Iatrochemie

Aus Psiram
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Die Iatrochemie ist eine medizinhistorische Heilslehre, die auf Theophrastus Bombastus Aureolus Philippus von Hohenheim (1493-1541) - genannt Paracelsus - zurückgeht.

Beginnend etwa im 16. Jahrhundert erhielt die Heilkunde im Rahmen der Renaissance neue Impulse. Buchdruck und Kupferstich bzw. die so genannte 'Stecherkunst' ermöglichten eine schnellere Kommunikation der medizinischen Kreise und erlaubten eine weitere Verbreitung von Heilslehren.

Paracelsus war Schweizer von Geburt und griff als typischer Vertreter reformatorischer Bemühungen die Autorität seiner Vorfahren. Vielen modernen Entdeckungen war er schon damals auf der Spur. Paracelsus war aber zugleich Arzt, Sterndeuter, Theologe, Magnetopath, Magier, Alchemist und Chemiker. Das führte dazu, dass er, auch dem Stand des Wissens seiner Zeit, auch viele Irrtümer verbreitet hat (Dufour 1990).

In der heutigen alternativmedizinischen Szene wird Paracelsus oft als einer der ersten Ärzte bzw. als Begründer der Naturheilverfahren angesehen - aber das ist völlig unzutreffend.

Richtig ist, dass Paracelsus berechtigterweise die damaligen ärztlichen Anhänger der Galen'sche Lehre bekämpfte - er bezeichnete sie als Kurpfuscher und Scharlatane, was angesichts der von den Säftepathologen praktizierten 'Therapien' nicht falsch ist. Das Denksystem des Paracelsus war aber lediglich eine Vorstufe der heutigen Hochschulmedizin.

Paracelsus definierte Medizin als Konzept, in welchem die stofflichen Eigenschaften, der stofflichen Zusammensetzung, der Umwandlung von Stoffen im Organismus und die chemische Beeinflussbarkeit des Organismus die entscheidende Rolle für Gesundheit, Krankheit und Heilung zugeschrieben wird. Für ihn waren Sulphur (Prinzip der Brennbarkeit), Mercurius (Prinzip der Flüchtigkeit) und Sal (Prinzip des Rückstandes, Asche) bedeutende Grundstoffe des Organismus. Ihr Ungleichgewicht entschied seiner Meinung nach über Krankheit und Gesundheit. Paracelsus brachte als 'Chemiker' Kupfer- und Kaliumsulfat, Blei, Eisen, Arsen und Schwefel in die Behandlungen ein (Eckart 1998) - aus heutiger Sicht für den Patienten nicht unbedingt immer ein therapeutischer Gewinn.

Der wirkliche Beitrag des Paracelsus ist weniger ein neues Therapiekonzept als die offene Konfrontation der damaligen 'alten Zöpfen' der humoralpathologischen Ansätze. Hier ist sein Beitrag allerdings ebenso hoch einzustufen wie jener des Anatomen Versal (Eckart 1998).

Quellenverzeichnis

  • Eckart W: Geschichte der Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart, 12. Aufl., S.32-33, 1998
  • Defour A: Geschichte der Urologie. in: Toellner R: Illustrierte Geschichte der Medizin. Andreas & Andreas Verlag, Salzburg, Band III, S.1409, 1990