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==Der Emily Rosa-Versuch==
 
==Der Emily Rosa-Versuch==
 
[[image:TT2.jpg|Versuch|left|200px|thumb]][[image:EmilyRosa.jpg|Emily Rosa|thumb]]
 
[[image:TT2.jpg|Versuch|left|200px|thumb]][[image:EmilyRosa.jpg|Emily Rosa|thumb]]
Die US-Schülerin Emily Rosa führte 1996 mit einem einfachen Versuchsaufbau die TT-Lehren von Dolores Krieger ad absurdum. Der 9-jährigen Emily Rosa kam beim Betrachten eines Videos über Therapeutic Touch eine zündende Idee. Da die Anhänger der Bewegung die Existenz des Prana nur postuliert hatten, wollte sie untersuchen, ob die Heiler überhaupt in der Lage waren, das "Energiefeld" von Patienten wirklich zu erspüren. Schließlich kann man keine Energiefelder manipulieren, wenn man nicht einmal in der Lage ist, das Energiefeld korrekt zu erkennen. Emily dachte sich deshalb einen ganz schlichten Versuchsaufbau aus, der hier dargestellt ist. Ein Pappkarton trennte die Heiler von Emily. Die Heiler streckten nur ihre Hände durch zwei Löcher des Kartons, um die Energie Emilys zu spüren.
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Die US-Schülerin Emily Rosa führte 1996 mit einem einfachen Versuchsaufbau die TT-Lehren von Dolores Krieger ad absurdum. Der neunjährigen Emily Rosa kam beim Betrachten eines Videos über Therapeutic Touch eine zündende Idee. Da die Anhänger der Bewegung die Existenz des Prana nur postuliert hatten, wollte sie untersuchen, ob die Heiler überhaupt in der Lage waren, das "Energiefeld" von Patienten wirklich zu erspüren. Schließlich kann man keine Energiefelder manipulieren, wenn man nicht in der Lage ist, das Energiefeld korrekt zu erkennen. Emily dachte sich deshalb einen ganz schlichten Versuchsaufbau aus, der hier dargestellt ist. Ein Pappkarton trennte die Heiler von Emily. Die Heiler streckten nur ihre Hände durch zwei Löcher des Kartons, um die Energie Emilys zu spüren.
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Den ersten Versuchsdurchlauf führte Emily im Alter von 9 Jahren selbständig durch, da sich die 15 freiwillig teilnehmenden Therapeuten im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Abschlussarbeit am Ende der 4. Schulklasse beteiligten. Die beiden Hände der Teilnehmer lagen auf dem Handrücken, die Handflächen nach oben geöffnet und ungefähr 20-30 cm auseinander. Emily fuhr stets mit ihrer rechten Hand im Abstand von 8-10 cm über eine der beiden Hände des Therapeutic-Touch-Therapeuten. Vorher wurde eine Münze geworfen, die entschied, über welche Hand Emily die ihre hielt. Ein zusätzlicher Experimentator führte dabei Emilys Hand exakt über die Hand des Heilers und sagte dann vernehmlich "Okay", um dem Heiler mitzuteilen, dass die Hand in Position sei. Daraufhin wurde der jeweilige Heiler gebeten, sich soviel oder so wenig Zeit zu nehmen, wie er wolle, um mitzuteilen, über welcher seiner beiden Hände Emilys Hand nun schwebte. Die Zeitspannen reichten von 7-19 Minuten und pro Heiler wurde der Versuch 10mal wiederholt. Bei den insgesamt 150 Versuchsdurchläufen lagen die Heiler mit 70 richtigen Antworten (47%) in nicht einmal der Hälfte der Fälle richtig. Sie schnitten also noch schlechter ab, als wenn sie gleich eine Münze geworfen hätten.
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Den ersten Versuchsdurchlauf führte Emily im Alter von 9 Jahren selbständig durch, da sich die 15 freiwillig teilnehmenden Therapeuten im Rahmen ihrer Abschlussarbeit am Ende der 4. Schulklasse beteiligten. Die beiden Hände der Teilnehmer lagen auf dem Handrücken, die Handflächen nach oben geöffnet und ungefähr 20-30 cm auseinander. Emily fuhr stets mit ihrer rechten Hand im Abstand von 8-10 cm über eine der beiden Hände des Therapeutic-Touch-Therapeuten. Vorher wurde eine Münze geworfen, die entschied, über welche Hand Emily die ihre hielt. Ein zusätzlicher Experimentator führte dabei Emilys Hand exakt über die Hand des Heilers und sagte dann vernehmlich "Okay", um dem Heiler mitzuteilen, dass die Hand in Position sei. Daraufhin wurde der jeweilige Heiler gebeten, sich soviel oder so wenig Zeit zu nehmen, wie er wolle, um mitzuteilen, über welcher seiner beiden Hände Emilys Hand nun schwebte. Die Zeitspannen reichten von 7-19 Minuten und pro Heiler wurde der Versuch 10mal wiederholt. Bei den insgesamt 150 Versuchsdurchläufen lagen die Heiler mit 70 richtigen Antworten (47%) in nicht einmal der Hälfte der Fälle richtig. Sie schnitten also noch schlechter ab, als wenn sie eine Münze geworfen hätten.
    
Sonderlich begeistert reagierten die Therapeutic-Touch-Therapeuten bei diesem Durchlauf natürlich nicht und forderten einen zweiten Durchlauf. Der Ruf danach wurde lauter, als den Heilern mitgeteilt wurde, dass die Ergebnisse des ersten Experiments möglicherweise in einer Fachzeitschrift publiziert würden. Daraufhin erklärte sich Emily im Alter von 11 Jahren zu einem zweiten Durchlauf bereit, allerdings unter strengeren Bedingungen (Video-Aufzeichnung durch ein professionelles Video-Team).
 
Sonderlich begeistert reagierten die Therapeutic-Touch-Therapeuten bei diesem Durchlauf natürlich nicht und forderten einen zweiten Durchlauf. Der Ruf danach wurde lauter, als den Heilern mitgeteilt wurde, dass die Ergebnisse des ersten Experiments möglicherweise in einer Fachzeitschrift publiziert würden. Daraufhin erklärte sich Emily im Alter von 11 Jahren zu einem zweiten Durchlauf bereit, allerdings unter strengeren Bedingungen (Video-Aufzeichnung durch ein professionelles Video-Team).
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Vor dem Versuchsdurchlauf, der analog zum ersten Durchlauf konzipiert war, war es den Heilern freigestellt, Emilys Energiefeld zu spüren und vorher zu entscheiden, welche ihrer beiden Hände durch Emily getestet werden sollten. Sieben Heiler zogen ihre linke und sechs Heiler ihre rechte Hand vor. An diesem zweiten Durchlauf nahmen insgesamt 13 Heiler teil, wobei nochmals sieben Heiler aus dem ersten Durchlauf antraten. Die Probanden streckten ihre zu testende Hand durch den Pappkarton und Emily hielt ihre rechte Hand entweder über die Hand des Therapeuten oder eben nicht. Auch hier war es den Heilern freigestellt, so viel Zeit wie notwendig auf ihre Antwort zu verwenden. Die Heiler schnitten bei den 130 Durchläufen mit 53 richtigen Antworten (41%) noch schlechter ab als beim ersten Mal.<ref>[http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?volume=279&issue=13&page=1005 Rosa L, Rosa E, Sarner L, Barrett S: A close look at Therapeutic Touch. JAMA, 279, 1005-1010, 1998]</ref>
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Vor dem Versuchsdurchlauf, der analog zum ersten Durchlauf konzipiert war, wurde den Heilern freigestellt, Emilys Energiefeld zu spüren und vorher zu entscheiden, welche ihrer beiden Hände durch Emily getestet werden sollten. Sieben Heiler zogen ihre linke und sechs Heiler ihre rechte Hand vor. An diesem zweiten Durchlauf nahmen insgesamt 13 Heiler teil, wobei nochmals sieben Heiler aus dem ersten Durchlauf antraten. Die Probanden streckten ihre zu testende Hand durch den Pappkarton und Emily hielt ihre rechte Hand entweder über die Hand des Therapeuten oder eben nicht. Auch hier war es den Heilern freigestellt, so viel Zeit wie notwendig auf ihre Antwort zu verwenden. Die Heiler schnitten bei den 130 Durchläufen mit 53 richtigen Antworten (41%) noch schlechter ab als beim ersten Mal.<ref>[http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?volume=279&issue=13&page=1005 Rosa L, Rosa E, Sarner L, Barrett S: A close look at Therapeutic Touch. JAMA, 279, 1005-1010, 1998]</ref>
    
Obgleich die Resultate absolut eindeutig waren und Emily den Anspruch der Therapeutic-Touch-Therapeuten durch ein simples, jederzeit überall nachvollziehbares Experiment in ein regelrechtes Debakel verwandelt hatte, fochten die Ergebnisse die Therapeutic-Touch-Begründerin Dolores Krieger nicht an. Im typischen Stil hartnäckiger Befürworter falscher Heilslehren und Pseudoverfahren unserer Zeit reagierte sie gegenüber der New York Times nur mit den Worten: Es funktioniert. Emily habe schlicht nicht verstanden, was Grundlagenforschung sei und es handele sich nur um einen Aprilscherz.
 
Obgleich die Resultate absolut eindeutig waren und Emily den Anspruch der Therapeutic-Touch-Therapeuten durch ein simples, jederzeit überall nachvollziehbares Experiment in ein regelrechtes Debakel verwandelt hatte, fochten die Ergebnisse die Therapeutic-Touch-Begründerin Dolores Krieger nicht an. Im typischen Stil hartnäckiger Befürworter falscher Heilslehren und Pseudoverfahren unserer Zeit reagierte sie gegenüber der New York Times nur mit den Worten: Es funktioniert. Emily habe schlicht nicht verstanden, was Grundlagenforschung sei und es handele sich nur um einen Aprilscherz.
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