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Das '''Medias Klinikum Burghausen''' ist eine private Klinik in Burghausen im oberbayerischen Landkreis Altötting.<ref>Medias Klinikum GmbH & Co.KG, Krankenhausstr. 3A, D-84489 Burghausen</ref> Die Klinik geriet im April 2017 in die Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass die Klinik über längere Zeit hinweg Schleichwerbung für eigene Krebsbehandlungen mit angeblichen Heilerfolgen verbreitete, obwohl in der von der Klinik bezahlten Werbung die genannten Patienten in Wirklichkeit verstorben waren. Die Klinik wurde auch kritisiert, weil hohe Behandlungskosten von gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt wurden und Patienten in Geldnot gerieten.
 
Das '''Medias Klinikum Burghausen''' ist eine private Klinik in Burghausen im oberbayerischen Landkreis Altötting.<ref>Medias Klinikum GmbH & Co.KG, Krankenhausstr. 3A, D-84489 Burghausen</ref> Die Klinik geriet im April 2017 in die Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass die Klinik über längere Zeit hinweg Schleichwerbung für eigene Krebsbehandlungen mit angeblichen Heilerfolgen verbreitete, obwohl in der von der Klinik bezahlten Werbung die genannten Patienten in Wirklichkeit verstorben waren. Die Klinik wurde auch kritisiert, weil hohe Behandlungskosten von gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt wurden und Patienten in Geldnot gerieten.
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==Allgemeines==
 
==Allgemeines==
 
[[image:Karl Aigner Ralf Kollinger.jpg|Karl Reinhard Aigner und [[Alternativmedizin]]-PR-Mann [[Ralf Kollinger]] (Bild: Ralf Kollinger: ''Die Öffentlichkeit muss mehr eingebunden sein'')|400px|thumb]]
 
[[image:Karl Aigner Ralf Kollinger.jpg|Karl Reinhard Aigner und [[Alternativmedizin]]-PR-Mann [[Ralf Kollinger]] (Bild: Ralf Kollinger: ''Die Öffentlichkeit muss mehr eingebunden sein'')|400px|thumb]]
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*Schmerztherapie
 
*Schmerztherapie
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Angeboten wird auch eine "Komplementäre Onkologie nach Bausemer"<ref>Zitat: Medias Klinik Burghausen:<br>Seit 2016 ergänzt das Medias Klinikum Burghausen sein medizinisches Leistungsspektrum um Komplementäre Onkologie nach BAUSEMER. Im Rahmen der ständigen Weiterentwicklung in der Onkologie gewinnt die Hinzunahme von biologischen Krebstherapien zu den etablierten schulmedizinischen Verfahren immer mehr an Bedeutung.<br>Dr. Bausemer und sein Team verfolgen seit 1993 einen ganzheitlichen Ansatz in der Behandlung von Tumorpatienten. Er begleitet die schulmedizinischen Therapieverfahren mit biologischen Krebstherapien wie Immundiagnostik und –stimulation, Phytotherapie, Lokale Hyperthermie, Fiebertherapie und Tumorimpfung. Dabei werden sinnvolle konventionelle Therapieelemente mit ganzheitlichen biologischen Behandlungskonzepten optimal aufeinander abgestimmt. So gelingt eine sinnvolle Kombination aus Schulmedizin und biologischen Heilverfahren – zum größtmöglichen Nutzen für den Patienten. In einer Zeit, in der die Uniformität und Standardisierung immer mehr Raum einnimmt, ist es sein Anliegen, dem Wunsch nach ganz persönlicher Betreuung und Service bei einer so lebensbedrohlichen Erkrankung nachzukommen. Im Zentrum seines ganzheitlichen Behandlungskonzepts stehen der Erhalt der Lebensqualität und die Achtung der Werte.<br>Die Marke Bausemer<br>Neben einer über 20 jährigen Fachkompetenz und Expertise in Krebsmedizin und seit mehreren Jahren bestehenden Kooperationen mit Universitätsmedizin und onkologischen Fachkliniken, legt Dr. Bausemer sehr großen Wert auf eine individuelle, exklusive Betreuung seiner Patienten. Therapiekonzepte in seiner Praxis kommen nie von der Stange, sondern basieren auf den individuellen Bedürfnissen des Patienten und höchsten Qualitätsstandards bei Geräten, Verfahren und Medikamenten, die eigens für den Patienten hergestellt werden. Die Wünsche, Bedürfnisse sowie die jeweilige Lebenssituation der Patienten werden in die Therapieentscheidung mit einbezogen.<br>Detaillierte Informationen dazu und zu unserem onkologischen Netzwerk finden Sie auf unserer Internetseite www.biologische-krebstherapie.com</ref> des [[Heilpraktiker]]s Olaf Bausemer. Bis zu den Presseberichten über den Schleichwerbungsskandal nannte Bosemer eine eigene Behandlungspraxis innerhalb der Medias Klinik.<ref>Kontakt BAUSEMER im Medias Klinikum Burghausen, So finden Sie uns - Die Praxis befindet sich im Medias Klinikum Burghausen an der Salzach (Bayern). <br>Komplementäre Onkologie im Medias Klinikum Burghausen, Krankenhausstraße 3 a, 84489 Burghausen<br>www.biologische-krebstherapie.com<br>Rufen Sie uns an unter Telefon +49 8677.9160.298 und vereinbaren Sie einen individuellen Beratungstermin in unserer Praxis.
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Angeboten wird auch eine "Komplementäre Onkologie nach Bausemer"<ref>Zitat: Medias Klinik Burghausen:<br>Seit 2016 ergänzt das Medias Klinikum Burghausen sein medizinisches Leistungsspektrum um Komplementäre Onkologie nach BAUSEMER. Im Rahmen der ständigen Weiterentwicklung in der Onkologie gewinnt die Hinzunahme von biologischen Krebstherapien zu den etablierten schulmedizinischen Verfahren immer mehr an Bedeutung.<br>Dr. Bausemer und sein Team verfolgen seit 1993 einen ganzheitlichen Ansatz in der Behandlung von Tumorpatienten. Er begleitet die schulmedizinischen Therapieverfahren mit biologischen Krebstherapien wie Immundiagnostik und –stimulation, Phytotherapie, Lokale Hyperthermie, Fiebertherapie und Tumorimpfung. Dabei werden sinnvolle konventionelle Therapieelemente mit ganzheitlichen biologischen Behandlungskonzepten optimal aufeinander abgestimmt. So gelingt eine sinnvolle Kombination aus Schulmedizin und biologischen Heilverfahren – zum größtmöglichen Nutzen für den Patienten. In einer Zeit, in der die Uniformität und Standardisierung immer mehr Raum einnimmt, ist es sein Anliegen, dem Wunsch nach ganz persönlicher Betreuung und Service bei einer so lebensbedrohlichen Erkrankung nachzukommen. Im Zentrum seines ganzheitlichen Behandlungskonzepts stehen der Erhalt der Lebensqualität und die Achtung der Werte.<br>Die Marke Bausemer<br>Neben einer über 20 jährigen Fachkompetenz und Expertise in Krebsmedizin und seit mehreren Jahren bestehenden Kooperationen mit Universitätsmedizin und onkologischen Fachkliniken, legt Dr. Bausemer sehr großen Wert auf eine individuelle, exklusive Betreuung seiner Patienten. Therapiekonzepte in seiner Praxis kommen nie von der Stange, sondern basieren auf den individuellen Bedürfnissen des Patienten und höchsten Qualitätsstandards bei Geräten, Verfahren und Medikamenten, die eigens für den Patienten hergestellt werden. Die Wünsche, Bedürfnisse sowie die jeweilige Lebenssituation der Patienten werden in die Therapieentscheidung mit einbezogen.<br>Detaillierte Informationen dazu und zu unserem onkologischen Netzwerk finden Sie auf unserer Internetseite www.biologische-krebstherapie.com</ref> des [[Heilpraktiker]]s Olaf Bausemer. Bis zu den Presseberichten über den Schleichwerbungsskandal nannte Bosemer eine eigene Behandlungspraxis innerhalb der Medias Klinik.<ref>Kontakt BAUSEMER im Medias Klinikum Burghausen, So finden Sie uns - Die Praxis befindet sich im Medias Klinikum Burghausen an der Salzach (Bayern). <br>Komplementäre Onkologie im Medias Klinikum Burghausen, Krankenhausstraße 3 a, 84489 Burghausen<br>www.biologische-krebstherapie.com<br>Rufen Sie uns an unter Telefon +49 8677.9160.298 und vereinbaren Sie einen individuellen Beratungstermin in unserer Praxis.</ref> Danach wurde der Eintrag entfernt. Lediglich uf den englischsprachigen Seiten der Klinik hieß es noch eine Zeitlang: "In addition, as of August 2016, he also leads the complimentary oncology of the Medias Clinic in Burghausen." Bausemer führt den akademischen Titel Dr. phil. und ist kein promovierter Arzt. Bausemers Angebot bezieht sich auf den Methodenmix einer Immundiagnostik, Lokalen Hyperthermie, [[Fiebertherapie]] sowie so genannten Tumorimpfungen (siehe [[Govallo-Therapie]], nicht zu verwechseln mit wissenschaftlich anerkannten Impfungen gegen bestimmte HPV-Viren).
</ref> Danach wurde der Eintrag entfernt. Auf den englischsprachigen Seiten der Klinik heisst es jedoch weiterhin: ''In addition, as of August 2016, he also leads the complimentary oncology of the Medias Clinic in Burghausen.'' Bausemer führt den akademischen Titel Dr. phil. und ist kein promovierter Arzt. Bausemers Angebot bezieht sich auf den Methodenmix einer Immundiagnostik, Lokalen Hyperthermie, [[Fiebertherapie]] sowie so genannten Tumorimpfungen (siehe [[Govallo-Therapie]], nicht zu verwechseln mit wissenschaftlich anerkannten Impfungen gegen bestimmte HPV-Viren).
      
Die Klinik wurde in der Presse auch als behandelnde Klinik der 2009 verstorbenen Patientin Susanne Rehklau genannt. Das krebskranke Mädchen verstarb nachdem ihre Eltern eine anerkannte Behandlung ablehnten und sich der [[pseudomedizin]]ischen Methode [[Germanische Neue Medizin]] nach [[Ryke Geerd Hamer]] anvertrauten, was zum Fortschreiten der Krankheit führte und die Prognose fatal verschlechterte. (siehe Einzelheiten zum Fall Susanne Rehklau im Artikel [[Opfer_der_Germanischen_Neuen_Medizin#2009:_Susanne_Rehklau_.28Deutschland.29]])
 
Die Klinik wurde in der Presse auch als behandelnde Klinik der 2009 verstorbenen Patientin Susanne Rehklau genannt. Das krebskranke Mädchen verstarb nachdem ihre Eltern eine anerkannte Behandlung ablehnten und sich der [[pseudomedizin]]ischen Methode [[Germanische Neue Medizin]] nach [[Ryke Geerd Hamer]] anvertrauten, was zum Fortschreiten der Krankheit führte und die Prognose fatal verschlechterte. (siehe Einzelheiten zum Fall Susanne Rehklau im Artikel [[Opfer_der_Germanischen_Neuen_Medizin#2009:_Susanne_Rehklau_.28Deutschland.29]])
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„Es ist schon länger bekannt, dass Zytostatika selbst Krebs fördern können“, sagt Prof. Karl Reinhard Aigner, Ärztlicher Direktor vom Medias Klinikum in Burghausen, „vor allem, wenn man sie systemisch verabreicht.“ Bei der systemischen – also der herkömmlichen –Chemotherapie wird das Mittel im ganzen Körper verteilt. „Das bedeutet, dass der größte Teil des Zytostatikums nicht in den Tumor gelangt, sondern in gesundem Gewebe hängen bleibt – und hier teils irreparable Schäden anrichtet“, so Prof. Aigner. „Deshalb werden bei uns in der Klinik Tumore nur regional behandelt.“ Das heißt: Bei der so genannten „Regionalen Chemotherapie“ wird das Zytostatikum über einen Katheter in der Leiste nur in den Tumor, die Tumorregion oder die Metastasen geleitet. „Dadurch kommen die Wirkstoffe zu 98 Prozent im Tumorgewebe an, nur etwa zwei Prozent gehen auf dem Weg dorthin verloren“, erklärt Prof. Aigner. Bei der systemischen Chemotherapie ist das Verhältnis umgekehrt: Da bleiben bis zu 98 Prozent des Zytostatikums, das ja ein starkes Zellgift darstellt, im gesunden Gewebe hängen, wo es dann sofort oder später zu den bekannten Nebenwirkungen führen kann.
 
„Es ist schon länger bekannt, dass Zytostatika selbst Krebs fördern können“, sagt Prof. Karl Reinhard Aigner, Ärztlicher Direktor vom Medias Klinikum in Burghausen, „vor allem, wenn man sie systemisch verabreicht.“ Bei der systemischen – also der herkömmlichen –Chemotherapie wird das Mittel im ganzen Körper verteilt. „Das bedeutet, dass der größte Teil des Zytostatikums nicht in den Tumor gelangt, sondern in gesundem Gewebe hängen bleibt – und hier teils irreparable Schäden anrichtet“, so Prof. Aigner. „Deshalb werden bei uns in der Klinik Tumore nur regional behandelt.“ Das heißt: Bei der so genannten „Regionalen Chemotherapie“ wird das Zytostatikum über einen Katheter in der Leiste nur in den Tumor, die Tumorregion oder die Metastasen geleitet. „Dadurch kommen die Wirkstoffe zu 98 Prozent im Tumorgewebe an, nur etwa zwei Prozent gehen auf dem Weg dorthin verloren“, erklärt Prof. Aigner. Bei der systemischen Chemotherapie ist das Verhältnis umgekehrt: Da bleiben bis zu 98 Prozent des Zytostatikums, das ja ein starkes Zellgift darstellt, im gesunden Gewebe hängen, wo es dann sofort oder später zu den bekannten Nebenwirkungen führen kann.
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Normalerweise erholen sich gesunde Zellen schneller von diesen Zellgiften als Krebszellen, weil verschiedene Enzyme die Reparatur der DNA übernehmen. Doch können, vor allem nach mehrfachen Behandlungen, diese Reparaturmechanismen erlahmen. Dadurch wird es Chemotherapeutika leichter gemacht, bleibende Schäden an Zellen und Erbgut hinterlassen.
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Normalerweise erholen sich gesunde Zellen schneller von diesen Zellgiften als Krebszellen, weil verschiedene Enzyme die Reparatur der DNA übernehmen. Doch können, vor allem nach mehrfachen Behandlungen, diese Reparaturmechanismen erlahmen. Dadurch wird es Chemotherapeutika leichter gemacht, bleibende Schäden an Zellen und Erbgut hinterlassen. Abgesehen von der Gefahr eines Zweittumors können systemisch – also im ganzen Körper - verabreichte Zytostatika auch andere, länger anhaltende oder dauerhafte Gewebeschäden hervorrufen. Einige dieser Substanzen sind „neurotoxisch“ – also Gift für die Nerven – und beinhalten ein verstärktes Risiko für Nervenschäden. Das kann dann den Tast- und Berührungssinn beeinträchtigen, zu Kribbeln und Empfindlichkeit gegenüber Kälte, Hitze und Berührung führen, sowie zu Störungen der Feinmotorik, wenn die Hände betroffen sind. Bei Nervenschäden an den Fußsohlen kann es zu Problemen beim Gehen kommen.<br>„Bei der Regionalen Chemotherapie gibt es keine Nervenschäden“, sagt Prof. Aigner. „Und die Behandlung kann auch keine späteren Zweittumore auslösen.“</ref>
Abgesehen von der Gefahr eines Zweittumors können systemisch – also im ganzen Körper - verabreichte Zytostatika auch andere, länger anhaltende oder dauerhafte Gewebeschäden hervorrufen. Einige dieser Substanzen sind „neurotoxisch“ – also Gift für die Nerven – und beinhalten ein verstärktes Risiko für Nervenschäden. Das kann dann den Tast- und Berührungssinn beeinträchtigen, zu Kribbeln und Empfindlichkeit gegenüber Kälte, Hitze und Berührung führen, sowie zu Störungen der Feinmotorik, wenn die Hände betroffen sind. Bei Nervenschäden an den Fußsohlen kann es zu Problemen beim Gehen kommen.<br>„Bei der Regionalen Chemotherapie gibt es keine Nervenschäden“, sagt Prof. Aigner. „Und die Behandlung kann auch keine späteren Zweittumore auslösen.“</ref>
      
==Skandal um Werbung mit bereits verstorbenen Patienten==
 
==Skandal um Werbung mit bereits verstorbenen Patienten==
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[[image:Medias Klinikum Burghausen presse 2.jpg|inzwischen kommentarlos entfernte Seite des Medias Klinikum Burghausen, auf der Artikel der Publikumspresse zum Download angeboten wurden, die eigene Behandlungserfolge belegen sollen oder Patienten auf das Klinikum aufmerksam machen sollen (Bild: Version von 2016)|left|300px|thumb]]
 
[[image:Medias Klinikum Burghausen presse 2.jpg|inzwischen kommentarlos entfernte Seite des Medias Klinikum Burghausen, auf der Artikel der Publikumspresse zum Download angeboten wurden, die eigene Behandlungserfolge belegen sollen oder Patienten auf das Klinikum aufmerksam machen sollen (Bild: Version von 2016)|left|300px|thumb]]
 
[[image:Medias Klinikum Burghausen facebook 2016.jpg|facebook-Meldung der Medias Klinik vom 20.11.2016 in der über den angeblich erfolgreich behandelten Patienten Rolf Dietrich K. berichtet wird. Zu diesem Zeitpunkt war der Patient schon seit mehr als zwei Jahren verstorben.|300px|thumb]]
 
[[image:Medias Klinikum Burghausen facebook 2016.jpg|facebook-Meldung der Medias Klinik vom 20.11.2016 in der über den angeblich erfolgreich behandelten Patienten Rolf Dietrich K. berichtet wird. Zu diesem Zeitpunkt war der Patient schon seit mehr als zwei Jahren verstorben.|300px|thumb]]
Im April 2017 meldeten der Norddeutsche Rundfunk (NDR)<ref>https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Krebsklinik-wirbt-mit-Toten,krebs374.html</ref> und die Süddeutsche Zeitung<ref>http://www.sueddeutsche.de/bayern/medizin-auferstanden-1.3466376</ref> übereinstimmend, dass das Medias Klinikum Burghausen über facebook-Seiten der Klinik<ref>https://www.facebook.com/pg/MediasKlinikum</ref> und über eigene Webseiten<ref>http://www.medias-klinikum.de</ref> mit Therapieerfolgen bereits verstorbener Patienten für eigene Behandlungsangebote werbe oder Belege für angebliche Behandlungserfolge in Form von direkten Links nenne. Auch die norwegische Zeitung "Aftenposten" berichtete über die Medias Klinik. Berichtet wurde über einen Fussballspieler, der die Behandlung in Deutschland nicht bezahlen kann und daher zu einer Spendenaktion für sich aufrufen musste.<ref>http://www.aftenposten.no/100Sport/fotball/Stig-Edvard-31-har-uhelbredelig-kreft---na-bidrar-Fotball-Norge-med-kronerulling-til-unik-behandling-191026b.html</ref>
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Im April 2017 meldeten der Norddeutsche Rundfunk (NDR)<ref>https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Krebsklinik-wirbt-mit-Toten,krebs374.html</ref> und die Süddeutsche Zeitung<ref>http://www.sueddeutsche.de/bayern/medizin-auferstanden-1.3466376</ref> übereinstimmend, dass das Medias Klinikum Burghausen über facebook-Seiten der Klinik<ref>https://www.facebook.com/pg/MediasKlinikum</ref> und über eigene Webseiten<ref>http://www.medias-klinikum.de</ref> mit Therapieerfolgen bereits verstorbener Patienten für eigene Behandlungsangebote werbe oder Belege für angebliche Behandlungserfolge in Form von direkten Links nenne. Auch die norwegische Zeitung Aftenposten berichtete über die Medias Klinik. Berichtet wurde über einen Fußballspieler, der die Behandlung in Deutschland nicht bezahlen konnte und daher zu einer Spendenaktion für sich aufrufen musste.<ref>http://www.aftenposten.no/100Sport/fotball/Stig-Edvard-31-har-uhelbredelig-kreft---na-bidrar-Fotball-Norge-med-kronerulling-til-unik-behandling-191026b.html</ref>
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Nach Angaben der SZ sollen ''"viele"'' der angeblich als geheilt bezeichneten Patienten gestorben sein, ohne dass die Klinik ihre Praxis geändert habe. Explizit nennt die Süddeutsche Zeitung als Beispiel eine damals 37-jährige Briefträgerin "Michaela" aus der Nähe von Altötting, die an Brustkrebs erkrankt war. Sie wurde von Aigner mit der regionalen Chemotherapie behandelt, die Krankenkasse übenahm aber nur einen Teil der Kosten. Ein halbes Jahr nach Behandlung verstarb Michaela, gleichzeitig warb die Klinik bis zur Aufdeckung des Skandals weiter mit einem Artikel in der Abendzeitung.
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Nach Angaben der SZ sollen "viele" der angeblich als geheilt bezeichneten Patienten gestorben sein, ohne dass die Klinik ihre Praxis geändert habe. Explizit nennt die SZ als Beispiel die damals 37-jährige Briefträgerin Michaela aus der Nähe von Altötting, die an Brustkrebs erkrankt war. Sie wurde von Aigner mit der regionalen Chemotherapie behandelt, die Krankenkasse übenahm aber nur einen Teil der Kosten. Ein halbes Jahr nach Behandlung verstarb Michaela, gleichzeitig warb die Klinik bis zur Aufdeckung des Skandals weiter mit einem Artikel in der Abendzeitung.
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Der Norddeutsche Rundfunk nannte als Beispiel den im Juni 2014 verstorbenen Medias-Patienten Rolf Dietrich K. aus dem schleswig-holsteinischen Bargteheide. Im November 2016, mehr als zwei Jahre später, hiess es auf den facebook-Seiten der Klinik: ''"Seltener Gesichtskrebs: RCT rettete mein Leben."'' Zu erfahren war, dass K. "mit dem Leben schon abgeschlossen hatte", dann aber eben gerettet wurde. Neben Rolf Dietrich K nennt der NDR noch drei weitere ehemalige Patienten.<ref>Sendung Panorama 3 (NDR3 Fernsehen), 18. April 2017, 21.15 Uhr</ref>
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Der Norddeutsche Rundfunk nannte als Beispiel den im Juni 2014 verstorbenen Medias-Patienten Rolf Dietrich K. aus dem schleswig-holsteinischen Bargteheide. Im November 2016, mehr als zwei Jahre später, hiess es auf den facebook-Seiten der Klinik: "Seltener Gesichtskrebs: RCT rettete mein Leben." Zu erfahren war, dass K. "mit dem Leben schon abgeschlossen hatte", dann aber eben gerettet wurde. Neben Rolf Dietrich K nennt der NDR noch drei weitere ehemalige Patienten.<ref>Sendung Panorama 3 (NDR3 Fernsehen), 18. April 2017, 21.15 Uhr</ref>
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Wie die Süddeutsche Zeitung in ihrer Ausgabe vom 18. April 2017 meldete, sollen mehrere der Artikel, die sich positiv mit den angeblichen Behandlungeserfolgen der Klinik befassen, von der Journalistin [[Linda Amon]] (vorher: Bild-Zeitung) stammen. Amon soll der SZ gegenüber zugegeben haben, nicht als neutrale Journalistin gehandelt zu haben, sondern im Auftrag der Medias Klinik, von der sie ein Honorar erhalten habe. Der auf diesen Umstand angesprochene Klinikchef Aigner bezeichnete Amon zunächst als "freie Journalistin", räumte später jedoch ein, dass Amon ein "monatliches Pauschalhonorar für die Darstellung der Klinik nach außen" bekomme. Amon ist auch unter dem Benutzernamen "Linda Amon" Autorin bei der deutschsprachigen Wikipedia<ref>https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer:Linda_Amon</ref> und machte dort als Medizinlaie Änderungen ausgerechnet am Artikel [https://de.wikipedia.org/wiki/Regionale_Chemotherapie regionale Chemotherapie], was jedoch wachen anderen Autoren auffiel. Ein Wikipedia-Account namens Amonpress legte den Artikel zu Karl Reinhard Aigner an.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Reinhard_Aigner</ref>. Die Wikipedia sperrte den Account amonpress am 18. April 2017 als "scheinbar nicht mehr genutzten Erstaccount der Benutzerin Linda Amon" wegen fehlender Verifizierung.
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Wie die Süddeutsche Zeitung in ihrer Ausgabe vom 18. April 2017 meldete, sollen mehrere der Artikel, die sich positiv mit den angeblichen Behandlungeserfolgen der Klinik befassen, von einer Journalistin namens [[Linda Amon]] (vorher: Bild-Zeitung) stammen. Amon soll der SZ gegenüber zugegeben haben, nicht als neutrale Journalistin gehandelt zu haben, sondern im Auftrag der Medias Klinik, von der sie ein Honorar erhalten habe. Der auf diesen Umstand angesprochene Klinikchef Aigner bezeichnete Amon zunächst als "freie Journalistin", räumte später jedoch ein, dass Amon ein "monatliches Pauschalhonorar für die Darstellung der Klinik nach außen" bekomme. Amon ist auch unter dem Benutzernamen "Linda Amon" Autorin bei der deutschsprachigen Wikipedia<ref>https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer:Linda_Amon</ref> und machte dort als Medizinlaie Änderungen ausgerechnet am Artikel [https://de.wikipedia.org/wiki/Regionale_Chemotherapie regionale Chemotherapie], was jedoch wachen anderen Autoren auffiel. Ein Wikipedia-Account namens Amonpress legte den Artikel zu Karl Reinhard Aigner an.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Reinhard_Aigner</ref>. Die Wikipedia sperrte den Account amonpress am 18. April 2017 als ''.. scheinbar nicht mehr genutzten Erstaccount der Benutzerin Linda Amon..'' wegen fehlender Verifizierung.<br>
   
Die von der Klinik für alle Leser verlinkten Artikel waren demnach ein typischer Fall einer Schleichwerbung, offenbar um die Bestimmungen des Heilmittelwerbegesetzes zu umgehen. Linda Amon ist Inhaberin der Werbefirma amonpress media & consulting aus 82110 Germering.<ref>amonpress media & consulting, Linda Amon, Oskar-Maria-Graf-Str. 1, D-82110 Germering<br><br>Unsere Leistungen:<br>Pressetexte und deren gezielte Platzierung in den Medien<br>Presseverteiler und Newsletter<br>Pressemappen, Flyer und Broschüren<br>Pressereisen und Presse-Events<br>Sponsoring / Medienkooperationen<br>Online-PR, Websites, Social Media<br>Image Building<br>Imagefilme<br>Media Coaching<br>Krisenkommunikation</ref> Auf ihren Webseiten nennt sie selbst die Artikel zu angeblich erfolgreichen Krebsbehandlungen an der Medias Klinik.<ref>http://www.amonpress.de/veroeffentlichungen.html</ref> Sie schreibt selbst zu ihren Angeboten:
 
Die von der Klinik für alle Leser verlinkten Artikel waren demnach ein typischer Fall einer Schleichwerbung, offenbar um die Bestimmungen des Heilmittelwerbegesetzes zu umgehen. Linda Amon ist Inhaberin der Werbefirma amonpress media & consulting aus 82110 Germering.<ref>amonpress media & consulting, Linda Amon, Oskar-Maria-Graf-Str. 1, D-82110 Germering<br><br>Unsere Leistungen:<br>Pressetexte und deren gezielte Platzierung in den Medien<br>Presseverteiler und Newsletter<br>Pressemappen, Flyer und Broschüren<br>Pressereisen und Presse-Events<br>Sponsoring / Medienkooperationen<br>Online-PR, Websites, Social Media<br>Image Building<br>Imagefilme<br>Media Coaching<br>Krisenkommunikation</ref> Auf ihren Webseiten nennt sie selbst die Artikel zu angeblich erfolgreichen Krebsbehandlungen an der Medias Klinik.<ref>http://www.amonpress.de/veroeffentlichungen.html</ref> Sie schreibt selbst zu ihren Angeboten:
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Auch der [[Alternativmedizin]]-PR-Experte [[Ralf Kollinger]] unterstützte die Werbeaktion der Klinik. Er veröffentlichte dazu einen Text in dem er ungeprüft die Angaben der verschiedenen Regenbogenpresse-Artikel übernimmt.<ref>https://www.psiram.com/de/index.php/Datei:Krebs-Prof-Dr-med-K-R-Aigner-rettet-den-Patient-und-die-Kassen-lassen-den-Patient-im-Stich.pdf</ref><ref>https://www.psiram.com/de/index.php/Datei:Kollinger-Telegramm-Ralf-Kollinger-und-K-R-AignerimInterview17Januar2014.pdf</ref> (Download im April 2017) Auch Kollinger interessiert es nicht ob die von ihm genannten Patienten heute noch am Leben sind oder nicht.
 
Auch der [[Alternativmedizin]]-PR-Experte [[Ralf Kollinger]] unterstützte die Werbeaktion der Klinik. Er veröffentlichte dazu einen Text in dem er ungeprüft die Angaben der verschiedenen Regenbogenpresse-Artikel übernimmt.<ref>https://www.psiram.com/de/index.php/Datei:Krebs-Prof-Dr-med-K-R-Aigner-rettet-den-Patient-und-die-Kassen-lassen-den-Patient-im-Stich.pdf</ref><ref>https://www.psiram.com/de/index.php/Datei:Kollinger-Telegramm-Ralf-Kollinger-und-K-R-AignerimInterview17Januar2014.pdf</ref> (Download im April 2017) Auch Kollinger interessiert es nicht ob die von ihm genannten Patienten heute noch am Leben sind oder nicht.
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Bis zum Bekanntwerden des Skandals verfügte der Webauftritt der Medias Klinik über eine für jeden Leser erreichbare Webseite mit der Adresse www.medias-klinikum.de/presse.html. (Webarchiv hier: [http://web.archive.org/web/20160404112949/http://www.medias-klinikum.de/presse.html]) Auf dieser Seite wurden pdf-Dateien zum Download veröffentlicht, die Kopien von veröffentlichten Artikeln in Lokalzeitungen und der Regenbogenpresse aus den Jahren 2009 bis 2016 enthielten. Inzwischen, nach Bekanntwerden des Skandals, wurde die Seite ohne Begründung entfernt. Allerdings sind die einzelnen pdf-Dateien weiterhin auf den englischsprachigen Seiten zu finden, die man wohl vergaß zu löschen:[http://medias-klinikum.org/press-reports/]. Auch finden sich die pdf-Dateien weiterhin auf dem Server der Klinik, bei direkter Anwahl der Adresse. Genannt werden die Zeitschriften aktuell für die Frau (2), Die Zwei (2), GlücksPost, Neue Woche, Bild der Frau, Bild Zeitung Frankfurt, Exklusiv für die Frau, Frau von Heute (2), Freizeit Momente, Friday Magazine, Echo der Frau, Exklusiv für die Frau, Myself, Neue Welt, Neue Post, Schöne Freizeit, Tina, Welt der Frau, Woche der Frau und Woche Heute. Als Zeitungen werden Abendzeitung (2), Altöttinger Wochenblatt, Burghauser Anzeiger (2) und die Mittelbayerische Zeitung zitiert. Auch werden arabische Magazine genannt: Arab Health Magazine (2) und Healthcare Middle East (eine Liste der Artikel findet sich auf der Diskussionsseite dieses Artikels).<br>Typische Titel der Artikel lauten etwa ''So besiegte ich den Krebs, Vom Krebs geheilt: Jetzt soll sie zahlen, Sanfte Chemo besiegte den Krebs, Eine spezielle Chemo-Therapie heilte meinen Brustkrebs, Durch eine schonende Therapie konnte Bettina B. den bösartigen Tumor besiegen, Eine spezielle Chemotherapie rettete mir das Leben, Vom Krebs erlöst, Todkrank! Keine Hoffnung auf Heilung - und dann das Wunder!''.
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Bis zum Bekanntwerden des Skandals hatte das Medias Klinikum auf der für jeden Leser erreichbaren Webseite www.medias-klinikum.de/presse.html ([http://web.archive.org/web/20160404112949/http://www.medias-klinikum.de/presse.html Webarchiv]) Kopien von Artikeln in Lokalzeitungen und der Regenbogenpresse aus den Jahren 2009 bis 2016 veröffentlicht. Inzwischen, nach Bekanntwerden des Skandals, wurde die Seite ohne Begründung entfernt. Eine Zeitlang waren die einzelnen pdf-Dateien noch auf den englischsprachigen Seiten des Klinikums zu finden. Auch finden sich die pdf-Dateien weiterhin auf dem Server der Klinik, bei direkter Anwahl der Adresse. Genannt werden die Zeitschriften aktuell für die Frau (2), Die Zwei (2), GlücksPost, Neue Woche, Bild der Frau, Bild Zeitung Frankfurt, Exklusiv für die Frau, Frau von Heute (2), Freizeit Momente, Friday Magazine, Echo der Frau, Exklusiv für die Frau, Myself, Neue Welt, Neue Post, Schöne Freizeit, Tina, Welt der Frau, Woche der Frau und Woche Heute. Als Zeitungen werden Abendzeitung (2), Altöttinger Wochenblatt, Burghauser Anzeiger (2) und die Mittelbayerische Zeitung zitiert. Auch werden arabische Magazine genannt: Arab Health Magazine (2) und Healthcare Middle East (eine Liste der Artikel findet sich auf der Diskussionsseite dieses Artikels).
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Typische Titel der Artikel lauten etwa ''So besiegte ich den Krebs, Vom Krebs geheilt: Jetzt soll sie zahlen, Sanfte Chemo besiegte den Krebs, Eine spezielle Chemo-Therapie heilte meinen Brustkrebs, Durch eine schonende Therapie konnte Bettina B. den bösartigen Tumor besiegen, Eine spezielle Chemotherapie rettete mir das Leben, Vom Krebs erlöst, Todkrank! Keine Hoffnung auf Heilung - und dann das Wunder!''.
    
In der akademischen Medizin wird der Begriff einer Heilung bei Krebs zurückhaltend genutzt. Bei den meisten Krebserkrankungen kann erst etwa fünf Jahre nach einer erfolgreichen Therapie von einem vermutlichen Erfolg gesprochen werden, falls der Tumor inzwischen nicht mehr nachweisbar ist (bei einigen Krebserkrankungen wie Brustkrebs muss wegen der möglichen Spätrezidive sogar bis zu zehn Jahre gewartet werden). Endgültige Prognosen kurz nach einer erfolgreich erscheinenden Behandlung sind stets unseriös, was jedoch im allgemeinen Medizinlaien nicht bekannt ist. Erst etwa 15 Jahre nach Behandlung lassen sich sichere Prognosen aus einem Befund und der Krankengeschichte ableiten.
 
In der akademischen Medizin wird der Begriff einer Heilung bei Krebs zurückhaltend genutzt. Bei den meisten Krebserkrankungen kann erst etwa fünf Jahre nach einer erfolgreichen Therapie von einem vermutlichen Erfolg gesprochen werden, falls der Tumor inzwischen nicht mehr nachweisbar ist (bei einigen Krebserkrankungen wie Brustkrebs muss wegen der möglichen Spätrezidive sogar bis zu zehn Jahre gewartet werden). Endgültige Prognosen kurz nach einer erfolgreich erscheinenden Behandlung sind stets unseriös, was jedoch im allgemeinen Medizinlaien nicht bekannt ist. Erst etwa 15 Jahre nach Behandlung lassen sich sichere Prognosen aus einem Befund und der Krankengeschichte ableiten.
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