Ptomainvergiftung

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Als Ptomainvergiftung (von gr. ptōma, die Leiche, der gefallene Körper) wurden in der Vergangenheit Lebensmittelvergiftungen durch Keime bezeichnet, die spekulativ auf die Anwesenheit von basischen Leichengiften zurückgeführt wurden. In Teilen der Alternativmedizin hält sich heute noch das Konzept einer Ptomainvergiftung, da auf diese Weise die Tatsache der Existenz von pathogenen Krankheitserregern geleugnet werden kann.

Überholte Theorien zur Ptomainvergiftung

Zwei pseudowissenschaftliche Theorien zur Ptomainvergiftung sind aus dem 18. Jahrhundert bekannt:

  • Die Fäulnistheorie durch Anwesenheit von Fäulnis- und Verwesungsgerüche ist seit der Antike bekannt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden (pathogene) Bakterien entdeckt, die die Entstehung von Infektionskrankheiten erklärten.
    Im 18. Jh. entwickelte Johann Joachim Becher die so genannte "Fäulnistheorie". Diese war eine Geruchsklassifikation, die dem Arzt bei der Diagnose von Krankheiten helfen sollte. Als besonders gefährlich galten der Fäulnistheorie zufolge die Ausdünstungen Frischverstorbener.
  • Die Theorie der "fixen Luft" war eine weitere Annahme aus dem 18. Jahrhundert. Demnach würde frische Luft den Körper "fixieren" und seinen Zerfall verhindern. Nach Eintritt des Todes entweiche sodann die "fixe Luft" und führe zur Zersetzung.

Ptomaine

Ptomaine (Leichenalkaloide) sind eine Klasse basischer, organischer Stickstoffverbindungen, die bei der Zersetzung von Eiweiß durch Fäulnisbakterien entstehen. Dabei werden die einzelnen Eiweißbausteine, die Aminosäuren, durch Dekarboxylierung in relativ ungiftige biogene Amine abgebaut. Bekannte Ptomaine sind u. a. Cadaverin, Putrescin und Neurin. Ptomaine ähneln in ihren chemischen Eigenschaften den pflanzlichen Alkaloiden.

In der Vergangenheit wurde den Ptomainen fälschlich eine hohe Giftigkeit unterstellt. Lediglich Neurin besitzt eine gewisse akute Toxizität.

Weblinks