Weihrauch

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Weihrauch (Olibanum-Harz) ist ein vor allem in der Alternativmedizin und Ayurveda verwendetes Mittel, das aus dem luftgetrocknetem Gummiharz des indischen Weihrauchbaumes (Boswellia serrata) besteht. Es wird in verschiedenen Präparaten mit angeblich breitem Wirkspektrum als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Eines dieser Präparate wird unter dem Produktnamen H15 vertrieben.

Zugelassene Arzneimittel aus Weihrauch gibt es in der EU nicht, abgesehen von homöopathischen Mitteln. Auf Verordnung oder Kundenwunsch können Apotheken in Deutschland Weihrauchkapseln als Rezepturarzneimittel herstellen. Außerdem werden verschiedene Präparate im Internet angeboten.

Die Qualität und Zusammensetzung dieser Produkte kann sehr unterschiedlich sein. Das im Apothekengroßhandel verwendete Olibanum-Harz stammt meistens vom preiswerteren afrikanischen Weihrauch und nicht aus Indien. Die Zusammensetzung der beiden Handelssorten kann sehr stark voneinander abweichen.

Inhaltsstoffe

Olibanum-Harz enthält hauptsächlich Boswelliasäuren und ätherische Öle. Neben den Boswelliasäuren, die zur Gruppe der pentazyklischen Triterpene gehören, findet man auch ein tetrazyklisches Triterpen, die 3-Oxo-Tirucallsäure. Insgesamt wurden ca. 200 Inhaltsstoffe identifiziert.

Anwendungsgebiete

Olibanum-Harz wird in Deutschland häufig für Rheumatiker mit primär chronischer Polyarthritis beworben. Darüber hinaus soll das Mittel bei Krebs, insbesondere den Hirntumoren Glioblastom und Astrozytom zur Reduktion des Hirnödems, wirksam sein. Auch wird es bei entzündlichen Darmerkrankungen und Asthma als wirksam beworben. Teilweise wird Weihrauch als Wundermittel gegen Krebs angeboten.

Wirkmechanismus

Die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren wirken vermutlich über eine Hemmung des 5-Lipoxygenase-Stoffwechselweges entzündungshemmend. Damit soll die Bildung von Leukotrienen aus Arachidonsäure verringert werden. Bei Hirntumoren soll die entzündungshemmende Wirkung peritumorale Hirnödeme vermindern.

Wissenschaftliche Studienlage

Weihrauch wurde in zahlreichen Studien hinsichtlich seiner Wirksamkeit untersucht[1].

Positive Wirkungen bei Entzündungen konnten jedoch nur mit hohen Dosen von Weihrauchextrakt erreicht werden. Niedrig dosierte Präparate bewirkten genau das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung. Es kam dann sogar zu einer verstärkten Bildung von Leukotrienen und damit einer Verstärkung der Entzündung.

Klinische Studien an Patienten mit Hirntumoren zeigten eine Reduzierung von Ödemen, jedoch keinen Einfluss auf die Tumorgröße. in anderen Untersuchungen beobachtete Reduzierung der Tumorzyste bei Hirntumoren bei Kindern ist wohl eher auf die gleichzeitig durchgeführte Chemo- und Radiotherapie zurückzuführen.[2]

Eine Wirkung der Boswelliasäuren gegen Tumorzellen wurde lediglich in vitro festgestellt.

Mehrere indische Studien konnten nachweisen, dass Weihrauch bei Kniearthrose Schmerzen und Schwellungen reduziert sowie die Beweglichkeit verbessert[3][4]

Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen bedürfen erste positive Ergebnisse einer weiteren Überprüfung der Wirksamkeit. Bei Morbus Crohn erwies sich Weihrauch nicht wirksamer als ein Plazebo. Andere Untersuchungen zeigten jedoch eine mindestens gleich starke Wirksamkeit wie die Referenzsubstanz Mesalazin. Die Ergebnisse waren jedoch nicht signifikant. Eine Plazebokontrolle war in der Studie nicht eingeschlossen.[5]

Eine plazebokontrollierte klinische Prüfung mit 78 Patienten mit dem Weihrauchharzextrakt H15 zeigte bei rheumatoider Arthritis keinen messbaren Effekt. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie rät von der Anwendung ab. [6]

Auch wenn manche Studien auf positive Effekte hinweisen, konnten kontrollierte klinische Studien nach wissenschaftlich anerkannten Qualitätsstandards, die einen Nutzen von Weihrauch bei entzündlichen Darmerkrankungen und Rheuma belegen, wurden in einer Literatur-Recherche (MedLine) nicht gefunden werden.

Weblinks

Quellenvezeichnis

  1. PubMed listet 537 Suchresultate im Zusammenhang mit Boswellia
  2. Janssen, G.; Bode, U.; Breu, H. et al,: Boswellic acids in the palliative therapy of children with progressive or relapsed brain tumors. Klein. Pädaitr. 212:189-195, 200
  3. Sengupta K.; Krishnaraju AV., Vishal AA., Mishra S., Trimurtulu G., Dey D., Raychaudhury SP., Comparative efficacy and tolarability of 5-Loxin and Aflapin against osteoarthritis oft he knee, a double blind , ramdomisized, placebo controlled clinical study. Int J Med Sci. 2010 November 1;7(6):366-77
  4. Vishal AA., Mishra S., Raychaudhury SP: double blind , ramdomisized, placebo controlled clinical study evaluates the early efficacy of Aflapin in Subjects with osteoarthritis oft he knee, Int J Med Sci. 2011;8(7):615-22
  5. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2001/daz-12-2001/uid-428
  6. https://www.arznei-telegramm.de/html/1998_08/9808070_01.html