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[[image:Solanum_nigrum_Sturm16.jpg|Historische Illustration aus Johann Georg Sturm: Deutschlands Flora in Abbildungen (1796), Quelle:Wikipedia|300px|thumb]]
 
[[image:Solanum_nigrum_Sturm16.jpg|Historische Illustration aus Johann Georg Sturm: Deutschlands Flora in Abbildungen (1796), Quelle:Wikipedia|300px|thumb]]
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'''Phytotherapie''' (Pflanzenheilkunde) ist die Anwendung von pflanzlichen Teilen oder Extrakten in der Medizin, aber auch in der [[Pseudomedizin]] zur Therapie von Krankheiten. Die dabei verwendeten Pflanzen enthalten pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe, das sind meist sekundäre Stoffwechselprodukte der Pflanze, z.B. Phenole, Polyphenole, Xanthone, Phenylpropanoide, Stilbene, Terpene, Steroide, Carotinoide, Speicherlipide, Alkaloide und Aminosäurederivate. Viele verwechseln Phytotherapie mit der [[Homöopathie]]. Im Gegensatz zur Homöopathie werden in der Phytotherapie tatsächlich vorhandene pharmakologische Wirkstoffe der Pflanzen verwendet.
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'''Phytotherapie''' (Pflanzenheilkunde) ist die Anwendung von pflanzlichen Teilen oder Extrakten in der Medizin, aber auch in der [[Pseudomedizin]] zur Therapie von Krankheiten. Die dabei verwendeten Pflanzen enthalten pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe; das sind meist sekundäre Stoffwechselprodukte der Pflanze, z.B. Phenole, Polyphenole, Xanthone, Phenylpropanoide, Stilbene, Terpene, Steroide, Carotinoide, Speicherlipide, Alkaloide und Aminosäurederivate. Viele verwechseln Phytotherapie mit der [[Homöopathie]]. Im Gegensatz zur Homöopathie werden in der Phytotherapie tatsächlich vorhandene pharmakologische Wirkstoffe der Pflanzen verwendet.
    
==Bedeutung in der Vergangenheit==
 
==Bedeutung in der Vergangenheit==
 
In der Vergangenheit, bevor Medikamente durch chemische Synthese hergestellt werden konnten, war man auf die Verwendung von Heilpflanzen angewiesen. Das Wissen, welche Pflanzen(teile) und welche Zubereitungsform bei welchen Symptomen hilfreich waren, lernte man aus Erfahrungen und deren Weitergabe. Da man aber keine Kenntnisse über Anatomie, Physiologie und Biochemie des Menschen hatte, spielten hier auch viele magische Vorstellungen eine Rolle, z.B. das Ähnlichkeitsprinzip oder die [[Signaturenlehre]], bei dem ähnliche Eigenschaften einer Pflanze ähnliche Symptome beim Menschen heilen sollte. Beispiele hierfür sind das Essen roter Früchte bei Blutarmut.
 
In der Vergangenheit, bevor Medikamente durch chemische Synthese hergestellt werden konnten, war man auf die Verwendung von Heilpflanzen angewiesen. Das Wissen, welche Pflanzen(teile) und welche Zubereitungsform bei welchen Symptomen hilfreich waren, lernte man aus Erfahrungen und deren Weitergabe. Da man aber keine Kenntnisse über Anatomie, Physiologie und Biochemie des Menschen hatte, spielten hier auch viele magische Vorstellungen eine Rolle, z.B. das Ähnlichkeitsprinzip oder die [[Signaturenlehre]], bei dem ähnliche Eigenschaften einer Pflanze ähnliche Symptome beim Menschen heilen sollte. Beispiele hierfür sind das Essen roter Früchte bei Blutarmut.
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Besondere Bedeutung hatten Heilpflanzen in der Klostermedizin, wo spezielle Heilpflanzengärten angelegt wurden.
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Besondere Bedeutung hatten Heilpflanzen in der Klostermedizin, bei der spezielle Heilpflanzengärten angelegt wurden.
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Später, mit Entwicklung wissenschaftlicher Analysemethoden begann man, Pflanzeninhaltsstoffe systematisch zu erforschen und in der Medizin zu nutzen. So konnte man die wirksamen Stoffe gezielt extrahieren oder synthetisieren und chemisch abwandeln, um sie verträglicher oder wirksamer zu machen. Einige der heute bekanntesten Medikamente haben pflanzlichen Ursprung, wie z.B. Acetylsalicylsäure, Digitalis-Glycoside, Mutterkorn-Alkaloide (die aus einem Pilz, der auf Roggen parasitiert, stammen), Morphine, Atropin und viele andere. Andere pflanzliche Präparate stellten sich hingegen als wirkungslos heraus oder werden heute zu den Genussmitteln (z.B. Tee, Kaffee oder Tabak), als Gewürzkräuter zu den Küchenkräutern (Pfeffer, Zimt, Basilikum, u. v. a.) gezählt bzw. als Nahrungsmittel (Apfel, Zitrusfrüchte) verwendet.
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Mit Entwicklung wissenschaftlicher Analysemethoden begann man, Pflanzeninhaltsstoffe systematisch zu erforschen und in der Medizin zu nutzen. So konnte man die wirksamen Stoffe gezielt extrahieren oder synthetisieren und chemisch abwandeln, um sie verträglicher oder wirksamer zu machen. Einige der heute bekanntesten Medikamente haben pflanzlichen Ursprung, wie z.B. Acetylsalicylsäure, Digitalis-Glycoside, Mutterkorn-Alkaloide (die aus einem Pilz stammen, der auf Roggen parasitiert), Morphine, Atropin und viele andere. Andere pflanzliche Präparate stellten sich hingegen als wirkungslos heraus oder werden heute zu den Genussmitteln (z.B. Tee, Kaffee oder Tabak), als Gewürzkräuter zu den Küchenkräutern (Pfeffer, Zimt, Basilikum, u.v.a.) gezählt bzw. als Nahrungsmittel (Apfel, Zitrusfrüchte) verwendet.
    
Von der Nutzung als Heilpflanze zeugen noch die Namen einiger Pflanzen wie Pestwurz<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnliche_Pestwurz#Historische_Verwendung</ref>, Lungenkraut<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Geflecktes_Lungenkraut#Namensgebung</ref>, Beinwell<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Beinwell#Verwendung_in_der_Pflanzenheilkunde</ref> und Augentrost<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Augentroste#Verwendung_in_der_Alternativmedizin</ref>.
 
Von der Nutzung als Heilpflanze zeugen noch die Namen einiger Pflanzen wie Pestwurz<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnliche_Pestwurz#Historische_Verwendung</ref>, Lungenkraut<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Geflecktes_Lungenkraut#Namensgebung</ref>, Beinwell<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Beinwell#Verwendung_in_der_Pflanzenheilkunde</ref> und Augentrost<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Augentroste#Verwendung_in_der_Alternativmedizin</ref>.
    
==Heutige Bedeutung==
 
==Heutige Bedeutung==
Neben unwirksamen pflanzlichen Mitteln gibt es auch solche, deren Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien belegt ist. Diese werden auch als Medikament genutzt. Die Wirkstoffe werden extrahiert und standardisiert, oder der Wirkstoff wird aus einem pflanzlichen Grundstoff teilsynthetisiert. Viele der ursprünglich pflanzlichen Substanzen werden inzwischen industriell synthetisiert und chemisch abgewandelt, was eine höhere Wirksamkeit und bessere Verträglichkeit bewirken soll. Derzeit werden zahlreiche Pflanzenarten auf wirksame Inhaltsstoffe untersucht.
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Neben unwirksamen pflanzlichen Mitteln gibt es auch solche, deren Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien belegt ist. Diese werden auch als Medikament genutzt. Die Wirkstoffe werden extrahiert und standardisiert, oder der Wirkstoff wird aus einem pflanzlichen Grundstoff teilsynthetisiert. Viele der ursprünglich pflanzlichen Substanzen werden inzwischen industriell synthetisiert und chemisch abgewandelt, was eine höhere Wirksamkeit und bessere Verträglichkeit bewirken soll. Derzeit werden zahlreiche Pflanzenarten auf wirksame Inhaltsstoffe untersucht.
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Unaufbereitete Kräuter, die zum Teil noch in der Pseudomedizin verwendet werden, können in ihrem Wirkstoffgehalt und Zusammensetzung je nach Standort, Klima und Bodenverhältnissen zum Teil enorm schwanken. Zudem sind viele dieser Stoffe potente Gifte, die nicht der menschlichen Gesundheit dienen sollen, sondern der Abwehr von Feinden der Pflanze (z.B. [[Strophanthin]]). Bei vielen Heilpflanzen wird behauptet, dass diese natürlicher und sanfter wirken und keine Nebenwirkungen haben sollen. Es werden nicht nur in ihrem Wirkprofil bekannte Heilpflanzen vermarktet, sondern auch solche aus exotischen Ländern, die angeblich [[Superfrucht|medizinische Wunder]] bewirken sollen. Da diese Pflanzen in vielen Fällen noch nicht ausreichend auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen untersucht wurden, sind sie noch nicht als Arzneimittel zugelassen und werden als [[Nahrungsergänzungsmittel]] bei vielerlei - aber unbelegten - Behauptungen über deren Wirksamkeit verkauft, oft über [[MLM|Multilevel-Marketingsysteme]].
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Unaufbereitete Kräuter, die zum Teil noch in der Pseudomedizin verwendet werden, können in Wirkstoffgehalt und Zusammensetzung je nach Standort, Klima und Bodenverhältnissen zum Teil enorm schwanken. Zudem sind viele dieser Stoffe potente Gifte, die nicht der menschlichen Gesundheit dienen sollen, sondern der Abwehr von Feinden der Pflanze (z.B. [[Strophanthin]]). Bei vielen Heilpflanzen wird behauptet, dass diese natürlicher und sanfter wirkten und keine Nebenwirkungen haben sollen. Es werden nicht nur in ihrem Wirkprofil bekannte Heilpflanzen vermarktet, sondern auch solche aus exotischen Ländern, die angeblich [[Superfrucht|medizinische Wunder]] bewirken sollen. Da diese Pflanzen in vielen Fällen noch nicht ausreichend auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen untersucht wurden, sind sie nicht als Arzneimittel zugelassen und werden als [[Nahrungsergänzungsmittel]] bei vielerlei - aber unbelegten - Behauptungen über deren Wirksamkeit verkauft, oft über [[MLM|Multilevel-Marketingsysteme]].
    
Pflanzliche Mittel werde auch in der [[TCM|traditionellen chinesischen Medizin]] und der [[Ayurveda]] verwendet.
 
Pflanzliche Mittel werde auch in der [[TCM|traditionellen chinesischen Medizin]] und der [[Ayurveda]] verwendet.
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Beispiele für schädliche Präparate aus Pflanzen:
 
Beispiele für schädliche Präparate aus Pflanzen:
*Schlankheitspillen aus China (bezeichnet als ''Xiao Qin Long Wan'', ''Chuan Xiong Cha Tiao Wan'', ''Bai Tou Weng Wan'' und ''Xie Gan Wan''), die Bestandteile der Osterluzei (''Aristolochia clematitis'') enthielten, können Nierenversagen und Nierenkrebs auslösen. Auslöser hierfür sind nephrotoxische (giftig für die Nieren) und karzinogene (krebserregende) Aristolochiasäuren.<ref>http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/645896/</ref><ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=30886</ref> <ref>http://www.bfs-ev.de/index.php?menuid=27&reporeid=1205</ref> Es wurde vom Bundesinstitut für Risikobewertung sogar die Empfehlung ausgesprochen, dass Personen, die diese Produkte eingenommen haben, die Einnahme sofort beenden und einen Arzt aufzusuchen sollen.  
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*Schlankheitspillen aus China (bezeichnet als ''Xiao Qin Long Wan'', ''Chuan Xiong Cha Tiao Wan'', ''Bai Tou Weng Wan'' und ''Xie Gan Wan''), die Bestandteile der Osterluzei (''Aristolochia clematitis'') enthielten, können Nierenversagen und Nierenkrebs auslösen. Auslöser hierfür sind nephrotoxische (giftig für die Nieren) und karzinogene (krebserregende) Aristolochiasäuren.<ref>http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/645896/</ref><ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=30886</ref> <ref>http://www.bfs-ev.de/index.php?menuid=27&reporeid=1205</ref> Das Bundesinstitut für Risikobewertung sprach sogar die Empfehlung aus, dass Personen, die diese Produkte regelmäßig eingenommen haben, die Einnahme sofort beenden und einen Arzt aufsuchen sollen.  
    
*Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) widerrief 2002 die Zulassung für [[Kava Kava]] (gegen Angstzustände) und kavainhaltige Heilmittel, nachdem mehrere Fälle von Leberversagen und sogar Todesfälle in der Folge der Einnahme bekannt wurden.
 
*Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) widerrief 2002 die Zulassung für [[Kava Kava]] (gegen Angstzustände) und kavainhaltige Heilmittel, nachdem mehrere Fälle von Leberversagen und sogar Todesfälle in der Folge der Einnahme bekannt wurden.
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