Zehn Indizien für Quacksalberei: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Zehn Indizien für Quacksalberei''' sind eine Liste typischer Merkmale für unwirksame [[Alternativmedizin|alternativmedizinische]] Verfahren oder allgemeiner für unwirksame medizinische Methoden, die vom seriösen berliner ''arznei-telegramm'' zur leichteren Erkennung veröffentlicht werden <ref>http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0310_b.php3 arznei-telegramm 10/03</ref>. Das arznei-telegramm ist eine unabhängige Einrichtung mit dem Ruf sowohl ''pharmakritisch'' als auch ''quacksalberkritisch'' zu sein. Eine ähnliche Liste wurde auch von dem amerikanischen Psychiater Stephen Barrett ([http://www.Quackwatch org]) erstellt.
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Die '''Zehn Indizien für Quacksalberei''' sind eine Liste typischer Merkmale für unwirksame [[Alternativmedizin|alternativmedizinische]] Verfahren oder allgemeiner für unwirksame medizinische Methoden, die vom seriösen berliner ''arznei-telegramm'' zur leichteren Erkennung veröffentlicht werden <ref>http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0310_b.php3 arznei-telegramm 10/03</ref>. Das arznei-telegramm ist eine unabhängige Einrichtung mit dem Ruf sowohl ''pharmakritisch'' als auch ''quacksalberkritisch'' zu sein. Eine ähnliche Liste wurde auch von dem amerikanischen Psychiater Stephen Barrett ([http://www.Quackwatch.org]) erstellt.
  
 
==Die zehn at-Indizien==
 
==Die zehn at-Indizien==

Version vom 4. Oktober 2008, 18:38 Uhr

Quacksalber

Die Zehn Indizien für Quacksalberei sind eine Liste typischer Merkmale für unwirksame alternativmedizinische Verfahren oder allgemeiner für unwirksame medizinische Methoden, die vom seriösen berliner arznei-telegramm zur leichteren Erkennung veröffentlicht werden [1]. Das arznei-telegramm ist eine unabhängige Einrichtung mit dem Ruf sowohl pharmakritisch als auch quacksalberkritisch zu sein. Eine ähnliche Liste wurde auch von dem amerikanischen Psychiater Stephen Barrett ([1]) erstellt.

Die zehn at-Indizien

Verdacht auf Scharlatanerie bzw. Quacksalberei wird umso wahrscheinlicher, je mehr der folgenden Beschreibungen zutreffen:

  • Die Methode bzw. ein Produkt wird durch Hinweis auf exotische Herkunft (Regenwald, Himalaya u.a.) interessant gemacht,
  • soll Heilung bringen, wenn Schulmedizin in auswegloser Situation versagt,
  • soll durch umfangreiche Erfahrungen "untermauert" sein, ohne dass nachvollziehbare Daten aus kontrollierten klinischen Studien zugänglich gemacht werden,
  • soll gegen eine Vielzahl verschiedener Erkrankungen, die nichts miteinander zu tun haben, universell wirksam sein,
  • soll regelmäßig zum Erfolg führen, wobei Misserfolge der Schulmedizin angelastet werden,
  • ist an einzelne Personen beziehungsweise Institutionen gebunden, die die Therapie entwickelt haben und daran verdienen (extrem hohe Preise),
  • soll keine Nebenwirkungen haben oder die Nebenwirkung von Verfahren der Schulmedizin reduzieren oder aufheben,
  • ist kompliziert (strenge Diätvorschriften, komplizierte Anwendungsrichtlinien u.a.), sodass Misserfolge auf Anwendungsfehler zurückgeführt werden,
  • soll schon seit Jahren/Jahrzehnten verwendet werden, ohne offiziell anerkannt zu sein,
  • ist den Behauptungen zufolge so gut, dass unverständlich bleibt, warum keine Zulassung als Arzneimittel existiert.

Die Quackwatch - Liste nach Stephen Barrett

  1. Denken sie daran, daß Quacksalberei nur selten verschroben wirkt. Quacksalber drücken sich oft wissenschaftlich aus und zitieren aus wissenschaftlichen Quellen (wenn auch nicht immer richtig). Manche von ihnen haben eine seriöse wissenschaftliche Ausbildung hinter sich, sind dann aber von diesem Weg abgekommen.
  2. Hören sie nicht auf Leute, die ihnen erzählen, dass die meisten Krankheiten durch falsche Ernährung verursacht werden oder durch die Einnahme von nahrungsergänzenden Stoffen geheilt werden können. Es gibt zwar Krankheiten, die tatsächlich ernährungsbedingt sind, die meisten sind es aber nicht. Zudem sind Krankheiten, bei denen die Ernährung eine Rolle spielt, nicht durch die Einnahme von Vitaminen zu behandeln, sondern durch eine Umstellung der Ernährung.
  3. Hüten sie sich vor Anekdoten, Empfehlungen und Referenzen. Wenn jemand behauptet, durch unorthodoxe Methoden geheilt worden zu sein, dann fragen sie sich und wenn möglich auch ihren Arzt, ob es auch eine andere Erklärung für die Genesung geben kann. Die meisten einmalig auftretenden, nicht chronischen Krankheiten vergehen mit der Zeit von selbst, und die meisten chronischen Krankheiten weisen symptomfreie Perioden auf. Die meisten Menschen, die von Krebs geheilt wurden, haben sich sowohl seriöser als auch unorthodoxer Behandlung unterzogen, führen ihre Genesung jedoch auf letztere zurück. Manche Beweise sind reine Erfindung.
  4. Hüten sie sich vor pseudomedizinischer Ausdrucksweise. Anstatt ihre Krankheit zu behandeln, wird ihnen ein Quacksalber evtl. vorschlagen, ihren Körper zu "entgiften", ihn "chemisch ins Gleichgewicht zu bringen", seine "nervliche Energie" freizusetzen, ihn "in Harmonie mit der Natur zu bringen" oder angebliche "Schwächen" verschiedener Organe zu korrigieren. Die Anwendung von Methoden, die nicht messbar sind, macht es möglich, von Erfolgen zu sprechen, obwohl tatsächlich gar nichts getan und erreicht wurde.
  5. Fallen sie nicht auf paranoide Behauptungen herein. Nicht konventionelle Praktiker behaupten oft, dass die Schulmedizin, Arzneimittelhersteller und der Staat sich gegen sie verschworen haben, um alles, was sie vertreten, zu unterdrücken. Für solche Theorien wurde noch nie ein Beweis angetreten. Es spricht auch wider jegliche Logik, dass eine Vielzahl von Menschen die Entwicklung von Behandlungsmethoden bekämpfen würde, die eines Tages ihnen selbst oder einem geliebten Menschen helfen könnten.
  6. Vergessen sie "Geheimkuren". Echte Wissenschaftler stellen ihr Können als Teil des wissenschaftlichen Fortschritts zur Verfügung. Quacksalber halten ihre Methoden eher geheim, um zu verhindern, dass andere ihre Nutzlosigkeit unter Beweis stellen. Niemand, der tatsächlich eine Heilmethode entdeckt hat, hätte einen vernünftigen Grund dafür, sie geheimzuhalten. Eine wirksame Heilmethode, vor allem für schwere Krankheiten, würde ihrem Entdecker enormen Ruhm, Vermögen und persönliche Befriedigung bringen, wenn er seine Entdeckung mit anderen teilt.
  7. Hüten sie sich vor den Irrtümern der Kräutermedizin. Sanft, natürlich, nebenwirkungsfrei - das Image pflanzlicher Arzneimittel ist durchwegs positiv. Fast zu positiv, meinen viele Apotheker und Ärzte, denn Folge des positiven Bildes ist oft genug eine unkritische Anwendung. Wer die drei häufigsten Irrtümer über pflanzliche Arzneimittel kennt, kann jedoch sicher sein, dass ihm die Medizin aus der Natur nicht schadet:
    • Irrtum 1: Pflanzliche Arzneimittel kann jeder nehmen. Falsch. Wer ein Magengeschwür hat oder hatte, für den sind beispielsweise Magenmittel oder Magentees mit Bitterstoffen tabu. Zum Ausschwemmen von Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) sind wassertreibende Arzneipflanzen völlig ungeeignet. Hier muss der Arzt verschreibungspflichtige Präparate, sogenannte Diuretika, verordnen.
    • Irrtum 2: Alle pflanzlichen Arzneimittel eignen sich gut zur Dauereinnahme. Gegenbeispiele: Pfefferminze kann bei Dauergabe den Magenschließmuskel erschlaffen lassen und dadurch Sodbrennen auslösen. Wacholderbeeren können die Nieren schädigen, wenn sie jahrelang in hohen Dosen genommen werden. So gut diese Heilpflanzen über einen kurzen Zeitraum vertragen werden, für die Einnahme über Jahre sind sie ungeeignet. Tipp: Bedenken Sie, dass auch pflanzliche Präparate echte Arzneimittel sind, die Sie ohne den Rat von Apotheker oder Arzt nicht über längere Zeit anwenden sollten.
    • Irrtum 3:

Pflanzliche Arzneimittel sind ideal für Schwangere. Gegenbeispiele gibt es viele. Zum Beispiel kann Aloe, die gegen Verstopfung eingesetzt wird, den Blutfluss im Becken erhöhen und so eine Frühgeburt auslösen.

  1. Seien sie kritisch gegenüber Produkten, die eine Vielzahl von Krankheiten bekämpfen sollen, die nichts miteinander zu tun haben, vor allem wenn es sich um schwere Krankheiten handelt. So etwas wie ein Allheilmittel oder eine Wunderkur für jede Krankheit gibt es nicht.
  2. Ignorieren sie Appelle an ihre Eitelkeit. Quacksalber rufen ihr Publikum vor allem gerne dazu auf, "selbst zu denken", anstatt den kollektiven Weisheiten der Wissenschaftler-Gesellschaft zu folgen. Ein weiteres ihrer Argumente ist, dass ein Heilmittel, dessen Wirksamkeit bei anderen Menschen noch nicht festgestellt werden konnte, bei ihnen sehr wohl wirken könne.
  3. Lassen sie ihr Urteilsvermögen nicht durch Verzweiflung trüben! Wenn sie den Eindruck haben, dass sich ihr Arzt nicht genug bemüht, oder wenn sie erfahren haben, dass ihre Krankheit unheilbar ist und diese Tatsache nicht widerstandslos akzeptieren können, kommen sie bei ihrer verzweifelten Suche nach einer Lösung nicht vom Weg der wissenschaftlichen Heilkunst ab. Sprechen sie statt dessen mit ihrem Arzt über ihre Gefühle und ziehen sie die Möglichkeit in Erwägung, einen anerkannten Experten aufzusuchen.

Esowatch - Ergänzungen

  • Aufdringliches name-dropping von Personen die angeblich die entsprechende Hypothese stützen.
  • Die Erfinder (meist Einzelforscher und sogenannte Privatgelehrte) und hartnäckigen Befürworter schmücken sich gerne mit akademischen Titeln und fälschen gerne ihr Curiculum.
  • Oftmals beobachtet man bei den Erfindern falsche, oder fragliche akademischer Titel (zum Beispiel von sogenannten Title-mills).
  • Entsprechende fragliche Produkte sind häufig chemisch ungenau definiert, ihre Zusammensetzung wird laufend verändert.
  • Der 'Arznei' wird eine intelligente, auswählende Wirkung zugeschrieben. Etwa bei den Schwedenkräutern nach Maria Treben: "Was zuviel ist, lindern sie und was zuwenig ist, ergänzen sie".
  • Nennung von nicht überprüfbaren Verschwörungstheorien um eine angebliche Unterdrückung des Mittels durch staatliche Einrichtungen und im Untergrund agierenden heimlichen Machthabern, Illuminaten, Reptiloiden und Bilderbergern (Beispiel: Germanische Neue Medizin, Miracle Mineral Supplement).
  • Nach dem Tode des Erfinders, nimmt das Interesse an der Methode stark ab oder die Methode gerät quasi in Vergessenheit.
  • Sehr hohe Preise für Mittel, die gleichzeitig im Chemikaliengrosshandel oder als Import aus osteuropäischen Ländern oder Asien zu niedrigen Preisen erhältlich sind.

Weblinks

Quellennachweise