Slawisch-arische Weden ("russische Weden"), das "schwarze Buch" von Sektengründer Alexander Hinewitsch

Ynglism (russ. (Инглиизм, deutsch wohl Ynglismus*) ist eine neopagane polytheistische russische Sekte des russischen Esoterikers Alexander Hinewitsch (geb. 1961) die sich in Russland ab den achziger Jahren von Sibirien aus ausbreitete, und auch außerhalb von Russland einige Anhänger fand. Die vollständige Bezeichnung der Ynglism-Bewegung (Инглиизм) lautet auf englisch Ancient Russian Ynglist Church of the Orthodox Old Believers – Ynglings und auf russisch Древнерусская Инглиистическая Церковь Православных Староверов-Инглингов). Der Sitz der Sekte ist Omsk in Russland. Ynglism () ist eine polytheistische Religion, die auch als ein nicht anerkannter Zweig der slawisch-neopaganen Rodnovery eingestuft wird. Relevant im Zusammenhang mit dem Ynglism sind so genannte slawisch-arische Weden, Texte von Hinewitsch die als religiöses Credo verbrämt Angaben aus nicht schriftlich belegbaren Mythen, Märchen und Vorstellungen und von hypothetischen Besuchen von Ausserirdischen auf der Erde mit einbeziehen.

Der Haupttempel der Sekte ist in Omsk der Wedische Perun-Tempel (Капище Веды Перуна). Der aus Holz gebaute Tempel soll angeblich bereits 1802 gebaut worden sein und brannte Ende der 2000er Jahre nieder. Aktuell ist ein neuer Tempel aus Stein im Bau.

Die Sekte verbreitet ein rassistisch-esoterisches Gedankengut mit Formulierungen und Symbolen, die offenbar Anhänger aus dem rechten Milieu anziehen sollen. Die Sekte war in Russland wegen "religiösem Extremismus" zeitweise verboten und ihr Begründer wurde zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt und stand auch zeitweise unter Hausarrest.

Im deutschsprachigen Raum fand die Sekte Akzeptanz in kleinen Teilen der deutschen rechten Szene der Siedlerbewegung und einer Gruppierung um Frank Willy Ludwig aus Brandenburg, den Begründer einer dazu passenden slawisch-arischen Organisation mit Namen Urahnenerbe Germania (UAE).

Geschichtliches

Obwohl Anhänger des Ynglism und ihr Begründer Hinewitsch sich auf angeblich 40.000 Jahre altes Wissen und Traditionen berufen, kann der Beginn des Ynglism in den achziger Jahren des 20. Jahrhunderts angenommen werden. Die Ynglism-Religion wurde im Jahr 1992 in Russland offiziell gegründet und 1998 als eine Religionsgemeinschaft offiziell in sibirischen Omsk registriert. 2004 verlor die Ynglism-Kirche wieder ihren Status als Kirche und seit 2009 werden sowohl gegen Hinewitch als auch seine Organisation oder Kirche Ermittlungen der russischen Staatsanwalt wegen "religiösem Extremismus" geführt. 2011 wurde das Ynglism-Verbot in Russland wieder aufgehoben. 2014 wurde Hinewitsch erneut in Russland angeklagt. Der Vorwurf lautet auf Anstiftung zu ethnischem und religiösen Hass.

(Glaubens-)Inhalte

Inhaltlich wird eine mythische Geschichte der großen weißen „Rasse“ erzählt, die Slawen und Arier (Da´Arier, H´Arier, Swjatorussen und Rasseni, die Nachfolger der Himmelsfamilie) umfasse. Die auserwählten weissen Rassen seien der Legende von Hinewitch nach vor 600.000 Jahren als Außerirdische von vier verschiedenen Sternen auf die Midgard-Erde gekommen, darunter vom Sternbild großer Bär. Heutige Menschen wären nachfahren von Menschen die auf Hyperborea, einem inzwischen versunkenen sagenhaften Land nahe des Nordpols gelebt hätten. Später wären sie von Hyperborea nach Belovodye, zwischen Irtysh dem Obi Fluss gezogen. In Schweden hätten dann die Ynglings Königsdynastien die Mitteilungen der Vorfahren verfasst. Menschen anderer Hautfarbe seien hingegen von den Angehörigen der weissen Rassen erst vor 100.000 bis 160.000 Jahren auf die Erde geholt worden.

Für Ynglisten ist das "Yngly" (Инглия) von zentraler Bedeutung. Es soll sich um eine Urkraft handeln, aus der der Kosmos entstanden sei. Die gemeinten slawisch-arischen Wedentexte (auch Heiligen Schriften der Großen Rasse) seien in Wirklichkeit die eigentlichen Veda-Texte des Hinduismus wird verbreitet. Auch gebe es die Schrift oder Sprache Sanskrit nicht. Vielmehr handele es sich bei Sanskrit um einen "alten russischen Dialekt", das heute noch in Sibirien gesprochen werde. Die in den Religionswissenschaften bekannten hinduistischen Veden und die zarathustrische Avesta seien daher auch Fälschungen. Das russische Buchoriginal zu den slawisch-arischen Weden ist ein Buch mit schwarzem Einband und einem Hakenkreuz auf dem Cover.

Kriminalgeschichte

2004 verlor die Ynglism-Kirche wieder ihren Status als Kirche und seit 2009 werden sowohl gegen Hinewitch als auch seine Organisation oder Kirche Ermittlungen der russischen Staatsanwalt wegen "religiösem Extremismus" geführt. Vorgeworfen wird die Nutzung des Begriffs "slawisch-arisch", der Nazigruss mit ausgestrecktem Arm und das Führen von Hakenkreuzen an der Kleidung. Zeitweise war der Ynglism in Russland verboten. Hindewitsch wurde dann zu einer Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt und stand zeitweise unter Hausarrest.

Anhängerschaft

 
Logo des Frank Ludwig Urahnenerbe - Projekts

Texte, die sich auf "slawisch-arische-Weden / Veden" (Славяно-Арийские Веды) beziehen, finden sich stets im Kontext zu rechten Bewegungen, in denen dann auch laut „wedischer Rassenkunde“ von einer "großen Rasse" (gemeint sind Menschen mit weisser Hautfarbe) die Rede ist. In Russland scheint der Ynglism auch in den Kreisen der Anastasiabewegung populär zu sein.

Im deutschsprachigen Raum fand die Sekte Akzeptanz in kleinen Teilen der deutschen rechten Szene der Siedlerbewegung und einer Gruppierung um Frank Willy Ludwig aus Brandenburg, den Begründer einer dazu passenden slawisch-arischen Organisation mit Namen Urahnenerbe Germania (UAE).

Slawisch-arische Weden und das Schwarze Buch

Wenn von slawisch-arischen Weden (Veden, auch russische Weden) oder von in diesem Zusammenhang genannten "schwarzen Büchern" die Rede ist, so sind damit Texte von Hinewitsch gemeint, die auch in der Szene als slawisch-arische Weden bezeichnet werden. Hinewitsch verbreitet die Mär, kurz vor dem Jahr 2000 von Unbekannten geheime 40.000 Jahre alte "Weden-Texte" erhalten zu haben und an Orte geführt worden zu sein, wo er diese habe einsehen können. Er behauptet dass die ihm überlassenen Originaltexte auf Goldplatten eingraviert oder auf Baumrinden oder Papyrusrollen gezeichnet worden seien. Aufbewahrt worden seien die Texte der Legende nach an geheimen Orten in Höhlen, durch so genannte Wächter ("Heilige der Uralten Weisheiten"). Die Originale seien in "mehrdimensionaler" Runenschrift verfasst worden (h´Arische Runnika / Karune), die aber nur von eingeweihten Priestern lesbar wären. Hinewitch behauptet, seitdem diese Texte ins Russische zu übersetzen. Inzwischen sollen auch Übersetzungen in deutscher Sprache im Umlauf sein. Seine slawisch-arischen Weden erschienen als "schwarzes Buch" aber erst 2006. Bestandteile der gemeinten Schriften sollen eine ältere fiktionale "Heilige Schrift des Buch von Veles" sowie eine Übersetzung der isländischen Ynglingasaga sein.

Veda ist kein Wort slawischer Sprachen, sondern stammt aus dem Sanskrit (m., वेद, veda, wörtl.: Wissen, Heiliges Gesetz, Ritualkunde, Habe, Besitz, Empfindung) Der Begriff Ynglism stammt offenbar auch nicht aus dem slawischen Sprachraum, sondern sondern vom ältesten Königsgeschlecht Schwedens, der Ynglinger oder „Inglinger“. Yngvi (auch Ingwë bzw. Ingwio) ist der Name der wichtigsten Gottheit des Germanenstammes der Ingaevonen. Er wird oft als Beiname für den germanischen Gott Freyr der Vanen gesehen. Von dem Namen leitet sich der besonders in Norddeutschland verbreitete Name Ingo (weibliche Form Inge, Inga) ab, sowie als Ableitung der russische Name Igor, der schwedische Name Ingmar sowie der Heiligenname St. Ingbert („Ings Glanz“) und die nach ihm benannte Stadt im Saarland.

Alexander Hinewitsch

 
Alexander Hinewitsch

Begründer und aktueller Führer der Ynglism-Sekte oder -Bewegung ist der Russe Alexander Hinewitsch (geb. 19.9.1961, russ. Александр Хиневич). E ist auch unter diversen anderen Namen bekannt: Alexander AY Khinevich, Pater Dii (Патер Дий) oder Pater Dii Aleksandr Hinevich (Патер Дий Александр Хиневич//Хиневича). Er bezeichnet sich als Yinglism-Priester.

Zu Hinewitsch ist bekannt, dass er ein Studium am Omsker Polytechnischen Institut abbrach und danach sich mit Esoterik und Ufo-Studien befasst habe, bevor er 1992 seine eigene Kirche gründete. Zuvor wurde er auch als Wunderheiler durch angebliche Massenheilungen bekannt.

  • Der Begriff Ynglismus ist in der deutscher Sprache nicht etabliert oder gebräuchlich. Da die entsprechende Religion erst vor kurzem entstand und im deutschen Sprachraum wenig verbreitet ist, wird in deutschsprachigen Text stets der englische Name Ynglism verwendet, der sich auf russisch auch wie Ynglism ausgesprochen wird.

Weblinks