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[[image:Anonymous facebook.jpg|Facebook-Auftritt von Anonymous, die nicht mit der internationalen Hacker-Gruppe Anonymous verwechselt werden darf. Die Gruppe fiel durch rechte Hetze im Internet auf. Gegen die Betreiber der gelöschten Seite wurde unter anderen wegen Volksverhetzung ermittelt|360px|thumb]]
 
[[image:Anonymous facebook.jpg|Facebook-Auftritt von Anonymous, die nicht mit der internationalen Hacker-Gruppe Anonymous verwechselt werden darf. Die Gruppe fiel durch rechte Hetze im Internet auf. Gegen die Betreiber der gelöschten Seite wurde unter anderen wegen Volksverhetzung ermittelt|360px|thumb]]
[[image:Haftbefehl Mario Roensch.jpg|Generalstaatsanwaltschaft Berlin zur Festnahme von Mario Rönsch (28.3.2018)|320px|thumb]]
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[[image:Haftbefehl Mario Roensch.jpg|Generalstaatsanwaltschaft Berlin zur Festnahme von Mario Rönsch (28.3.2018). Rönsch wurde mit internationalem Haftbefehl gesucht, in Ungarn festgenommen und an Deutschland ausgeliefert.|320px|thumb]]
 
[[image:Kai Homilius Mario Roensch Budapest.jpg|Kai Homilius (links) mit Mario Rönsch (Mai 2016 in Budapest, Bild: anonymousnews.ru)|320px|thumb]]
 
[[image:Kai Homilius Mario Roensch Budapest.jpg|Kai Homilius (links) mit Mario Rönsch (Mai 2016 in Budapest, Bild: anonymousnews.ru)|320px|thumb]]
 
[[image:Roensch Elsaesser.png|Mario Rönsch (links) mit Jürgen Elsässer (Bild: Anonymousnews.ru)|320px|thumb]]
 
[[image:Roensch Elsaesser.png|Mario Rönsch (links) mit Jürgen Elsässer (Bild: Anonymousnews.ru)|320px|thumb]]
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== Mutmaßlicher Betreiber, Migrantenschreck und Patriotenshop Waffenhandel ==
 
== Mutmaßlicher Betreiber, Migrantenschreck und Patriotenshop Waffenhandel ==
Nach schriftlichen Zeugenaussagen gegenüber der Zeitschrift Focus betrieb der Erfurter Mario Rönsch die Facebookseite von anonymous kollektiv. Rönsch, der sich bis zu seiner Festnahme im März 2018 in Budapest aufhielt, war bis mindestens 2014 AfD-Mitglied. Auch die Webseite des Waffenhandels ''www.migrantenschreck.net'' ist auf seinen Namen eingetragen.<ref name="focus"/> Die Webseite war ein Online-Shop, auf dem Gewehre, Pistolen, Revolver und Armbrüste bestellt werden konnten. Insbesondere wurden von Ungarn aus Gaspistolen der ungarischen Waffenfirma Keserű Művek Fegyvergyár<ref>http://motherboard.vice.com/de/read/die-waffenschmiede-hinter-der-hetzseite-migrantenschreck?trk_source=recommended</ref>, mit denen gefährliche Hartgummigeschosse abgefeuert werden können angeboten, zum Schutz vor „Merkels vergewaltigenden Invasoren“, ""Ficki-Ficki-Fachkräfte" und „Asylforderer“ wie es bei Migrantenschreck hieß. In der Werbung hieß es: ''„60 Joule Mündungsenergie strecken jeden Asylforderer nieder“''. In Werbevideos wurden die Waffen auf Fotos von Politikern wie Heiko Maas und Joachim Gauck abgeschossen.<ref>https://www.psiram.com/de/images/3/30/Migrantenschreck_Video.jpg</ref> Daher wurde auch eine Anzeige wegen Volksverhetzung erstattet. Auch wird in den Werbevideos gezeigt dass die verschossene Munition Holztüren durchschlagen kann. Schusstests der Ermittler ergaben, dass die kleinen Hartgummigeschosse, die aus täuschend echt wirkenden Gewehren, Revolvern und Pistolen gefeuert werden, schwere Wunden hinterlassen und Menschen töten können. In Deutschland gelten die Waffen wegen ihrer Bauart als illegale Schusswaffen. Verkauft wurden die Waffen in deutschsprachige Länder. Bis Ende Januar 2017 wurden Waffen für mehr als 150.000 Euro bei Migrantenschreck gekauft. Den Käufern drohen Strafen. Ermittelt wird nicht nut gegen Rönsch und mögliche Mittäter, sondern auch gegen viele Kunden. In ganz Deutschland ließ die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anfang 2017 Wohnungen nach den bei "Migrantenschreck" gekauften Waffen durchsuchen. Laut Schweizer Tagesspiegel (vom 22.8.2016) seien die Waffen überteuert angeboten worden: ''"Die angebotenen Modelle gleichen stark den Produkten des ungarischen Waffenhändlers Keseru Muvek Fegyvergyár – werden aber für das Doppelte des Originalpreises verkauft."'' Im Juni 2016 berichtete der Bayerische Rundfunk, dass Kundendaten von Abonnenten des AfD-nahen [[Magazin Compact]] von [[Jürgen Elsässer]] an den rechtsextremen Waffenversender "Migrantenschreck" weitergegeben worden seien.<br>Nachdem der illegale Handel über Migrantenschreck im Februar stillgelegt werden konnte, wich man auf das Folgeprojekt, den Versandhandel "Patriotenshop" mit russischer domain aus. Dieser nennt eine Schweizer Briefkastenadresse.<ref>PatriotenShop,
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Nach schriftlichen Zeugenaussagen gegenüber der Zeitschrift Focus betrieb der Erfurter Mario Rönsch die Facebookseite von anonymous kollektiv. Rönsch, der sich bis zu seiner Festnahme im März 2018 in Budapest aufhielt, war bis mindestens 2014 AfD-Mitglied. Auch die Webseite des Waffenhandels ''www.migrantenschreck.net'' ist auf seinen Namen eingetragen.<ref name="focus"/> Die Webseite war ein Online-Shop, auf dem Gewehre, Pistolen, Revolver und Armbrüste bestellt werden konnten. Insbesondere wurden von Ungarn aus Gaspistolen der ungarischen Waffenfirma Keserű Művek Fegyvergyár<ref>http://motherboard.vice.com/de/read/die-waffenschmiede-hinter-der-hetzseite-migrantenschreck?trk_source=recommended</ref>, mit denen gefährliche Hartgummigeschosse abgefeuert werden können angeboten, zum Schutz vor „Merkels vergewaltigenden Invasoren“, ""Ficki-Ficki-Fachkräfte" und „Asylforderer“ wie es bei Migrantenschreck hieß. In der Werbung hieß es: ''„60 Joule Mündungsenergie strecken jeden Asylforderer nieder“''. In Werbevideos wurden die Waffen auf Fotos von Politikern wie Heiko Maas und Joachim Gauck abgeschossen.<ref>https://www.psiram.com/de/images/3/30/Migrantenschreck_Video.jpg</ref> Daher wurde auch eine Anzeige wegen Volksverhetzung erstattet. Auch wird in den Werbevideos gezeigt dass die verschossene Munition Holztüren durchschlagen kann. Schusstests der Ermittler ergaben, dass die kleinen Hartgummigeschosse, die aus täuschend echt wirkenden Gewehren, Revolvern und Pistolen gefeuert werden, schwere Wunden hinterlassen und Menschen töten können. In Deutschland gelten die Waffen wegen ihrer Bauart als illegale Schusswaffen. Verkauft wurden die Waffen in deutschsprachige Länder. Bis Ende Januar 2017 wurden Waffen für mehr als 150.000 Euro bei Migrantenschreck gekauft. Den Käufern drohen Strafen. Ermittelt wird nicht nut gegen Rönsch und mögliche Mittäter, sondern auch gegen viele Kunden. In ganz Deutschland ließ die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anfang 2017 Wohnungen nach den bei "Migrantenschreck" gekauften Waffen durchsuchen. Laut Schweizer Tagesspiegel (vom 22.8.2016) seien die Waffen überteuert angeboten worden: ''"Die angebotenen Modelle gleichen stark den Produkten des ungarischen Waffenhändlers Keseru Muvek Fegyvergyár – werden aber für das Doppelte des Originalpreises verkauft."'' Im Juni 2016 berichtete der Bayerische Rundfunk, dass Kundendaten von Abonnenten des AfD-nahen [[Magazin Compact]] von [[Jürgen Elsässer]] an den rechtsextremen Waffenversender "Migrantenschreck" weitergegeben worden seien.<br>Nachdem der illegale Handel über Migrantenschreck im Februar stillgelegt werden konnte, wich man auf das Folgeprojekt, den Versandhandel "Patriotenshop" mit russischer domain aus. Dieser nennt eine Schweizer Briefkastenadresse.<ref>PatriotenShop, Bahnhofstrasse 10, CH 8001 Zürich, Schweiz</ref> "Anonymousnews" bewirbt den "Patriotenshop" aktiv. Nach Presseangaben sollen Spuren ebenfalls nach Budapest weisen.<ref>https://www.tagesschau.de/inland/roensch-haftbefehl-festnahme-101.html</ref>
Bahnhofstrasse 10, CH 8001 Zürich, Schweiz</ref> "Anonymousnews" bewirbt den "Patriotenshop" aktiv. Nach Presseangaben sollen Spuren ebenfalls nach Budapest weisen.<ref>https://www.tagesschau.de/inland/roensch-haftbefehl-festnahme-101.html</ref>
      
Der gelernte Bankkaufmann "Like-Dealer" Mario Rönsch wurde 2012 als Vertreter von Webseiten wie ''Fandealer'' und ''Cyburios'' bekannt, die gegen Gebühr Fan- und Follower-Zuwächse an Firmen verkaufen.<ref>Der Spiegel, 23. Juli 2012: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-87482751.html ''Soziale Netzwerke: Falsche Fans'']</ref> Er soll wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Insolvenzverschleppung mehrfach verurteilt worden sein. Nach Angaben von ''Anonymous'' führten vier Anonymous-Mitglieder, darunter Rönsch, die Facebookseite ''Anonymous.kollektiv'' bis 2012. Nach einem Streit zwischen ihnen habe Rönsch die Seite allein übernommen und die übrigen drei als V-Männer und verdeckte Scientologen zu diskreditieren versucht.<ref name="Diener"/> Er versuchte die ZDF-Reporterin Dunja Hayali im Oktober 2015 an einer Befragung von Teilnehmern einer AfD-Kundgebung in Erfurt zu hindern. In Facebookdialogen drohte ein Absender der Webseite in Ich-Form, er werde alle verklagen, die seinen Namen nennen.<ref name="Vogel"/>
 
Der gelernte Bankkaufmann "Like-Dealer" Mario Rönsch wurde 2012 als Vertreter von Webseiten wie ''Fandealer'' und ''Cyburios'' bekannt, die gegen Gebühr Fan- und Follower-Zuwächse an Firmen verkaufen.<ref>Der Spiegel, 23. Juli 2012: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-87482751.html ''Soziale Netzwerke: Falsche Fans'']</ref> Er soll wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Insolvenzverschleppung mehrfach verurteilt worden sein. Nach Angaben von ''Anonymous'' führten vier Anonymous-Mitglieder, darunter Rönsch, die Facebookseite ''Anonymous.kollektiv'' bis 2012. Nach einem Streit zwischen ihnen habe Rönsch die Seite allein übernommen und die übrigen drei als V-Männer und verdeckte Scientologen zu diskreditieren versucht.<ref name="Diener"/> Er versuchte die ZDF-Reporterin Dunja Hayali im Oktober 2015 an einer Befragung von Teilnehmern einer AfD-Kundgebung in Erfurt zu hindern. In Facebookdialogen drohte ein Absender der Webseite in Ich-Form, er werde alle verklagen, die seinen Namen nennen.<ref name="Vogel"/>
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Am 2. Juni 2016 führte ''compact''-Verleger [[Kai Homilius]] mit Rönsch ein Interview und bezeichnete ihn als „Friedensaktivist“, weil er Montagsmahnwachen organisiert und Jürgen Elsässer dazu nach Erfurt eingeladen hatte. Rönsch erklärte, er sei seit Januar im Ausland und habe nichts mit den Webseiten ''anonymous.kollektiv'' und ''migrantenschreck'' zu tun. Jemand habe den online-Waffenhandel missbräuchlich auf seinen Namen angemeldet. Am 11. Juni verschickte ''migrantenschreck'' Werbemails an Kunden von ''compact'', die den Kauf einer in Deutschland verbotenen Waffe für Hartgummigeschosse empfahlen, um sich gegen „Erlebnisse der orientalischen Art“ zu wappnen und auf „soziale Unruhen“ vorzubereiten. Die Werbemail verweist auf die Nachfolgeseite von ''anonymous.kollektiv'' und erklärt: „Unsere Kriegskasse ist dank zahlloser Unterstützer prall gefüllt. Wir können auch ohne Facebook und zwar sehr, sehr, sehr lange. Ideen und Ideale, liebe Blockwarte und Mietmäuler der Lügenpresse, sind kugelsicher. Erwartet uns!“<ref>Jürgen P. Lang, Theresa Authaler (BR, 13. Juni 2016): [http://www.br.de/nachrichten/migrantenschreck-compact-100.html ''„Migrantenschreck“: E-Mails von den Waffenbrüdern'']</ref>
 
Am 2. Juni 2016 führte ''compact''-Verleger [[Kai Homilius]] mit Rönsch ein Interview und bezeichnete ihn als „Friedensaktivist“, weil er Montagsmahnwachen organisiert und Jürgen Elsässer dazu nach Erfurt eingeladen hatte. Rönsch erklärte, er sei seit Januar im Ausland und habe nichts mit den Webseiten ''anonymous.kollektiv'' und ''migrantenschreck'' zu tun. Jemand habe den online-Waffenhandel missbräuchlich auf seinen Namen angemeldet. Am 11. Juni verschickte ''migrantenschreck'' Werbemails an Kunden von ''compact'', die den Kauf einer in Deutschland verbotenen Waffe für Hartgummigeschosse empfahlen, um sich gegen „Erlebnisse der orientalischen Art“ zu wappnen und auf „soziale Unruhen“ vorzubereiten. Die Werbemail verweist auf die Nachfolgeseite von ''anonymous.kollektiv'' und erklärt: „Unsere Kriegskasse ist dank zahlloser Unterstützer prall gefüllt. Wir können auch ohne Facebook und zwar sehr, sehr, sehr lange. Ideen und Ideale, liebe Blockwarte und Mietmäuler der Lügenpresse, sind kugelsicher. Erwartet uns!“<ref>Jürgen P. Lang, Theresa Authaler (BR, 13. Juni 2016): [http://www.br.de/nachrichten/migrantenschreck-compact-100.html ''„Migrantenschreck“: E-Mails von den Waffenbrüdern'']</ref>
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Am 28. März 2018 konnte der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Mario Rönsch von der ungarischen Antiterroreinheit "TÉK" und in Begleitung von Ermittlern des Berliner LKA im noblen Budapester Stadtteil "Pasarét" festgenommen werden.<ref>https://motherboard.vice.com/de/article/9kgazz/mutmasslicher-betreiber-von-migrantenschreck-und-grosster-deutscher-hetzseite-festgenommen</ref><ref>https://www.psiram.com/de/images/e/e7/Mario_Roensch_Festnahme.jpg</ref>
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Am 28. März 2018 konnte der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Mario Rönsch von der ungarischen Antiterroreinheit "TÉK" und in Begleitung von Ermittlern des Berliner LKA im noblen Budapester Stadtteil "Pasarét" festgenommen werden.<ref>https://motherboard.vice.com/de/article/9kgazz/mutmasslicher-betreiber-von-migrantenschreck-und-grosster-deutscher-hetzseite-festgenommen</ref><ref>https://www.psiram.com/de/images/e/e7/Mario_Roensch_Festnahme.jpg</ref> Ende Juni 2018 wurde er an Deutschland ausgeliefert.
    
==Weblinks==
 
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