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'''Amygdalin''' (- ''β''-D-gentiobiosid-α-((6-''O''-''β''-D-Glucopyranosyl-β-D-glucopyranosyl)oxy) phenylacetonitril, syn Mandelonitril, Laetrile (Lätril), fälschlich auch ''Vitamin B17'') von griechisch ''amygdalis'', (Mandelkern) bezeichnet ein cyanogenes pflanzliches Glykosid das in Gegenwart von Wasser Blausäure (HCN) abspaltet. In Reinform handelt es sich um eine farblose, kristalline Substanz. Amygdalin kommt in bitteren Aprikosenkernen, Apfelkernen, Bittermandeln, und in Samen von anderen Steinfrüchten vor. Vor der Vermarktung wird häufig eine Entbitterung durchgeführt um Konsumenten (insbesondere Kinder) vor der Blausäure zu schützen.
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'''Amygdalin''' (- ''β''-D-gentiobiosid-α-((6-''O''-''β''-D-Glucopyranosyl-β-D-glucopyranosyl)oxy) phenylacetonitril, syn Mandelonitril, Laetrile (Lätril), fälschlich auch ''Vitamin B17'') von griechisch ''amygdalis'', (Mandelkern) bezeichnet ein cyanogenes, pflanzliches Glykosid, das in Gegenwart von Wasser Blausäure (HCN) abspaltet. In Reinform handelt es sich um eine farblose, kristalline Substanz. Amygdalin kommt in bitteren Aprikosenkernen, Apfelkernen, Bittermandeln und in Samen anderer Steinfrüchte vor. Vor der Vermarktung wird häufig eine Entbitterung durchgeführt um Konsumenten (insbesondere Kinder) vor der Blausäure zu schützen.
    
==Bewerbung als alternatives Krebsmittel==
 
==Bewerbung als alternatives Krebsmittel==
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==Wirkmechanismus==
 
==Wirkmechanismus==
 
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Amygdalin wird durch das Enzym Glucuronidase in Benzaldehyd, Cyanid (Blausäure) und Glucose (Traubenzucker) aufgespalten. Es gibt Hinweise darauf, dass die β-Glucuronidase im menschlichen Körper in Tumorzellen in sehr geringen Mengen vorkommt, jedoch kommt dieses Enzym genauso in gesunden Körperzellen vor und wird auch von Bakterien im Darm gebildet. Das auf diese Weise freigesetzte Cyanid (Blausäure) ist sehr toxisch, da es die Zellatmung unterdrückt. Es kommt zum Ersticken auf Zellebene bei vollem Bewusstsein. Die Entgiftung des Cyanids findet normalerweise durch das Enzym Rhodanase (engl. Rhodanese) statt, bei der das Cyanid in das unschädlichere Thiocyanat umgewandelt wird. Rhodanase befindet sich gleichermaßen in gesunden Zellen des Körpers, aber auch in Tumorzellen.<ref>'Unproven Methods of Cancer Management. Laetrile. In: 1991, CA Cancer J. Clin.'' Bd. 41, S. 187-192. PMID 1902140 [http://caonline.amcancersoc.org/cgi/reprint/41/3/187.pdf PDF]</ref>. Da Amygdalin wegen hoher Glukuronidasekonzentrationen im Darm nur in kleinen Mengen eingenommen werden darf (Gefahr einer akuten Vergiftung) ist eine eventuelle orale Zufuhr problematisch da nie erforderliche ausreichend hohe Konzentrationen in Blut und Gewebe erreicht werden können. Daher wurde es in der Vergangenheit vielfach im Rahmen klinischer Erprobung injiziert. Sämtliche klinischen Studien zur Anwendung von Amygdalin haben sich als wirkungslos bei Krebs gezeigt. <ref>
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Amygdalin wird durch das Enzym Glucuronidase in Benzaldehyd, Cyanid (Blausäure) und Glucose (Traubenzucker) aufgespalten. Es gibt Hinweise darauf, dass die β-Glucuronidase im menschlichen Körper in Tumorzellen in sehr geringen Mengen vorkommt, jedoch kommt dieses Enzym genauso in gesunden Körperzellen vor und wird auch von Bakterien im Darm gebildet. Das auf diese Weise freigesetzte Cyanid (Blausäure) ist sehr toxisch, da es die Zellatmung unterdrückt. Es kommt zum Ersticken auf Zellebene bei vollem Bewusstsein. Die Entgiftung des Cyanids findet normalerweise durch das Enzym Rhodanase (engl. Rhodanese) statt, bei der das Cyanid in das unschädlichere Thiocyanat umgewandelt wird. Rhodanase befindet sich gleichermaßen in gesunden Zellen des Körpers, aber auch in Tumorzellen.<ref>'Unproven Methods of Cancer Management. Laetrile. In: 1991, CA Cancer J. Clin.'' Bd. 41, S. 187-192. PMID 1902140 [http://caonline.amcancersoc.org/cgi/reprint/41/3/187.pdf PDF]</ref>. Da Amygdalin wegen hoher Glukuronidasekonzentrationen im Darm nur in kleinen Mengen eingenommen werden darf (Gefahr einer akuten Vergiftung), ist eine eventuelle orale Zufuhr problematisch, da nie erforderliche ausreichend hohe Konzentrationen in Blut und Gewebe erreicht werden können. Daher wurde es in der Vergangenheit vielfach im Rahmen klinischer Erprobung injiziert. Sämtliche klinischen Studien zur Anwendung von Amygdalin haben dieses als wirkungslos bei Krebs gezeigt.<ref>
 
Moertel, C.G., ''et al.'' (1982): ''A clinical trial of amygdalin (Laetrile) in the treatment of human cancer.'' In: ''N. Engl. J. Med.'' Bd. 306, S. 201-206. PMID 7033783</ref> <ref>Milazzo, S. ''et al.'' (Jun 2007): ''Laetrile for cancer: a systematic review of the clinical evidence.'' In: ''Supportive Care in Cancer.'' Bd. 15, S. 583-595.</ref>.  
 
Moertel, C.G., ''et al.'' (1982): ''A clinical trial of amygdalin (Laetrile) in the treatment of human cancer.'' In: ''N. Engl. J. Med.'' Bd. 306, S. 201-206. PMID 7033783</ref> <ref>Milazzo, S. ''et al.'' (Jun 2007): ''Laetrile for cancer: a systematic review of the clinical evidence.'' In: ''Supportive Care in Cancer.'' Bd. 15, S. 583-595.</ref>.  
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Die niedrigste tödliche Dosis einer Erwachsenen Person mit 60 kg liegt bei 0,57 mg/kg Körpergewicht, das sind etwa 40 Aprikosenkerne.<ref>Lindner, E. (1990). Toxikologie der Nahrungsmittel</ref>. Betrachtet man den Blausäuregehalt vor dem Hintergrund des niedrigsten Wertes der Metabolisierungsrate (Entgiftungsrate) für Blausäure von 0,1 mg/kg/h, resultieren daraus folgende Zahlen: Ein Erwachsener kann damit pro Stunde 6,0 mg Blausäure durch Metabolisierung entgiften, was einer Verzehrrate von rund 7 Kernen pro Stunde entspricht.<ref>Kaschuba WA, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit</ref>
 
Die niedrigste tödliche Dosis einer Erwachsenen Person mit 60 kg liegt bei 0,57 mg/kg Körpergewicht, das sind etwa 40 Aprikosenkerne.<ref>Lindner, E. (1990). Toxikologie der Nahrungsmittel</ref>. Betrachtet man den Blausäuregehalt vor dem Hintergrund des niedrigsten Wertes der Metabolisierungsrate (Entgiftungsrate) für Blausäure von 0,1 mg/kg/h, resultieren daraus folgende Zahlen: Ein Erwachsener kann damit pro Stunde 6,0 mg Blausäure durch Metabolisierung entgiften, was einer Verzehrrate von rund 7 Kernen pro Stunde entspricht.<ref>Kaschuba WA, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit</ref>
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== Vorkommen in Lebensmitteln ==
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==Vorkommen in Lebensmitteln==
 
Amygdalin, Prunasin und andere cyanogene (blausäureabspaltende) Glykoside (Linamarin, Lotaustralin (Lein, Hülsenfrüchtler, Maniok u.a.), Dhurrin (Hirse), Taxiphyllin (Bambussprossen), Sambunigrin (Holunder) und über 70 weitere) kommen in einigen unverarbeiteten Lebensmitteln in relevanten Mengen (> 0,02% gebundene Blausäure <ref>http://www.uni-jena.de/img/unijena_/faculties/bio_pharm/ieu/ls_lmc/10.0_Obst_Gemuese_1.Teil.doc</ref>) vor. Durch traditionelle Verarbeitungsweisen wird der Blausäuregehalt aber auf ungefährliche Konzentrationen reduziert.  
 
Amygdalin, Prunasin und andere cyanogene (blausäureabspaltende) Glykoside (Linamarin, Lotaustralin (Lein, Hülsenfrüchtler, Maniok u.a.), Dhurrin (Hirse), Taxiphyllin (Bambussprossen), Sambunigrin (Holunder) und über 70 weitere) kommen in einigen unverarbeiteten Lebensmitteln in relevanten Mengen (> 0,02% gebundene Blausäure <ref>http://www.uni-jena.de/img/unijena_/faculties/bio_pharm/ieu/ls_lmc/10.0_Obst_Gemuese_1.Teil.doc</ref>) vor. Durch traditionelle Verarbeitungsweisen wird der Blausäuregehalt aber auf ungefährliche Konzentrationen reduziert.  
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*Herbert, V. (1979): Laetrile: the cult of cyanide. Promoting poison for profit.''Am J Clin Nutr.'' 32(5): 1121–58. PMID 219680 [http://www.ajcn.org/cgi/reprint/32/5/1121.pdf]
 
*Herbert, V. (1979): Laetrile: the cult of cyanide. Promoting poison for profit.''Am J Clin Nutr.'' 32(5): 1121–58. PMID 219680 [http://www.ajcn.org/cgi/reprint/32/5/1121.pdf]
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== Weblinks ==
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==Weblinks==
 
*http://www.pharmazeutische-zeitung.de/fileadmin/pza/2003-24/pharm4.htm
 
*http://www.pharmazeutische-zeitung.de/fileadmin/pza/2003-24/pharm4.htm
 
*[http://www.bfr.bund.de/cm/208/verzehr_von_bitteren_aprikosenkernen_ist_gesundheitlich_bedenklich.pdf Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung vom 7.6.07]
 
*[http://www.bfr.bund.de/cm/208/verzehr_von_bitteren_aprikosenkernen_ist_gesundheitlich_bedenklich.pdf Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung vom 7.6.07]
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[[category:Wundermittel gegen Krebs]]
 
[[category:Wundermittel gegen Krebs]]
[[category:Alternativmedizin]]
   
[[category:Pseudovitamin]]
 
[[category:Pseudovitamin]]
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