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→‎Tote durch Gebet: Sprachliche Glättung
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[[image:CATHERINE-HERBERT-SCHAIBLE.jpg|Ehepaar Catherine und Herbert Schaible aus Philadelphia (USA)<ref>http://www.huffingtonpost.com/2013/04/23/herbert-catherine-schaible_n_3138001.html</ref>|320px|thumb]]
 
[[image:CATHERINE-HERBERT-SCHAIBLE.jpg|Ehepaar Catherine und Herbert Schaible aus Philadelphia (USA)<ref>http://www.huffingtonpost.com/2013/04/23/herbert-catherine-schaible_n_3138001.html</ref>|320px|thumb]]
 
[[image:mkneumann.jpg|Madeline Neumann (11)|320px|thumb]]
 
[[image:mkneumann.jpg|Madeline Neumann (11)|320px|thumb]]
In den USA gehen zwei verhinderbare kindliche Todesfälle auf das Verhalten des strenggläubigen Ehepaares Catherine und Herbert Schaible aus Philadelphia, Mitglieder der fundamentalchristlichen "First Century Gospel Church". Die Eltern wünschten und erlaubten keine ärztliche Behandlungen ihrer Kinder, da diese "Sünde" seien. Zuerst starb 2009 ihr kleiner zweijähriger Sohn Kent an einer Lungenentzündung, die sie nicht behandeln ließen. Im Prozess rechtfertigten sich die Eltern mit dem Argument, dass nur der Glaube an Gott eine heilende Wirkung habe. Sie wurden schließlich zu zehn Jahren Haft auf Bewährung wegen "involuntary manslaughter" verurteilt. Vier Jahre nach Verurteilung litt ihr zweiter Junge, der acht Monate alte Brandon, unter starkem Husten und Durchfall, und wieder liessen die Eltern keine Behandlung zu. Auch dieses Kind verstarb.<ref>http://www.dailymail.co.uk/news/article-1353071/Christian-parents-shunned-medicine-prayer-son-died-spared-prison.html</ref><ref>http://www.pro-medienmagazin.de/?id=gesellschaft&news[action]=detail&news[id]=6562</ref>
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In den USA gehen zwei Todesfälle von Kindern, die verhindert hätten werden können, auf das Verhalten des strenggläubigen Ehepaares Catherine und Herbert Schaible aus Philadelphia, Mitglieder der fundamentalchristlichen "First Century Gospel Church", zurück. Die Eltern erlaubten keine ärztlichen Behandlungen ihrer Kinder, da diese "Sünde" seien. Zuerst starb 2009 ihr kleiner zweijähriger Sohn Kent an einer Lungenentzündung, die sie nicht behandeln ließen. Im Prozess rechtfertigten sich die Eltern mit dem Argument, dass nur der Glaube an Gott eine heilende Wirkung habe. Sie wurden schließlich zu zehn Jahren Haft auf Bewährung wegen "involuntary manslaughter" verurteilt. Vier Jahre nach Verurteilung litt ihr zweiter Junge, der acht Monate alte Brandon, unter starkem Husten und Durchfall, und wieder ließen die Eltern keine Behandlung zu. Auch dieses Kind verstarb.<ref>http://www.dailymail.co.uk/news/article-1353071/Christian-parents-shunned-medicine-prayer-son-died-spared-prison.html</ref><ref>http://www.pro-medienmagazin.de/?id=gesellschaft&news[action]=detail&news[id]=6562</ref>
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Das elfjährige Mädchen Madeline Kara Neumann aus Weston in Wisconsin (USA) litt an einer bekannten Zuckerkrankheit (Typ I). Als sich ihr Zustand im Jahre 2008 massiv verschlechterte, beschlossen ihre fundamentalchristlich eingestellten Eltern nicht etwa ärztliche Hilfe zu holen, sondern begannen, stattdessen solange für ihr Kind zu beten, bis es am Ostersonntag 2008 verstarb. Der letzte Arztbesuch des Mädchens lag acht Jahre zurück. Der ermittelnden Polizei erklärten ihre Eltern den Tod damit, dass ihr Kind angeblich ''zu wenig Glauben'' gehabt habe<ref>http://www.foxnews.com/story/0,2933,341574,00.html</ref> und zu wenig Menschen für sie gebetet hätten. Ihre Mutter glaubte auch, dass ihr Kind nach dem Tode wieder ''auferstehen'' könne.
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Das elfjährige Mädchen Madeline Kara Neumann aus Weston in Wisconsin (USA) litt an einer bekannten Zuckerkrankheit (Typ I). Als sich ihr Zustand im Jahre 2008 massiv verschlechterte, beschlossen ihre fundamentalchristlich eingestellten Eltern nicht etwa ärztliche Hilfe zu holen, sondern begannen für ihr Kind zu beten, bis es am Ostersonntag 2008 verstarb. Der letzte Arztbesuch des Mädchens lag acht Jahre zurück. Der ermittelnden Polizei erklärten ihre Eltern den Tod damit, dass ihr Kind angeblich ''zu wenig Glauben'' gehabt habe<ref>http://www.foxnews.com/story/0,2933,341574,00.html</ref> und zu wenig Menschen für sie gebetet hätten. Ihre Mutter glaubte auch, dass ihr Kind nach dem Tode wieder ''auferstehen'' könne.
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Ein ähnlicher Fall ereignete sich in Minnesota im Jahre 1989, als ebenfalls ein elfjähriges Mädchen mit Zuckerkrankheit starb, da es nicht effektiv behandelt worden war. Ihre Eltern orientierten sich nach der [[Christian Science]].<ref>Minnesota Supreme Court Entscheidung (1991) im Falle ''State v. McKown''</ref>
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Ein ähnlicher Fall ereignete sich in Minnesota im Jahre 1989, als ein ebenfalls elfjähriges Mädchen mit Zuckerkrankheit starb, da es nicht effektiv behandelt worden war. Ihre Eltern orientierten sich nach der [[Christian Science]].<ref>Minnesota Supreme Court Entscheidung (1991) im Falle ''State v. McKown''</ref>
    
Im März 2008 starb in Clackamas County, Oregon (USA), laut ABC-News ein 15-monatiger Säugling an einer Lungenentzündung, die durch geeignete Antibiotika behandelbar gewesen wäre. Die Eltern setzten stattdessen auf eine tödliche ''Gebetstherapie''.<ref>http://abcnews.go.com/Health/story?id=4550151&page=1</ref> Sie waren Mitglieder einer christlichen Sekte aus Oregon, die den Glauben an wirksame Geistheilungen verbreitet und der weitere 20&nbsp;Todesfälle dieser Art zugeschrieben werden.
 
Im März 2008 starb in Clackamas County, Oregon (USA), laut ABC-News ein 15-monatiger Säugling an einer Lungenentzündung, die durch geeignete Antibiotika behandelbar gewesen wäre. Die Eltern setzten stattdessen auf eine tödliche ''Gebetstherapie''.<ref>http://abcnews.go.com/Health/story?id=4550151&page=1</ref> Sie waren Mitglieder einer christlichen Sekte aus Oregon, die den Glauben an wirksame Geistheilungen verbreitet und der weitere 20&nbsp;Todesfälle dieser Art zugeschrieben werden.
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Am 15.&nbsp;Oktober 2008 starb ein 16-jähriger Junge an Herzversagen, weil seine Eltern ein heilendes Gebet einem ärztlichen Eingriff vorzogen. Die Eltern waren Anhänger der Followers of Christ Church in Oregon City, Oregon (USA).<ref>http://www.koinlocal6.com/news/state/story.aspx?content_id=3424bfb7-66fb-4aec-97da-a3e663b544e6</ref>
 
Am 15.&nbsp;Oktober 2008 starb ein 16-jähriger Junge an Herzversagen, weil seine Eltern ein heilendes Gebet einem ärztlichen Eingriff vorzogen. Die Eltern waren Anhänger der Followers of Christ Church in Oregon City, Oregon (USA).<ref>http://www.koinlocal6.com/news/state/story.aspx?content_id=3424bfb7-66fb-4aec-97da-a3e663b544e6</ref>
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2008 wurde im US-Staat Oregon das Ehepaar Jeff und Marci Beagley verurteilt, da es von einem Gericht für schuldig am Tode ihres 16 Jahre alten Sohnes Neil befunden wurde (criminally negligent homicide). Den Eltern wurde nachgewiesen, dass sie als Mitglieder der Followers of Christ Church ihrem Sohn medizinische Hilfe vorenthielten. Neil starb an Komplikationen einer angeborenen Fehlbildung und Verlegung der ableitenden Harnwege. Diese Fehlbildung hätte vorher behandelt werden können. Die Tochter des Ehepaares, Raylene Worthington, war zuvor vom Vorwurf des Totschlags freigesprochen worden. Sie hatte, zusammen mit ihrem Ehemann (der wegen Misshandlung verurteilt wurde), eine Behandlung ihrer 1&nbsp;Monate alten Tochter unterlassen, die an einer Lungenentzündung erkrankt war und starb. Auch sie war Mitglied der Followers of Christ Church.
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2008 wurde im US-Staat Oregon das Ehepaar Jeff und Marci Beagley verurteilt, da es von einem Gericht für schuldig am Tode ihres 16 Jahre alten Sohnes Neil befunden wurde (criminally negligent homicide). Den Eltern wurde nachgewiesen, dass sie als Mitglieder der Followers of Christ Church ihrem Sohn medizinische Hilfe vorenthielten. Neil starb an Komplikationen einer angeborenen Fehlbildung und Verlegung der ableitenden Harnwege. Diese Fehlbildung hätte behandelt werden können. Die Tochter des Ehepaares, Raylene Worthington, war zuvor vom Vorwurf des Totschlags freigesprochen worden. Sie hatte, zusammen mit ihrem Ehemann (der wegen Misshandlung verurteilt wurde), eine Behandlung ihrer 1&nbsp;Monate alten Tochter unterlassen, die an einer Lungenentzündung erkrankt war und starb. Auch sie war Mitglied der Followers of Christ Church.
Nach mehreren vermeidbaren Todesfällen bei „geistheilenden“ Familien der Followers of Christ Church wurde 1999 im Bundesstaat Oregon ein Gesetz verabschiedet, das es über 15-jährigen Jugendlichen erlaubt, selbst gegen den Willen der Eltern sich in medizinische Behandlung zu begeben.<ref>http://www.kgw.com/news/Verdict-reached-in-trial-of-parents-in-faith-healing-death-83365387.html</ref>
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Nach mehreren vermeidbaren Todesfällen bei „geistheilenden“ Familien der Followers of Christ Church wurde 1999 im Bundesstaat Oregon ein Gesetz verabschiedet, das es über 15-jährigen Jugendlichen erlaubt, sich selbst gegen den Willen der Eltern in medizinische Behandlung zu begeben.<ref>http://www.kgw.com/news/Verdict-reached-in-trial-of-parents-in-faith-healing-death-83365387.html</ref>
    
Eine wissenschaftliche Studie fand in der Fachliteratur für den zwanzigjährigen Zeitraum von 1975 bis 1995 172&nbsp;Todesfälle von Kindern, deren Eltern sich zu Sekten bekennen, bei denen die Geistheilung eine gängige Praxis ist und die den Kindern ärztliche Hilfe aus religiösen Gründen vorenthielten. Bei&nbsp;140 dieser Kinder wäre nach Ansicht der Studienautoren ein Überleben bei effektiver Therapie sehr wahrscheinlich gewesen und bei weiteren&nbsp;18 wäre ein Überleben gut möglich gewesen. Bis auf drei Fälle hätte ärztliche Versorgung den Kindern in irgendeiner Weise helfen können.<ref>Asser SM, Swan R., Child fatalities from religion-motivated medical neglect, Pediatrics. 1998 Apr;101(4 Pt 1):625-9</ref>
 
Eine wissenschaftliche Studie fand in der Fachliteratur für den zwanzigjährigen Zeitraum von 1975 bis 1995 172&nbsp;Todesfälle von Kindern, deren Eltern sich zu Sekten bekennen, bei denen die Geistheilung eine gängige Praxis ist und die den Kindern ärztliche Hilfe aus religiösen Gründen vorenthielten. Bei&nbsp;140 dieser Kinder wäre nach Ansicht der Studienautoren ein Überleben bei effektiver Therapie sehr wahrscheinlich gewesen und bei weiteren&nbsp;18 wäre ein Überleben gut möglich gewesen. Bis auf drei Fälle hätte ärztliche Versorgung den Kindern in irgendeiner Weise helfen können.<ref>Asser SM, Swan R., Child fatalities from religion-motivated medical neglect, Pediatrics. 1998 Apr;101(4 Pt 1):625-9</ref>
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