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Im Mai 2008 erhielt [[Claudia Witt]] eine Stiftungsprofessur am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité. Finanziert wurde diese durch die [[Karl und Veronica Carstens-Stiftung]] mit einer Million Euro über fünf Jahre. Zum Januar 2014 wechselte Claudia Witt zur Universität Zürich, wo sie zur ordentlichen Professorin für Komplementär- und Integrative Medizin ernannt wurde. Das Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie wird nun von dem Epidemiologen Benno Brinkhaus (geb. 9. Januar 1964) geleitet.
 
Im Mai 2008 erhielt [[Claudia Witt]] eine Stiftungsprofessur am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité. Finanziert wurde diese durch die [[Karl und Veronica Carstens-Stiftung]] mit einer Million Euro über fünf Jahre. Zum Januar 2014 wechselte Claudia Witt zur Universität Zürich, wo sie zur ordentlichen Professorin für Komplementär- und Integrative Medizin ernannt wurde. Das Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie wird nun von dem Epidemiologen Benno Brinkhaus (geb. 9. Januar 1964) geleitet.
 
===Werbung und Verbreitung persönlicher Ansichten zur Homöopathie===
 
===Werbung und Verbreitung persönlicher Ansichten zur Homöopathie===
Mehrere Jahre lang war auf den Webseiten der Kinderonkologie der Charité ein für die [[Homöopathie]] werbender Text zu finden.<ref>Zitat des ursprünglichen Textes:<br><br>Was ist Homöopathie?<br>
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Mehrere Jahre lang war auf den Webseiten der Kinderonkologie der Charité ein für die [[Homöopathie]] werbender Text zu finden.<ref>Zitat des ursprünglichen Textes:<br><br>Was ist Homöopathie?<br>Definition<br>
Definition<br>
   
Die Homöopathie ist ein Therapieverfahren der Komplementärmedizin. Die homöopathische Behandlung erfolgt mit Arzneimitteln, die zum Gesamtzustand des Kranken (Körper, Psyche, Vegetativum, Konstitution) und den auslösenden Ursachen seiner Erkrankung genau passen. In der homöopathischen Anamnese (Befragung) wird dazu die Gesamtheit aller körperlichen und psychischen Symptome und Auffälligkeiten des Kranken erhoben. Nach der "Ähnlichkeitsregel" wird jene Arznei verordnet, deren homöopathische Wirksamkeit dem Zustand des Patienten am besten entspricht.<br>
 
Die Homöopathie ist ein Therapieverfahren der Komplementärmedizin. Die homöopathische Behandlung erfolgt mit Arzneimitteln, die zum Gesamtzustand des Kranken (Körper, Psyche, Vegetativum, Konstitution) und den auslösenden Ursachen seiner Erkrankung genau passen. In der homöopathischen Anamnese (Befragung) wird dazu die Gesamtheit aller körperlichen und psychischen Symptome und Auffälligkeiten des Kranken erhoben. Nach der "Ähnlichkeitsregel" wird jene Arznei verordnet, deren homöopathische Wirksamkeit dem Zustand des Patienten am besten entspricht.<br>
 
Der Reiz der homöopathischen Arznei regt die Selbstheilung an. Diese natürliche Heilreaktion führt in Abhängigkeit von der angewandten homöopathischen Therapiemethode und der Situation des Kranken zu einer raschen und sanften Heilung oder Besserung der Beschwerden.<br>
 
Der Reiz der homöopathischen Arznei regt die Selbstheilung an. Diese natürliche Heilreaktion führt in Abhängigkeit von der angewandten homöopathischen Therapiemethode und der Situation des Kranken zu einer raschen und sanften Heilung oder Besserung der Beschwerden.<br>
    
Entdeckung<br>
 
Entdeckung<br>
   
Das Wirkprinzip der Homöopathie ist seit Bestehen der Menschheit als "Ähnlichkeitsprinzip" bekannt und wurde 1790 durch den deutschen Arzt, Pharmazeuten und Chemiker Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755-1843) für die Medizin entdeckt. Während eines Selbstversuches mit dem Malariamedikament Chinarinde traten malariaartige Zustände an Hahnemann selbst auf. Weitere Versuche mit anderen Arzneistoffen und Literaturrecherchen bestätigten diese Beobachtung als allgemeines Therapieprinzip: jede Arznei, die bei bestimmten Krankheitszuständen wirksam ist, kann am Gesunden ähnliche Krankheitszustände hervorrufen.<br>
 
Das Wirkprinzip der Homöopathie ist seit Bestehen der Menschheit als "Ähnlichkeitsprinzip" bekannt und wurde 1790 durch den deutschen Arzt, Pharmazeuten und Chemiker Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755-1843) für die Medizin entdeckt. Während eines Selbstversuches mit dem Malariamedikament Chinarinde traten malariaartige Zustände an Hahnemann selbst auf. Weitere Versuche mit anderen Arzneistoffen und Literaturrecherchen bestätigten diese Beobachtung als allgemeines Therapieprinzip: jede Arznei, die bei bestimmten Krankheitszuständen wirksam ist, kann am Gesunden ähnliche Krankheitszustände hervorrufen.<br>
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Wirkmechanismus<br>
 
Wirkmechanismus<br>
   
Die physiologischen Ebenen des Menschen (Melchart et al, 2002) sind über das autonome Nervensystem untereinander und mit dem ZNS verbunden. Dieses Netzwerk aus sensorischen, motorischen, neurovegetativen, metabolischen, endokrinen, immunologischen, emotionalen und mentalen Teilsystemen verbindet alle Organe, den Körper und die Psyche und ist die physiologische Grundlage der Ganzheitlichkeit des Menschen. Als "Autoregulationssystem" reagiert das Netzwerk auf physiologische, pathologische und therapeutische Reize, um den physiologischen Zustand zu erhalten oder wiederherzustellen.<br>
 
Die physiologischen Ebenen des Menschen (Melchart et al, 2002) sind über das autonome Nervensystem untereinander und mit dem ZNS verbunden. Dieses Netzwerk aus sensorischen, motorischen, neurovegetativen, metabolischen, endokrinen, immunologischen, emotionalen und mentalen Teilsystemen verbindet alle Organe, den Körper und die Psyche und ist die physiologische Grundlage der Ganzheitlichkeit des Menschen. Als "Autoregulationssystem" reagiert das Netzwerk auf physiologische, pathologische und therapeutische Reize, um den physiologischen Zustand zu erhalten oder wiederherzustellen.<br>
 
Homöopathische Arzneimittel wirken als spezifische Reize, die bei ausreichender Ähnlichkeit mit dem krankhaften Zustand des Autoregulationssystems die Autoregulation stimulieren. Die Autoregulation bewirkt häufig eine regulatorische Verstärkung der vorhandenen Symptome (Erstreaktion) und regt die Selbstheilung an. Da die Reaktion auf den homöopathischen Reiz alle körperlichen und psychischen Systeme betreffen kann und oft nur kurzzeitig mit nachfolgender Einstellung eines neuen regulatorischen Gleichgewichtes in Erscheinung tritt, sind isolierte Einzelwirkungen homöopathischer Arzneimittel statistisch meist schwer fassbar. Die Patienten erleben die homöopathische Wirkung jedoch als sanfte Verbesserung der Beschwerden, die von psychischer Entspannung und ausleitenden Effekten begleitet sein kann.<br>
 
Homöopathische Arzneimittel wirken als spezifische Reize, die bei ausreichender Ähnlichkeit mit dem krankhaften Zustand des Autoregulationssystems die Autoregulation stimulieren. Die Autoregulation bewirkt häufig eine regulatorische Verstärkung der vorhandenen Symptome (Erstreaktion) und regt die Selbstheilung an. Da die Reaktion auf den homöopathischen Reiz alle körperlichen und psychischen Systeme betreffen kann und oft nur kurzzeitig mit nachfolgender Einstellung eines neuen regulatorischen Gleichgewichtes in Erscheinung tritt, sind isolierte Einzelwirkungen homöopathischer Arzneimittel statistisch meist schwer fassbar. Die Patienten erleben die homöopathische Wirkung jedoch als sanfte Verbesserung der Beschwerden, die von psychischer Entspannung und ausleitenden Effekten begleitet sein kann.<br>
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Arzneiinformation<br>
 
Arzneiinformation<br>
   
Die Wirksamkeit höchster Verdünnungen erscheint unter 3 Voraussetzungen verständlich:
 
Die Wirksamkeit höchster Verdünnungen erscheint unter 3 Voraussetzungen verständlich:
 
1. Die homöopathischen Wirkungen sind substanzspezifisch, d.h. die in der Homöopathie bekannten und auch therapeutisch angewandten Wirkungen der Arzneistoffe stimmen mit den aus der Phytotherapie oder Toxikologie bekannten Reaktionsmustern weitgehend überein.<br>
 
1. Die homöopathischen Wirkungen sind substanzspezifisch, d.h. die in der Homöopathie bekannten und auch therapeutisch angewandten Wirkungen der Arzneistoffe stimmen mit den aus der Phytotherapie oder Toxikologie bekannten Reaktionsmustern weitgehend überein.<br>
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Methoden der Homöopathie<br>
 
Methoden der Homöopathie<br>
   
Es gibt über 2000 homöopathische Einzelmittel und unterschiedliche homöopathische Behandlungsmethoden (König 2005). Gemeinsam ist allen Verfahren das homöopathische Simileprinzip (Dellmour 2000). Durch den Vergleich des "Krankheitsbildes" mit den "Arzneimittelbildern" geeigneter Arzneimittel kann jene Arznei als Simile verordnet werden, deren physiologisches Reaktionsmuster dem krankhaft veränderten Zustand am ähnlichsten ist.
 
Es gibt über 2000 homöopathische Einzelmittel und unterschiedliche homöopathische Behandlungsmethoden (König 2005). Gemeinsam ist allen Verfahren das homöopathische Simileprinzip (Dellmour 2000). Durch den Vergleich des "Krankheitsbildes" mit den "Arzneimittelbildern" geeigneter Arzneimittel kann jene Arznei als Simile verordnet werden, deren physiologisches Reaktionsmuster dem krankhaft veränderten Zustand am ähnlichsten ist.
 
Die "Klassische Homöopathie" wendet Arzneimittel an, die zum Gesamtbild der Symptome passen. Daneben gibt es Behandlungsmethoden, die besonders auf die psychische oder klinische Symptomatik des Kranken ausgerichtet sind.
 
Die "Klassische Homöopathie" wendet Arzneimittel an, die zum Gesamtbild der Symptome passen. Daneben gibt es Behandlungsmethoden, die besonders auf die psychische oder klinische Symptomatik des Kranken ausgerichtet sind.
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Darreichungsformen<br>
 
Darreichungsformen<br>
   
Homöopathische Arzneimittel können als alkoholische Dilutionen ("Tropfen"), Zuckerkügelchen ("Globuli"), Milchzuckertabletten sowie als Verreibungen, Injektionen, Nasentropfen, Augentropfen, Salben und Zäpfchen angewendet werden.
 
Homöopathische Arzneimittel können als alkoholische Dilutionen ("Tropfen"), Zuckerkügelchen ("Globuli"), Milchzuckertabletten sowie als Verreibungen, Injektionen, Nasentropfen, Augentropfen, Salben und Zäpfchen angewendet werden.
 
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Therapie<br>
 
Therapie<br>
   
Die Homöopathie ist bei akuten Störungen und vor allem bei chronischen Krankheiten bewährt. Der Therapieerfolg ist vom Krankheitszustand und Regulationsverhalten des Patienten abhängig. Die Erfahrungen in der Praxis, aber auch die Anwendung der Homöopathie in Krankenhäusern (Usar 2005) und auf der Intensivstation (Frass 2005) zeigen, dass die homöopathische Medizin auch bei schwersten Krankheitszuständen Heilung oder eine Verbesserung der Beschwerden bieten kann.<br>
 
Die Homöopathie ist bei akuten Störungen und vor allem bei chronischen Krankheiten bewährt. Der Therapieerfolg ist vom Krankheitszustand und Regulationsverhalten des Patienten abhängig. Die Erfahrungen in der Praxis, aber auch die Anwendung der Homöopathie in Krankenhäusern (Usar 2005) und auf der Intensivstation (Frass 2005) zeigen, dass die homöopathische Medizin auch bei schwersten Krankheitszuständen Heilung oder eine Verbesserung der Beschwerden bieten kann.<br>
 
Die Ausübung der Homöopathie erfordert eine jahrelange Ausbildung, die mit einer Facharztausbildung vergleichbar ist.
 
Die Ausübung der Homöopathie erfordert eine jahrelange Ausbildung, die mit einer Facharztausbildung vergleichbar ist.
 
Weitere Informationen zur Homöopathie und Hinweise für die Suche homöopathischer Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker bietet der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (DZVhÄ) unter http://www.dzv.de/.<br>
 
Weitere Informationen zur Homöopathie und Hinweise für die Suche homöopathischer Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker bietet der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (DZVhÄ) unter http://www.dzv.de/.<br>
   
Literatur<br>
 
Literatur<br>
 
Dellmour F.: Die Entwicklung der Potenzierung bei Samuel Hahnemann und spätere Abänderungen der Arzneiherstellung. Documenta homoeopathica, Bd. 13, Maudrich, Wien 1993: 139-188.
 
Dellmour F.: Die Entwicklung der Potenzierung bei Samuel Hahnemann und spätere Abänderungen der Arzneiherstellung. Documenta homoeopathica, Bd. 13, Maudrich, Wien 1993: 139-188.
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Witt C., Keil Th., Selim D., Roll S., Vance W., Wegscheider K., Willich S. N.: Outcome and costs of homoeopathic and conventional treatment strategies: A comparative cohort study in patients with chronic disorders. Complementary Therapies in Medicine (2005) 13, 79-86.
 
Witt C., Keil Th., Selim D., Roll S., Vance W., Wegscheider K., Willich S. N.: Outcome and costs of homoeopathic and conventional treatment strategies: A comparative cohort study in patients with chronic disorders. Complementary Therapies in Medicine (2005) 13, 79-86.
 
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Charité – Universitätsmedizin Berlin</ref><ref>Inzwischen gelöschte Seite:<br>https://kinderonkologie.charite.de/forschung/ag_seifert/hintergrundinformationen/homoeopathie/</ref> Zu finden war der Text auf Seiten einer Arbeitsgemeinschaft Seifert. Der Text bediente sich dabei auch Formulierungen des Homöopathen Friedrich Dellmour, der auch in der Literaturliste erwähnt wird. So wurde behauptet dass eine homöopathische Medizin ''„auch bei schwersten Krankheitszuständen Heilung oder eine Verbesserung der Beschwerden bieten“'' könne, oder: ''„Aus empirischer Sicht ist die Wirkung homöopathischer Höchstpotenzen unbestritten“''. Auch wurde behauptet dass doppelt verblindete randomisierte klinische Studie nicht in der Lage seien die Wirksamkeit einer Therapie zu belegen. Tatsächlich liegt jedoch bislang kein Beleg dafür vor, dass die Homöopathie bei Krebserkrankungen (siehe dazu: [[Homöopathische Therapie von Krebs]]) oder anderen schweren chronischen Krankheiten wirksam ist. Nach Protesten in sozialen Medien wurde der Text im Sommer 2018 entfernt. Ein Sprecher der Aufsichtsbehörde (Berliner Senatskanzlei für Wissenschaft und Forschung) gab auf Anfrage bekannt: ''„Der besagte Online-Beitrag auf der Internetseite der Charité wurde entfernt, um die Verbreitung von Fehlinformationen zu stoppen“''. Allerdings distanzierte sich nach der Textlöschung auch die Kinderonkologie von der ursprünglichen eigenen Veröffentlichung.
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Charité – Universitätsmedizin Berlin</ref><ref>Inzwischen gelöschte Seite:<br>https://kinderonkologie.charite.de/forschung/ag_seifert/hintergrundinformationen/homoeopathie/</ref> Zu finden war der Text auf Seiten einer Arbeitsgemeinschaft Seifert. Der Text bediente sich dabei auch Formulierungen des Homöopathen Friedrich Dellmour, der auch in der Literaturliste erwähnt wird. So wurde behauptet dass eine homöopathische Medizin ''„auch bei schwersten Krankheitszuständen Heilung oder eine Verbesserung der Beschwerden bieten“'' könne, oder: ''„Aus empirischer Sicht ist die Wirkung homöopathischer Höchstpotenzen unbestritten“''. Auch wurde behauptet dass doppelt verblindete randomisierte klinische Studie nicht in der Lage seien die Wirksamkeit einer Therapie zu belegen. Tatsächlich liegt jedoch bislang kein Beleg dafür vor, dass die Homöopathie bei Krebserkrankungen (siehe dazu: [[Homöopathische Therapie von Krebs]]) oder anderen schweren chronischen Krankheiten wirksam ist. Nach Protesten in sozialen Medien<ref>https://blog.gwup.net/2018/07/08/homoeopathie-die-studienlage-noch-einmal-weil-die-berliner-charite-fake-news-verbreitet/</ref> wurde der Text im Sommer 2018 entfernt. Ein Sprecher der Aufsichtsbehörde (Berliner Senatskanzlei für Wissenschaft und Forschung) gab auf Anfrage bekannt: ''„Der besagte Online-Beitrag auf der Internetseite der Charité wurde entfernt, um die Verbreitung von Fehlinformationen zu stoppen“''. Allerdings distanzierte sich nach der Textlöschung auch die Kinderonkologie von der ursprünglichen eigenen Veröffentlichung.
    
===Forschung===
 
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