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Oder es wird mit folgende Aussagen geworben:
 
Oder es wird mit folgende Aussagen geworben:
: ''EDTA senkt den Blut-Kalziumspiegel und stimuliert so die Ausschüttung von Parathormon von der Nebenschilddrüse. Dieses Parathormon ist verantwortlich für die Entfernung von Kalzium von Orten, wo es nicht hingehört und die Ablagerung von Kalzium in die Knochen; EDTA stimuliert eine Vergrösserung von kleinen Gefässen, damit diese einen Umgehungskreislauf bilden; EDTA ist ein Antioxidans und vermindert den Schaden durch freie Radikale, die aus der Fett-Peroxidation entstehen; EDTA entfernt Metall Ionen, die zuviel und an falschen Orten abgelagert werden, wie Kupfer und Eisen; EDTA entfernt Blei, Kadmium, Aluminium und andere Schwermetalle; EDTA verbessert die Integrität der Zellmembrane; EDTA vermindert das Zusammenkleben der Blutplättchen, die zu Thrombosen führen können''. <ref>https://web.archive.org/web/20070928220139/http://www.naturheilverfahren.aerzte-nrw.com/Therapien/Chelattherapie/chelattherapie.html</ref>
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: ''"EDTA senkt den Blut-Kalziumspiegel und stimuliert so die Ausschüttung von Parathormon von der Nebenschilddrüse. Dieses Parathormon ist verantwortlich für die Entfernung von Kalzium von Orten, wo es nicht hingehört und die Ablagerung von Kalzium in die Knochen; EDTA stimuliert eine Vergrösserung von kleinen Gefässen, damit diese einen Umgehungskreislauf bilden; EDTA ist ein Antioxidans und vermindert den Schaden durch freie Radikale, die aus der Fett-Peroxidation entstehen; EDTA entfernt Metall Ionen, die zuviel und an falschen Orten abgelagert werden, wie Kupfer und Eisen; EDTA entfernt Blei, Kadmium, Aluminium und andere Schwermetalle; EDTA verbessert die Integrität der Zellmembrane; EDTA vermindert das Zusammenkleben der Blutplättchen, die zu Thrombosen führen können''".<ref>https://web.archive.org/web/20070928220139/http://www.naturheilverfahren.aerzte-nrw.com/Therapien/Chelattherapie/chelattherapie.html</ref>
    
Allesamt gar nicht oder nicht ausreichend evident belegt, ohne medizinische Relevanz oder basierend auf anekdotischer Evidenz.  
 
Allesamt gar nicht oder nicht ausreichend evident belegt, ohne medizinische Relevanz oder basierend auf anekdotischer Evidenz.  
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Des Weiteren wird der Anspruch erhoben, Autismus mit dieser Therapie durch Ausleitung heilen zu können, da unterstellt wird, dass Schwermetallbelastungen der Auslöser seien. Autismus ist aber eine angeborene, nicht ursächlich behandelbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns. Schwermetallbelastungen stehen in keinerlei Zusammenhang mit Autismus. Auf diesem Gebiet tat sich u.a. [[Luc Montagnier]] durch die Gründung einer Arbeitsgruppe hervor, die das Ziel hatte, Behandlungsprotokolle für Autismus zu definieren. Die Arbeitsgruppe führte zudem ohne jegliche Zulassung eine als unethisch bewertete klinische Studie an autistischen Kindern durch, welche vom [[Autism Research Institute]] finanziert wurde, um einen Zusammenhang mit Schwermetallbelastungen zu beweisen.<ref>http://www.pasapas-tunisie.org/pdf/curriculum_vitae_dr_skorupka.pdf (französisch)</ref>. Der an dieser Untersuchung maßgeblich beteiligten Ärztin, Corinne Skorupka wurde mittlerweile die Zulassung entzogen und ihr wurde untersagt in Frankreich zu praktizieren. [[https://www.psiram.com/fr/index.php/Corinne_Skorupka]] (Genaues Datum unbekannt)
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Des Weiteren wird der Anspruch erhoben, Autismus mit dieser Therapie durch Ausleitung heilen zu können, da unterstellt wird, dass Schwermetallbelastungen der Auslöser seien. Autismus ist aber eine angeborene, nicht ursächlich behandelbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns. Schwermetallbelastungen stehen in keinerlei Zusammenhang mit Autismus. Auf diesem Gebiet tat sich u.a. [[Luc Montagnier]] durch die Gründung einer Arbeitsgruppe hervor, die das Ziel hatte, Behandlungsprotokolle für Autismus zu definieren. Die Arbeitsgruppe führte zudem ohne jegliche Zulassung eine als unethisch bewertete klinische Studie an autistischen Kindern durch, welche vom [[Autism Research Institute]] finanziert wurde, um einen Zusammenhang mit Schwermetallbelastungen zu beweisen.<ref>http://www.pasapas-tunisie.org/pdf/curriculum_vitae_dr_skorupka.pdf (französisch)</ref>. Der an dieser Untersuchung maßgeblich beteiligten Ärztin Corinne Skorupka wurde mittlerweile die Zulassung entzogen und ihr wurde untersagt, in Frankreich zu praktizieren [[https://www.psiram.com/fr/index.php/Corinne_Skorupka]] (genaues Datum unbekannt).
    
Auch gesunden Menschen, die einfach nur „gesund alt“ werden möchten, sowie älteren Menschen wird die Chelattherapie als [[Anti Aging]]-Mittel empfohlen.<ref name='Engesser'></ref>
 
Auch gesunden Menschen, die einfach nur „gesund alt“ werden möchten, sowie älteren Menschen wird die Chelattherapie als [[Anti Aging]]-Mittel empfohlen.<ref name='Engesser'></ref>
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Allerdings darf davon ausgegangen werden, dass bei dem breiten Spektrum der angeboten Indikationen und Heilversprechen, grundlegende Voraussetzungen, wie das Ermitteln des Grades der Expositionen und der toxischen Relevanz nicht immer sorgfältig festgestellt werden. Wird die Frage beantwortet: liegt tatsächlich eine akute/chronische Vergiftung vor, eine Belastung ohne konkrete Symptomatik oder überhaupt irgend ein behandlungsbedüftiger Zustand. Dies ist für die Auswahl der Mittel, wie auch für Dosis, die immer in Abhängigkeit zum toxischen Einfluss der Fremd-Susbtanz steht, von wesentlicher Bedeutung.
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Allerdings darf davon ausgegangen werden, dass bei dem breiten Spektrum der angeboten Indikationen und Heilversprechen, grundlegende Voraussetzungen wie das Ermitteln des Grades der Expositionen und der toxischen Relevanz nicht immer sorgfältig festgestellt werden. Wird die Frage beantwortet: liegt tatsächlich eine akute/chronische Vergiftung vor, eine Belastung ohne konkrete Symptomatik oder überhaupt irgend ein behandlungsbedüftiger Zustand. Dies ist für die Auswahl der Mittel, wie auch für Dosis, die immer in Abhängigkeit zum toxischen Einfluss der Fremd-Substanz steht, von wesentlicher Bedeutung.
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Dazu erforderlich ist natürlich auch eine konkrete Bestimmung, der Substanz/en, wie auch des Schweregrades (von I - IV). Da diese Methoden vermehrt in den Reihen von Heilpraktikern, Homöopathen, sowie sonstigen Hobby-Medizinern und Gelegenheits-Heilern angeboten werden, führt dies zu unklaren Behandlungssituationen. Diese Personengruppen verfügen über keine reguläre und fundierte Ausbildung in diesen Anwendungs-Bereichen und unterliegen nicht den Anforderungen, die an richtige Mediziner gestellt werden. Daher ist nicht immer gesichert, dass die dafür notwendigen Untersuchungen (Mageninhalt, Blutserum, Urin, Stuhl etc.) in vollem Umfang durchgeführt werden. Viele Anbieter sind nicht bin der Lage diese Tests und Untersuchungen zu leisten und auch wenn Labore beauftragt werden, fehlt die Kompetenz zur Deutung der Ergebnisse und der praxis-relevanten Umsetzung. Dies bietet ein Feld an schwer zu überblickenden Komplikationen (siehe Nebenwirkungen).     
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Dazu erforderlich ist natürlich auch eine konkrete Bestimmung der Substanz/en wie auch des Schweregrades (von I bis IV). Da diese Methoden vermehrt in den Reihen von Heilpraktikern, Homöopathen sowie sonstigen Hobby-Medizinern und Gelegenheits-Heilern angeboten werden, führt dies zu unklaren Behandlungssituationen. Diese Personengruppen verfügen über keine reguläre und fundierte Ausbildung in diesen Anwendungsbereichen und unterliegen nicht den Anforderungen, die an Mediziner gestellt werden. Daher ist nicht immer gesichert, dass die dafür notwendigen Untersuchungen (Mageninhalt, Blutserum, Urin, Stuhl etc.) in vollem Umfang durchgeführt werden. Viele Anbieter sind nicht in der Lage, diese Tests und Untersuchungen zu leisten und auch, wenn Labore beauftragt werden, fehlt die Kompetenz zur Deutung der Ergebnisse und der praxisrelevanten Umsetzung. Dies bietet ein Feld an schwer zu überblickenden Komplikationen (siehe Nebenwirkungen).     
    
==Durchführung==
 
==Durchführung==
Bei der Chelattherapie erhalten die Patienten bis zu 70 intravenöse Infusionen mit Äthylendiamintetraessigsäure (EDTA), wobei oft parallel hochdosierte Gaben von Vitaminen, Spurenelementen, Mineralien und anderen Arzneimitteln beigemischt werden. Die Infusionen dauern 3-4 Stunden und werden 1-2mal wöchentlich vorgenommen. Empfehlungen zur gesunden Lebensführung runden die Therapie ab <ref name='Meyer'></ref>.
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Bei der Chelattherapie erhalten die Patienten bis zu 70 intravenöse Infusionen mit Äthylendiamintetraessigsäure (EDTA), wobei oft parallel hochdosierte Gaben von Vitaminen, Spurenelementen, Mineralien und anderen Arzneimitteln beigemischt werden. Die Infusionen dauern 3-4 Stunden und werden 1-2mal wöchentlich vorgenommen. Empfehlungen zur gesunden Lebensführung runden die Therapie ab.<ref name='Meyer'></ref>  
    
==Behaupteter Wirkmechanismus==
 
==Behaupteter Wirkmechanismus==
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==Zulassungssituation in Deutschland==
 
==Zulassungssituation in Deutschland==
In den 1980er Jahren suchten die Befürworter der Chelattherapie in Deutschland den Eindruck zu erwecken, Chelatbildner wie EDTA seien zugelassene Arzneimittel und die Therapie somit seriös. So schrieb Martin: ''"Wir verfügen in Deutschland über ein beim Bundesgesundheitsamt in Berlin ordnungsgemäß zugelassenes EDTA-Präparat für die Behandlung von Verschlusskrankheiten"''.<ref>Martin CD: Die Chelattherapie. Universitas Verlag, 1986</ref> Tatsächlich war das Mittel bereits vor 1976 zugelassen worden und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem kein Wirksamkeitsnachweis für eine Arzneimittelzulassung in Deutschland notwendig war. Das entsprechende Präparat hatte damals auch nur eine Zulassung für ganz bestimmte Indikationen (z.B. diagnostischer Bleitest und Therapie akuter, chronischer und latenter Bleivergiftungen, Entfernung von Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Kobalt, Kupfer, Nickel, Chrom, Mangan, Quecksilber, Vanadium und Zink und von Radioisotopen wie Uran). Für Gefäßerkrankungen oder die anderen von Chelattherapeuten genannten Indikationen war das Präparat nicht zugelassen.<ref name='Meyer'></ref>
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In den 1980er Jahren suchten die Befürworter der Chelattherapie in Deutschland den Eindruck zu erwecken, Chelatbildner wie EDTA seien zugelassene Arzneimittel und die Therapie somit seriös. So schrieb Martin: ''"Wir verfügen in Deutschland über ein beim Bundesgesundheitsamt in Berlin ordnungsgemäß zugelassenes EDTA-Präparat für die Behandlung von Verschlusskrankheiten"''.<ref>Martin CD: Die Chelattherapie. Universitas Verlag, 1986</ref> Tatsächlich war das Mittel bereits vor 1976 zugelassen worden und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem kein Wirksamkeitsnachweis für eine Arzneimittelzulassung in Deutschland notwendig war. Das entsprechende Präparat hatte damals auch nur eine Zulassung für ganz bestimmte Indikationen (z.B. diagnostischer Bleitest und Therapie akuter, chronischer und latenter Bleivergiftungen, Entfernung von Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Kobalt, Kupfer, Nickel, Chrom, Mangan, Quecksilber, Vanadium und Zink und von Radioisotopen wie Uran). Für Gefäßerkrankungen oder die anderen von Chelattherapeuten genannten Indikationen war das Präparat nicht zugelassen.<ref name='Meyer'></ref>  
Festzuhalten ist dass CaEDTA in Deutschland nicht mehr verfügbar ist, das bedeutet der Behandler trägt die volle Verantwortung für alle Konsequenzen  
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Festzuhalten ist, dass CaEDTA in Deutschland nicht mehr verfügbar ist, das bedeutet: der Behandler trägt die volle Verantwortung für alle Konsequenzen.
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=====Zulassung USA=====
 
=====Zulassung USA=====
In den USA ist CaEDTA nicht als Chelatsubstanz zugelassen, NaEDTA ist zugelassen für Blei-Intoxikation, Hypercalcämie und ventriculäre Arrhythmien. <ref>Uni Maryland, Med Ctr 2011)</ref>
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In den USA ist CaEDTA nicht als Chelatsubstanz zugelassen, NaEDTA ist zugelassen für Blei-Intoxikation, Hypercalcämie und ventriculäre Arrhythmien.<ref>Uni Maryland, Med Ctr 2011)</ref>
Dazu hat CaEDTA in den USA eine Zulassung als Nahrungsmittelzusatz <ref>GRAS Notice No.GRN 000363, Juni 2011</ref>
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Dazu hat CaEDTA in den USA eine Zulassung als Nahrungsmittelzusatz.<ref>GRAS Notice No.GRN 000363, Juni 2011</ref>
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==Studienlage==
 
==Studienlage==
 
Entsprechende klinische Studien konnten keine Wirksamkeit der Chelattherapie bei arteriellen Plaques nachweisen.
 
Entsprechende klinische Studien konnten keine Wirksamkeit der Chelattherapie bei arteriellen Plaques nachweisen.
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Van Rij et al. untersuchten ebenfalls in einem placebokontrollierten Versuch die Wegstrecke von Patienten mit Claudicatio intermittens und fanden heraus, dass es keinen Unterschied zwischen einer EDTA- und Placebo-behandelten Gruppe gab. <ref>Rij AM van, Solomon C, Packer SGK, Hopkins WG: Chelation therapy for intermittent claudication. Circulation, 90, 1194-1199, 1994</ref> Die Wegstrecke verlängerte sich in beiden Studienarmen sogar um 60%, was auf einen erheblichen [[Placeboeffekt]] solcher Therapieformen schließen lässt. Die Erwartungshaltung der Patienten wird demnach durch eine scheinbar wirksame Behandlung unterstützt und motivationsbedingt erreichen die Patienten längere Wegstrecken.
 
Van Rij et al. untersuchten ebenfalls in einem placebokontrollierten Versuch die Wegstrecke von Patienten mit Claudicatio intermittens und fanden heraus, dass es keinen Unterschied zwischen einer EDTA- und Placebo-behandelten Gruppe gab. <ref>Rij AM van, Solomon C, Packer SGK, Hopkins WG: Chelation therapy for intermittent claudication. Circulation, 90, 1194-1199, 1994</ref> Die Wegstrecke verlängerte sich in beiden Studienarmen sogar um 60%, was auf einen erheblichen [[Placeboeffekt]] solcher Therapieformen schließen lässt. Die Erwartungshaltung der Patienten wird demnach durch eine scheinbar wirksame Behandlung unterstützt und motivationsbedingt erreichen die Patienten längere Wegstrecken.
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Am Departement of Complementary Medicine in Exeter befasste sich Professor Edzard Ernst eingehend mit der Thematik und hat alle bislang veröffentlichten Studien mit dieser Behandlungsform analysiert  und er kam zu einem vernichtenden Urteil. Er hält die Therapie für mehr als überflüssig. Bestätigt wird er durch eine Studie, in der bei den untersuchten Herzpatienten keine positiven Auswirkungen analysiert der Chelat-Therapie gefunden werden konnten. Bei einer einjährigen Nachuntersuchung waren in der Chelat-Gruppe ebenso viele Testpersonen an koronaren Herzleiden erkrankt wie in der Kontrollgruppe. Kritisch zu bewerten ist auch die Tatsache, dass bei der Chelat-Therapie lebenswichtige Mineralstoffe und Spurenelemente mit ausgeschwemmt werden. Dadurch kann es zu einer Störung des Kalziumstoffwechsels kommen sowie in dessen Folge zu Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen und Nierenversagen. <ref>:http://www.fid-gesundheitswissen.de/innere-medizin/durchblutungsstoerungen/haende-weg-von-der-chelat-therapie/</ref>
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Am Departement of Complementary Medicine in Exeter befasste sich Professor Edzard Ernst eingehend mit der Thematik und analysierte alle bislang veröffentlichten Studien mit dieser Behandlungsform, wobei er zu einem vernichtenden Urteil kam: Er hält die Therapie für mehr als überflüssig. Bestätigt wird er durch eine Studie, in der bei den untersuchten Herzpatienten keine positiven Auswirkungen der Chelat-Therapie gefunden werden konnten. Bei einer einjährigen Nachuntersuchung waren in der Chelat-Gruppe ebenso viele Testpersonen an koronaren Herzleiden erkrankt wie in der Kontrollgruppe. Kritisch zu bewerten ist auch die Tatsache, dass bei der Chelat-Therapie lebenswichtige Mineralstoffe und Spurenelemente mit ausgeschwemmt werden. Dadurch kann es zu einer Störung des Kalziumstoffwechsels kommen sowie in dessen Folge zu Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen und Nierenversagen.<ref>:http://www.fid-gesundheitswissen.de/innere-medizin/durchblutungsstoerungen/haende-weg-von-der-chelat-therapie/</ref>
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Auch bei der Carstens-Stiftung, die der Pseudo-Medizin und ihren Methoden nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber steht, wird in einem Bericht geschrieben ''"Nutzen der Chelattherapie bleibt ungeklärt"''. Auf entsprechende Studien wird hingewiesen <ref>https://www.carstens-stiftung.de/artikel/nutzen-der-chelattherapie-bleibt-ungeklaert.html</ref>
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Auch bei der Carstens-Stiftung, die der Pseudo-Medizin und ihren Methoden nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber steht, wird in einem Bericht geschrieben ''"Nutzen der Chelattherapie bleibt ungeklärt"''. Auf entsprechende Studien wird hingewiesen.<ref>https://www.carstens-stiftung.de/artikel/nutzen-der-chelattherapie-bleibt-ungeklaert.html</ref>
    
In einer Verlautbarung der Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie e.V. wurde wieder mit wissenschaftlicher Bestätigung geworben und es ist zu entnehmen, dass:
 
In einer Verlautbarung der Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie e.V. wurde wieder mit wissenschaftlicher Bestätigung geworben und es ist zu entnehmen, dass:
:''..Das National Institute of Health hatte dafür 30 Millionen $ investiert, und wie bei vielen unabhängigen Studien, in denen Krankenkassen oder nationale Behörden die Erfolge der Erfahrungsmedizin überprüft haben, konnten die erfahrungsmedizinische Behandlungen wissenschaftlich bestätigt werden..
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:''"Das National Institute of Health hatte dafür 30 Millionen $ investiert, und wie bei vielen unabhängigen Studien, in denen Krankenkassen oder nationale Behörden die Erfolge der Erfahrungsmedizin überprüft haben, konnten die erfahrungsmedizinische Behandlungen wissenschaftlich bestätigt werden..
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:.''.Bei den mit der Chelat-Therapie mit Na-EDTA behandelten Herzinfarkt-Patienten wurden die primären Studien-Endpunkte Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Bypass-Operationen oder Ballonkatheter-Erweiterung von Herzkrankgefäßen und Krankenhausaufnahme wegen Herzschmerzen gegenüber den Plazebo-Patienten um 18% statistisch signifikant gesenkt.'' <ref>http://www.metallausleitung.de/f%C3%BCr-%C3%A4rzte/</ref>
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:''Bei den mit der Chelat-Therapie mit Na-EDTA behandelten Herzinfarkt-Patienten wurden die primären Studien-Endpunkte Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Bypass-Operationen oder Ballonkatheter-Erweiterung von Herzkrankgefäßen und Krankenhausaufnahme wegen Herzschmerzen gegenüber den Plazebo-Patienten um 18% statistisch signifikant gesenkt."'' <ref>http://www.metallausleitung.de/f%C3%BCr-%C3%A4rzte/</ref>
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In der dort erwähnten Studie, dem TACT Randomized Trial, ist zu lesen, dass Hinweise gefunden wurden, die weitere Untersuchungen notwendig machten, darüber hinaus wurde aber festgestellt, dass die Ergebnisse nicht ausreichen, um eine routinemäßige Anwendung der Chelattherapie zur Behandlung von Post-MI-Patienten zu unterstützen.<ref>https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4066975/</ref>
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In der dort erwähnten Studie, dem TACT Randomized Trial, ist dann aber zu lesen, dass Hinweise gefunden wurden, die weitere Untersuchungen notwendig machen, darüber hinaus wurde aber festgestellt, dass die Ergebnisse nicht ausreichen, um eine routinemäßige Anwendung der Chelattherapie zur Behandlung von Post-MI-Patienten zu unterstützen <ref>https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4066975/</ref>
   
==Nebenwirkungen==
 
==Nebenwirkungen==
Obwohl Anbieter der Chelattherapie immer wieder behaupten, die Chelattherapie sei harmlos, wurden bereits seit Jahrzehnten immer wieder Berichte über schwere Nebenwirkungen vorgelegt, die in der Fachliteratur beschrieben werden. Chelatbildner entfernen nicht nur Schwermetall-Ionen aus dem Körper, sondern auch Ionen von metallischen Spurenelementen und Mineralien, was zu deren Mangel führen kann. Das Ausschwemmen von Calcium kann zu einer Störung des Calciumstoffwechsels und in der Folge zu Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen und sogar Atemstillstand führen. Auch Todesfälle wurden bekannt<ref>http://www.casewatch.org/board/med/kerry/order.shtml</ref>. Der Calciummangel kann außerdem zur Störung der Blutgerinnung, Nierenversagen und einer Störung des Knochenmarks führen.<ref>Federspiel K, Herbst V: Die Andere Medizin. Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden. Stiftung Warentest Verlag, 2. Aufl., S. 219f, 1992</ref>
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Obwohl Anbieter der Chelattherapie immer wieder behaupten, die Chelattherapie sei harmlos, wurden bereits seit Jahrzehnten immer wieder Berichte über schwere Nebenwirkungen vorgelegt, die in der Fachliteratur beschrieben werden. Chelatbildner entfernen nicht nur Schwermetall-Ionen aus dem Körper, sondern auch Ionen von metallischen Spurenelementen und Mineralien, was zu deren Mangel führen kann. Das Ausschwemmen von Calcium kann zu einer Störung des Calciumstoffwechsels und in der Folge zu Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen und sogar Atemstillstand führen. Auch Todesfälle wurden bekannt.<ref>http://www.casewatch.org/board/med/kerry/order.shtml</ref> Der Calciummangel kann außerdem zur Störung der Blutgerinnung, Nierenversagen und einer Störung des Knochenmarks führen.<ref>Federspiel K, Herbst V: Die Andere Medizin. Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden. Stiftung Warentest Verlag, 2. Aufl., S. 219f, 1992</ref>
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Ebenfalls ein Quelle für Nebenwirkungen ist die Komplexbildung der Arzneistoffe mit den in der Nahrung enthaltenen mehrwertigen positiv geladenen Ionen ([https://de.wikipedia.org/wiki/Kation Kationen]), wie Magnesium, Calcium, Zink, Eisen und Aluminium. Es werden schlecht lösliche und damit auch schwer resorbierbare Komplexe gebildet. Die Stabilität der gebildeten Komplexe ist für das Ausmaß der Interaktion von wesentlicher Bedeutung und kann dazu führen, dass die beabsichtigte und benötigte Wirkung nicht eintritt. Vor allem bei der Durchführung dieser Behandlungsform durch Personen, die nicht die dafür notwendigen Grundkenntnisse besitzen und auch nicht das entsprechende Screening durchführen können, ist dies problematisch.
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Ebenfalls ein Quelle für Nebenwirkungen ist die Komplexbildung der Arzneistoffe mit den, in der Nahrung enthaltenen mehrwertigen, positiv geladenen Ionen ([https://de.wikipedia.org/wiki/Kation Kationen]), wie Magnesium, Calcium, Zink, Eisen und Aluminium. Es werden schlecht lösliche und damit auch schwer resorbierbare Komplexe bilden. Die Stabilität der gebildeten Komplexe ist für das Ausmaß der Interaktion von wesentlicher Bedeutung. Und kann dazu führen, dass die beabsichtigte und benötigte Wirkung nicht eintritt. Vor allem bei der Durchführung dieser Behandlungsform durch Personen, die nicht die dafür notwendigen Grundkenntnisse besitzen und auch nicht das entsprechende Screening durchführen können, ist dies problematisch.
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Bedeutsame Quellen für mehrwertige Kationen sind Milch, Milchprodukte, Mineralwässer, mit Calcium angereicherte Fruchtsäfte, Gemüse, Obst sowie [[Nahrungsergänzungsmittel]].
Bedeutsame Quellen für mehrwertige Kationen sind Milch, Milchprodukte, Mineralwässer, Fruchtsäfte, die mit Calcium angereichert sind, Gemüse, Obst, sowie [[Nahrungsergänzungsmittel]].
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So gilt z.B. für DMPS ([https://de.wikipedia.org/wiki/Dimercaptopropansulfons%C3%A4ure Dimercaptopropansulfonsäure] die Regel, das es mindestens eine Stunde vor dem Essen und ohne Milch eingenommen oder verabreicht werden soll. Da es aufgrund der starken Bindung, die Mineralien aus der Nahrung seine Bioverfügbarkeit stark vermindern. Bei der Anwendung durch Pseudo-Mediziner ist die Berücksichtigung dieser Aspekte, nicht als gesichert zu betrachten.
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So gilt z.B. für DMPS ([https://de.wikipedia.org/wiki/Dimercaptopropansulfons%C3%A4ure Dimercaptopropansulfonsäure] die Regel, dass es mindestens eine Stunde vor dem Essen und ohne Milch eingenommen oder verabreicht werden soll, da aufgrund der starken Bindung die Mineralien aus der Nahrung seine Bioverfügbarkeit stark vermindern. Bei der Anwendung durch Pseudo-Mediziner ist die Berücksichtigung dieser Aspekte nicht als gesichert zu betrachten.
    
Über weitere Nebenwirkungen der Chelattherapie berichtet die Fachliteratur:
 
Über weitere Nebenwirkungen der Chelattherapie berichtet die Fachliteratur:
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Die Chelattherapie zur Behandlung vaskulärer Erkrankungen wurde bereits vom National Institut of Health als unwirksam abgelehnt.<ref>NCAHF: Newsletter, 19, 2, 1996</ref> Die American Medical Association, der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer und auch die National Heart Foundation of New Zealand gaben negative Stellungnahmen und Bewertungen zur Chelattherapie ab.<ref>American Medical Association: Chelation therapy. JAMA, 250, 672, 1983</ref><ref>Wolff HP, Scheler F: Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer und der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft: Wie sicher und wirksam ist die sogenannte Chelattherapie bei der Behandlung atherosklerotischer Gefäß-Erkrankungen? Dtsch Ärztebl, 81, 436, 1984</ref><ref>Swinburn BA: Randomised trial of chelation therapy. N Zeal Med J, 108, 20, 1995</ref>
 
Die Chelattherapie zur Behandlung vaskulärer Erkrankungen wurde bereits vom National Institut of Health als unwirksam abgelehnt.<ref>NCAHF: Newsletter, 19, 2, 1996</ref> Die American Medical Association, der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer und auch die National Heart Foundation of New Zealand gaben negative Stellungnahmen und Bewertungen zur Chelattherapie ab.<ref>American Medical Association: Chelation therapy. JAMA, 250, 672, 1983</ref><ref>Wolff HP, Scheler F: Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer und der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft: Wie sicher und wirksam ist die sogenannte Chelattherapie bei der Behandlung atherosklerotischer Gefäß-Erkrankungen? Dtsch Ärztebl, 81, 436, 1984</ref><ref>Swinburn BA: Randomised trial of chelation therapy. N Zeal Med J, 108, 20, 1995</ref>
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Mir der Behauptungen, wie z.,B., das mit der Chelat-Therapie werde die Durchblutung entscheidend verbessert werde oder sogar drohende Bypass-Operationen der Herzkranzgefäße vermieden werden können werden Betroffene in die Behandlungsmethode gelockt.  
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Mit Behauptungen wie z.B., dass mit der Chelat-Therapie die Durchblutung entscheidend verbessert werde oder sogar drohende Bypass-Operationen der Herzkranzgefäße vermieden werden können, werden Betroffene in die Behandlungsmethode gelockt.  
Pro Infusion müssen Sie zwischen 100 und 150 Euro zahlen. Circa 20 Infusionen gelten als das Wirkminimum, es können bis zu 70 Infsuionen werden. Dazu kommen je nach Lebensalter und weiteren Krankheiten zusätzliche Infusionen. Die Anzahl erhöht ich beispielsweise, wenn ein Diabetes und gleichzeitig eine Gefäßkrankheit vorliegen. Damit kommt enorme Summen zusammen, die aus eigener Tasche bezahlt werden müssen, da die gesetzlichen Krankenkassen nichts übernehmen, mangels fehlender evidenter Wirkungsnachweise für die Chelat-Therapie. Es handelt sich dann um reine Beutelschneiderei.
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Pro Infusion müssen sie zwischen 100 und 150 Euro zahlen. Circa 20 Infusionen gelten als das Wirkminimum; es können bis zu 70 Infusionen werden. Dazu kommen je nach Lebensalter und weiteren Krankheiten zusätzliche Infusionen. Die Anzahl erhöht sich beispielsweise, wenn Diabetes und gleichzeitig eine Gefäßkrankheit vorliegen. Damit kommen enorme Summen zusammen, die aus eigener Tasche bezahlt werden müssen, da die gesetzlichen Krankenkassen mangels fehlender evidenter Wirkungsnachweise für die Chelat-Therapie nichts übernehmen. Es handelt sich dann um reine Beutelschneiderei.
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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