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Nicht nur in Europa, sondern weltweit wird angebliche oder tatsächliche Spiritualität in Seminaren und Kursen gegen Geld angeboten. Das Angebot umfaßt diverse Zeremonien wie Schwitzhütten, Visionssuche und sogar der Sonnentanz wird von verschiedenen Anbietern imitiert.
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Die Indigene Spiritualität ist die Praktizierung von religiösen Riten und Zeremonien der indigenen Völkern Nordamerikas außerhalb des Ursprungsgebietes zum Zwecke der Erlangung spiritueller Werte.  
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Diese Anbieter kommen teils aus den USA; einige von ihnen sind Native Americans. Manche leben in Europa; andere kommen regelmäßig auf Reisen hierher. Es gibt außerdem Personen, die sich zu Unrecht als Indianer ausgeben. Diese Personen kann man daran erkennen, daß sie lediglich die Zugehörigkeit zu einem Volk angeben (können) und häufig nicht einmal deren Eigenbezeichnung, sondern nur den englischen Namen kennen, während IndianerInnen auch Clan, Band, ihre Familie sowie weitere Verwandschaft benennen. Wiederum andere behaupten, bei „echten“ indianischen Medizinleuten in die Lehre gegangen zu sein oder von einem Stamm adoptiert zu sein, woraus sie Rechte auf Zeremonien ableiten.
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Nicht nur in Europa, sondern weltweit wird angebliche oder tatsächliche Spiritualität in Seminaren und Kursen gegen Geld angeboten. Das Angebot umfasst diverse Zeremonien wie Schwitzhütten, Visionssuche und sogar der Sonnentanz wird von verschiedenen Anbietern imitiert.  
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Hierzu ist zu sagen, daß Adoptionen von Personen oder Familien vorgenommen werden. Für eine Adoption durch eine gesamte Ethnie wäre ein Konsensbeschluß aller Angehörigen dieses Volkes notwendig. Durch eine Adoption entstehen zudem keine Rechte, sondern Pflichten: den Adoptanten zu helfen, sie zu unterstützen, im Alter zu pflegen, bei Geldschwierigkeiten auszuhelfen etc. In keinem Fall jedoch verleiht eine Adoption Rechte zur Durchführung von Zeremonien oder auch nur ein Anrecht, bei diesen als Zuschauer anwesend zu sein oder aktiv teilzunehmen. Aufgrund des europäischen und US-amerikanischen Spiritualitätstourismus auf die Reservationen haben einige bereits mit Beschlüssen reagiert, die nichtindianische Teilnehmer/Zuschauer komplett ausschließen.
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== Authentizität der Anbieter==
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Diese Anbieter kommen teils aus den USA; einige von ihnen sind Native Americans. Manche leben in Europa; andere kommen regelmäßig auf Reisen hierher. Es gibt außerdem Personen, die sich zu Unrecht als Indianer ausgeben. Diese Personen kann man daran erkennen, dass sie lediglich die Zugehörigkeit zu einem Volk angeben (können) und häufig nicht einmal deren Eigenbezeichnung, sondern nur den englischen Namen kennen, während IndianerInnen auch Clan, Band, ihre Familie sowie weitere Verwandtschaft benennen. Wiederum andere behaupten, bei „echten“ indianischen Medizinleuten in die Lehre gegangen zu sein oder von einem Stamm adoptiert zu sein, woraus sie Rechte auf Zeremonien ableiten.
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Hierzu ist zu sagen, dass Adoptionen von Personen oder Familien vorgenommen werden. Für eine Adoption durch eine gesamte Ethnie wäre ein Konsensbeschluss aller Angehörigen dieses Volkes notwendig. Durch eine Adoption entstehen zudem keine Rechte, sondern Pflichten: den Adoptanten zu helfen, sie zu unterstützen, im Alter zu pflegen, bei Geldschwierigkeiten auszuhelfen etc. In keinem Fall jedoch verleiht eine Adoption Rechte zur Durchführung von Zeremonien oder auch nur ein Anrecht, bei diesen als Zuschauer anwesend zu sein oder aktiv teilzunehmen. Aufgrund des europäischen und US-amerikanischen Spiritualitätstourismus auf die Reservationen haben einige bereits mit Beschlüssen reagiert, die nichtindianische Teilnehmer/Zuschauer komplett ausschließen.  
    
Eine weitere Kategorie hier in Europa sind europäische Frauen, die mit indigenen Männern verheiratet sind/waren und daraus teilweise ebenfalls Rechte auf Zeremonien oder eine Stammeszugehörigkeit ableiten. Auch dieses entspricht nicht der Faktenlage. IndianerInnen können sehr treffsichere Bemerkungen machen und nennen diese Damen „Indian by injection“.  
 
Eine weitere Kategorie hier in Europa sind europäische Frauen, die mit indigenen Männern verheiratet sind/waren und daraus teilweise ebenfalls Rechte auf Zeremonien oder eine Stammeszugehörigkeit ableiten. Auch dieses entspricht nicht der Faktenlage. IndianerInnen können sehr treffsichere Bemerkungen machen und nennen diese Damen „Indian by injection“.  
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Ebenfalls generell kann gesagt werden, dass die Aufgaben indigener Medizinleute innerhalb ihrer eigenen Ethnie liegen und nicht in Europa oder sonst wo. Sie dienen der Gemeinschaft und den Mitgliedern ihrer Gemeinschaft und stehen dort in hohem Ansehen, wenn sie sich täglich selbstlos für die Menschen einsetzen. Personen, die behaupten, von angeblichen Ältesten ihres Volkes den Auftrag erhalten zu haben, Spiritualität und Zeremonien weltweit zu verbreiten und zu lehren, stehen zu diesen Grundsätzen in so diametralem Gegensatz, dass auch daran erkennbar wird, dass diese keine Medizinleute sind.
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Ebenfalls generell kann gesagt werden, daß die Aufgaben indigener Medizinleute  innerhalb ihrer eigenen Ethnie liegen und nicht in Europa oder sonstwo. Sie dienen der Gemeinschaft und den Mitgliedern ihrer Gemeinschaft und stehen dort in hohem Ansehen, wenn sie sich täglich selbstlos für die Menschen einsetzen. Personen, die behaupten, von angeblichen Ältesten ihres Volkes den Auftrag erhalten zu haben, Spiritualität und Zeremonien weltweit zu verbreiten und zu lehren, stehen zu diesen Grundsätzen in so diametralem Gegensatz, daß auch daran erkennbar wird, daß diese keine Medizinleute sind.
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Um die in der jeweiligen Ethnie vorhandenen Zeremonien, Gebete etc. durchführen zu können, ist für die Medizinleute nicht nur eine mehrjährige Ausbildung wichtig, sondern insbesondere müssen sie die Sprache ihres Volkes fließend beherrschen. Ein Anbieter, der z.B. Gebete auf Englisch spricht, ist nicht authentisch, sondern ein Abzocker.  
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Um die in der jeweiligen Ethnie vorhandenen Zeremonien, Gebete etc. durchführen zu können, ist für die Medizinleute nicht nur eine mehrjährige Ausbildung wichtig, sondern insbesondere müssen sie die Sprache ihres Volkes fließend beherrschen. Ein Anbieter, der z.B. Gebete auf Englisch spricht, ist nicht authentisch, sondern ein Abzocker.
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Die hier in Europa angebotene indianische Spiritualität stellt häufig einen indianischen „Gemischtwarenladen“ dar, der sich bei Ritualen, Zeremonien und Vorstellungen mehrerer indianischer Völker bedient. Auch dies ist ein wichtiges Charakteristikum, an dem unseriöse Anbieter zu erkennen sind: indigene Religionen missionieren nicht, sondern sind an ein Volk und meist sogar eine bestimmte Region gebunden; es werden keine Zeremonien anderer Völker hinzugezogen. Dies ist im übrigen eines der wenigen Dinge, die sich generell über indigene Spiritualität sagen lassen. Ein weiteres generelles Charakteristikum ist, das Medizinleute kein Geld erhalten. IndianerInnen warnen uns vor den Verkäufern mit dem Grundsatz: „Don't pay to pray“. Insbesondere, wenn Seminare und Zeremonien gegen einen sogenannten „Energieaustausch“ angeboten werden, da diese Bezeichnung in der entsprechenden Ecke der Esoterikszene en vogue ist – man ist ja viel zu spirituell, um sich mit Geld zu befassen, das angeblich nur eine „Form der Energie“ ist – handelt es sich um nichts Authentisches.  
 
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Die hier in Europa angebotene indianische Spiritualität stellt häufig einen indianischen „Gemischtwarenladen“ dar, der sich bei Ritualen, Zeremonien und Vorstellungen mehrerer indianischer Völker bedient. Auch dies ist ein wichtiges Charakteristikum, an dem unseriöse Anbieter zu erkennen sind: indigene Religionen missionieren nicht, sondern sind an ein Volk und meist sogar eine bestimmte Region gebunden; es werden keine Zeremonien anderer Völker hinzugezogen. Dies ist im übrigen eines der wenigen Dinge, die sich generell über indigene Spiritualität sagen lassen. Ein weiteres generelles Charakteristikum ist, das Medizinleute kein Geld erhalten. IndianerInnen warnen uns vor den Verkäufern mit dem Grundsatz: „Don't pay to pray“. Insbesondere, wenn Seminare und Zeremonien gegen einen sogenannten „Energieaustausch“ angeboten werden, da diese Bezeichnung in der entsprechenden Ecke der Esoterikszene en vogue ist – man ist ja viel zu spirituell, um sich mit Geld zu befassen, das angeblich nur eine „Form der Energie“ ist – handelt es sich um nichts Authentisches.
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Viele Anbieter stellen auf den Bereich der Plains-Kulturen ab, die nur eines von mehreren nordamerikanischen Kulturarealen sind; die Plains-Kulturen haben sich erst nach Erwerb von ausreichend Pferden in dieser Form ausbilden können und sind entgegen des von Hollywood transportierten Indianerbildes in keiner Weise typisch für die reale kulturelle Diversität in Nordamerika. Sie sind jedoch gerade in Europa – aber auch in den USA – die von Weißen als typisch angesehenen Kulturen, so daß sich auch Personen, die eine andere ethnische Herkunft vorgeben (wie z.B. Cherokee, Navaho), sich für weißes Publikum der Zeremonien der Plainskulturen bedienen. Deutlich gesagt: ein Cherokee, der Zeremonien aus Plainskulturen oder von Völkern anderer Kulturareale durchführt und verkauft, ist nicht authentisch, sondern ein Abzocker.  
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==Authentizität der kulturellen Herkunft==
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Viele Anbieter stellen auf den Bereich der Plainskulturen ab, die nur eines von mehreren nordamerikanischen Kulturarealen sind; die Plainskulturen haben sich erst nach Erwerb von ausreichend Pferden in dieser Form ausbilden können und sind entgegen des von Hollywood transportierten Indianerbildes in keiner Weise typisch für die reale kulturelle Diversität in Nordamerika. Sie sind jedoch gerade in Europa – aber auch in den USA – die von Weißen als typisch angesehenen Kulturen, so dass sich auch Personen, die eine andere ethnische Herkunft vorgeben (wie z.B. Cherokee, Navaho), sich für weißes Publikum der Zeremonien der Plainskulturen bedienen. Deutlich gesagt: ein Cherokee, der Zeremonien aus Plainskulturen oder von Völkern anderer Kulturareale durchführt und verkauft, ist nicht authentisch, sondern ein Abzocker.
 
Andere Anbieter versuchen sich den Anschein von Authentizität und Seriosität zu geben, indem sie Kontakte zu oder Ausbildungen bei realen Medizinleuten vorgeben oder bei bereits auf dem Esoterikmarkt bekannten und eingeführten Anbietern. So gibt es etliche Webseiten von europäischen Anbietern, die z.B. die Declaration of War auf ihren Seiten wiedergeben. Hierbei handelt es sich um eine Erklärung von Medizinleuten aus mehreren Völkern, die sich deutlich gegen die Ausbeutung ihrer Kulturen und ihrer Spiritualität durch Weiße wenden. Einige dieser Anbieter „authorisieren“ auch Anhänger, diese Declaration auf eigenen Webseiten zu publizieren – wozu sie in keiner Weise berechtigt sind. Dies soll nur einen Beleg für die eigene Authentizität herstellen.  
 
Andere Anbieter versuchen sich den Anschein von Authentizität und Seriosität zu geben, indem sie Kontakte zu oder Ausbildungen bei realen Medizinleuten vorgeben oder bei bereits auf dem Esoterikmarkt bekannten und eingeführten Anbietern. So gibt es etliche Webseiten von europäischen Anbietern, die z.B. die Declaration of War auf ihren Seiten wiedergeben. Hierbei handelt es sich um eine Erklärung von Medizinleuten aus mehreren Völkern, die sich deutlich gegen die Ausbeutung ihrer Kulturen und ihrer Spiritualität durch Weiße wenden. Einige dieser Anbieter „authorisieren“ auch Anhänger, diese Declaration auf eigenen Webseiten zu publizieren – wozu sie in keiner Weise berechtigt sind. Dies soll nur einen Beleg für die eigene Authentizität herstellen.  
 
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Auch in den Zeiten recht breiten Zugangs zu Computern und zum Internet (die Indianer sind die US-Bevölkerungsgruppe mit dem höchsten Internetzugang) lässt sich ebenfalls sagen: bis auf wenige Ausnahmen verfügen echte Medizinleute nicht über Webseiten, schon gar nicht in Europa; sie lassen auch keine Zeremonien im Internet ankündigen und bewerben. Personen, die so vorgehen, sind nicht authentisch, sondern Abzocker.  
Auch in den Zeiten recht breiten Zugangs zu Computern und zum Internet (die Indianer sind die US-Bevölkerungsgruppe mit dem höchsten Internetzugang) läßt sich ebenfalls sagen: bis auf wenige Ausnahmen verfügen echte Medizinleute nicht über Webseiten, schon gar nicht in Europa; sie lassen auch keine Zeremonien im Internet ankündigen und bewerben. Personen, die so vorgehen, sind nicht authentisch, sondern Abzocker.  
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Der Esoterikmarkt bietet eine Vielzahl von Seminaren, Wochenendseminaren und Kursen, in denen nicht nur Zeremonien durchgeführt und deren Teilnahme bezahlt werden muss, sondern ebenfalls solche, in denen TeilnehmerInnen selbst Qualifikationen erwerben sollen, also z.B. zu Schwitzhüttenleitern etc. ausgebildet werden. Diese Ausbildungen nehmen einen erstaunlichen kurzen Zeitraum ein im Vergleich damit, dass bei indigenen Völkern Medizinpersonen jahrelang lernen. Natürlich ist dies den europäischen Erfordernissen geschuldet, da TeilnehmerInnen in der Woche einer Erwerbstätigkeit nachgehen oder andere Verpflichtungen haben. Jedoch kommt hier auch eine rassistische Konzeption zum Ausdruck, da EuropäerInnen offenbar problemlos annehmen, eine solche Ausbildung innerhalb kurzer und sogar kürzester Zeit erfolgreich absolvieren zu können: der „bessere Indianer“ braucht nicht jahrelang zu lernen. Ebenso rassistisch ist das teils vorgebrachte Argument, man helfe mit der Aufnahme indigener Spiritualität, diese Traditionen zu bewahren. Dies ist jedoch allein Angelegenheit der betreffenden indigenen Völker, die hierzu selbstverständlich ohne weiße Mithilfe in der Lage sind.  
 
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Der Esoterikmarkt bietet eine Vielzahl von Seminaren, Wochenendseminaren und Kursen, in denen nicht nur Zeremonien durchgeführt und deren Teilnahme bezahlt werden muß, sondern ebenfalls solche, in denen TeilnehmerInnen selbst Qualifikationen erwerben sollen, also z.B. zu Schwitzhüttenleitern etc. ausgebildet werden. Diese Ausbildungen nehmen einen erstaunlichen kurzen Zeitraum ein im Vergleich damit, daß bei indigenen Völkern Medizinpersonen jahrelang lernen. Natürlich ist dies den europäischen Erfordernissen geschuldet, da TeilnehmerInnen in der Woche einer Erwerbstätigkeit nachgehen oder andere Verpflichtungen haben. Jedoch kommt hier auch eine rassistische Konzeption zum Ausdruck, da EuropäerInnen offenbar problemlos annehmen, eine solche Ausbildung innerhalb kurzer und sogar kürzester Zeit erfolgreich absolvieren zu können: der „bessere Indianer“ braucht nicht jahrelang zu lernen. Ebenso rassistisch ist das teils vorgebrachte Argument, man helfe mit der Aufnahme indigener Spiritualität, diese Traditionen zu bewahren. Dies ist jedoch allein Angelegenheit der betreffenden indigenen Völker, die hierzu selbstverständlich ohne weiße Mithilfe in der Lage sind.  
      
==Zeremonien==
 
==Zeremonien==
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