typische Werbung für Scharlatanerie mit Einbausätzen zur on Bord Wasserstofferzeugung. Bild der Firma You Gotta Know / Ronald Keszler aus Zypern. Die Firma hütet sich aktuell fertige Produkte anzubieten, sondern verkauft Bauanleitungen
Einbausatz zur Wasserstoffproduktion

Als Wasserauto bezeichnen Anhänger der sogenannten freien Energie hypothetische Automobile, die ausschließlich mit Wasser als Betriebsstoff funktionieren sollen. Ideengeber war der amerikanische Erfinder Stanley Meyer (1940-1998). Bislang gibt es keine seriösen unabhängigen Berichte über ein realisiertes Wasserauto-Konzept.

Nicht zu verwechseln ist das Wasserauto mit wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen, die in Speichern mitgeführten Wasserstoff als Treibstoff zur Verbrennung mit Sauerstoff nutzen.

Angebliches Funktionsprinzip

Alle bislang präsentierten sogenannten Wasserautomodelle "funktionieren" nach dem gleichen Prinzip: Mitgeführtes Wasser wird durch eine energieverbrauchende Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt, und mit diesem Knallgasgemisch wird dann ein ganz normaler Benzinmotor betrieben. Das Knallgas wird in einer kleinen Elektrolyseanlage an Bord erzeugt, und die notwendige elektrische Energie wird der Lichtmaschine und/oder Autobatterie entnommen. Eine derartige Konstruktion kann nur eine kurze Zeit lang funktionieren – und zwar bis die Autobatterie entladen und das restliche Knallgas verbraucht ist.

Da hierbei jedoch die aus der Lichtmaschine entnommene elektrische Leistung die Motorenleistung überschreiten würde, müsste die fehlende Energie, die notwendig wäre, um den Motor längere Zeit in Betrieb zu halten, mit bislang der Wissenschaft unbekannt gebliebene und esoterisch anmutende Hypothesen erklärt werden. Wasserauto-Fans bringen dazu Raumenergie oder Neutrinos (Neutrinolyse) ins Gespräch.

Bausätze zum Umbau von Benzinmotoren

 
Bausatz
 
Elektrolyse der Firma FISS

Kommerziell werden von windigen Geschäftemachern Bausätze vertrieben (z.B. bei eBay), die es ermöglichen sollen, ein Auto mit Benzinmotor zum Wasserauto umzubauen. Um die Elektrolyse zu ermöglichen, wird dem Wasser z.B. Backpulver zugegeben.

Die Erfurter Firma Fiss-Management (wahrscheinlich ein Ein-Mann-Betrieb und ins Gerede gekommen wegen einer BAFIN-Warnung sowie einer Warnung des Test-Magazin) bietet eine On-Board Elektrolysezelle für PKW (2.260 €) und LKW (9.520 €) an. Siehe dazu auch: Spritsparkarte.

Energetischer Wirkungsgrad bei on-board Elektrolyse

Der Wirkungsgrad einer Lichtmaschine ist üblicherweise deutlich niedriger als bei optimierten Generatoren, zudem müssen Lichtmaschinen elektrische Leistung bei sehr unterschiedlichen und auch ungünstigen Drehzahlen erbringen. Der Wirkungsgrad liegt im Bereich von 50% bis 62%[1]. Optimale Elektrolyse bei Zimmertemperatur (Platinelektroden und optimale Spannung, nicht aber 14V) hat einen maximalen Wirkungsgrad von ≈60%. Bei Anwendung von spezieller Hochtemperaturelektrolyse bei etwa 800 Grad kann bis 98% erreicht werden. Bei den einfachen Elektrolysegeräten, die als Zusatz angeboten werden, liegt er eher bei etwa 30%. Bei der Gewinnung von Wasserstoff liegt der Gesamtwirkungsgrad mit Treibstoff Benzin also bei etwa 8%-20%. Der Wirkungsgrad beim Betrieb des Motors mit Knallgas (Brown's Gas) ist nicht 100%, sondern entspricht etwa dem Wirkungsgrad reinen Benzinbetriebs. Ottomotoren haben nur energetische Wirkungsgrade von etwa 30-40%. Hinzu kämen noch Probleme durch eine höhere Verbrennungstemperatur bei Verwendung von Wasserstoff als Brennstoff und damit verbunden eine höhere Emission von Stickoxiden[2].

Die höhere Betriebstemperatur führt zudem zu höherem Verschleiß im Motor selbst und zu einer stärkeren Belastung des Kühlsystems; der dadurch steigende Bedarf an Reparaturen (und Austauschteilen) schlägt sich negativ auf die Umweltbilanz des Gesamtsystems nieder.

Fazit: Der Versuch, einen Automotor mit zusätzlichem Knallgas zu betreiben, das an Bord durch Elektrolyse erzeugt wird, führt insgesamt zu höherem Treibstoffverbrauch. Je mehr Knallgas erzeugt wird, umso mehr muss der Autofahrer draufzahlen. Lässt man ein Auto nur mit Knallgas aus obigem Apparat fahren, verbraucht es mindestens 4-5 mal so viel Treibstoff, denn:

  • durch Benzinverbrennung entsteht Bewegungsenergie mit einem Wirkungsgrad < 40 %
  • die in Rotation versetzte Lichtmaschine hat einen Wirkungsgrad von etwa 70%
  • mit der Elektrolyse wird Wasserstoffgas erzeugt mit einem Wirkunggrad von etwa 60% (spezielle, optimierte Elektrolyse)
  • Wasserstoff wird mit Sauerstoff verbrannt bei einem Wirkungsgrad < 40 %

Es wird hier also nur 0,4 x 0,62 x 0,6 x 0,4 = 6% (vielleicht maximal 10%) der Energie aus Benzin genutzt. Bei der Verbrennung ohne Knallgas waren es maximal 40 %. Lässt man also ein Auto nur mit Knallgas aus der on-board Elektrolyse fahren, verbraucht es mindestens 4 bis 5 mal so viel. Die massenhafte Nutzung dieses Prinzips als Mischantrieb würde also aus ökologischer Sicht die katastrophale Folge höherer CO2-Emissionen sowie höherer Kosten haben.

Der reine Wasserstoffbetrieb ist mit den angebotenen Umrüstsätzen allein deshalb illusorisch, da eine normale Lichtmaschine auch nicht ansatzweise dafür ausgelegt ist, die gesamte Antriebsleistung für einen Kleinwagen bereitzustellen: Die maximale Leistung von Lichtmaschinen liegt (bei Fahrzeugen der Oberklasse) bei ca. 3000 W, was ungefähr 4 PS und damit etwa dem Antrieb eines kleinen Motorrollers entspricht.

Die externe Produktion von Wasserstoffgas in großen Elektrolyseanalagen zur Versorgung aller Automobile würde letzendlich nur der Atomenergiebranche oder Braunkohleindustrie gefallen, da die dann zusätzlich erforderlichen grossen Mengen an elektrischer Energie zur Zeit nicht einfach durch regenerative Energien erzeugt werden können. Hier kämen noch die Probleme der Speicherung von Wasserstoff und die hohen Verluste hinzu. Wasserstoffgas kann nämlich - anders als Benzin - auch durch übliche Tankwände diffundieren: Nach einer Weile ist der Tank ganz von allein leer.

In Untersuchungen aus den USA konnte gezeigt werden, dass eine derartige bordständige Wasserelektrolyse mit Wasserstoffverbrennung keinen Sinn macht, weil sich der Treibstoffverbrauch erhöht, und nicht wie behauptet sinkt.[3][4][5][6]

Firma Clean World Energies und ihr H-Reaktor

In Deutschland macht die Jülicher Firma Clean World Energies GmbH Werbung für so genannte "H-Reaktoren" und "Super - Cubes", die durch Zusatz von Wasserstoffgas den Treibstoffverbrauch und die Freisetzung von Schadstoffen von Automotoren verringern soll. Der Strom zum Betrieb des eigenen "Eletrolyseurs" soll aus der bordeigenen Autobatterie entnommen werden.

Ronn Motor Company

Die Firma Ronn Motor Company aus Texas [7] bietet für 150.000 US-Dollar den Scorpion an, einen Sportwagen mit angeblichem Verbrauch von 6 l/100 km (40 Meilen pro US-Gallone).[8] Dies sei laut Hersteller dadurch möglich, dass im Betrieb die Energie der Lichtmaschine zur zusätzlichen Erzeugung von Wasserstoff genutzt werde, der dem Treibstoff-Luftgemisch zugemischt werde und die Ursache für den angeblich geringen Benzinverbrauch sei. Die dazugehörige Technik wurde als H2GO bezeichnet.

Der durch Elektrolyse mit geringem Wirkungsgrad aus einem zusätzlichen kleinen Wassertank von elf Litern erzeugte Wasserstoff muss im normalen Betrieb separat erzeugt werden, was den Benzinverbrauch erhöht.
Die Ronn Motor Company kündigte auch an, für andere Fahrzeuge ein H2GO Hydrogen-On-Demand (HOD) System anbieten zu wollen, mit dem vorhandene Fahrzeuge nachträglich für 999 USD ausgerüstet werden könnten, um den Treibstoffverbrauch und Abgase zu reduzieren. Laut Ronn-Angaben solle der Treibstoffverbrauch um 20% - 25% und die CO2-Emission um 90% abnehmen.
Andererseits wird unter dem Markennamen H2GO auch ein Spielzeugauto vermarktet, das mit einer kleinen Brennstoffzelle funktioniert.

Genepax

 
Genepax-Auto

Die japanische Firma Genepax Water Energy System führte im Juni 2008 der Öffentlichkeit ein elektrisch betriebenes Automobil water-fuel car der indischen Marke Reva vor, von dem sie behauptete, es würde allein durch Wasser und Luft betrieben und brauche für eine einstündige Fahrt bei 80 km/h nur einen Liter Wasser aus einer beliebigen Wasserquelle. Die genaue Art der Energiequelle wird von Genepax nicht genannt und der Hersteller verweist bei seinem Water Energy System (WES) nur ungenau auf einen "Energiegenerator", der in der Lage sei, mit Hilfe eines Metallhydrids und einer "chemical reaction" Wasserstoff aus Wasser abzutrennen. Wasserstoffgas dient dann letztendlich als Brennstoff. Reva-Automobile gerieten in die Kritik, da sie nur ungenügend Schutz bei Unfällen bieten.

Das Reaktionsprodukt sei wiederum Wasser. Somit wäre das Prinzip ein Perpetuum Mobile. Auch mit Alkalimetallen (Natrium) kann Wasserstoff aus Wasser erzeugt werden: Allerdings wird dabei nur Wasserstoff frei; der Sauerstoff wird an das Metall gebunden und kann nicht genutzt werden. Im Betrieb wird das Metallhydrid verbraucht und stellt den eigentlichen Energieträger dar. Es muss unter Energieaufwand hergestellt werden. Daher handelt es sich bei diesem Auto nicht um ein Fahrzeug, das auf irgendeine wundersame Weise Energie aus Wasser gewinnt, sondern das mit einer Art Primärzellen-Batterie betrieben wird[9]. In Fachzeitschriften wie Popular Mechanics wurde das angebliche Wunderauto als "Unsinn" bezeichnet[10] und in der Fachwelt nicht weiter beachtet. Im Februar 2009 stellte die Firma ihre Webseite genepax.co.jp ein. Von Matthes Haug wird Genepax nach wie vor als Auto beworben, das mit Wasser fahre.

Phinergy

Die israelische Firma Phinergy ist Entwickler einer Luft-Aluminium Batterie, die für Elektroautos geeignet sei und dabei grosse Reichweiten ermöglichen soll. Die Luft-Aluminium Batterie ist jedoch als Peimärzelle nicht wiederaufladbar und muss nach Entladung komplett ausgetauscht werden. Bisher bekannt gewordene Luft-Aluminium Batterien hatten zudem das Problem einer hohen Selbstentladung. Da bei der chemischen Reaktion auch Wasser benörigt wird, werden Elektroautos die mit von Phinergy hergestellten Zellen angetrieben werden, auch fälschlich als "Wasserauto" bezeichnet.

Wasserauto nach Daniel Dingel

 
Auto-Bild-Artikel über Dingel
 
Wasserauto nach Stanley Meyer

Ein 2010 verstorbener Bastler und Hochstapler namens Daniel Dingel aus Manila [2] machte durch ein von ihm ins Gespräch gebrachtes "wasserbetriebenes" Auto weltweit auf sich aufmerksam. Nach Dingel solle sein Toyota Corolla mit der Energie von Implosionen komprimierter Äther-Energie fahren. In der Folge reisten selbst Reporter der Zeitschrift Auto-Bild auf die Philippinen, um über den Schwindel zu berichten.

Im Dezember 2008 wurde indes bekannt, dass der damals 82-jährige Daniel Dingel vom Parañaque City Regional Trial Court wegen Betruges (estafa) zu einer maximal möglichen Haftstrafe von 20 Jahren verurteilet wurde. Des Weiteren mußte er 380.000 Dollar Schadenersatz leisten.[11] Dingel, der vorgab, an Geld nicht interessiert zu sein, hatte zuvor im Jahre 2000 nachweislich 410.000 Dollar von einem Dr. John Ding Young einer taiwanesischen Formosa Plastics Group entgegengenommen, die damit Forschungen zu seinem Schwindel finanzieren wollte. Dingel war jedoch nicht in der Lage, wie versprochen einen "Wasserstoff-Generator" und drei damit funktionstüchtige Fahrzeuge zu präsentieren. Nach Gelderhalt meldete sich Dingel nicht mehr in Emails, sondern präsentierte angebliche höhere Angebote konkurrierender Unternehmen. Auch wolle er nicht mehr mit dem Unternehmen zusammenarbeiten, da er um sein Leben fürchte. Dabei bezog er sich auf einen Erfinder namens Stanley Meyer, der angeblich 1998 von der Ölindustrie vergiftet worden sein soll. Als die Anklage gegen ihn bekannt wurde, hob er laut Urteil 375.603 Dollar von seinem Konto ab, auf dem zuvor die Einzahlungen eingegangen waren. Das philippinische Department of Science and Technology bezeichnete inzwischen seine Erfindung als hoax[12].

Daniel Dingel verstarb am 18. Oktober 2010.

Wasserauto nach Herman P. Anderson

Der amerikanische Tüftler Herman Anderson (1918-2004) aus Brentwood in Tennessee behauptete ein Auto der Marke Chevy Cavalier derart umgebaut zu haben, dass es mit Wasser als Treibstoff betrieben werde. Das Geheimnis seines Umbaus lag in speziellen Zündkerzen (Water Spark Plug), die bei 70 KV verstäubtes Wasser dem Motor zuführten. Die Hochspannung sollte dabei das Wasser eletrolytisch in Wasserstoff und Sauerstoff (Knallgas) aufspalten. Anderson behauptete auch Deuterium produziert zu haben, welches den Wirkungsgrad seines Antriebsmotors erhöht hätte. In zwei Patenten von Anderson (1998 und 2000) wird jedoch ein anderes Prinzip dargestellt. Als Treibstoff wird Wasserstoff (und nicht Wasser) genutzt. Durch Luftzufuhr entsteht dann im Bereich der Zündkerze das zündfähige Knallgas.[13][14]

Wasserauto nach Intergreentech (Erbach / Deutschland)

Siehe Artikel Intergreentech.

Siehe auch

Weblinks


Quellennachweise