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'''Bert Ehgartner''' (geb. 7.&nbsp;Oktober 1962, Waidhofen a.d. Ybbs / Österreich) ist ein österreichischer Journalist, Autor, Dokumentarfilmer und ein bekannter [[Impfgegner]].<ref>http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=4109&Alias=wzo&cob=352567</ref> Er verbreitet wissenschaftlich unhaltbare Aussagen zur Schädlichkeit von [[Aluminium]] und betreibt ein eigenes Institut, das u.a. teure Tests auf eine mögliche Aluminiumbelastung des Körpers anbietet, die aber wissenschaftlich nicht validiert sind. Aluminium ist auf der Erde das dritthäufigste Element und das Metall, das in der Erdkruste am häufigsten vorkommt.
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'''Bert Ehgartner''' (geb. 7.&nbsp;Oktober 1962, Waidhofen a.d. Ybbs / Österreich) ist ein österreichischer Journalist, Autor, Dokumentarfilmer und ein bekannter [[Impfgegner]].<ref>[http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/archiv/82186_Fieber-gegen-Krebs-und-tibetisches-Heilyoga.html Fieber gegen Krebs und tibetisches Heilyoga] Wiener Zeitung.at, 30. Mai 2008</ref> Er verbreitet wissenschaftlich unhaltbare Aussagen zur Schädlichkeit von [[Aluminium]] und betreibt ein eigenes Institut, das u.a. teure Tests auf eine mögliche Aluminiumbelastung des Körpers anbietet, die aber wissenschaftlich nicht validiert sind. Aluminium ist auf der Erde das dritthäufigste Element und das Metall, das in der Erdkruste am häufigsten vorkommt.
 
==Kurzbiographie==
 
==Kurzbiographie==
 
Ehgartner studierte Publizistik, Politikwissenschaften und Informatik in Wien. Von 1987 bis 1991 arbeitete er als freier Journalist für Tages- und Wochenzeitungen in Österreich, von 1991 bis 1995 als Redakteur und von 1995 bis 1996 als Chefredakteur bei der Wochenzeitung ''Ganze Woche''. Von 2000 bis 2005 war er Chefredakteur des Gesundheitsportals www.surfmed.de.
 
Ehgartner studierte Publizistik, Politikwissenschaften und Informatik in Wien. Von 1987 bis 1991 arbeitete er als freier Journalist für Tages- und Wochenzeitungen in Österreich, von 1991 bis 1995 als Redakteur und von 1995 bis 1996 als Chefredakteur bei der Wochenzeitung ''Ganze Woche''. Von 2000 bis 2005 war er Chefredakteur des Gesundheitsportals www.surfmed.de.
    
==Aktivitäten==
 
==Aktivitäten==
Der sich - aus Eigensicht - der evidenzbasierten Medizin verschreibende Ehgartner veröffentlicht "polemische Rundumschlag-Werke"<ref>[http://www.taz.de/1/archiv/?id=archivseite&dig=2002/09/03/a0152 Ulrike Winkelmann: Es zählt nur eins: dass alle zahlen] taz.de, 3. September 2002</ref>, die sich medizinkritischen Themen und entsprechenden [[Verschwörungstheorie]]n (siehe daher auch das Interesse des [[Kopp Verlag]]s an Ehgartner<ref>Ehgartner Bert: Die Lebensformel (Piper/Hoffmann und Campe. Wird aber im Kopp Verlag als Artikel 109907, Kategorie Esoterik weiterverkauft)</ref>) aus Sicht des Laien widmen, wobei er regelmäßig das Augenmerk auf Veröffentlichungen lenkt, die seinen Vorstellungen genehm sind. Aktuelle Sekundärliteratur muss der Leser daher meist selbst recherchieren, um einen umfassenden und distanzierten Standpunkt zu erfahren. Kritiker pflegt Bert Ehgartner zu beschimpfen und auf unsachliche Art und Weise anzugreifen, so z.B. Rezensenten seines Buches ''Dirty little secret - Die Akte Aluminium''.<ref>Bert Ehgartner am 28. September 2013 in den Kundenrezensionen bei Amazon zu seinem Buch ''Dirty little secret - Die Akte Aluminium'' ([[media:Ehgartner-Amazon-Kommentar.pdf|Screenshot]])</ref>
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Der sich - aus Eigensicht - der evidenzbasierten Medizin verschreibende Ehgartner veröffentlicht "polemische Rundumschlag-Werke"<ref>[http://www.taz.de/1/archiv/?id=archivseite&dig=2002/09/03/a0152 Ulrike Winkelmann: Es zählt nur eins: dass alle zahlen] taz.de, 3. September 2002</ref>, die sich medizinkritischen Themen und entsprechenden [[Verschwörungstheorie]]n aus Sicht des Laien widmen, wobei er regelmäßig das Augenmerk auf Veröffentlichungen lenkt, die seinen Vorstellungen genehm sind. Aktuelle Sekundärliteratur muss der Leser daher meist selbst recherchieren, um einen umfassenden und distanzierten Standpunkt zu erfahren. Kritiker pflegt Bert Ehgartner zu beschimpfen und auf unsachliche Art und Weise anzugreifen, so z.B. Rezensenten seines Buches ''Dirty little secret - Die Akte Aluminium''.<ref>Bert Ehgartner am 28. September 2013 in den Kundenrezensionen bei Amazon zu seinem Buch ''Dirty little secret - Die Akte Aluminium'' ([[media:Ehgartner-Amazon-Kommentar.pdf|Screenshot]])</ref>
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Im Internet ist Ehgartner als Impfgegner bekannt und trat in der Vergangenheit auch bei so genannten Impfsymposien des Impfkritikers [[Hans Tolzin]] auf.
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Im Internet ist Ehgartner als Impfgegner bekannt und trat in der Vergangenheit auch bei den so genannten Impfsymposien des Impfkritikers [[Hans Tolzin]] auf.
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Typisch sind die kritischen Äußerungen zu unterstellten Positionen der wissenschaftlichen Medizin, die nur von Einzelpersonen vertreten werden oder längst überholt und daher leicht zu widerlegen sind. Privattheorien zum [[Anti Aging]] sind ein weiteres Thema des Autors, dessen Sympathien zur [[Homöopathie]] und [[Anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]] unüberhörbar sind.
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Typisch sind die kritischen Äußerungen zu unterstellten Positionen der wissenschaftlichen Medizin, die nur von Einzelpersonen vertreten werden oder längst überholt und daher leicht zu widerlegen sind. Privattheorien zum [[Anti Aging]] sind ein weiteres Thema von Ehgartner, dessen Sympathien zur [[Homöopathie]] und [[Anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]] unüberhörbar sind.
    
Ein von Ehgartner bei scienceblogs.de betriebenes Blog namens ''Lob der Krankheit'' wurde vom Betreiber von scienceblogs.de nach Protesten im Dezember 2008 geschlossen. In seinem Blog hatte Ehgartner unter anderem den Anschein erweckt, es gäbe Beweise für die eigene Hypothese, dass in Impfstoffen enthaltenes [[Aluminiumhydroxid]] als mögliche Ursache für ADHS anzusehen sei.<ref>[http://scienceblogs.de/lob-der-krankheit/2008/12/01/aluminium-die-evidenz/ Bert Ehgartner: Aluminium – Die Evidenz] Scienceblogs.de, 1. Dezember 2008</ref> Auf Anfrage konnte er jedoch keine Beweise dafür liefern. Zuvor hatte Ehgartner bereits die Vermutung geäußert, dass die vierwertige HPV-Impfung (Handelsname: ''Gardasil'') unwirksam sei. Auch dafür nannte er keine belastbare Quelle.
 
Ein von Ehgartner bei scienceblogs.de betriebenes Blog namens ''Lob der Krankheit'' wurde vom Betreiber von scienceblogs.de nach Protesten im Dezember 2008 geschlossen. In seinem Blog hatte Ehgartner unter anderem den Anschein erweckt, es gäbe Beweise für die eigene Hypothese, dass in Impfstoffen enthaltenes [[Aluminiumhydroxid]] als mögliche Ursache für ADHS anzusehen sei.<ref>[http://scienceblogs.de/lob-der-krankheit/2008/12/01/aluminium-die-evidenz/ Bert Ehgartner: Aluminium – Die Evidenz] Scienceblogs.de, 1. Dezember 2008</ref> Auf Anfrage konnte er jedoch keine Beweise dafür liefern. Zuvor hatte Ehgartner bereits die Vermutung geäußert, dass die vierwertige HPV-Impfung (Handelsname: ''Gardasil'') unwirksam sei. Auch dafür nannte er keine belastbare Quelle.
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==Die Akte Aluminium==
 
==Die Akte Aluminium==
Im Jahr 2012 veröffentliche Ehgartner sein Buch ''Dirty little secret - die Akte Aluminium'', auf dessen Grundlage im gleichen Jahr auch sein Dokumentarfilm ''Die Akte Aluminium'' erschien. Der Film wurde unter anderem auf Arte, ZDF und weiteren öffentlich-rechtlichen Sendern im deutschsprachigen Raum gezeigt und wird dort gelegentlich in Wiederholung ausgestrahlt. Insbesondere der Film erzeugte eine regelrechte Hysterie bei besorgten Verbrauchern, wie dies beispielsweise die Stiftung Warentest durch vermehrte Anfragen zu spüren bekam.<ref>https://www.test.de/Aluminium-in-Deos-Schweisshemmend-und-umstritten-4570934-0/</ref><ref>[http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/aluminium-in-deos-experte-empfiehlt-aluminiumfreie-produkte-a-959229.html Unnötiges Risiko: "Ich würde Deos ohne Aluminium empfehlen"] Spiegel Online Gesundheit, 19. März 2014</ref>
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Im Jahr 2012 veröffentliche Ehgartner sein Buch ''Dirty little secret - die Akte Aluminium'', auf dessen Grundlage im gleichen Jahr auch sein Dokumentarfilm ''Die Akte Aluminium'' erschien. Der Film wurde unter anderem auf Arte, ZDF und weiteren öffentlich-rechtlichen Sendern im deutschsprachigen Raum gezeigt und wird dort gelegentlich in Wiederholung ausgestrahlt. Insbesondere der Film erzeugte eine regelrechte Hysterie bei besorgten Verbrauchern, wie dies beispielsweise die Stiftung Warentest durch vermehrte Anfragen zu spüren bekam.<ref>https://www.test.de/Aluminium-in-Deos-Schweisshemmend-und-umstritten-4570934-0/</ref><ref>[http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/aluminium-in-deos-experte-empfiehlt-aluminiumfreie-produkte-a-959229.html Unnötiges Risiko: "Ich würde Deos ohne Aluminium empfehlen"] Spiegel Online Gesundheit, 19. März 2014</ref>
    
Es wird sehr einseitig auf mögliche Gefahren von [[Aluminium]] verwiesen und dabei stark auf emotionale Momente gesetzt, um die angeblich schädlichen Wirkungen von Aluminium zu plausibilisieren. Alle Behauptungen, Aluminium sei für eine gewisse Erkrankung ursächlich verantwortlich, werden anhand von Einzelschicksalen veranschaulicht. Hier erzählen von einer Krankheit Betroffene, sie hätten aluminiumhaltige Produkte verwendet und vermuten dies als Ursache für ihre Erkrankung. Diese anekdotenhafte, scheinbare Beweisführung ist charakteristisch für das Vermitteln von Außenseiterpositionen, die sich wissenschaftlich nicht bestätigen lassen.
 
Es wird sehr einseitig auf mögliche Gefahren von [[Aluminium]] verwiesen und dabei stark auf emotionale Momente gesetzt, um die angeblich schädlichen Wirkungen von Aluminium zu plausibilisieren. Alle Behauptungen, Aluminium sei für eine gewisse Erkrankung ursächlich verantwortlich, werden anhand von Einzelschicksalen veranschaulicht. Hier erzählen von einer Krankheit Betroffene, sie hätten aluminiumhaltige Produkte verwendet und vermuten dies als Ursache für ihre Erkrankung. Diese anekdotenhafte, scheinbare Beweisführung ist charakteristisch für das Vermitteln von Außenseiterpositionen, die sich wissenschaftlich nicht bestätigen lassen.
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Passend zum Film ist 2014 Ehgartners Buch ''Gesund ohne Aluminium: Alu-Fallen erkennen - Schwere Krankheiten vermeiden'' erschienen. Hier listet er mögliche Quellen von Aluminium in Alltagsgegenständen und Nahrungsmitteln auf. Durch einen propagierten Verzicht auf bestimmte Produkte soll man sich dann vor "schweren Krankheiten" schützen können.
 
Passend zum Film ist 2014 Ehgartners Buch ''Gesund ohne Aluminium: Alu-Fallen erkennen - Schwere Krankheiten vermeiden'' erschienen. Hier listet er mögliche Quellen von Aluminium in Alltagsgegenständen und Nahrungsmitteln auf. Durch einen propagierten Verzicht auf bestimmte Produkte soll man sich dann vor "schweren Krankheiten" schützen können.
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=== Verschwörungstheorien===
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===Verschwörungstheorien===
 
Ehgartner bedient sich gerne Verschwörungstheorien, um die seiner Position widersprechenden Aussagen zu diskreditieren. Auf der einen Seite behauptet er, wissenschaftliche Forschung zu Aluminium und mögliche Zusammenhängen mit Krankheiten werde unterdrückt, andererseits verweist er selbst ausgiebig auf die seiner Meinung nach zahlreichen Belege. Die seinen Positionen unliebsamen Studien wertet er als geschönt und gefällig ab:
 
Ehgartner bedient sich gerne Verschwörungstheorien, um die seiner Position widersprechenden Aussagen zu diskreditieren. Auf der einen Seite behauptet er, wissenschaftliche Forschung zu Aluminium und mögliche Zusammenhängen mit Krankheiten werde unterdrückt, andererseits verweist er selbst ausgiebig auf die seiner Meinung nach zahlreichen Belege. Die seinen Positionen unliebsamen Studien wertet er als geschönt und gefällig ab:
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Angeblich werde kritische Forschung zum Thema durch einen nicht näher spezifizierten Komplex von Industrie und Wissenschaft unterdrückt. Diese Position findet sich durchgehend in seinen Büchern und Filmen und wird von ihm auch in Interviews vertreten:
 
Angeblich werde kritische Forschung zum Thema durch einen nicht näher spezifizierten Komplex von Industrie und Wissenschaft unterdrückt. Diese Position findet sich durchgehend in seinen Büchern und Filmen und wird von ihm auch in Interviews vertreten:
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:''"Es ist eine Tatsache, dass viele Jurys und Gremien, die über die Vergabe der öffentlichen Forschungsaufträge bestimmen, von Aluminium-Lobbyisten dominiert werden. Sie achten darauf, dass kein Geld in diese Richtung investiert wird – und das ist keine Verschwörungstheorie, sondern nachweislich Realität."''<ref>http://www.elle.de/aluminium-in-deodorants-problemfeld-wissenschaft-203503.html</ref>
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:''"Es ist eine Tatsache, dass viele Jurys und Gremien, die über die Vergabe der öffentlichen Forschungsaufträge bestimmen, von Aluminium-Lobbyisten dominiert werden. Sie achten darauf, dass kein Geld in diese Richtung investiert wird – und das ist keine Verschwörungstheorie, sondern nachweislich Realität."''<ref>[http://www.elle.de/aluminium-in-deodorants-problemfeld-wissenschaft-203503.html Sara-Lena Niebaum: Aluminium in Deodorants. Problemfeld: Wissenschaft] Elle.de, 19. August 2014</ref>
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Den Nachweis für diese Behauptung bleibt er allerdings schuldig. Offensichtlich ist dies nur eine Schutzbehauptung, da die Studienlage viele von ihm vertretene Positionen nicht stützt. Dass viele Erkenntnisse zur Toxikologie von Aluminium erst in neuere Zeit entstanden sind, ist ebenfalls nicht belegt. Nachweislich ist ein möglicher Zusammenhang zwischen Alzheimer und Aluminium schon seit Mitte der 60er Jahre bekannt und wird seitdem in zahlreichen Studien untersucht.<ref>Thorsten Stahl, Hasan Taschan and Hubertus Brunn: Aluminium content of selected foods and food products. Environmental Sciences Europe 2011, 23:37 [http://www.enveurope.com/content/23/1/37]</ref> So finden sich in der öffentlich zugänglichen medizinischen Literaturdatenbank ''PubMed'' zum Thema "Alzheimer und Aluminium" allein 700 Einträge zu Studien und Übersichtsarbeiten, die bis in das Jahr 1965 zurückreichen.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=alzheimers+aluminum Literatursuche bei ''PubMed'' zum Thema Aluminium und Alzheimer]</ref> Ähnlich verhält es sich mit dem Zusammenhang zwischen Aluminium bzw. aluminiumhaltigen Deos und Brustkrebs. Auch hier gibt es unzählige Studien, die insgesamt keinen ursächlichen Zuammenhang belegen, zumal [[Aluminium]] anhand zahlreicher Studien als nicht krebserregend eingestuft wird. Deshalb kommen auch alle aktuellen Übersichtsarbeiten und Risikobewertungen zum Fazit, ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Aluminium und Alzheimer bzw. Brustkrebs sei nicht erwiesen. Ein Faktum, das im Film nicht erwähnt wird.
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Den Nachweis für diese Behauptung bleibt er allerdings schuldig. Offensichtlich ist dies nur eine Schutzbehauptung, da die Studienlage viele von ihm vertretene Positionen nicht stützt. Dass viele Erkenntnisse zur Toxikologie von Aluminium erst in neuere Zeit entstanden sind, ist ebenfalls nicht belegt. Nachweislich ist ein möglicher Zusammenhang zwischen Alzheimer und Aluminium schon seit Mitte der 60er Jahre bekannt und wird seitdem in zahlreichen Studien untersucht.<ref>[http://www.enveurope.com/content/23/1/37 Thorsten Stahl, Hasan Taschan and Hubertus Brunn: Aluminium content of selected foods and food products. Environmental Sciences Europe 2011, 23:37 (28. November 2011)]</ref> So finden sich in der öffentlich zugänglichen medizinischen Literaturdatenbank ''PubMed'' zum Thema "Alzheimer und Aluminium" allein 700 Einträge zu Studien und Übersichtsarbeiten, die bis in das Jahr 1965 zurückreichen.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=alzheimers+aluminum Literatursuche bei ''PubMed'' zum Thema Aluminium und Alzheimer]</ref> Ähnlich verhält es sich mit dem Zusammenhang zwischen Aluminium bzw. aluminiumhaltigen Deos und Brustkrebs. Auch hier gibt es unzählige Studien, die insgesamt keinen ursächlichen Zuammenhang belegen, zumal [[Aluminium]] anhand zahlreicher Studien als nicht krebserregend eingestuft wird. Deshalb kommen auch alle aktuellen Übersichtsarbeiten und Risikobewertungen zum Fazit, ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Aluminium und Alzheimer bzw. Brustkrebs sei nicht erwiesen. Ein Faktum, das im Film nicht erwähnt wird.
    
==Al-ex Institut==
 
==Al-ex Institut==
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===Der Aluminium-Test===
 
===Der Aluminium-Test===
 
[[image:Alex-test.JPG|Proberöhrchen für den Urintest|360px|thumb]]
 
[[image:Alex-test.JPG|Proberöhrchen für den Urintest|360px|thumb]]
Um eine Belastung des Körpers mit Aluminium, die sich durch sogenannte „Aluminiumdepots“ auszeichnen soll, festzustellen, sollen jeweils eine Urinprobe vor und nach einer speziellen „Intervention“ gewonnen werden. Die Intervention besteht aus der Aufnahme einer „größeren Menge“ eines siliziumreichen Wassers, da dieses angeblich in der Lage sei, Aluminium aus den „Depots“ freizusetzen. Zeige sich nach der Laboranalyse, dass die nach der Intervention gewonnene Urinprobe einen höheren Aluminiumgehalt aufweist, sei der Körper mit Aluminium-Depots belastet.
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Um eine Belastung des Körpers mit Aluminium, die sich durch "Aluminiumdepots" auszeichnen soll, festzustellen, sollen jeweils eine Urinprobe vor und nach einer speziellen „Intervention“ gewonnen werden. Die Intervention besteht aus der Aufnahme einer "größeren Menge" eines siliziumreichen Wassers, da dieses angeblich in der Lage sei, Aluminium aus den „Depots“ freizusetzen. Zeige sich nach der Laboranalyse, dass die nach der Intervention gewonnene Urinprobe einen höheren Aluminiumgehalt aufweist, sei der Körper mit Aluminium-Depots belastet.
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Ein solcher Test kann aus mehreren Gründen nicht geeignet sein, die Gesamtkörperlast an Aluminium zu erfassen. Aluminium wird in Form seiner verschiedenen Verbindungen ständig aus der Nahrung aufgenommen; ein sehr kleiner Teil davon lagert sich in bestimmten Geweben und in den Knochen ab. Dies ist ein natürlicher Vorgang und es gibt keinerlei Hinweise, dass dies bei gesunden Menschen mit der Zeit zu einer gesundheitlichen Belastung führen würde. Es ist lediglich bekannt, dass Patienten, die unter einer Niereninsuffizienz leiden und deshalb Dialysepatienten sind, aufgrund der verminderten Ausscheideleistung der Nieren eine erhöhte Gesamtkörperlast an Aluminium entwickeln können und dann gesundheitliche Probleme möglich sind. Dies ist gut bekannt und auch therapierbar.<ref name=willhite>Calvin C. Willhite , Nataliya A. Karyakina , Robert A. Yokel , Nagarajkumar Yenugadhati , Thomas M. Wisniewski , Ian M.F. Arnold , Franco Momoli , Daniel Krewski: Systematic review of potential health risks posed by pharmaceutical, occupational and consumer exposures to metallic and nanoscale aluminum, aluminum oxides, aluminum hydroxide and its soluble salts. Critical Reviews in Toxicology 2014 44:S4 , 1-80 [http://informahealthcare.com/doi/abs/10.3109/10408444.2014.934439 Kurzfassung (engl.)]</ref>
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Ein solcher Test kann aus mehreren Gründen nicht geeignet sein, die Gesamtkörperlast an Aluminium zu erfassen. Aluminium wird in Form seiner verschiedenen Verbindungen ständig aus der Nahrung aufgenommen; ein sehr kleiner Teil davon lagert sich in bestimmten Geweben und in den Knochen ab. Dies ist ein natürlicher Vorgang und es gibt keinerlei Hinweise, dass dies bei gesunden Menschen mit der Zeit zu einer gesundheitlichen Belastung führen würde. Es ist lediglich bekannt, dass Patienten, die unter einer Niereninsuffizienz leiden und deshalb Dialysepatienten sind, aufgrund der verminderten Ausscheideleistung der Nieren eine erhöhte Gesamtkörperlast an Aluminium entwickeln können und dann gesundheitliche Probleme möglich sind. Dies ist gut bekannt und auch therapierbar.<ref name=willhite>Calvin C. Willhite, Nataliya A. Karyakina, Robert A. Yokel, Nagarajkumar Yenugadhati, Thomas M. Wisniewski, Ian M.F. Arnold, Franco Momoli, Daniel Krewski: Systematic review of potential health risks posed by pharmaceutical, occupational and consumer exposures to metallic and nanoscale aluminum, aluminum oxides, aluminum hydroxide and its soluble salts. Critical Reviews in Toxicology 2014 44:S4, 1-80 [http://informahealthcare.com/doi/abs/10.3109/10408444.2014.934439 Kurzfassung (engl.)]</ref>
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Die Gehalte an Aluminium in Blut, Serum/Plasma und Urin spiegeln immer nur einen kurzen Ausschnitt der Aluminiumaufnahme der letzten Stunden wieder, da aus der Nahrung resorbiertes Aluminium innerhalb kurzer Zeit über die Nieren ausgeschieden wird. Die Gehalte schwanken stark und sind nicht mit den im Körper festgelegten Aluminiumeinlagerungen korreliert. Um die Gesamtkörperlast an Aluminium halbwegs sicher zu bestimmen, sind Untersuchungen am Knochen notwendig, etwa über eine Beckenkammbiopsie, die aber einen operativen Eingriff bedeutet.<ref name=wilhelm> Wilhelm, M.: Aluminium. In: Beyer, A., Eis, D (Hrsg.): Praktische Umweltmedizin. Springer-Verlag, Berlin 1994 [https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/dokumente/alu.pdf Kurzfassung (PDF-Datei)]</ref>. Da die Aluminium-Konzentration im Urin nur bis zu einigen µg pro Liter beträgt, muss streng darauf geachtet werden, dass es zu keiner Kontamination der Probe kommt, etwa durch Staubpartikel, die vergleichsweise hohe Aluminiummengen beinhalten können. Auch die verwendeten Kunststoffgefäße müssen (getestet) aluminiumfrei sein, da auch auf diese Weise Werte verfälscht werden können. Aufgrund der geringen Konzentrationen im Analyten (Harn) und der Allgegenwart von Aluminium wird dringend geraten, solche Untersuchungen nur von Speziallabors durchführen zu lassen.<ref name=wilhelm/><ref name=willhite/>
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Die Gehalte an Aluminium in Blut, Serum/Plasma und Urin spiegeln immer nur einen kurzen Ausschnitt der Aluminiumaufnahme der letzten Stunden wieder, da aus der Nahrung resorbiertes Aluminium innerhalb kurzer Zeit über die Nieren ausgeschieden wird. Die Gehalte schwanken stark und sind nicht mit den im Körper festgelegten Aluminiumeinlagerungen korreliert. Um die Gesamtkörperlast an Aluminium halbwegs sicher zu bestimmen, sind Untersuchungen am Knochen notwendig, etwa über eine Beckenkammbiopsie, die aber einen operativen Eingriff bedeutet.<ref name=wilhelm> Wilhelm, M.: Aluminium. In: Beyer, A., Eis, D (Hrsg.): Praktische Umweltmedizin. Springer-Verlag, Berlin 1994 [https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/dokumente/alu.pdf Kurzfassung]</ref>. Da die Aluminium-Konzentration im Urin nur bis zu einigen µg pro Liter beträgt, muss streng darauf geachtet werden, dass es zu keiner Kontamination der Probe kommt, etwa durch Staubpartikel, die vergleichsweise hohe Aluminiummengen beinhalten können. Auch die verwendeten Kunststoffgefäße müssen (getestet) aluminiumfrei sein, da auch auf diese Weise Werte verfälscht werden können. Aufgrund der geringen Konzentrationen im Analyten (Harn) und der Allgegenwart von Aluminium wird dringend geraten, solche Untersuchungen nur von Speziallabors durchführen zu lassen.<ref name=wilhelm/><ref name=willhite/>
    
Angesichts der genannten Probleme ist damit zu rechnen, dass die beiden gemessenen Werte reine Zufallsfunde sind, zumal es sich um eine Einmalbestimmung handelt. Es kann gar nicht ermittelt werden, wie weit die Werte schon bei einer Probenahme (vor der Intervention/nach der Intervention) streuen und ob Unterschiede überhaupt signifikant sind. Allein aufgrund eines nicht abgesicherten Ergebnisses, nämlich der Differenz eines Vorher-Nachher-Werts, sollen dann medizinisch und ethisch heikle Aussagen über eine mögliche Aluminiumbelastung des Körpers getroffen werden.
 
Angesichts der genannten Probleme ist damit zu rechnen, dass die beiden gemessenen Werte reine Zufallsfunde sind, zumal es sich um eine Einmalbestimmung handelt. Es kann gar nicht ermittelt werden, wie weit die Werte schon bei einer Probenahme (vor der Intervention/nach der Intervention) streuen und ob Unterschiede überhaupt signifikant sind. Allein aufgrund eines nicht abgesicherten Ergebnisses, nämlich der Differenz eines Vorher-Nachher-Werts, sollen dann medizinisch und ethisch heikle Aussagen über eine mögliche Aluminiumbelastung des Körpers getroffen werden.
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* [http://www.sodbrennen-welt.de/f_a/201304-Aluminium-Dokumentation--Patientenverunsicherung-und-Angstmache.htm Rainer H. Bubenzer: Aluminium-„Dokumentation“: Patientenverunsicherung und Angstmache] Sodbrennen-Welt, April 2013
 
* [http://www.sodbrennen-welt.de/f_a/201304-Aluminium-Dokumentation--Patientenverunsicherung-und-Angstmache.htm Rainer H. Bubenzer: Aluminium-„Dokumentation“: Patientenverunsicherung und Angstmache] Sodbrennen-Welt, April 2013
 
* [http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2008/08/lob-der-krankheit-scienceflops.php Ulrich Berger: Lob der Krankheit? ScienceFlops in den ScienceBlogs]  scienceblogs.de 7. August 2008
 
* [http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2008/08/lob-der-krankheit-scienceflops.php Ulrich Berger: Lob der Krankheit? ScienceFlops in den ScienceBlogs]  scienceblogs.de 7. August 2008
* [http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=4109&Alias=wzo&cob=352567 Aus der Welt der Esoterik. Fieber gegen Krebs und tibetisches Heilyoga] Wiener Zeitung.at, 30. Mai 2008
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* [http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/archiv/82186_Fieber-gegen-Krebs-und-tibetisches-Heilyoga.html Fieber gegen Krebs und tibetisches Heilyoga] Wiener Zeitung.at, 30. Mai 2008
    
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
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