungsmodellen anderer psychischer Erkrankungen.
    
*“''Der impulsive Bewegungsdrang des Kindes dient der Flucht vor dem eigenen Innenleben und der emotionalen Nähe in einer Beziehung.''“
 
*“''Der impulsive Bewegungsdrang des Kindes dient der Flucht vor dem eigenen Innenleben und der emotionalen Nähe in einer Beziehung.''“
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