Artemisinin

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chemische Struktur von Artemisinin

Artemisinin ist ein sekundärer Pflanzeninhaltsstoff aus den Blüten und Blättern des Einjährigen Beifußes (Artemisia annua). Chemisch gesehen handelt es sich um ein Sesquiterpen. Inzwischen wird die Substanz semisynthetisch und auch durch gentechnisch veränderte Bakterien gewonnen.

Handelsnamen von artemisininhaltigen Mitteln sind Arinate, Artesunate, Artemotil und Arthemeter. Das Arzneimittel Riamet enthält eine Kombination aus Artemether und Lumefantrin. Artemisininhaltige Mittel haben in Deutschland keine Zulassung. Man kann derartige Mittel nur mit einer Ausfuhrbescheinigung erhalten, beispielsweise beim Einkauf für den Gebrauch im Ausland (z.B. gegen Malaria).

Zu artemisininhaltigen Mitteln sind weltweit viele Fälle von Fälschungen bekannt geworden.[1]

Artemisinin als Malaria-Medikament

Artemisinin ist gegen nicht-artemisininresistente Malariaerreger (Plasmodien) aufgrund der Bildung toxischer, freier Radikale wirksam. Die WHO warnt jedoch vor der Einnahme von Artemisinin-Präparaten als Mono-Therapie bei Malaria, da es zur keiner Elimination, sondern lediglich zu einer Reduktion der Erreger kommen kann.[2] Stattdessen wird eine Kombinationstherapie (ACT) empfohlen, die auch Artemisinin enthält. Im Juni 2009 wurden vom Tropeninstitut der Mahidol-Universität (Bangkok, Thailand) Resistenzen gegenüber Artesunat (ein Derivat von Artemisinin) gemeldet. Artesunat wird von der AG Malaria der Paul-Ehrlich-Gesellschaft als Mittel der ersten Wahl zur Therapie der komplizierten Malaria tropica empfohlen.

Artemisinin als umstrittenes Mittel gegen Krebs

In der Alternativmedizin wird es, trotz fehlender Belege der Wirksamkeit, auch gegen Krebserkrankungen eingesetzt.

Artemisinin als vermeintliches Mittel gegen das Coronavirus der Pandemie 2020

Unter der Bezeichnung "Covid Organics" wird in Madagaskar vom Staatspräsidenten Andry Rajoelina ein flüssiges Wunderheilmittel gegen das SARS-2 CoV-2 Virus beworben, welches die Erkrankung innerhalb von zehn Tagen heile. Inhaltstoffe von Covid Organics soll ein Mix aus Artemisinin und einheimischen Kräutern wie Ravensara aromatica (Lorbeergewächse) sein. Die angeblich erfolgreiche Behandlung mit dem Mittel sei der Grund warum es in Madagaskar angebliche keine Menschen git, die an Covid-19 verstorben sind, bei angeblich 212 Infektionen. Nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO vor der Einnahme ungetesteter Mittel warnte, rief Rajoelina alle afrikanischen Staaten dazu auf, die Weltgesundheitsorganisation WHO zu verlassen, da diese kein Mittel zur Verfügung stelle um die Pandemie zu beenden. Zu Artemisinin liegt kein wissenschaftlicher Nachweis einer Wirksamkeit gegen die COVID-19 Erkrankung vor. Das Mittel wurde in Madagaskar am Institut Malgache de Recherches Appliquées entwickelt. Die genaue Zusammensetzung des Mittels, wird geheim gehalten.

Zu Artemisinin liegt kein wissenschaftlicher Nachweis einer Wirksamkeit gegen die COVID-19 Erkrankung vor.[3] Die nationale medizinische Akademie des Landes (Académie Nationale de Médecine de Madagascar, ANAMEM) sprach sich gegen die Empfehlung aus. Es bestehe die Gefahr einer Gesundheitsschädigung, solange die Kräutermedizin nicht hinreichend wissenschaftlich untersucht worden sei. Da der Inhaltsstoff Artemisin ein Grundbestandteil von Malaria-Kombinationstherapien ist, wurde von Wissenschaftlern die Befürchtung geäußert, dass der regelmäßige Konsum des Kräuterauszugs zur Entstehung von Malariaresistenzen führen könnte. Trotz dieser Warnungen zeigten Regierungschefs anderer afrikanischer Staaten großes Interesse an dem Produkt. Die Präsidenten Tansanias John Magufuli und des Tschad Idriss Déby ließen jeweils eine Flugzeugladung der Medizin aus Madagaskar einfliegen. Auch die Demokratische Republik Kongo und die Republik Kongo unter den Präsidenten Felix Tshisekedi und Denis Sassou-Nguesso erhielten eine Flugzeugladung der Medizin als Geschenk.

Artemisinin-Resistenzen bei Malariaerregern

Im Grenzgebiet zwischen Thailand und Kambodscha beobachtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zunehmend Resistenzen gegen das Malariamittel Artemisinin, das von der WHO kampagnenmäßig gegen die Malaria beworben wurde.[4][5][6][7][8][9][10] Die Resistenzen entstanden dadurch, dass:

  • der Wirkstoff nicht, wie empfohlen, mit einem anderen Wirkstoff kombiniert eingenommen wurde, sondern als Einzelmittel
  • die empfohlenen Mindestmengen und Konzentrationen unterschritten wurden.

Die WHO betrachtet die in Winnenden ansässige, christliche Hilfsorganisation Anamed International als mitverantwortlich für die Resistenzentwicklung. Ihr Name steht für »Aktion Natürliche Medizin«. Patienten in Entwicklungsländern sollen sich nach Vorstellungen dieser Organisation mit dort angebauten Heilpflanzen selbst therapieren, um auf importierte Medikamente verzichten zu können. Das Anamed-Konzept sieht auch mit Artemisia annua zubereitete Tees als Therapeutikum gegen Malaria vor. Trotz Besserung kommt es unter der Teeanwendung jedoch nicht zur erhofften Heilung, der Erreger Plasmodium kann sich weiterhin versteckt im Körper aufhalten. Die Konzentration des Wirkstoffs im Blut von Konsumenten des Artemisia-Tees reicht nicht, um den Parasiten endgültig zu besiegen. Der Biologe Frank van der Kooy von der Universität Leiden ist der Meinung, dass dazu fünf Liter Artemisinintee am Tag notwendig wären.[11]

Literatur

  • Krishna S, Bustamante L, Haynes RK, Staines HM. Artemisinins: their growing importance in medicine. Trends Pharmacol Sci 2008;29:520-527

Quellennachweise

  1. http://www.ndr.de/tv/markt/archiv/20020805_5.html
  2. http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2006/pr23/en/index.html
  3. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/naturarzneien-aus-afrika-sollen-untersucht-werden-117384/
  4. Duffy PE, Sibley CH. Are we losing artemisinin combination therapy already? Lancet 2005;366:1908-1909
  5. Jambou R, Legrand E, Niang M, et al. Resistance of Plasmodium falciparum field isolates to in-vitro artemether and point mutations of the SERCA-type PfATPase6. Lancet 2005;366:1960-1963
  6. Noedl H. Artemisinin resistance: how can we find it? Trends Parasitol 2005;21:404-405
  7. Quashie, N. B. (2009). Detection of Artemisinin-resistant Plasmodium falciparum in Malarial Infection: A Brief Review of Methods. J Trop Pediatr 0: fmp074v1-fmp074
  8. Dondorp, A. M., Nosten, F., Yi, P., Das, D., Phyo, A. P., Tarning, J., Lwin, K. M., Ariey, F., Hanpithakpong, W., Lee, S. J., Ringwald, P., Silamut, K., Imwong, M., Chotivanich, K., Lim, P., Herdman, T., An, S. S., Yeung, S., Singhasivanon, P., Day, N. P.J., Lindegardh, N., Socheat, D., White, N. J. (2009). Artemisinin Resistance in Plasmodium falciparum Malaria. NEJM 361: 455-467
  9. Noedl, H., Socheat, D., Satimai, W. (2009). Artemisinin-Resistant Malaria in Asia. NEJM 361: 540-541
  10. Harald Noedl. Evidence of Artemisinin-Resistant Malaria in Western Cambodia. NEJM No 24 Volume 359:2619-2620 Dezember 2008 [1]
  11. http://www.zeit.de/2009/36/Kommentar-Malaria