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6 Bytes entfernt ,  01:41, 27. Dez. 2008
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Richtet man den Blick in die Fachliteratur, gibt es offenbar einige Stämme von Aphanizomenon Flos Aquae, die keinerlei Microcystine produzieren. Lyra et al. (2001) nennen hier Aphanizomenon sp. 202, A. sp. TR183 (AJ133155), A. sp. PCC 7905, A. sp. PH-271, A. flos aquae NIES 81 und Aphanizomenon gracilie PH-219. Allerdings sind diese Aphanizomenon-Bakterien genetisch ausgesprochen eng verwandt mit den Anabaena-Bakterien, die selbst durchaus Neurotoxine erzeugen. Beide Gattungen sind ausgesprochen klein und unterscheiden sich offenbar nur unter dem Mikroskop eindeutig voneinander.
 
Richtet man den Blick in die Fachliteratur, gibt es offenbar einige Stämme von Aphanizomenon Flos Aquae, die keinerlei Microcystine produzieren. Lyra et al. (2001) nennen hier Aphanizomenon sp. 202, A. sp. TR183 (AJ133155), A. sp. PCC 7905, A. sp. PH-271, A. flos aquae NIES 81 und Aphanizomenon gracilie PH-219. Allerdings sind diese Aphanizomenon-Bakterien genetisch ausgesprochen eng verwandt mit den Anabaena-Bakterien, die selbst durchaus Neurotoxine erzeugen. Beide Gattungen sind ausgesprochen klein und unterscheiden sich offenbar nur unter dem Mikroskop eindeutig voneinander.
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==unzuverlässigen Testmethoden==
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==Unzuverlässige Testmethoden==
Microcystine und Saxitoxine, die wichtigsten Gifte in Cyanobakterienprodukten, sind nicht einfach zu messen. Es gibt verschiedene Messmethoden, die teilweise sehr aufwendig, zeitraubend und teuer sein können. Grundsätzlich stellt sich das Problem der Wahl des Nachweisverfahrens, denn es gibt Verfahren, die die Gifte direkt sichtbar machen, und Analysen, die die Gifte nur indirekt messen. Außerdem sind die Messverfahren unterschiedlich empfindlich. Zusätzlich erschwert wird die Suche, weil diese Tests in der Lebensmittelanalytik nur selten benutzt.
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Microcystine und Saxitoxine, die wichtigsten Gifte in Cyanobakterienprodukten, sind nicht einfach zu messen. Es gibt verschiedene Messmethoden, die teilweise sehr aufwändig, zeitraubend und teuer sein können. Grundsätzlich stellt sich das Problem der Wahl des Nachweisverfahrens, denn es gibt Verfahren, die die Gifte direkt sichtbar machen, und Analysen, die die Gifte nur indirekt messen. Außerdem sind die Messverfahren unterschiedlich empfindlich. Zusätzlich erschwert wird die Suche, weil diese Tests in der Lebensmittelanalytik nur selten benutzt werden.
    
Prinzipiell stellt sich die Wahl zwischen dem Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA) oder dem Protein Phosphatase Inhibition Assay (PPIA). Andere Verfahren wie die High Performance Liquid Chromatography (HPLC) oder Liquid Chromatography/Mass Spectrometry (LC/MS) kommen wegen zu hoher Kosten oder noch nicht etablierter Nachweismethodik nicht in Frage. Die Testmethoden von ELISA und PPIA sind unterschiedlich.
 
Prinzipiell stellt sich die Wahl zwischen dem Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA) oder dem Protein Phosphatase Inhibition Assay (PPIA). Andere Verfahren wie die High Performance Liquid Chromatography (HPLC) oder Liquid Chromatography/Mass Spectrometry (LC/MS) kommen wegen zu hoher Kosten oder noch nicht etablierter Nachweismethodik nicht in Frage. Die Testmethoden von ELISA und PPIA sind unterschiedlich.
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Im ELISA werden hochspezifische Ant-körper, die gegen Microcystinmoleküle gerichtet sind, eingesetzt. Diese Antikörper docken an Microcystine an. In einem zweiten Schritt klebt man einen weiteren Antikörper, der nur an den bereits eingesetzten Antikörper, nicht aber direkt an Microcystin andocken kann, an diesen Microcystin-Antikörperkomplex. Dies tut man, weil erst der zweite Antikörper einen fluoreszierenden Farbstoff tragen kann, den man mit speziellen Analyseverfahren sichtbar macht und dann in seiner Konzentration messen kann. Ein direktes Ankoppeln des zweiten, den Farbstoff tragenden, Antikörpers an das Microcystin ist nicht möglich, da dieser Antikörper zu klobig und ungenau wäre. Vergleichbar ist dieses Verfahren mit dem Angeln. Der Fisch ist das Microcystin, der Köder ist der 1. Antikörper und erst, wenn man den Fisch mit der Angelschnur (dem 2. Antikörper) herausgezogen hat, weiss man am Ende, was man gefangen hat. Der ELISA hat den Vorteil, dass er das Gift direkt misst, welches vorhanden ist. Er kann dies mit einer Genauigkeit tun, die ein Microcystinmolekül in einer Lösung von 10 Milliarden anderen Molekülen herausfinden kann. Die Genauigkeit liegt bei 0,1 ppb.
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Im ELISA werden hochspezifische Antikörper eingesetzt, die gegen Microcystinmoleküle gerichtet sind. Diese Antikörper docken an Microcystine an. In einem zweiten Schritt klebt man einen weiteren Antikörper, der nur an den bereits eingesetzten Antikörper, nicht aber direkt an Microcystin andocken kann, an diesen Microcystin-Antikörperkomplex. Dies tut man, weil erst der zweite Antikörper einen fluoreszierenden Farbstoff tragen kann, den man mit speziellen Analyseverfahren sichtbar macht und dann in seiner Konzentration messen kann. Ein direktes Ankoppeln des zweiten, den Farbstoff tragenden, Antikörpers an das Microcystin ist nicht möglich, da dieser Antikörper zu klobig und ungenau wäre. Vergleichbar ist dieses Verfahren mit dem Angeln. Der Fisch ist das Microcystin, der Köder ist der 1. Antikörper und erst, wenn man den Fisch mit der Angelschnur (dem 2. Antikörper) herausgezogen hat, weiss man am Ende, was man gefangen hat. Der ELISA hat den Vorteil, dass er direkt das vorhandene Gift misst. Er kann dies mit einer Genauigkeit tun, die ein Microcystinmolekül in einer Lösung von 10 Milliarden anderen Molekülen herausfinden kann. Die Genauigkeit liegt bei 0,1 ppb.
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Im PPIA hingegen ist das Testprinzip völlig anders. Hier wird die bremsende Wirkung der Microcystine auf eine enzymatisch gesteuerte Umwandlungsreaktion gemessen. Microcystine bremsen die Protein Phosphatase, die die Dephoyphorylierung von p-Nitrophenylphosphat steuert. Durch Nachweis der Ausgangs- und Endprodukte des Umwandlungsprozesses kann man indirekt auf die Konzentration der Microcystine zurückschließen. Ein direkter Nachweis der Microcystine geschieht jedoch nicht. Der Test hat auch den Nachteil, dass er nur eine einzige Wirkung der Microcystine erfasst und dabei unberücksichtigt lässt, dass im Organismus durch verschiedene Microcystintypen unterschiedliche Enzymsysteme beschädigt werden können. Der PPIA ist nicht so genau wie der ELISA, denn er gibt nach Lawrence et al. (2001) in der Regel deutlich niedrigere Belastungswerte für Microcystine aus, die manchmal 10-40% unter den im ELISA gemessenen Konzentrationen liegen können.
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Im PPIA ist das Testprinzip hingegen völlig anders. Hier wird die bremsende Wirkung der Microcystine auf eine enzymatisch gesteuerte Umwandlungsreaktion gemessen. Microcystine bremsen die Protein Phosphatase, die die Dephoyphorylierung von p-Nitrophenylphosphat steuert. Durch Nachweis der Ausgangs- und Endprodukte des Umwandlungsprozesses kann man indirekt auf die Konzentration der Microcystine zurückschließen. Ein direkter Nachweis der Microcystine geschieht jedoch nicht. Der Test hat auch den Nachteil, dass er nur eine einzige Wirkung der Microcystine erfasst und dabei unberücksichtigt lässt, dass im Organismus durch verschiedene Microcystintypen unterschiedliche Enzymsysteme beschädigt werden können. Der PPIA ist nicht so genau wie der ELISA, denn er gibt nach Lawrence et al. (2001) in der Regel deutlich niedrigere Belastungswerte für Microcystine aus, die manchmal 10-40% unter den im ELISA gemessenen Konzentrationen liegen können.
    
Anbieter von AFA-Algen legen zum Nachweis der angeblichen Produktgüte in der Regel PPIA-Analysen vor. Dies ganz offensichtlich deshalb, weil mit dieser Testmethode nur ein Teil der Microcystine (und dieser wiederum nicht sicher) gemessen werden kann. Auf diese Weise schönt man die Resultate mit der methodenbedingten Ungenauigkeit des Messverfahrens nach unten. Dies trägt zur Verunsicherung des Verbrauchers bei und kann (wie unten näher beschrieben) sogar vor Gericht Vorteile bringen, weil Richter nicht selten bereits zu abgehoben sind, um sich mit den Hintergründen von Prüfmethoden zu befassen.
 
Anbieter von AFA-Algen legen zum Nachweis der angeblichen Produktgüte in der Regel PPIA-Analysen vor. Dies ganz offensichtlich deshalb, weil mit dieser Testmethode nur ein Teil der Microcystine (und dieser wiederum nicht sicher) gemessen werden kann. Auf diese Weise schönt man die Resultate mit der methodenbedingten Ungenauigkeit des Messverfahrens nach unten. Dies trägt zur Verunsicherung des Verbrauchers bei und kann (wie unten näher beschrieben) sogar vor Gericht Vorteile bringen, weil Richter nicht selten bereits zu abgehoben sind, um sich mit den Hintergründen von Prüfmethoden zu befassen.
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