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Ein sehr gutes Beispiel ist Curcumin, eines der stärksten Antioxidantien, die man aus Versuchen mit Zellkulturen kennt. Diese Verbindung wird allerdings so gut wie gar nicht im Darmtrakt aufgenommen. Die biologische Verfügbarkeit ist gering und die Verweildauer im menschlichen Organismus sehr kurz, so dass die zugeschriebenen Eigenschaften theoretischer Natur sind. Das gilt auch für Anthocyane (Farbstoffe in Beeren), so dass in inneren Organen nicht mit Schutzwirkungen gerechnet werden kann.
 
Ein sehr gutes Beispiel ist Curcumin, eines der stärksten Antioxidantien, die man aus Versuchen mit Zellkulturen kennt. Diese Verbindung wird allerdings so gut wie gar nicht im Darmtrakt aufgenommen. Die biologische Verfügbarkeit ist gering und die Verweildauer im menschlichen Organismus sehr kurz, so dass die zugeschriebenen Eigenschaften theoretischer Natur sind. Das gilt auch für Anthocyane (Farbstoffe in Beeren), so dass in inneren Organen nicht mit Schutzwirkungen gerechnet werden kann.
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====Messung von freien Radikalen bei Gesunden und Kranken====
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[[image:FRAS.jpg|FRAS-Testgerät|300px|thumb]]
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Zur Prävention von Krankheiten werden oftmals Messungen freier Radikale als von Patienten selbst zu zahlenden Test (als IGeL-Leistung) angeboten. Die Messung freier Radikale verspricht bei Gesunden keinen nachweisbaren Nutzen. Abgesehen von der Einhaltung allgemeiner Maßregeln einer gesunden Lebensführung gibt es keine spezifische Therapie, die einen "oxidativen Stress" bei ansonsten gesunden Menschen verhindern bzw. ihm vorbeugen könnte.<ref>Strametz R et al., IGeL kritisch betrachtet: Messung freier Radikale, Z Allg Med 2008; 84: 399– 403</ref>
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Aufgrund der extrem kurzen Halbwertszeit ist es nahezu unmöglich, die gemeinten freien Radikale direkt im Blut nachzuweisen.<ref>Sies H . Strategies of antioxidant defense. Eur J Biochem 1993 ; 215 :213 – 219</ref> Die Messung freier Radikale erfolgt daher indirekt über eine Bestimmung der Konzentration von Substanzen, die mutmaßlich durch freie Radikale verändert wurden, z.B. von Antioxidantien. Auch gibt es Bluttests, die die Fähigkeit zur "Entgiftung" zugegebener Radikalbildner messen.
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Messverfahren:
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Die wichtigste physikalische Methode ist die Elektronenspinresonanz, mit der freie Radikale quantifiziert werden, wobei bei kurzlebigen Spezies oft stabilisierende Substanzen (molekulare Fallen) zugesetzt werden. Zu den chemischen Methoden gehören eine Vielzahl von Methoden, bei denen meist Farbumschläge, die durch Oxidations oder Reduktionsprozesse ausgelöst wurden, erfasst werden. Ein wichtiger Begriff ist der TAC-Wert. Er steht für die "totale antioxidative Kapazität".
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Messungen von oxidativen Veränderungen bei Makromolekülen sind allerdings relevanter, da sie mit der Auslösung von Krankheiten assoziert sind. 
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Dazu gehören     
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# Messung von Substanzen, die durch Radikale verändert werden. Der Malondialdehyd (MDA)-Test ist der am häufigsten angewendete Test. Er wird eingesetzt, um die Lipidperoxidation zu bestimmen, zusätzlicher Parameter ist der Thiobarbitursäure-reaktive-Substanzen (TBARS). Die Untersuchungen werden mit Körperflüssigkeiten und mit Zellen durchgeführt. Da die Proben über einen längeren Zeitraum erhitzt werden, reflektieren die Messungen die Situation im menschlichen Körper nur teilweise. Die Bestimmung von konjugierten Doppelbindungen, die während der Lipidperoxisation entstehen, ist methodisch wesentlich aufwändiger und erfolgt mit Hochdruckflüssigkeits-Chromatographie (HPLC).
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# Messung des Spiegels bestimmter Antioxidantien. Dazu zählen Bestimmungen von oxidierte LDL-Antikörpern, 8-Hydroxy-2-Desoxyguanosin-Tests, Alpha-Tocopherol (Vitamin E)-Test, Ascorbinsäure (Vitamin C)-Tests, Beta-Carotin-Test, Selen-Test und Zink-Test
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# Ein antioxidativer Belastungstest ist der FRAP (Ferric reducing antioxidant power), der auch versuchsweise zur Bestimmung einer so genannten [[Elektrosensibilität]] verwandt wird. Ein weiterer Test aus diesem Bereich ist die in der [[Orthomolekulare Medizin|orthomolekularen Medizin]] und [[Alternativmedizin]] eingesetzte [[Redox-Serumanalyse nach Heinrich]]. Aber: eine demonstrierte herabgesetzte antioxidative Kapazität bedeutet nicht unbedingt oxidativen Stress, da antioxidative Schutzmechanismen auch an die im Körper vorliegenden Konzentrationen freier Radikale angepasst und somit bei Bedarf herunterreguliert werden können.
    
==Antioxidantien und menschliche Gesundheit==
 
==Antioxidantien und menschliche Gesundheit==
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Aus all diesen Gründen ist es bis dato letztendlich nicht eindeutig erwiesen, dass die Einnahme von Antioxidantien mehr Nutzen als Schaden bringt. Krebspatienten wird von der Einnahme sogar abgeraten, da bei der Behandlung von Tumoren freie Radikale entstehen sollen, um die Tumorzellen abzutöten. Antioxidantien verringern deshalb den Heilungserfolg mancher Krebstherapien.<ref>http://www.internisten-im-netz.de/de_news_6_0_386_antioxidanzien-k-nnen-krebs-patienten-schaden.html</ref>. Auch wenn es sehr viele Publikationen zu dem Thema auf dem Markt sind, ist an einigen wesentlichen Stellen noch einige Forschungsarbeit zu leisten   
 
Aus all diesen Gründen ist es bis dato letztendlich nicht eindeutig erwiesen, dass die Einnahme von Antioxidantien mehr Nutzen als Schaden bringt. Krebspatienten wird von der Einnahme sogar abgeraten, da bei der Behandlung von Tumoren freie Radikale entstehen sollen, um die Tumorzellen abzutöten. Antioxidantien verringern deshalb den Heilungserfolg mancher Krebstherapien.<ref>http://www.internisten-im-netz.de/de_news_6_0_386_antioxidanzien-k-nnen-krebs-patienten-schaden.html</ref>. Auch wenn es sehr viele Publikationen zu dem Thema auf dem Markt sind, ist an einigen wesentlichen Stellen noch einige Forschungsarbeit zu leisten   
==Messung von freien Radikalen bei Gesunden und Kranken==
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[[image:FRAS.jpg|FRAS-Testgerät|300px|thumb]]
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Zur Prävention von Krankheiten werden oftmals Messungen freier Radikale als von Patienten selbst zu zahlenden Test (als IGeL-Leistung) angeboten. Die Messung freier Radikale verspricht bei Gesunden keinen nachweisbaren Nutzen. Abgesehen von der Einhaltung allgemeiner Maßregeln einer gesunden Lebensführung gibt es keine spezifische Therapie, die einen "oxidativen Stress" bei ansonsten gesunden Menschen verhindern bzw. ihm vorbeugen könnte.<ref>Strametz R et al., IGeL kritisch betrachtet: Messung freier Radikale, Z Allg Med 2008; 84: 399– 403</ref>
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Aufgrund der extrem kurzen Halbwertszeit ist es nahezu unmöglich, die gemeinten freien Radikale direkt im Blut nachzuweisen.<ref>Sies H . Strategies of antioxidant defense. Eur J Biochem 1993 ; 215 :213 – 219</ref> Die Messung freier Radikale erfolgt daher indirekt über eine Bestimmung der Konzentration von Substanzen, die mutmaßlich durch freie Radikale verändert wurden, z.B. von Antioxidantien. Auch gibt es Bluttests, die die Fähigkeit zur "Entgiftung" zugegebener Radikalbildner messen.
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Messverfahren:
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Die wichtigste physikalische Methode ist die Elektronenspinresonanz, mit der freie Radikale quantifiziert werden, wobei bei kurzlebigen Spezies oft stabilisierende Substanzen (molekulare Fallen) zugesetzt werden. Zu den chemischen Methoden gehören eine Vielzahl von Methoden, bei denen meist Farbumschläge, die durch Oxidations oder Reduktionsprozesse ausgelöst wurden, erfasst werden. Ein wichtiger Begriff ist der TAC-Wert. Er steht für die "totale antioxidative Kapazität".
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Messungen von oxidativen Veränderungen bei Makromolekülen sind allerdings relevanter, da sie mit der Auslösung von Krankheiten assoziert sind. 
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Dazu gehören     
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# Messung von Substanzen, die durch Radikale verändert werden. Der Malondialdehyd (MDA)-Test ist der am häufigsten angewendete Test. Er wird eingesetzt, um die Lipidperoxidation zu bestimmen, zusätzlicher Parameter ist der Thiobarbitursäure-reaktive-Substanzen (TBARS). Die Untersuchungen werden mit Körperflüssigkeiten und mit Zellen durchgeführt. Da die Proben über einen längeren Zeitraum erhitzt werden, reflektieren die Messungen die Situation im menschlichen Körper nur teilweise. Die Bestimmung von konjugierten Doppelbindungen, die während der Lipidperoxisation entstehen, ist methodisch wesentlich aufwändiger und erfolgt mit Hochdruckflüssigkeits-Chromatographie (HPLC).
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# Messung des Spiegels bestimmter Antioxidantien. Dazu zählen Bestimmungen von oxidierte LDL-Antikörpern, 8-Hydroxy-2-Desoxyguanosin-Tests, Alpha-Tocopherol (Vitamin E)-Test, Ascorbinsäure (Vitamin C)-Tests, Beta-Carotin-Test, Selen-Test und Zink-Test
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# Ein antioxidativer Belastungstest ist der FRAP (Ferric reducing antioxidant power), der auch versuchsweise zur Bestimmung einer so genannten [[Elektrosensibilität]] verwandt wird. Ein weiterer Test aus diesem Bereich ist die in der [[Orthomolekulare Medizin|orthomolekularen Medizin]] und [[Alternativmedizin]] eingesetzte [[Redox-Serumanalyse nach Heinrich]]. Aber: eine demonstrierte herabgesetzte antioxidative Kapazität bedeutet nicht unbedingt oxidativen Stress, da antioxidative Schutzmechanismen auch an die im Körper vorliegenden Konzentrationen freier Radikale angepasst und somit bei Bedarf herunterreguliert werden können.
      
==Literatur==
 
==Literatur==
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