Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
Überflüssige Links gelöscht
Zeile 1: Zeile 1: −
Als '''morphisches Feld''' (engl. „morphic field“) oder '''morphogenetisches Feld''' bezeichnete der [[Vereinigtes Königreich|britische]] [[Biologe]] [[Rupert Sheldrake]] in einem seiner Bücher (''A New Science of Life'') ein nicht näher definiertes hypothetisches biologisches (und potentiell gesellschaftliches) Feld, das als „formbildende Verursachung“ verantwortlich sein könnte für die Entwicklung von Strukturen.  Der allgemeine Charakter der Hypothese wurde als [[pseudowissenschaft]]lich kritisiert,<ref name="JOCS">Anthony Freeman: ''The Sense of Being Glared At''. In: ''Journal of Consciousness Studies'', 12, Nr. 6, 2005, S. 4–9. [http://www.imprint.co.uk/Editorial12_6.pdf Online-Ausgabe] [http://www.sheldrake.org/deutsche/jcs_2005.html Auszüge des Artikels in deutscher Übersetzung]</ref> <ref>[[Lewis Wolpert]]: Pseudoscience and antiscience. [[Nature]] 334, 114 - 114 (14 Jul 1988) Book Review on: The New Age:Notes of a Fringe Watcher by [[Martin Gardner]]</ref> teilweise von Vertretern der Sozialwissenschaften und [[Gestalttherapie]] ernsthaft diskutiert,<ref>Dürr, H.-P., Gottwald, F.-T. (1999) (Hg.): Rupert Sheldrake in der Diskussion. Das Wagnis einer neuen Wissenschaft des Lebens., Scherz Verlag, Bern München Wien</ref> von der großen Mehrheit der Naturwissenschaftler aber abgelehnt bzw. ignoriert.<ref name="JOCS"/><ref>http://homepage.mac.com/gerhardlang/AKP/Texte/Texte_ieS/ArtikelShel.doc</ref>  
+
Als '''morphisches Feld''' (engl. „morphic field“) oder '''morphogenetisches Feld''' bezeichnete der britische Biologe [[Rupert Sheldrake]] in einem seiner Bücher (''A New Science of Life'') ein nicht näher definiertes hypothetisches biologisches (und potentiell gesellschaftliches) Feld, das als „formbildende Verursachung“ verantwortlich sein könnte für die Entwicklung von Strukturen.  Der allgemeine Charakter der Hypothese wurde als [[pseudowissenschaft]]lich kritisiert,<ref name="JOCS">Anthony Freeman: ''The Sense of Being Glared At''. In: ''Journal of Consciousness Studies'', 12, Nr. 6, 2005, S. 4–9. [http://www.imprint.co.uk/Editorial12_6.pdf Online-Ausgabe] [http://www.sheldrake.org/deutsche/jcs_2005.html Auszüge des Artikels in deutscher Übersetzung]</ref> <ref>Lewis Wolpert: Pseudoscience and antiscience. Nature  334, 114 - 114 (14 Jul 1988) Book Review on: The New Age:Notes of a Fringe Watcher by [[Martin Gardner]]</ref> teilweise von Vertretern der Sozialwissenschaften und Gestalttherapie ernsthaft diskutiert,<ref>Dürr, H.-P., Gottwald, F.-T. (1999) (Hg.): Rupert Sheldrake in der Diskussion. Das Wagnis einer neuen Wissenschaft des Lebens., Scherz Verlag, Bern München Wien</ref> von der großen Mehrheit der Naturwissenschaftler aber abgelehnt bzw. ignoriert.<ref name="JOCS"/><ref>http://homepage.mac.com/gerhardlang/AKP/Texte/Texte_ieS/ArtikelShel.doc</ref>  
   −
Der in der [[Entwicklungsbiologie]] verwendete Begriff [[morphogen]]etisches Feld ist nicht identisch mit den von Sheldrake angenommenen Feldern.
+
Der in der Entwicklungsbiologie verwendete Begriff morphogenetisches Feld ist nicht identisch mit den von Sheldrake angenommenen Feldern.
    
== Ausgangspunkt ==
 
== Ausgangspunkt ==
Rupert Sheldrake (* 1942) ist in Pflanzenphysiologie an der [[Universität Cambridge]] und in Philosophie an der [[Universität Harvard]] ausgebildet. Er interessierte sich dafür, wie Pflanzen und auch alle anderen Lebewesen ihre Form erhielten. Eine einzelne Zelle spaltet sich in anfangs identische Kopien, die mit jeder weiteren Zellteilung spezifische Eigenschaften annehmen; einige Zellen werden zu Blättern, andere zu Stängeln. Sobald diese Veränderungen stattgefunden haben, gibt es keinen Rückweg mehr. Beispielsweise können Blätter nicht wieder zu Stängeln werden.
+
Rupert Sheldrake (* 1942) ist in Pflanzenphysiologie an der Universität Cambridge und in Philosophie an der Universität Harvard ausgebildet. Er interessierte sich dafür, wie Pflanzen und auch alle anderen Lebewesen ihre Form erhielten. Eine einzelne Zelle spaltet sich in anfangs identische Kopien, die mit jeder weiteren Zellteilung spezifische Eigenschaften annehmen; einige Zellen werden zu Blättern, andere zu Stängeln. Sobald diese Veränderungen stattgefunden haben, gibt es keinen Rückweg mehr. Beispielsweise können Blätter nicht wieder zu Stängeln werden.
   −
Noch in den 1920ern hat man angenommen, dass die Regulation der Entwicklung eines Embryos (siehe [[Driesch]]) sowie die Gliedmaßenregeneration die Existenz unbekannter „morphogenetischer Felder“ impliziere. Die spätere Entdeckung der [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]], die Bestandteile des Organismus „kodiert“, schien eine Erklärung anzubieten. Andererseits weiß man, dass die DNA in nahezu allen Zellen des Organismus identisch ist. Somit blieb die Entstehung der Gestalt eines Organismus unklar. Man musste ja erklären, wie die Zellen, die gleiche DNA besitzen, in der Lage sind, zu verschiedenen Körperteilen beizutragen und sich [[Differenzierung (Biologie)|auszudifferenzieren]]. Man vermutete zwar schon, dass die Informationen für die Entwicklung der Gestalt in der DNA codiert waren, aber die bei der Entwicklung ablaufenden Prozesse blieben unbekannt. Zu Beginn der 1990er Jahre fand [[Christiane Nüsslein-Volhard]] Morphogene, die sie für Musterbildung verantwortlich machte, und klärte ihre Funktion.
+
Noch in den 1920ern hat man angenommen, dass die Regulation der Entwicklung eines Embryos (siehe Driesch) sowie die Gliedmaßenregeneration die Existenz unbekannter „morphogenetischer Felder“ impliziere. Die spätere Entdeckung der DNA, die Bestandteile des Organismus „kodiert“, schien eine Erklärung anzubieten. Andererseits weiß man, dass die DNA in nahezu allen Zellen des Organismus identisch ist. Somit blieb die Entstehung der Gestalt eines Organismus unklar. Man musste ja erklären, wie die Zellen, die gleiche DNA besitzen, in der Lage sind, zu verschiedenen Körperteilen beizutragen und sich auszudifferenzieren. Man vermutete zwar schon, dass die Informationen für die Entwicklung der Gestalt in der DNA codiert waren, aber die bei der Entwicklung ablaufenden Prozesse blieben unbekannt. Zu Beginn der 1990er Jahre fand Christiane Nüsslein-Volhard Morphogene, die sie für Musterbildung verantwortlich machte, und klärte ihre Funktion.
    
== Theorie ==
 
== Theorie ==
 
Sheldrake entwickelte stattdessen eine völlig neue Theorie, um dieses Problem zu erklären; seine Theorie behauptete die Existenz eines universellen Feldes, welches das „Grundmuster“ eines Gegenstands codieren soll. Er nahm zunächst bezug auf den Begriff des morphogenetischen bzw. Entwicklungsfelder, den er im Rahmen seiner Hypothese umformulierte, erweiterte und letztlich vollständig veränderte. Nach Sheldrakes Ansicht ist die Existenz einer Form schon ausreichend dafür, dass es für diese Form leichter sei, an irgendeinem anderen Ort zu existieren. Dies nannte Sheldrake 1973 ein ''morphisches Feld''; nach dieser Sichtweise bestünde die Natur möglicherweise nicht aus Naturgesetzen, sondern aus Gewohnheiten.
 
Sheldrake entwickelte stattdessen eine völlig neue Theorie, um dieses Problem zu erklären; seine Theorie behauptete die Existenz eines universellen Feldes, welches das „Grundmuster“ eines Gegenstands codieren soll. Er nahm zunächst bezug auf den Begriff des morphogenetischen bzw. Entwicklungsfelder, den er im Rahmen seiner Hypothese umformulierte, erweiterte und letztlich vollständig veränderte. Nach Sheldrakes Ansicht ist die Existenz einer Form schon ausreichend dafür, dass es für diese Form leichter sei, an irgendeinem anderen Ort zu existieren. Dies nannte Sheldrake 1973 ein ''morphisches Feld''; nach dieser Sichtweise bestünde die Natur möglicherweise nicht aus Naturgesetzen, sondern aus Gewohnheiten.
   −
Im Gegensatz zum [[elektromagnetisches Feld|elektromagnetischen Feld]] als „energetischem Typus der Verursachung“ soll es keine Energie zur Verfügung stellen. Ursprünglich diente die Hypothese eines morphischen Feldes nur als Erklärungsmodell für das genaue Aussehen eines Lebewesens (als Teil seiner [[Epigenetik]]) und sollte am Verhalten und der Koordination mit anderen Wesen beteiligt sein.  
+
Im Gegensatz zum elektromagnetischen Feld als „energetischem Typus der Verursachung“ soll es keine Energie zur Verfügung stellen. Ursprünglich diente die Hypothese eines morphischen Feldes nur als Erklärungsmodell für das genaue Aussehen eines Lebewesens (als Teil seiner Epigenetik) und sollte am Verhalten und der Koordination mit anderen Wesen beteiligt sein.  
Dieses  morphogenetische Feld soll eine Kraft zur Verfügung stellen, welche die Entwicklung eines Organismus steuert, so dass er eine Form annimmt, die anderen Exemplaren seiner Spezies ähnelt. Der Begriff „[[Morphogenese]]“ stammt von den griechischen Wörtern ''morphe'' (Form) und ''genesis'' (Entstehen, Werden). Ein Rückkoppelungsmechanismus namens '''morphische Resonanz''' soll sowohl zu Veränderungen an diesem Muster führen als auch erklären, warum Menschen während ihrer Entwicklung nicht die Form von Pflanzen annehmen.
+
Dieses  morphogenetische Feld soll eine Kraft zur Verfügung stellen, welche die Entwicklung eines Organismus steuert, so dass er eine Form annimmt, die anderen Exemplaren seiner Spezies ähnelt. Der Begriff „Morphogenese“ stammt von den griechischen Wörtern ''morphe'' (Form) und ''genesis'' (Entstehen, Werden). Ein Rückkoppelungsmechanismus namens '''morphische Resonanz''' soll sowohl zu Veränderungen an diesem Muster führen als auch erklären, warum Menschen während ihrer Entwicklung nicht die Form von Pflanzen annehmen.
    
== Begründungen ==
 
== Begründungen ==
Eines von Sheldrakes Beweismitteln war die Arbeit des Forschers [[William McDougall]] von der [[Harvard Universität]], der in den 1920er Jahren die Fähigkeit von Ratten untersucht hatte, aus Labyrinthen herauszufinden. Er hatte herausgefunden, dass die Nachkommen von Ratten, die das Labyrinth kannten, schneller hindurch fanden; zuerst brauchten die Ratten 165 Fehlversuche, bevor sie jedes Mal ohne Fehler durch das Labyrinth fanden, aber nach einigen Generationen waren es nur noch 20 Fehlversuche. McDougall glaubte, dass der Grund dafür in einer Art von [[Lamarckismus|Lamarckschem Evolutionsprozess]] lag. Sheldrake hingegen sah darin den Beweis für die Existenz eines Feldes. Die Ratten, welche das Labyrinth zuerst durchliefen, schufen nach seiner Ansicht ein Lernmuster innerhalb eines „Rattenfeldes“, auf das die Nachkommen dieser Ratten zurückgreifen konnten. <!--Mehrere Beispiele für diese Art „universellen Lernens“ wurden angeboten. unverständlich! -->
+
Eines von Sheldrakes Beweismitteln war die Arbeit des Forschers William McDougall von der Harvard Universität, der in den 1920er Jahren die Fähigkeit von Ratten untersucht hatte, aus Labyrinthen herauszufinden. Er hatte herausgefunden, dass die Nachkommen von Ratten, die das Labyrinth kannten, schneller hindurch fanden; zuerst brauchten die Ratten 165 Fehlversuche, bevor sie jedes Mal ohne Fehler durch das Labyrinth fanden, aber nach einigen Generationen waren es nur noch 20 Fehlversuche. McDougall glaubte, dass der Grund dafür in einer Art von Lamarckschem Evolutionsprozess lag. Sheldrake hingegen sah darin den Beweis für die Existenz eines Feldes. Die Ratten, welche das Labyrinth zuerst durchliefen, schufen nach seiner Ansicht ein Lernmuster innerhalb eines „Rattenfeldes“, auf das die Nachkommen dieser Ratten zurückgreifen konnten.  
   −
Das andere Beweismittel kam aus der [[Chemie]], in der sich ein anderes noch ungeklärtes „Lernverhalten“ bei der Züchtung von [[Kristall]]en abspielte. Wenn eine neue chemische Verbindung erstmals hergestellt wird, geht der Kristallisationsprozess langsam vonstatten; wenn andere Forscher das Experiment wiederholen, stellen sie fest, dass der Prozess schneller abläuft. Chemiker schreiben dies der gestiegenen Qualität späterer Experimente zu; die Fehler der früheren Versuche waren schon dokumentiert und wurden nicht erneut begangen. Sheldrake hingegen glaubte, dass dies ein weiteres Beispiel für ein morphogenetisches Feld sei; die Kristalle, die bei den ersten Versuchen gezüchtet worden waren, hätten ein Feld erschaffen, auf das die Kristalle der später durchgeführten Experimente zurückgegriffen hätten.
+
Das andere Beweismittel kam aus der Chemie, in der sich ein anderes noch ungeklärtes „Lernverhalten“ bei der Züchtung von Kristallen abspielte. Wenn eine neue chemische Verbindung erstmals hergestellt wird, geht der Kristallisationsprozess langsam vonstatten; wenn andere Forscher das Experiment wiederholen, stellen sie fest, dass der Prozess schneller abläuft. Chemiker schreiben dies der gestiegenen Qualität späterer Experimente zu; die Fehler der früheren Versuche waren schon dokumentiert und wurden nicht erneut begangen. Sheldrake hingegen glaubte, dass dies ein weiteres Beispiel für ein morphogenetisches Feld sei; die Kristalle, die bei den ersten Versuchen gezüchtet worden waren, hätten ein Feld erschaffen, auf das die Kristalle der später durchgeführten Experimente zurückgegriffen hätten.
    
Seit damals wurde eine Reihe von anderen Beispielen hinzugefügt; sowohl das Verhalten von Affen in Japan beim Putzen ihrer Nahrung als auch die Fähigkeit von europäischen Vögeln, zu lernen, wie man Milchflaschen öffnet, wurden als Beispiele einer „nichtlokalen“ Kraft bei Verhalten und Lernfähigkeit angeboten.
 
Seit damals wurde eine Reihe von anderen Beispielen hinzugefügt; sowohl das Verhalten von Affen in Japan beim Putzen ihrer Nahrung als auch die Fähigkeit von europäischen Vögeln, zu lernen, wie man Milchflaschen öffnet, wurden als Beispiele einer „nichtlokalen“ Kraft bei Verhalten und Lernfähigkeit angeboten.
Zeile 25: Zeile 25:  
===Termiten-Experiment===
 
===Termiten-Experiment===
 
<!--Hier Sheldrakes Bezugnahme: http://www.sheldrake.org/deutsche/siebenex/termiten.html-->
 
<!--Hier Sheldrakes Bezugnahme: http://www.sheldrake.org/deutsche/siebenex/termiten.html-->
Morphische Felder werden von Sheldrake postuliert, um die [[Ganzheit]]lichkeit [[Selbstorganisation|selbstorganisierender Systeme]] zu erklären. Sheldrake leitet aus seinen Beobachtungen ab, dass man diese nicht allein aus der Summe ihrer Bestandteile heraus oder aus deren Wechselwirkungen erklären kann. Das von Sheldrake genannte Gedankenmodell, dass Formen von selbstorganisierenden Systemen durch morphische Felder ausgeprägt werden, ordnet demnach Atome, Moleküle, Kristalle, Zellen, Gewebe, Organe, Organismen, soziale Gemeinschaften, Ökosysteme, Planetensysteme, Sonnensysteme und Galaxien. Mit anderen Worten, sie ordnen Systeme auf allen Stufen der Komplexität und sind die Grundlage für die Ganzheit, die wir in der Natur beobachten, die mehr ist als die Summe ihrer Teile. Dies ist eine erste, vereinfachte Definition für morphische Felder.
+
Morphische Felder werden von Sheldrake postuliert, um die Ganzheitlichkeit selbstorganisierender Systeme zu erklären. Sheldrake leitet aus seinen Beobachtungen ab, dass man diese nicht allein aus der Summe ihrer Bestandteile heraus oder aus deren Wechselwirkungen erklären kann. Das von Sheldrake genannte Gedankenmodell, dass Formen von selbstorganisierenden Systemen durch morphische Felder ausgeprägt werden, ordnet demnach Atome, Moleküle, Kristalle, Zellen, Gewebe, Organe, Organismen, soziale Gemeinschaften, Ökosysteme, Planetensysteme, Sonnensysteme und Galaxien. Mit anderen Worten, sie ordnen Systeme auf allen Stufen der Komplexität und sind die Grundlage für die Ganzheit, die wir in der Natur beobachten, die mehr ist als die Summe ihrer Teile. Dies ist eine erste, vereinfachte Definition für morphische Felder.
   −
Als populärwissenschaftlichen Aufhänger seiner Theorien verwendet Sheldrake häufig Hinweise auf ein angebliches Experiment, das der südafrikanische Naturforscher [[Eugéne Marais]] in den 1920er Jahren durchgeführt haben soll: In einen Termitenbau wird ein durchgehender, senkrechter Spalt von mehreren Zentimetern Breite geschlagen, danach wird in dessen Mitte eine über die Ränder hinausragende Stahlplatte fixiert, so dass die beiden Hälften des Baus voneinander getrennt, die Schnittflächen aber noch offen sind. Dies habe nun nicht verhindern können, dass die Termiten auf beiden Seiten der Platte bei der Reparatur des Schnittes ähnliche Bögen errichten, die sich – wäre die Platte nicht – exakt treffen würden. Marais berichtet in seiner Schrift ''The Soul of the White Ant'' zwar über diese angebliche Beobachtung, macht aber keinerlei spezifische Angaben etwa über die Breite des Schnittes etc. Detaillierte Angaben, wie exakt sich die Konstruktionen tatsächlich treffen, liegen nicht vor. Sheldrake gibt freimütig zu, das Experiment sei nie wiederholt worden – wie weit es jemals überhaupt durchgeführt wurde, erscheint aufgrund der unpräzisen Schilderungen Marais' höchst fraglich.
+
Als populärwissenschaftlichen Aufhänger seiner Theorien verwendet Sheldrake häufig Hinweise auf ein angebliches Experiment, das der südafrikanische Naturforscher Eugéne Marais in den 1920er Jahren durchgeführt haben soll: In einen Termitenbau wird ein durchgehender, senkrechter Spalt von mehreren Zentimetern Breite geschlagen, danach wird in dessen Mitte eine über die Ränder hinausragende Stahlplatte fixiert, so dass die beiden Hälften des Baus voneinander getrennt, die Schnittflächen aber noch offen sind. Dies habe nun nicht verhindern können, dass die Termiten auf beiden Seiten der Platte bei der Reparatur des Schnittes ähnliche Bögen errichten, die sich – wäre die Platte nicht – exakt treffen würden. Marais berichtet in seiner Schrift ''The Soul of the White Ant'' zwar über diese angebliche Beobachtung, macht aber keinerlei spezifische Angaben etwa über die Breite des Schnittes etc. Detaillierte Angaben, wie exakt sich die Konstruktionen tatsächlich treffen, liegen nicht vor. Sheldrake gibt freimütig zu, das Experiment sei nie wiederholt worden – wie weit es jemals überhaupt durchgeführt wurde, erscheint aufgrund der unpräzisen Schilderungen Marais' höchst fraglich.
   −
Eine weitere Beobachtung Marais', auf die Sheldrake häufiger rekurriert, nämlich das Einstellen jeglicher Tätigkeit des Termitenvolkes beim Tod der Königin, ist in der Tat nachweisbar. Die Wissenschaft führt dies heute in der Regel auf (messbare) [[Pheromon]]ausscheidungen der Königin zurück. Einfache Belege für das Vorkommen solcher Ordnungen ohne genetische, quasi mechanische Implikation sind omnipräsente biologische Muster die dem [[Goldener Schnitt|goldenen Schnitt]] oder harmonischen Mustern folgen. Gemäß seiner Theorie der Formbildungsursachen ist in den morphischen Feldern ein Gedächtnis enthalten, das sie durch den Vorgang der morphischen Resonanz erworben haben. Danach hat jede Art von Dingen ein „kollektives Gedächtnis“.
+
Eine weitere Beobachtung Marais', auf die Sheldrake häufiger rekurriert, nämlich das Einstellen jeglicher Tätigkeit des Termitenvolkes beim Tod der Königin, ist in der Tat nachweisbar. Die Wissenschaft führt dies heute in der Regel auf (messbare) Pheromonausscheidungen der Königin zurück. Einfache Belege für das Vorkommen solcher Ordnungen ohne genetische, quasi mechanische Implikation sind omnipräsente biologische Muster die dem goldenen Schnitt oder harmonischen Mustern folgen. Gemäß seiner Theorie der Formbildungsursachen ist in den morphischen Feldern ein Gedächtnis enthalten, das sie durch den Vorgang der morphischen Resonanz erworben haben. Danach hat jede Art von Dingen ein „kollektives Gedächtnis“.
    
Sheldrakes Kernaussage, in der er einige Ideen Marais aufgreift, ist die, dass es einen übergeordneten Plan geben müsse, nach dem die Termiten konstruieren. Da dieser gigantische Plan nicht in der kleinen Termite selbst sein könne, müsse er außerhalb zu suchen sein. Was Marais wie Sheldrake dabei übersehen, ist das Prinzip der bedingten Wahrscheinlichkeiten: Kleine Änderungen, die nach bestimmten Regeln verlaufen, führen in ihrer Addition zu einer hohen Komplexität, ohne dass ein Gesamtplan überhaupt vorliegen muss.
 
Sheldrakes Kernaussage, in der er einige Ideen Marais aufgreift, ist die, dass es einen übergeordneten Plan geben müsse, nach dem die Termiten konstruieren. Da dieser gigantische Plan nicht in der kleinen Termite selbst sein könne, müsse er außerhalb zu suchen sein. Was Marais wie Sheldrake dabei übersehen, ist das Prinzip der bedingten Wahrscheinlichkeiten: Kleine Änderungen, die nach bestimmten Regeln verlaufen, führen in ihrer Addition zu einer hohen Komplexität, ohne dass ein Gesamtplan überhaupt vorliegen muss.
828

Bearbeitungen

Navigationsmenü