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==Gesundheitsschäden==
 
==Gesundheitsschäden==
In den USA listete die US-Gesundheitsbehörde FDA, die im leider mittlerweile nicht mehr online abrufbaren Med Watch Programm 57 Schadensfälle bis zum Jahre 1998 auf, die in zeitlichem Zusammenhang mit Afa-Konsum zu stehen schienen. Ebenso warnte Health Canada Online bereits im Jahre 1999 vorbeugend vor blaugrünen Algenprodukten, vor allem vor der Anwendung bei Kindern. Auch Erwachsene sollten Vorsicht bei der Einnahme bis zu dem Zeitpunkt walten lassen, bis die Produktsicherheit zweifelsfrei gewährleistet sei <ref>*http://www.hc-c.gc.ca/english/protection/warnings/1999/9969ebk.htm </ref>. Der STERN veröffentlichte im Artikel Die Grüne Gefahr (Nr.8/2002) Warnungen über die Giftstoffe Algenprodukten am 14.02.2002.  
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In den USA listete die US-Gesundheitsbehörde FDA im leider mittlerweile nicht mehr online abrufbaren Med Watch Programm 57 Schadensfälle bis zum Jahre 1998 auf, die in zeitlichem Zusammenhang mit Afa-Konsum zu stehen schienen. Ebenso warnte Health Canada Online bereits im Jahre 1999 vorbeugend vor blaugrünen Algenprodukten, vor allem vor der Anwendung bei Kindern. Auch Erwachsene sollten Vorsicht bei der Einnahme bis zu dem Zeitpunkt walten lassen, an dem die Produktsicherheit zweifelsfrei gewährleistet sei <ref>*http://www.hc-c.gc.ca/english/protection/warnings/1999/9969ebk.htm </ref>. Der STERN veröffentlichte im Artikel Die Grüne Gefahr (Nr.8/2002) Warnungen über die Giftstoffe in Algenprodukten am 14.02.2002.  
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Obgleich den deutschen Lebensmittelüberwachungsbehörden sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene seit Mai 2002 Laboranalysen über den Microcystingehalt in Afa-Produkten vorliegen, haben sie bis heute keinerlei Schutzmassnahmen über die bereits angesprochene Warnmeldung hinaus unternommen. Dies wird mit dem Fehlen eines Microcystingrenzwertes begründet (vgl. hierzu [[Spirulina]]). Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier Grüner Lobbyismus im Spiel ist, denn offenbar pflegen einige Algenhersteller exzellente Kontakte zu den dt. Bündnisgrünen nahestehenden Prüflabors, die sich einer verbraucherkritischen Untersuchung der Algenprodukte entziehen. Vor allem in alternativen und esoterischen Kreisen wurden die Wunderalgen stark propagiert. Offenbar befürchtet man bei den Grünen, aufgrund des eigenen Fehlverhaltens in den sich abzeichnenden Skandal einbezogen zu werden.
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Obgleich den deutschen Lebensmittelüberwachungsbehörden sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene seit Mai 2002 Laboranalysen über den Microcystingehalt in Afa-Produkten vorliegen, haben sie bis heute keinerlei Schutzmassnahmen über die bereits angesprochene Warnmeldung hinaus unternommen. Dies wird mit dem Fehlen eines Microcystingrenzwertes begründet (vgl. hierzu [[Spirulina]]). Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier Grüner Lobbyismus im Spiel ist, denn offenbar pflegen einige Algenhersteller exzellente Kontakte zu den dt. Bündnisgrünen nahestehenden Prüflabors, die sich einer verbraucherkritischen Untersuchung der Algenprodukte entziehen. Vor Allem in alternativen und esoterischen Kreisen wurden die Wunderalgen stark propagiert. Offenbar befürchtet man bei den Grünen, aufgrund des eigenen Fehlverhaltens in den sich abzeichnenden Skandal einbezogen zu werden.
Es gibt mittlerweile auch in Deutschland Berichte über Personen, die über Symptome nach dem Konsum von Afa-Algenprodukten klagten. Diese Symptome stellten sich nach einigen Monaten kontinuierlicher Einnahme ein, klangen nach dem Absetzen aber wieder ab und verschwanden. Eine Betroffene bekam Taubheitsgefühl in den Fingern bis hin zum totalen Durchblutungsstopp in den letzten zwei Fingergliedern, desweiteren häufiges Kribbeln wie bei einer Minderdurchblutung und dies auch ansatzweise in den Zehen. Desweiteren beklagte die Betroffene brüchige, wie erweicht erscheinende Fingernägel sowie eitrige, langwierig sich hinziehende Entzündungsherde der Haut im Bereich des Gesichts und des Rückens. Ein anderer Betroffener schilderte, dass er nach längerer Einnahme sehr schmerzhafte, chronische Halsschmerzen entwickelt hätte und neben den analog bereits beschriebenen Hautentzündungserscheinungen vor allem extrem langanhaltende Muskelschmerzen bereits nach normaler sportlicher Aktivität bekommen habe.
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Es gibt mittlerweile auch in Deutschland Berichte über Personen, die über Symptome nach dem Konsum von Afa-Algenprodukten klagten. Diese Symptome stellten sich nach einigen Monaten kontinuierlicher Einnahme ein, klangen nach dem Absetzen aber wieder ab und verschwanden. Eine Betroffene bekam Taubheitsgefühl in den Fingern bis hin zum totalen Durchblutungsstopp in den letzten zwei Fingergliedern, desweiteren häufiges Kribbeln wie bei einer Minderdurchblutung und dies auch ansatzweise in den Zehen. Desweiteren beklagten die Betroffenen brüchige, wie erweicht erscheinende Fingernägel sowie eitrige, sich langwierig hinziehende Entzündungsherde der Haut im Bereich des Gesichts und des Rückens. Ein anderer Betroffener schilderte, dass er nach längerer Einnahme sehr schmerzhafte, chronische Halsschmerzen entwickelt hätte und neben den analog bereits beschriebenen Hautentzündungserscheinungen vor Allem extrem langanhaltende Muskelschmerzen bereits nach normaler sportlicher Aktivität bekommen habe.
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Diese Hinweise deuten auf eine chronische Langzeitbelastung mit Microcystinen hin. Microcystine verursachen Leberschäden, Nierenversagen und können auch, weil sie die Natriumkanäle der Nerven blockieren können, die Impulsübertragung menschlicher Nervenzellen unterbrechen, was bis zum Tod durch Atemstillstand führen kann. Auch krebserzeugende Wirkungen sind nachgewiesen (NCI 2000). In China gibt es beispielsweise ausreichend Hinweise dafür, dass microcystinbelastetes Trinkwasser die Hauptursache für die hohe Sterblichkeit an Leberkarzinomen in bestimmten Provinzen des Landes ist (Yu 1995, Ueno 1996). Aktuell publizierte Tierversuche an schwangeren Ratten (Zhang et al. 2002) zeigen, dass die Gabe von 4 Microgramm Microcystin-LR pro kg Körpergewicht bereits zu leichten Veränderungen im Lebergewebe der ungeborenen Feten innerhalb von 10 Tagen führen kann. Interessant ist, dass sich solche Ergebnisse bei Mäusen selbst bei Dosen von 2-128 Microgramm pro kg Körpergewebe nicht einstellen (Chernoff et al. 2002). Es kommt also auf das Tiermodell an, was verwendet wird. Die offenbar gegen Microcystine recht robust erscheinenden Mäuse sind das bevorzugte Tiermodell bei Studien aus der Algenszene. Offenbar weiss man genau, dass man nur mit Mäusen eine Verharmlosung der Giftwirkung der Microcystine beweisen kann, da dies in allen anderen Tiermodellen nicht gelingt.
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Diese Hinweise deuten auf eine chronische Langzeitbelastung mit Microcystinen hin. Microcystine verursachen Leberschäden, Nierenversagen und können auch, weil sie die Natriumkanäle der Nerven blockieren können, die Impulsübertragung menschlicher Nervenzellen unterbrechen, was bis zum Tod durch Atemstillstand führen kann. Auch krebserzeugende Wirkungen sind nachgewiesen (NCI 2000). In China gibt es beispielsweise ausreichend Hinweise dafür, dass microcystinbelastetes Trinkwasser die Hauptursache für die hohe Sterblichkeit an Leberkarzinomen in bestimmten Provinzen des Landes ist (Yu 1995, Ueno 1996). Aktuell publizierte Tierversuche an schwangeren Ratten (Zhang et al. 2002) zeigen, dass die Gabe von 4 Microgramm Microcystin-LR pro kg Körpergewicht bereits zu leichten Veränderungen im Lebergewebe der ungeborenen Feten innerhalb von 10 Tagen führen kann. Interessant ist, dass sich solche Ergebnisse bei Mäusen selbst bei Dosen von 2-128 Microgramm pro kg Körpergewebe nicht einstellen (Chernoff et al. 2002). Es kommt also auf das Tiermodell an, das verwendet wird. Die offenbar gegen Microcystine recht robust erscheinenden Mäuse sind das bevorzugte Tiermodell bei Studien aus der Algenszene. Offenbar weiss man genau, dass man nur mit Mäusen eine Verharmlosung der Giftwirkung der Microcystine beweisen kann, da dies in allen anderen Tiermodellen nicht gelingt.
    
Beim Menschen korreliert die Microcystinbelastung im Trinkwasser eindeutig mit der Häufigkeit von Leberkrebs (Yu et al. 2001), wie Studien aus China beweisen. Dort hat man schon lange Probleme mit microcystinbelastetem Trinkwasser, das in etlichen Provinzen Chinas ursächlich mit dem gehäuften Auftreten von Leberkarzinomen assoziiert zu sein scheint. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen Trinkwassergrenzwert für Microcystine von 1 Teil pro 1 Millarde Teile Wasser empfohlen (1 ppb), der in Kanada, Australien und Großbritannien mittlerweile auch in Kraft ist. In den USA oder der Bundesrepublik Deutschland ist dergleichen nicht umgesetzt worden. Dies ist vor dem Hintergrund, dass die Gesundheitsbehörden des US-Bundesstaates Oregon eine Microcystinbelastung bis zu 1.000 ppb (= 1 parts per million/ppm) in Algenprodukten tolerieren, inakzeptabel.
 
Beim Menschen korreliert die Microcystinbelastung im Trinkwasser eindeutig mit der Häufigkeit von Leberkrebs (Yu et al. 2001), wie Studien aus China beweisen. Dort hat man schon lange Probleme mit microcystinbelastetem Trinkwasser, das in etlichen Provinzen Chinas ursächlich mit dem gehäuften Auftreten von Leberkarzinomen assoziiert zu sein scheint. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen Trinkwassergrenzwert für Microcystine von 1 Teil pro 1 Millarde Teile Wasser empfohlen (1 ppb), der in Kanada, Australien und Großbritannien mittlerweile auch in Kraft ist. In den USA oder der Bundesrepublik Deutschland ist dergleichen nicht umgesetzt worden. Dies ist vor dem Hintergrund, dass die Gesundheitsbehörden des US-Bundesstaates Oregon eine Microcystinbelastung bis zu 1.000 ppb (= 1 parts per million/ppm) in Algenprodukten tolerieren, inakzeptabel.
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Versucht man eine grobe Risikoabschätzung der Microcystinbelastung in den Algenprodukten vorzunehmen, so scheint eine klinische Symptomatik nach einigen Monaten Konsum von Produkten mit Belastungen ab 100 ppb einzutreten. Dies zeigt, dass das der WHO-Trinkwassergrenzwert von 1 ppb mit einem vernünftigen Sicherheitsabstand von 1:1000 zum Algengrenzwert aus Oregon durchaus begründet ist und sicherheitshalber auf Lebensmittel übertragen werden sollte. Von Algenanbietern wie Sanacell und Algavital wird immer wieder die Falschmeldung verbreitet, dass der in Oregon etablierte Grenzwert für die gesamte USA gelten würde. Dem ist nachweislich nicht der Fall. Zudem ist der Grenzwert nicht verbindlich, sondern lediglich ein US-amerikanischer Empfehlungswert, ab dessen Überschreitung microcystinbelastete Afa-Produkte aus dem Verkehr gezogen werden sollen (nicht müssen!).
 
Versucht man eine grobe Risikoabschätzung der Microcystinbelastung in den Algenprodukten vorzunehmen, so scheint eine klinische Symptomatik nach einigen Monaten Konsum von Produkten mit Belastungen ab 100 ppb einzutreten. Dies zeigt, dass das der WHO-Trinkwassergrenzwert von 1 ppb mit einem vernünftigen Sicherheitsabstand von 1:1000 zum Algengrenzwert aus Oregon durchaus begründet ist und sicherheitshalber auf Lebensmittel übertragen werden sollte. Von Algenanbietern wie Sanacell und Algavital wird immer wieder die Falschmeldung verbreitet, dass der in Oregon etablierte Grenzwert für die gesamte USA gelten würde. Dem ist nachweislich nicht der Fall. Zudem ist der Grenzwert nicht verbindlich, sondern lediglich ein US-amerikanischer Empfehlungswert, ab dessen Überschreitung microcystinbelastete Afa-Produkte aus dem Verkehr gezogen werden sollen (nicht müssen!).
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Legt man die oben geschilderten Fälle zugrunde und bedenkt man, dass sich Microcystine sowohl in der Leber- als auch im Nerven- und Muskelgewebe angereicht als auch nur langsam ausgeschieden werden, wäre es möglich, dass Dauerkonsumenten erst mit monatelanger Verzögerung Gesundheitsprobleme entwickeln. Microcystindosen können beim Schwein, dass uns Menschen vor allem bei der Leberfunktion sehr ähnlich ist, bereits in Dosen von 25 Microgramm pro Kilogramm Körpergewicht Leberschäden auslösen, während Ratten und Mäuse wesentlich robuster reagieren. Deshalb ist es absolut denkbar, dass der Mensch, der in vielen gesundheitlichen Bereichen empfindlicher als Tiere reagiert, schon bei niedrigeren Dosen Gesundheitsprobleme entwickelt, die anfänglich nicht mit den A.f.a.-Produkten assoziiert werden.
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Legt man die oben geschilderten Fälle zugrunde und bedenkt man, dass sich Microcystine sowohl in der Leber- als auch im Nerven- und Muskelgewebe angereicht als auch nur langsam ausgeschieden werden, wäre es möglich, dass Dauerkonsumenten erst mit monatelanger Verzögerung Gesundheitsprobleme entwickeln. Microcystindosen können beim Schwein, das uns Menschen vor Allem bei der Leberfunktion sehr ähnlich ist, bereits in Dosen von 25 Microgramm pro Kilogramm Körpergewicht Leberschäden auslösen, während Ratten und Mäuse wesentlich robuster reagieren. Deshalb ist es absolut denkbar, dass der Mensch, der in vielen gesundheitlichen Bereichen empfindlicher als Tiere reagiert, schon bei niedrigeren Dosen Gesundheitsprobleme entwickelt, die anfänglich nicht mit den A.f.a.-Produkten assoziiert werden.
    
Legt man eine Verzehrsmenge von 2 Gramm Algenmasse mit einer Belastung von 100 Microgramm pro kg Algenmasse (100 ppb) zugrunde, würde man sich pro Tag eine Microcystinmenge von 0,2 Mikrogramm einverleiben. Da die oben geschilderten beiden Verbraucher erst nach 7 Monaten, dann aber zügig, gesundheitliche Probleme entwickelten, wäre zu spekulieren, dass bei einer Gesamtmenge von 40 Microgramm Microcystinen von ersten klinischen Symptomen auszugehen sein könnte (von einer unbemerkten Krebsschädigung nicht zu reden!). Diese zugegebenermaßen spekulative Obergrenze für bemerkbare, klinische Probleme scheint nicht unrealistisch zu sein, da eine weitere Verbraucherin, die über Monate hinweg eine mit 76 ppb belasteten Probe konsumiert hatte, keine gesundheitlichen Probleme berichtete. Die Wirksamkeitsschwelle zur Auslösung klinischer Symptome beim Menschen dürfte derzeit bei einer Gesamtaufnahmemenge von 40-50 Microgramm liegen, die je nach Belastung des A.f.a.-Produkts mehr oder weniger schnell erreicht ist.
 
Legt man eine Verzehrsmenge von 2 Gramm Algenmasse mit einer Belastung von 100 Microgramm pro kg Algenmasse (100 ppb) zugrunde, würde man sich pro Tag eine Microcystinmenge von 0,2 Mikrogramm einverleiben. Da die oben geschilderten beiden Verbraucher erst nach 7 Monaten, dann aber zügig, gesundheitliche Probleme entwickelten, wäre zu spekulieren, dass bei einer Gesamtmenge von 40 Microgramm Microcystinen von ersten klinischen Symptomen auszugehen sein könnte (von einer unbemerkten Krebsschädigung nicht zu reden!). Diese zugegebenermaßen spekulative Obergrenze für bemerkbare, klinische Probleme scheint nicht unrealistisch zu sein, da eine weitere Verbraucherin, die über Monate hinweg eine mit 76 ppb belasteten Probe konsumiert hatte, keine gesundheitlichen Probleme berichtete. Die Wirksamkeitsschwelle zur Auslösung klinischer Symptome beim Menschen dürfte derzeit bei einer Gesamtaufnahmemenge von 40-50 Microgramm liegen, die je nach Belastung des A.f.a.-Produkts mehr oder weniger schnell erreicht ist.
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In Australien wird für Trinkwasser ein Microcystin-LR Richtwert von 1,3 Microgramm/Liter empfohlen. Alle Grenzwerte, auch der von der WHO empfohlene, orientieren sich aus Hochrechnungen, die ihre Grundlage in Tierversuchen am Mausmodell haben. Mäuse halten aber eine deutlich höhere Microcystinbelastung aus, ohne Leberschäden oder körperliche Symptome zu entwickeln, als andere Tiergattungen (z.B. Ratte oder Schwein). Zeigen sich bei Mäusen noch keine Zeichen von Leberschädigungen bei intraperitonealen Gaben von Microcystinen in Dosen von 25-50 Microgramm/kg Körpergewicht (vgl. Fromme, Berlin, 1999), treten bei Rattenfeten bereits ab 4 Microgramm/kg Körpergewicht Schäden auf (Zhang et al. 2002). Schweine überleben nach Beasley et al. (2000) gerade noch eine Microcystindosis von 25 Microgramm/kg Körpergewicht, erleiden dabei aber bereits nachweisbare Organschäden u.a. im Bereich der Leber. Beim Menschen fehlen entsprechende Untersuchungen aus naheliegenden Gründen. Niemand würde die Erlaubnis erhalten, selbst bei Freiwilligen solche Versuche durchzuführen. Deshalb ist man auf Analogieschlüsse angewiesen, die sich sinnvollerweise auf die Trink- oder Badewasserbelastung mit Microcystinen beziehen, denn hier zeigen Studien aus China, dass der Konsum microcystinbelasteten Trinkwassers eindeutig mit einem erhöhtem Auftreten von Leberkarzinomen assoziiert ist (z.B. Shun-Zhang 1995).
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In Australien wird für Trinkwasser ein Microcystin-LR Richtwert von 1,3 Microgramm/Liter empfohlen. Alle Grenzwerte, auch der von der WHO empfohlene, orientieren sich an Hochrechnungen, die ihre Grundlage in Tierversuchen am Mausmodell haben. Mäuse halten aber eine deutlich höhere Microcystinbelastung aus, ohne Leberschäden oder körperliche Symptome zu entwickeln, als andere Tiergattungen (z.B. Ratte oder Schwein). Zeigen sich bei Mäusen noch keine Zeichen von Leberschädigungen bei intraperitonealen Gaben von Microcystinen in Dosen von 25-50 Microgramm/kg Körpergewicht (vgl. Fromme, Berlin, 1999), treten bei Rattenfeten bereits ab 4 Microgramm/kg Körpergewicht Schäden auf (Zhang et al. 2002). Schweine überleben nach Beasley et al. (2000) gerade noch eine Microcystindosis von 25 Microgramm/kg Körpergewicht, erleiden dabei aber bereits nachweisbare Organschäden u.a. im Bereich der Leber. Beim Menschen fehlen entsprechende Untersuchungen aus naheliegenden Gründen. Niemand würde die Erlaubnis erhalten, selbst bei Freiwilligen solche Versuche durchzuführen. Deshalb ist man auf Analogieschlüsse angewiesen, die sich sinnvollerweise auf die Trink- oder Badewasserbelastung mit Microcystinen beziehen, denn hier zeigen Studien aus China, dass der Konsum microcystinbelasteten Trinkwassers eindeutig mit einem erhöhtem Auftreten von Leberkarzinomen assoziiert ist (z.B. Shun-Zhang 1995).
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Das Institut für Umweltanalytik und Humantoxikologie (ITox) in Berlin empfiehlt in der Gesundheitlichen Bewertung von Blaualgentoxinen (Microcystinen) in Badegewässern bereits ab einer Belastung von 10-100 Microgramm pro Liter, auf das gesundheitliche Risiko beim Baden in entsprechend belasteten Gewässern hinzuweisen und vom Baden abzuraten sowie ab Microcystinwerten oberhalb von 100 Microgramm pro Liter das Baden in solchen Gewässern zu untersagen. Es liegt nahe, diesen Trinkwassergrenzwert auf die Algenprodukte zu übertragen, denn in der von mir iniziierten Untersuchung fand ich zwei Personen, die nach mehrmonatiger Einnahme von Algenprodukten in einer geschätzten Microcystin-Gesamtdosis von etwas über 40 Microgramm klinische Symptome entwickelt hatten, die auf eine chronische Vergiftung durch Microcystine schließen lassen.
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Das Institut für Umweltanalytik und Humantoxikologie (ITox) in Berlin empfiehlt in der Gesundheitlichen Bewertung von Blaualgentoxinen (Microcystinen) in Badegewässern bereits ab einer Belastung von 10-100 Microgramm pro Liter, auf das gesundheitliche Risiko beim Baden in entsprechend belasteten Gewässern hinzuweisen und vom Baden abzuraten sowie ab Microcystinwerten oberhalb von 100 Microgramm pro Liter das Baden in solchen Gewässern zu untersagen. Es liegt nahe, diesen Trinkwassergrenzwert auf die Algenprodukte zu übertragen, denn in der von mir initiierten Untersuchung fand ich zwei Personen, die nach mehrmonatiger Einnahme von Algenprodukten in einer geschätzten Microcystin-Gesamtdosis von etwas über 40 Microgramm klinische Symptome entwickelt hatten, die auf eine chronische Vergiftung durch Microcystine schließen lassen.
    
Wenn also Tierversuche zeigen, dass Mäuse zur Risikoabschätzung durch Microcystin aufgrund ihrer Unempfindlichkeit ungeeignet sind, Ratten und Schweine hingegen viel empfindlicher reagieren und zudem erste Hinweise bei Erwachsenen zeigen, dass Gesamtdosen von etwa 40 Migrogramm Microcystinen - auch über längere Zeit verteilt eingenommen - zu Gesundheitsschäden führen können, muss gefordert werden, dass der WHO-Trinkwassergrenzwert für Microcystine von 1 Microgramm/Liter auch bei den Algenprodukten einzuhalten ist. Die im US-Bundesstaat Oregon tolerierten Microcystinmengen in Algenprodukten (1.000 Microgramm pro kg), die nur auf Schätzungen aus Mausmodellen beruhen (Schaeffer et al. 1999), sind offensichtlich wesentlich zu hoch. Sie liegen um den Faktor 1.000 überhalb der für Trinkwasser empfohlenen WHO-Richtwerte.
 
Wenn also Tierversuche zeigen, dass Mäuse zur Risikoabschätzung durch Microcystin aufgrund ihrer Unempfindlichkeit ungeeignet sind, Ratten und Schweine hingegen viel empfindlicher reagieren und zudem erste Hinweise bei Erwachsenen zeigen, dass Gesamtdosen von etwa 40 Migrogramm Microcystinen - auch über längere Zeit verteilt eingenommen - zu Gesundheitsschäden führen können, muss gefordert werden, dass der WHO-Trinkwassergrenzwert für Microcystine von 1 Microgramm/Liter auch bei den Algenprodukten einzuhalten ist. Die im US-Bundesstaat Oregon tolerierten Microcystinmengen in Algenprodukten (1.000 Microgramm pro kg), die nur auf Schätzungen aus Mausmodellen beruhen (Schaeffer et al. 1999), sind offensichtlich wesentlich zu hoch. Sie liegen um den Faktor 1.000 überhalb der für Trinkwasser empfohlenen WHO-Richtwerte.
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Zusätzlich ist zu bedenken, dass sich 50% der oral eingenommenen Microcystindosis in der Leber anreichert. Somit sind die üblichen Dosierungsschemata des Giftes in Bezug auf Kilogramm Körpergewicht per se fragwürdig. Die Leber eines Erwachsenen hat ein durchschnittliches Gewicht von 3-4 kg, so dass bereits niedrige Einnahmemengen zu Leberschäden führen können. Geht man davon aus, dass man eine Giftkonzentration von 1 Microgramm pro kg Lebergewicht einnehmen müßte, würden bereits 8 Microgramm Gesamtaufnahmemenge ausreichen, um erste Leberschäden zu bewirken oder ggf. dazu beizutragen, Leberkrebs auszulösen. Diese Dosis kann bei Algenprodukten, die, wie in der vorliegenden Untersuchung nachgewiesen, mit 68-134 Microgramm pro kg (also 0,068 - 0,134 Microgramm pro Gramm) mit Microcystinen belastet sind, durchaus schon in 2-3 Monaten erreicht werden, denn die Microcystine werden nicht so schnell abgebaut, wie sie eingenommen werden. Das Leberkrebsrisiko kann bereits in solchen Dosen möglicherweise deutlich erhöht werden.
 
Zusätzlich ist zu bedenken, dass sich 50% der oral eingenommenen Microcystindosis in der Leber anreichert. Somit sind die üblichen Dosierungsschemata des Giftes in Bezug auf Kilogramm Körpergewicht per se fragwürdig. Die Leber eines Erwachsenen hat ein durchschnittliches Gewicht von 3-4 kg, so dass bereits niedrige Einnahmemengen zu Leberschäden führen können. Geht man davon aus, dass man eine Giftkonzentration von 1 Microgramm pro kg Lebergewicht einnehmen müßte, würden bereits 8 Microgramm Gesamtaufnahmemenge ausreichen, um erste Leberschäden zu bewirken oder ggf. dazu beizutragen, Leberkrebs auszulösen. Diese Dosis kann bei Algenprodukten, die, wie in der vorliegenden Untersuchung nachgewiesen, mit 68-134 Microgramm pro kg (also 0,068 - 0,134 Microgramm pro Gramm) mit Microcystinen belastet sind, durchaus schon in 2-3 Monaten erreicht werden, denn die Microcystine werden nicht so schnell abgebaut, wie sie eingenommen werden. Das Leberkrebsrisiko kann bereits in solchen Dosen möglicherweise deutlich erhöht werden.
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Yu und Chen (1994) untersuchten den Microcystingehalt in Trinkwasser von 20 Patienten, die an hepatozellulärem Karzinom erkrankt waren (61 Microgramm/Liter) und verglich ihn mit demjenigen von gesunden Kontrollpersonen (36 Microgramm/Liter). Dies zeigt, dass eindeutige Risiken bestehen können, wenn dauerhaft Microcystine in noch vergleichsweise niedrigen Dosen eingenommen werden.
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Yu und Chen (1994) untersuchten den Microcystingehalt im Trinkwasser von 20 Patienten, die an hepatozellulärem Karzinom erkrankt waren (61 Microgramm/Liter) und verglichen ihn mit demjenigen von gesunden Kontrollpersonen (36 Microgramm/Liter). Dies zeigt, dass eindeutige Risiken bestehen können, wenn dauerhaft Microcystine in noch vergleichsweise niedrigen Dosen eingenommen werden.
    
==Warnung des BfArM und BgVV==
 
==Warnung des BfArM und BgVV==
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