Cornelia Waldmann-Selsam

Cornelia Waldmann-Selsam

Dr. Cornelia Waldmann-Selsam (geb. 1951) ist eine praktische Ärztin (allerdings nicht praktizierend) und ehemalige GAL-Stadträtin aus Bamberg. Waldmann-Selsam ist engagierte Kritikerin des Mobilfunks und häufige Vortragsrednerin auf mobilfunkkritischen Veranstaltungen vor Laienpublikum.

Mit einer Pressemitteilung der GAL Bamberg vom 25. April 2006 gab sie ihre Tätigkeit als Stadträtin auf, da sie sich schwerpunktmäßig und bundesweit der Mobilfunkkritik widmen wolle.

Waldmann-Selsam ist zusammen mit ihren Ärztekollegen Marten Schrievers und Isa Bittel Mitglied einer mobilfunkkritischen "Ärzteinitiative Bamberger Appell". Diese versucht die Öffentlichkeit von angeblichen Baumschäden und "Gebäude-Vermoosungen" durch Elektrosmog zu überzeugen.

Aktivitäten in Sachen Mobilfunk

Waldmann-Selsam ist der Meinung, dass zahlreiche Krankheiten durch den Mobilfunk ausgelöst werden und verbreitet dazu entsprechende alarmistische Mitteilungen und Appelle im Internet. Sie ist auch Schöpferin der Begriffe des Waldmann-Selsamschen "Mikrowellensyndroms"[1] und einer "Handysucht" bzw. "Telefonsucht". Zu mobilfunkkritischen Zwecken sammelt sie seit Jahren bundesweit Berichte über Gesundheitsbeschwerden besorgter Mitbürger über "Elektrosmog" und versucht, diese durch die Ergebnisse von Messungen elektromagnetischer Felder zu erklären.

Dabei ignoriert Waldmann-Selsam beim Versuch, ihr "Mikrowellensyndrom" zu beweisen, moderne Regeln der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung. So sind unverblindete Erhebungen ohne Kontrollgruppe (empirisch-kasuistische Methode) wissenschaftlich wertlos, um Kausalketten zu beweisen. Aussagekraft hätten prospektive (in die Zukunft gerichtete) Untersuchungen an einer ausreichend großen Population (plus Kontrollgruppe) mit einem statistischen Signifikanztest. Waldmann-Selsam formuliert auch keine zu widerlegende Null-Hypothese, sondern versucht in unseriöser Weise, ausgesuchte Fälle von Erkrankungen oder von Störungen des Pflanzenwachstums (meist auf dem Lande) mit einem angenommenen Pathomechanismus in Einklang zu bringen. Laien sind jedoch durch ein derartiges Vorgehen zu beeindrucken und können ohne jede Berechtigung in Angst versetzt werden[2], wenn sie zufällig in der Nähe einer Mobilfunkanlage wohnen. Die Rolle als Vertrauensperson Arzt spielt hierbei für verunsicherte Laien auch eine Rolle. Denkbar wäre, dass ein derartiges Vorgehen die Elektrosensibilität gerade fördert und nicht verhindert. In Versuchen zeigte sich ja, dass es nicht die Anwesenheit elektromagnetischer Felder ist, die bei dem Personenkreis der "Elektrosensiblen" Symptome hervorruft, sondern offenbar die Erwartungshaltung oder Angst davor.[3][4][5][6][7][8][9][10][11]

Mit ihrer unwissenschaftlichen Vorgehensweise versucht die Mobilfunkgegnerin Krankheiten, die Millionen Menschen betreffen, durch so genannten Elektrosmog zu erklären, als hätte es derartige Erkrankungen wie Tinnitus oder Bluthochdruck nicht bereits vor Einführung des Mobilfunks (oder auch des Rundfunks) gegeben. Auch ist bei Betrachtung aktueller Fallzahlen chronischer Krankheiten die veränderte Demografie durch den Anstieg der Lebenserwartung zu beachten, was Waldmann-Selsam nicht berücksichtigt. Fachleute lehnen die in eine Richtung zielende und selektive Vorgehensweise mit suggestiven Frageelementen in Fragebögen von Waldmann-Selsam ab.

Basierend auf diesen ausgesuchten "Kasuistiken" ist sie Verfasserin zahlreicher Protestbriefe an Politiker.[12]

Auch im Internet-Projekt Bewusst.TV von Jo Conrad findet sich ein Videobeitrag zu Cornelia Waldmann-Selsam.

Aktivitäten der Ärzteinitiative Bamberger Appell

 
Angeblich durch Mobilfunk abgestorbener Ast
 
Flechten, angeblich durch Mobilfunk verursacht
 
Vermoosung, angeblich durch Mobilfunk verursacht

Die mobilfunkkritische "Ärzteinitiative Bamberger Appell" mit ihrer Vorsitzenden Cornelia Waldmann-Selsam, die einen Ausbaustopp der Mobilfunktechnologie fordert, präsentiert Bilder von Baumschäden und "Gebäude-Vermoosungen", die im Rahmen einer Hypothese der Initiative durch Elektrosmog bedingt seien. Gezeigt werden einzelne abgestorbene Äste von Bäumen, die sich in Richtung von in 100 bis 900 m Entfernung platzierten Mobilfunkmasten befinden. Mitunter werden auch ganze Büsche oder Bäume abgebildet, die einen geschädigten Eindruck machen bzw. sich noch vor dem Frühjahrswachstumsschub befinden.[13][14] Gezeigt werden auch historische Gebäude, die ein Algenwachstum oder eine Vermoosung aufweisen. Auch diese ansonsten seit Jahrhunderten bekannten Phänomene werden dem Mobilfunk zugeordnet. Wissenschaftliche Gutachten werden dazu nicht vorgelegt.

Auch im Privatradio "Radio Bamberg" stellte die "Ärzteinitiative Bamberger Appell" im März 2010 ihre Hypothese vor, nach der es zu starken Schäden an den Bäumen in Stadt und Landkreis gekommen sei. Ursache der Baumschäden sei der örtliche Mobilfunk. Bei örtlicher Nähe zu einem Mobilfunkmast sollen demnach Bäume "einseitig absterben", ihre Blätter verfrüht verlieren und die Rinde blättere ab.

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.buergerwelle.de/pdf/waldmann_selsamZusf.1.Okt.2.pdf
  2. http://de.indymedia.org/2006/09/156648.shtml
  3. Rubin GJ, Das Munshi J, Wessely S. Electromagnetic hypersensitivity: a systematic review of provocation studies. Psychosom Med. 2005 Mar-Apr;67(2):224-32
  4. Martin Röösli. Radiofrequency electromagnetic field exposure and non-specific symptoms of ill health: A systematic review. Environmental Research Volume 107, Issue 2, Juni 2008, Seiten 277-287. doi:10.1016/j.envres.2008.02.003
  5. Newsletter der Forschungsgemeinschaft Funk e.V. (Sept. 2006), S.28
  6. Gerlinde Kaul (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Berlin Nov.2006) online: http://www.baua.de/nn_49914/de/Themen-von-A-Z/Elektromagnetische-Felder/pdf/Vortrag-05.pdf
  7. Rubin GJ, Nieto-Hernandez R, Wessely S. Idiopathic environmental intolerance attributed to electromagnetic fields (formerly 'electromagnetic hypersensitivity'): An updated systematic review of provocation studies. Bioelectromagnetics. 2009 Aug 13.
  8. Elaine Fox: Does Short-Term Exposure to Mobile Phone Base Station Signals Increase Symptoms in Individuals Who Report Sensitivity to Electromagnetic Fields? A Double-Blind Randomized Provocation Study, Environmental Health Perspectives vol 115, number 11, November 2007
  9. G Oftedal, A Straume, A Johnsson & LJ Stovner. Mobile phone headache: a double blind, sham-controlled provocation study. Cephalalgia 2007. London. Volume 27 Issue 5, Seiten 447 - 455. ISSN 0333-1024. DOI 10.1111/j.1468-2982.2007.01336.x
  10. Wolf R: Vom Sinn und Unsinn der Sinnestäuschung. Wie uns Wahrnehmen und Denken in die Irre führen. Studium Generale der Universität Würzburg (1998)
  11. Wolf R: Das 11. Gebot: Du sollst dich nicht täuschen. Skeptiker 12:140-149 (1999)
  12. http://www.wien-konkret.at/gesundheit/erkrankungen/mikrowellensyndrom-mobilfunk-handymast-dect-handy-gsm-umts/
  13. Cornelia Waldmann-Selsam, Horst Eger: Baumschäden im Umkreis von Mobilfunksendeanlagen. umwelt medizin gesellschaft 26, 3/2013, 198-207
  14. Schreiben von Waldmann-Selsam im Namen des "Bamberger Appells" an die Bayerische Staatsregierung vom 25. Juni 2012