Weizengrassaft: Unterschied zwischen den Versionen

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==wissenschaftliche Studienlage==
 
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Laut der American Cancer Society gibt es keine verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse, die für eine Weizengrasdiät eine Krankheit heilende oder einer Krankheit vorbeugenden Wirkung belegten.<ref>[http://www.cancer.org/treatment/treatmentsandsideeffects/complementaryandalternativemedicine/dietandnutrition/wheatgrass Wheatgrass], American Cancer Society, zuletzt aktualisiert am 1. November 2008</ref>
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Laut der American Cancer Society gibt es keine verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse, die für eine Weizengrasdiät eine Krankheit heilende oder einer Krankheit vorbeugenden Wirkung belegen.<ref>[http://www.cancer.org/treatment/treatmentsandsideeffects/complementaryandalternativemedicine/dietandnutrition/wheatgrass Wheatgrass], American Cancer Society, zuletzt aktualisiert am 1. November 2008</ref>
  
 
==Zitate==
 
==Zitate==

Aktuelle Version vom 13. Februar 2018, 17:38 Uhr

Als Weizengrassaft wird der leicht bitter schmeckende Presssaft von Halmen der Weizenpflanze (Triticum aestivum aus der Familie der Süssgräser Poaceae) bezeichnet. Neben dem Presssaft und Konzentraten sind auch gefriergetrocknete Weizengrassäfte in Tablettenform oder als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Pulver erhältlich. Viele Weizengrassaftprodukte kommen aus China und werden über das Internet gehandelt. Ein ähnliches Produkt ist Weizenmalz oder Brauweizen.

In der Alternativmedizin werden dem Weizengrassaft heilende Eigenschaften nachgesagt und Legenden über Wunderheilungen verbreitet. Bei Weizengras-Produkten handelt es sich nicht um zugelassene Arzneimittel. Weizengrassaft ist in der "Clean Eating-Szene" beliebt und findet sich in Bioläden, Saftbars und im Angebot von Drogerieketten. Angeboten werden auch Weizengras-Sprays, Creme oder Massageöl. Auch unter Rohköstlern ist Weizengrassaft beliebt.

Zu den frühen Protagonisten von Weizengras gehört der amerikanische Chemiker Charles E. Schnabel. Heute wird Weizengras von der ebenfalls amerikanischen Rohköstlerin Ann Wigmore und dem von ihr gegründeten Hippocrates Health Institute, das von einem "Lieutenant Dr." Brian Clement geleitet wird, beworben.

Entgegen zahlreichen falschen Behauptungen zählt Weizen oder Weizengras nicht zu den Superfrüchten.

Inhaltsstoffe und Eigenschaften

Wikipedia (englisch): Tabelle mit Inhaltsstoffen und Vergleich mit Brokkoli und Spinat[1]
Angaben auf den Webseiten des unseriösen Anbieters Zentrum der Gesundheit mit stark abweichenden Konzentrationsangaben für Vitamin C und Eisen. Orangen enthalten im Durchschnitt etwa 15 mg Vitamin C pro Unze

Der Presssaft von Weizen (Weizengrassaft) enthält Substanzen, wie sie in den meisten anderen Pflanzen auch gefunden werden. Es zeigt sich kein großer Unterschied etwa zu Spinat oder Brokkoli. Weizengrassaft enthält Chlorophyll, Aminosäuren, Mineralstoffe, Vitamine und Enzyme, hingegen so gut wie kein Vitamin B12. In Untersuchungen hat sich gezeigt, dass die Konzentrationen der jeweiligen Inhaltsstoffe (z.B. Eisen) je nach Standort der Pflanze sehr stark variieren können.

Die Inhaltsstoffe des Weizengrases finden sich jedoch nicht in gleicher Weise in den getrockneten Produkten wieder, die auf dem Markt für 6-10 Euro/100 g erhältlich sind und von Kunden erst in Wasser aufgelöst werden müssen. So sind die Nährstoffgehalte dann deutlich geringer als bei frischem Weizengras. Durch den Trocknungsprozess gehen hitzeempfindliche Vitamine verloren.

"Öko-Test" fand in einem Bio-Weizengraspulver Pestizide und Mineralölspuren und sprach das Testurteil "mangelhaft" aus.

Nebenwirkungen

Der Konsum von größeren Mengen des rohen und bitter schmeckenden Weizengrassafts stößt auf das Problem der Unverdaulichkeit bestimmter Pflanzenfasern. Es kann dann zu Magen- oder Darmproblemen und Durchfall kommen. In einer Studie zeigte sich, dass ein Fünftel der Konsumenten die Einnahme abbrechen musste, weil es zu starker Übelkeit kam. Für Weizenallergiker sind Weizengras und Weizengrassaft nicht geeignet.

Getrocknete Grasprodukte - aber ebenso auch das frische Gras - können mit gesundheitsbedrohlichen Bakterien belastet sein. Da diese Produkte roh und ohne ausreichende Erhitzung konsumiert werden, kann es zu Infektionen mit Salmonellen, Escherichia coli, Listerien u.a. krankmachenden Bakterien kommen. Die Krankheitsverläufe können von einem mehr oder weniger harmlosen Durchfall bis zu lebensbedrohlichen Komplikationen (z.B. durch EHEC) reichen. Belastungen mit krankmachenden Bakterien werden laut BfR regelmäßig in Blatt- und Grasprodukten gefunden.[2] Ein Risiko gesteht insbesondere für Schwangere und Personen, deren Abwehrkräfte durch hohes Alter, Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahme geschwächt sind.[3]

Verwendung in der Alternativmedizin

Weizengrassaft ist in alternativmedizinischen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten, wird aber auch von einigen Liebhabern privat angebaut und für den Eigenkonsum gepresst und konsumiert.

Vermarktung

Weizengrasprodukte werden im Internet aggressiv beworben, teilweise mit haarsträubenden Argumentationen. So findet sich beispielsweise bei einem Anbieter die Behauptung, dass es für den Menschen 250 bekannte Erkrankungen gebe, aber für grasfressende Tiere nur zehn.[4] Dies wird als Beleg für den Konsum von Weizengrassaft gewertet. Beide genannte Zahlen sind jedoch völlig falsch. Für die alternativmedizinische Vermarktung von Weizengrassaft stellt sich das Problem, dass Weizenprodukte häufig in dieser Szene als gesundheitsschädlich bezeichnet werden. Um dieses Dilemma zu lösen, wird beispielsweise behauptet, dass die Weizensaftprodukte nicht aus aktuellen, "hochgezüchteten" Weizensorten hergestellt würden. Auch wird auf das Thema des Klebereiweiß Gluten eingegangen. Der Konsum von Gluten kann bei einem kleinen Anteil der deutschen Bevölkerung, der entsprechend genetisch disponiert ist (Glutenunverträglichkeit bei weniger als einem Prozent der Bevölkerung, in Deutschland etwa ein Mensch von 270 bis 500 Menschen), zur Krankheit der Zöliakie führen. Weizengras enthält kein Gluten.

wissenschaftliche Studienlage

Laut der American Cancer Society gibt es keine verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse, die für eine Weizengrasdiät eine Krankheit heilende oder einer Krankheit vorbeugenden Wirkung belegen.[5]

Zitate

  • ..wahr ist, dass Weizengras zu den nährstoffdichtesten Nahrungsmitteln gehört, die die Wissenschaft kennt.
    Spektralanalytische Untersuchungen zeigen, dass uns schon vier Gramm Weizengraspulver mit 1600 Prozent der täglichen Verzehrmenge von Vitamin E, 7000 Prozent von Mangan, 15 293 Prozent von Riboflavin, 413 Prozent von Zink und ähnlich hohen Konzentrationen anderer essenzieller Nährstoffe versorgen. Außerdem ist es eine der besten Quellen von Chlorophyll, das das Blut aufbaut und reinigt. Dadurch ist Weizengras nicht nur ein hervorragendes Nährstoff-Ergänzungsmittel, sondern hilft auch, den Körper zu entgiften.
    Quelle: Michael Ravensthorpe: Vier Nahrungsmittel, die den Titel »Superfood« wirklich verdienen, Kopp-Verlag, 2014

siehe auch

Literatur

  • Shermer M. Wheatgrass juice and folk medicine., Sci Am., 2008, August, 299(2):42. PMID: 18666678
  • Bar-Sela G, Cohen M, Ben-Arye E, Epelbaum R., The Medical Use of Wheatgrass: Review of the Gap Between Basic and Clinical Applications., Mini Rev Med Chem. 2015;15(12):1002-10. PMID: 25518050 DOI: 10.1093/ecco-jcc/jju007

Weblinks

Quellennachweise

  1. https://en.wikipedia.org/wiki/Wheatgrass
  2. http://www.bfr.bund.de/cm/343/gras-und-blattprodukte-zum-verzehr-koennen-mit-krankmachenden-bakterien-verunreinigt-sein.pdf
  3. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/krankmachende-bakterien-in-getrockneten-blatt-und-grasprodukten-17710
  4. Zitat: "Zunehmend macht dies sich auch in der Volksgesundheit bemerkbar: Mehr als 250 Krankheiten gibt es, die bei dem Menschen häufig diagnostiziert werden. Bei Tieren dagegen, die sich von Gras und anderen Naturprodukten ernähren, kommen höchstens zehn dieser Krankheiten vor. Als möglichen Grund nennen viele Wissenschaftler das fehlende Chlorophyll auf unserem Speiseplan."
  5. Wheatgrass, American Cancer Society, zuletzt aktualisiert am 1. November 2008