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→‎Vegane Ernährung von Kindern: + Studie 2021 an omnivor, vegetarisch & vegan ernährten Kindern
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Die Beweggründe für diese Lebenseinstellung sind ethischer Natur. Veganer betrachten die Nutzung von Tieren als Ausbeutung anderer Kreaturen, die sie unbedingt vermeiden wollen ([[Tierrechte|Tierrechtler]]). Andere Beweggründe sind die Umsetzung umweltgerechten Verhaltens, Kritik an der industriellen Massentierhaltung, aber auch gesundheitliche und [[Spiritismus|spirituelle]] oder [[Esoterik|esoterische]] Gründe.
 
Die Beweggründe für diese Lebenseinstellung sind ethischer Natur. Veganer betrachten die Nutzung von Tieren als Ausbeutung anderer Kreaturen, die sie unbedingt vermeiden wollen ([[Tierrechte|Tierrechtler]]). Andere Beweggründe sind die Umsetzung umweltgerechten Verhaltens, Kritik an der industriellen Massentierhaltung, aber auch gesundheitliche und [[Spiritismus|spirituelle]] oder [[Esoterik|esoterische]] Gründe.
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Diverse öffentliche Einrichtungen warnen von den Gefahren einer veganen Ernährung und raten bestimmten Gruppen (Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche) von dieser ab.<ref>https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/dge-position/vegane-ernaehrung/</ref> Besonders häufig sind vegan ernährende Menschen mit essentiellen Nährstoffen wie Vitamin B12, Kreatin, Jod und Eisen unterversorgt. Teilweise auch mit Calcium, Zink, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B2 und Vitamin D. Es wird zudem von den Risiken eines erhöhten Sojaverzehrs gewarnt. Eine vegane Ernährung von Kindern führte in der Vergangenheit wiederholt zu Gefängnisstrafen und Entzug des Sorgerechts.
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Diverse öffentliche Einrichtungen warnen von den Gefahren einer veganen Ernährung und raten bestimmten Gruppen (Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche) von dieser ab.<ref>https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/dge-position/vegane-ernaehrung/</ref> Besonders häufig sind sich vegan ernährende Menschen mit essentiellen Nährstoffen wie Vitamin B12, Kreatin, Jod und Eisen unterversorgt, teilweise auch mit Calcium, Zink, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B2 und Vitamin D. Es wird zudem von den Risiken eines erhöhten Sojaverzehrs gewarnt. Eine vegane Ernährung von Kindern führte in der Vergangenheit wiederholt zu Gefängnisstrafen und Entzug des Sorgerechts.
    
Ein besonders radikaler [[Rohkost]]-Veganismus wurde von den Anhängern der [[Urkost]] nach [[Franz Konz]] betrieben.
 
Ein besonders radikaler [[Rohkost]]-Veganismus wurde von den Anhängern der [[Urkost]] nach [[Franz Konz]] betrieben.
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Donald Watson, Gründer der Vegan Society und Erfinder des Wortes ''vegan'', glaubte das „spirituelle Schicksal“ des Menschen sei so beschaffen, dass er mit der Zeit mit Abscheu darauf zurückblicken werde, sich einst von „Tierkadavern“ ernährt zu haben und dies ein großes Hindernis für die moralische Entwicklung des Menschen sei. Watson sah Menschen als ein „Parasit von niedrigerer Formen von Tierleben“ und glaubte an „nicht-materielle (ideelle) Schwingungs-Eigenschaften“ des Essens und dass es unwahrscheinlich sei, diese durch die üblichen materialistischen (gemeint war wohl naturwissenschaftlichen) Forschungsmethoden zu ergründen. Ausschließlich durch die „Eliminierung aller tierischen Schwingungen aus unserer Ernährung“ könne der Weg zu einem „wirklich gesunden Zellaufbau und einem  gegenwärtig unbekannten Grad an Intuition und psychischem Bewusstsein“ gefunden werden.<ref>Erste Ausgabe der [https://web.archive.org/web/20041204072014/http://www.ukveggie.com/vegan_news/ „The vegan News“] von Donald Watson</ref> Auch aktuell wird Veganismus mit dem esoterischen Spektrum in Verbindung gesetzt und teilweise als Sekte oder an religiöse Reinheitsgebote erinnernde Weltanschauung bezeichnet. Es besteht zudem der Vorwurf missionierend tätig zu sein und andere Meinungen nicht zu akzeptieren.<ref>https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/vegane-ernaehrung-der-irrglaube-a-1221584.html</ref><ref>https://blog.tagesanzeiger.ch/hugostamm/index.php/33406/toedlicher-aberglaube/</ref><ref name='20min'>https://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Auch-vegane-Ernaehrung-erzeugt-Umweltprobleme--11615643</ref><ref>https://www.heise.de/tp/features/Vom-Veganismus-zur-Orthorexie-3366478.html/</ref>
 
Donald Watson, Gründer der Vegan Society und Erfinder des Wortes ''vegan'', glaubte das „spirituelle Schicksal“ des Menschen sei so beschaffen, dass er mit der Zeit mit Abscheu darauf zurückblicken werde, sich einst von „Tierkadavern“ ernährt zu haben und dies ein großes Hindernis für die moralische Entwicklung des Menschen sei. Watson sah Menschen als ein „Parasit von niedrigerer Formen von Tierleben“ und glaubte an „nicht-materielle (ideelle) Schwingungs-Eigenschaften“ des Essens und dass es unwahrscheinlich sei, diese durch die üblichen materialistischen (gemeint war wohl naturwissenschaftlichen) Forschungsmethoden zu ergründen. Ausschließlich durch die „Eliminierung aller tierischen Schwingungen aus unserer Ernährung“ könne der Weg zu einem „wirklich gesunden Zellaufbau und einem  gegenwärtig unbekannten Grad an Intuition und psychischem Bewusstsein“ gefunden werden.<ref>Erste Ausgabe der [https://web.archive.org/web/20041204072014/http://www.ukveggie.com/vegan_news/ „The vegan News“] von Donald Watson</ref> Auch aktuell wird Veganismus mit dem esoterischen Spektrum in Verbindung gesetzt und teilweise als Sekte oder an religiöse Reinheitsgebote erinnernde Weltanschauung bezeichnet. Es besteht zudem der Vorwurf missionierend tätig zu sein und andere Meinungen nicht zu akzeptieren.<ref>https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/vegane-ernaehrung-der-irrglaube-a-1221584.html</ref><ref>https://blog.tagesanzeiger.ch/hugostamm/index.php/33406/toedlicher-aberglaube/</ref><ref name='20min'>https://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Auch-vegane-Ernaehrung-erzeugt-Umweltprobleme--11615643</ref><ref>https://www.heise.de/tp/features/Vom-Veganismus-zur-Orthorexie-3366478.html/</ref>
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Für einige anerkannte Glaubensgemeinschaften wie die Siebenten-Tags-Adventisten, deren Mitglieder maßgeblich zu den methodisch umstrittenen Positionspapieren der Academy of Dietics and Nutrition (ehemals American Dietetic Association) beitrugen, ist eine lakto-vegetarische, möglichst vegane Ernährungsweise nach den Schriften der Prophetin Ellen G. White verpflichtend.<ref>[https://letthemeatmeat.com/post/23160600944/history-of-the-american-dietetic-associations Let Them Eat Meat : History of the American Dietetic Association’s Vegetarian Position Papers, Part Two: 1980]</ref><ref>[https://letthemeatmeat.com/post/698054451/interview-with-an-ex-adventist-sondra Let Them Eat Meat : Interview with an Ex-Adventist: Sondra]</ref>
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Von einigen anerkannte Glaubensgemeinschaften wie den Siebenten-Tags-Adventisten, deren Mitglieder maßgeblich zu den methodisch umstrittenen Positionspapieren der Academy of Dietics and Nutrition (ehemals American Dietetic Association) beitrugen, wird eine lakto-vegetarische, möglichst vegane Ernährungsweise nach den Schriften der Prophetin Ellen G. White angestrebt und auch außerhalb der Gemeinden stark mit Missionierungsabsichten propagiert.<ref>[https://web.archive.org/web/20190726061030/https://letthemeatmeat.com/post/698054451/interview-with-an-ex-adventist-sondra Let Them Eat Meat : Interview with an Ex-Adventist: Sondra]</ref><ref>[https://web.archive.org/web/20171120015714/http://letthemeatmeat.com/post/22315152288/history-of-the-american-dietetic-associations#_=_ Let Them Eat Meat : History of the American Dietetic Association’s Vegetarian Position Papers, Part One: Why Seventh-day Adventists Want to Prove That Vegetarianism is the Healthiest Diet, and How They Influenced the ADA/Academy of Nutrition and Dietetics]</ref><ref>[https://web.archive.org/web/20201111231627/https://letthemeatmeat.com/post/23160600944/history-of-the-american-dietetic-associations Let Them Eat Meat : History of the American Dietetic Association’s Vegetarian Position Papers, Part Two: 1980]</ref>
    
==Ethische Gründe==
 
==Ethische Gründe==
Vegan lebende Menschen sehen in ihrer Lebenseinstellung eine völlige Abkehr von der Ausbeutung von Tieren, die sie als [[Tierrechte|gleichberechtigte Mitgeschöpfe]] mit einem Recht auf artgerechtes Leben sehen. Diese Einstellung wird in Veganerkreisen beispielsweise mit dem Slogan "Fleisch ist Mord" propagiert. Da die Milch- und Eierproduktion untrennbar mit der Fleischwirtschaft verbunden sind, lehnen Veganer auch den Genuss von Milchprodukten und Eiern ab. Damit eine Kuh Milch gibt, muss sie jedes Jahr kalben. Die männlichen Kälber werden in die Mast gegeben und als Jungbullen nach 18-20 Monaten, als Kalbfleisch bereits nach 22 Wochen geschlachtet. Ebenso werden bei der Legehennenaufzucht die männlichen Küken sofort getötet (Eintagsküken), da eine hohe Legeleistung und ein niedriger Fleischansatz (und umgekehrt) invers miteinander korreliert sind und sich die Aufzucht der Hähne für die Betreiber finanziell nicht lohnt. Sie werden für die Haustierfutterproduktion geschreddert oder im Stück als Futtertiere verkauft. Dabei kann die Kritik an tierquälerischen Aufzucht-, Transport- und Schlachtmethoden, die die Intensivtierhaltung mit sich bringen kann, durchaus gerechtfertigt sein.<ref>http://www.animals-angels.de/</ref>
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Vegan lebende Menschen sehen in ihrer Lebenseinstellung eine völlige Abkehr von der Ausbeutung von Tieren, die sie als [[Tierrechte|gleichberechtigte Mitgeschöpfe]] mit einem Recht auf artgerechtes Leben sehen. Diese Einstellung wird in Veganerkreisen beispielsweise mit dem Slogan "Fleisch ist Mord" propagiert. Da die Milch- und Eierproduktion untrennbar mit der Fleischwirtschaft verbunden sind, lehnen Veganer auch den Genuss von Milchprodukten und Eiern ab. Damit eine Kuh Milch gibt, muss sie jedes Jahr kalben. Die männlichen Kälber werden in die Mast gegeben und als Jungbullen nach 18-20 Monaten, als Kalbfleisch bereits nach 22 Wochen geschlachtet. Ebenso werden bei der Legehennenaufzucht die männlichen Küken sofort getötet (Eintagsküken), da eine hohe Legeleistung mit einem niedrigeren Fleischansatz einhergeht und sich die Aufzucht der Hähne für die Betreiber finanziell nicht lohnt. Sie werden für die Haustierfutterproduktion geschreddert oder im Stück als Futtertiere verkauft. Dabei kann die Kritik an tierquälerischen Aufzucht-, Transport- und Schlachtmethoden, die die Intensivtierhaltung mit sich bringen kann, durchaus gerechtfertigt sein.<ref>http://www.animals-angels.de/</ref>
    
Als Beweggrund für eine vegane Ernährung wird z.T. der Wunsch nach einer "natürlichen" Ernährung genannt. Veganismus in der heutigen Form ist ein relativ junges kulturelles Phänomen, das sich nur schwerlich über Begriffe wie "Natürlichkeit" legitimieren lässt. Der Glaube, die vegane Ernährung sei "natürlicher", stützt sich häufig auf die Annahme, der Mensch sei kein Fleischfresser (Carnivore). Nach heutigem Kenntnisstand ist der Homo sapiens weder ein reiner Fleischfresser (Carnivore) noch ein reiner Pflanzenfresser (Herbivore), sondern ein so genannter Allesfresser (Omnivore). Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Gattung Homo erst durch den regelmäßigen Verzehr von Fleisch und [[Rohkost|gekochter Nahrung]] die Entwicklung des modernen Gehirns und später Kultur ermöglicht wurde.<ref>[https://www.sciencedaily.com/releases/2012/04/120420105539.htm Meat eating behind evolutionary success of humankind, global population spread, study suggests]</ref><ref>[https://news.harvard.edu/gazette/story/2008/04/eating-meat-led-to-smaller-stomachs-bigger-brains Eating meat led to smaller stomachs, bigger brains]</ref><ref>[https://time.com/4252373/meat-eating-veganism-evolution Sorry Vegans: Here's How Meat-Eating Made Us Human]</ref><ref>[https://www.npr.org/sections/thesalt/2012/10/24/163536159/when-fire-met-meat-the-brains-of-early-humans-grew-bigger?t=1565026974524 When Fire Met Food, The Brains Of Early Humans Grew Bigger]</ref> Die omnivore Lebensweise erleichterte es dem modernen Menschen, sich nahezu jedes Ökosystem der Erde als Lebensraum zu erschließen.<ref>Alexander Ströhle, Andreas Hahn: [http://www.ernaehrungs-umschau.de/media/pdf/pdf_2006/02_06/EU02_52_58.pdf Evolutionäre Ernährungswissenschaft und „steinzeitliche“ Ernährungsempfehlungen – Stein der alimentären Weisheit oder Stein des Anstoßes?] In: Ernährungs-Umschau Original. Band 53, Nr. 2, 2006, S. 52–58.</ref> Der Fleischanteil der menschlichen Nahrung war jedoch stets starken Schwankungen unterworfen.<ref>[http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1747-0080.2007.00194.x/full Neil Mann, Nutrition & Dietetics, Special Issue: The Role of Red Meat in the Australian Diet. Page S99–S195, Volume 64, Issue Supplement s4, pages S102–S107, September 2007]</ref> Veganismus ist daher eine kulturelle Entscheidung und lässt sich nicht mit der "natürlichen" Entwicklungsgeschichte des Menschen begründen.
 
Als Beweggrund für eine vegane Ernährung wird z.T. der Wunsch nach einer "natürlichen" Ernährung genannt. Veganismus in der heutigen Form ist ein relativ junges kulturelles Phänomen, das sich nur schwerlich über Begriffe wie "Natürlichkeit" legitimieren lässt. Der Glaube, die vegane Ernährung sei "natürlicher", stützt sich häufig auf die Annahme, der Mensch sei kein Fleischfresser (Carnivore). Nach heutigem Kenntnisstand ist der Homo sapiens weder ein reiner Fleischfresser (Carnivore) noch ein reiner Pflanzenfresser (Herbivore), sondern ein so genannter Allesfresser (Omnivore). Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Gattung Homo erst durch den regelmäßigen Verzehr von Fleisch und [[Rohkost|gekochter Nahrung]] die Entwicklung des modernen Gehirns und später Kultur ermöglicht wurde.<ref>[https://www.sciencedaily.com/releases/2012/04/120420105539.htm Meat eating behind evolutionary success of humankind, global population spread, study suggests]</ref><ref>[https://news.harvard.edu/gazette/story/2008/04/eating-meat-led-to-smaller-stomachs-bigger-brains Eating meat led to smaller stomachs, bigger brains]</ref><ref>[https://time.com/4252373/meat-eating-veganism-evolution Sorry Vegans: Here's How Meat-Eating Made Us Human]</ref><ref>[https://www.npr.org/sections/thesalt/2012/10/24/163536159/when-fire-met-meat-the-brains-of-early-humans-grew-bigger?t=1565026974524 When Fire Met Food, The Brains Of Early Humans Grew Bigger]</ref> Die omnivore Lebensweise erleichterte es dem modernen Menschen, sich nahezu jedes Ökosystem der Erde als Lebensraum zu erschließen.<ref>Alexander Ströhle, Andreas Hahn: [http://www.ernaehrungs-umschau.de/media/pdf/pdf_2006/02_06/EU02_52_58.pdf Evolutionäre Ernährungswissenschaft und „steinzeitliche“ Ernährungsempfehlungen – Stein der alimentären Weisheit oder Stein des Anstoßes?] In: Ernährungs-Umschau Original. Band 53, Nr. 2, 2006, S. 52–58.</ref> Der Fleischanteil der menschlichen Nahrung war jedoch stets starken Schwankungen unterworfen.<ref>[http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1747-0080.2007.00194.x/full Neil Mann, Nutrition & Dietetics, Special Issue: The Role of Red Meat in the Australian Diet. Page S99–S195, Volume 64, Issue Supplement s4, pages S102–S107, September 2007]</ref> Veganismus ist daher eine kulturelle Entscheidung und lässt sich nicht mit der "natürlichen" Entwicklungsgeschichte des Menschen begründen.
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==Vegane Lebensmittel==
 
==Vegane Lebensmittel==
Veganer ernähren sich von Obst und Gemüse sowie von Substituten tierischer Nahrungsmittel, häufig auf der Basis von Soja (Tofu, Sojamilch). Milchaustauschprodukte gibt es als Getreidemilch, Hafermilch, Hanfmilch, Kokosmilch, Mandelmilch, Reismilch und Sesammilch. Käsealternativen werden auf der Basis von Hefe hergestellt.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Veganismus</ref>
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Veganer ernähren sich von Obst und Gemüse sowie von Substituten tierischer Nahrungsmittel, häufig auf der Basis von Soja (Tofu, Sojamilch). Milchaustauschprodukte gibt es als Getreidemilch, Hafermilch, Hanfmilch, Kokosmilch, Mandelmilch, Reismilch und Sesammilch. Käsealternativen werden auf der Basis von Hefe oder Pflanzenfett ("Analogkäse") hergestellt.
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In der Europäischen Union muss mit Inkrafttreten der Lebensmittel-Informationsverordnung seit dem 13. Dezember 2014 auf der Verpackung kenntlich gemacht werden, wenn das Produkt aus Kunstkäse besteht oder Anteile davon enthält.
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Aufgrund des häufigen Einsatzes günstigerer Käseimitate in zahlreichen Fertigprodukten bis hin zum Etikettenschwindel ist es zudem seit der GMO-Verordnung 1234/2007 nicht mehr gestattet, Erzeugnisse, bei denen Milchfett gegen pflanzliches Fett ausgetauscht wurde, mit dem Namenszusatz „Käse“ zu bezeichnen. In der Schweiz wurden vereinzelte Produkte zugelassen, sofern sie einen Hinweis im Namen trugen daß es sich um Imitate handelt (z.B. "Käse-Ersatz").
    
==Gesundheitliche Vorteile==
 
==Gesundheitliche Vorteile==
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Möglicherweise ist der Grund für den besseren Gesundheitszustand der Vegetarier auch auf ihren generell gesünderen Lebenswandel zurückzuführen –  sie trinken durchschnittlich weniger Alkohol, rauchen seltener, bewegen sich regelmäßiger und konsumieren nur selten Genussmittel und Drogen.<ref>http://www.ernaehrungs-umschau.de/suche/?query=Vegetarier</ref><ref>http://www.ernaehrungs-umschau.de/suche/?id=2103</ref><ref name="walter" />
 
Möglicherweise ist der Grund für den besseren Gesundheitszustand der Vegetarier auch auf ihren generell gesünderen Lebenswandel zurückzuführen –  sie trinken durchschnittlich weniger Alkohol, rauchen seltener, bewegen sich regelmäßiger und konsumieren nur selten Genussmittel und Drogen.<ref>http://www.ernaehrungs-umschau.de/suche/?query=Vegetarier</ref><ref>http://www.ernaehrungs-umschau.de/suche/?id=2103</ref><ref name="walter" />
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Unterstützer findet die vegane Ernährungsweise auch bei Anhängern pseudowissenschaftlicher Ansichten, wonach [[Milchlüge|Milch]] (bzw. Kasein) giftig oder krebserregend sei und tierische Proteine Auslöser für verschiedene Zivilisationskrankheiten (Krebs, Diabetes, Herzinfarkt, Allergien) seien sowie den Körper [[Übersäuerung|übersäuern]] und mit [[Entschlackung|"Schlacken"]] anreicherten. Ein Übermaß an Eiweißzufuhr durch Fleisch führe zudem zur (wissenschaftlich nicht belegten) "[[Eiweißspeicherkrankheit]]".<ref>http://www.zentrum-der-gesundheit.de/eiweissspeicherkrankheit.html</ref> Die Annahme, ihre Lebensweise sei die gesündere, begründen Veganer auch mit dem Buch "The China Study" von [[Colin T. Campbell]], Professor für Biochemie an der Cornell University Ithaca, New York (USA); deren Aussage, dass tierische Proteine generell gesundheitsschädlich sind, ist jedoch wissenschaftlich unhaltbar.<ref>http://www.cholesterol-and-health.com/China-Study.html</ref><ref>http://www.cholesterol-and-health.com/Campbell-Masterjohn.html</ref>
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Unterstützer findet die vegane Ernährungsweise auch bei Anhängern pseudowissenschaftlicher Ansichten, wonach [[Milchlüge|Milch]] (bzw. Kasein) giftig oder krebserregend sei und tierische Proteine Auslöser für verschiedene Zivilisationskrankheiten (Krebs, Diabetes, Herzinfarkt, Allergien) seien sowie den Körper [[Übersäuerung|übersäuern]] und mit [[Entschlackung|"Schlacken"]] anreicherten. Ein Übermaß an Eiweißzufuhr durch Fleisch führe zudem zur (wissenschaftlich nicht belegten) "[[Eiweißspeicherkrankheit]]".<ref>http://www.zentrum-der-gesundheit.de/eiweissspeicherkrankheit.html</ref> Die Annahme, ihre Lebensweise sei die gesündere, begründen Veganer auch mit dem Buch "The China Study" von [[T. Colin Campbell]], Professor für Biochemie an der Cornell University Ithaca, New York (USA); deren Aussage, dass tierische Proteine generell gesundheitsschädlich sind, ist jedoch wissenschaftlich unhaltbar.<ref>http://www.cholesterol-and-health.com/China-Study.html</ref><ref>http://www.cholesterol-and-health.com/Campbell-Masterjohn.html</ref>
    
==Gesundheitliche Risiken==
 
==Gesundheitliche Risiken==
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===Essstörungen===
 
===Essstörungen===
Es wird diskutiert, dass Veganismus im Zusammenhang mit Anorexie und Bulimie stehen könnte. Zudem wird ein Zusammenhang mit [https://de.wikipedia.org/wiki/Orthorexia_nervosa Orthorexie], der übermäßigen Beschäftigung mit der Qualität der Lebensmittel aufgrund selbst auferlegter Regeln, angenommen.<ref>https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/article/954963/radikalisierung-ernaehrung-vegane-kost-ersatzreligion.html</ref><ref>https://tageswoche.ch/form/interview/anorexie-und-veganismus-haben-gemeinsamkeiten/</ref><ref>https://www.stern.de/genuss/essen/einfach-vegan/einfach-vegan-kaum-vegan--schon-krank--habe-ich-orthorexie--6819686.html</ref>
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Es wird diskutiert, dass Veganismus im Zusammenhang mit Anorexie und Bulimie stehen könnte. Zudem wird ein Zusammenhang mit [[Orthorexia nervosa|Orthorexie]], der übermäßigen Beschäftigung mit der Qualität der Lebensmittel aufgrund selbst auferlegter Regeln, angenommen.<ref>https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/article/954963/radikalisierung-ernaehrung-vegane-kost-ersatzreligion.html</ref><ref>https://tageswoche.ch/form/interview/anorexie-und-veganismus-haben-gemeinsamkeiten/</ref><ref>https://www.stern.de/genuss/essen/einfach-vegan/einfach-vegan-kaum-vegan--schon-krank--habe-ich-orthorexie--6819686.html</ref>
    
==Vegane Ernährung von Kindern==
 
==Vegane Ernährung von Kindern==
 
Bei einigen streng veganen Familien werden bereits kleine Kinder vegan ernährt.<ref>https://www.gmx.net/magazine/gesundheit/kindheit-fleisch-wurst-gesund-riskant-32925324</ref> Sie erhalten nach Ende der Stillzeit Kokos- oder Sojamilch, Tee und Säfte und als feste Nahrung ausschließlich pflanzliche Nahrungsmittel. + Diese Form der Ernährung birgt lebensgefährliche Risiken für Kleinkinder durch Mangel an wichtigen Makro- und Mikronährstoffen wie Proteinen, Omega-3-Fettsäuren sowie Eisen, Calcium, Jod und B-Vitaminen, vor allem Vitamin B12.
 
Bei einigen streng veganen Familien werden bereits kleine Kinder vegan ernährt.<ref>https://www.gmx.net/magazine/gesundheit/kindheit-fleisch-wurst-gesund-riskant-32925324</ref> Sie erhalten nach Ende der Stillzeit Kokos- oder Sojamilch, Tee und Säfte und als feste Nahrung ausschließlich pflanzliche Nahrungsmittel. + Diese Form der Ernährung birgt lebensgefährliche Risiken für Kleinkinder durch Mangel an wichtigen Makro- und Mikronährstoffen wie Proteinen, Omega-3-Fettsäuren sowie Eisen, Calcium, Jod und B-Vitaminen, vor allem Vitamin B12.
<ref name='dge'>http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=print&sid=1130</ref><ref>http://www.paediatrie-hautnah.de/archiv/2004/04/ph0404_212.pdf</ref> Da ihnen die für das schnelle Wachstum in dieser Lebensphase nötigen Nährstoffen fehlen, kommt es zu Entwicklungsstörungen, die sogar zum Tod des Kindes wegen Mangelernährung führen können.<ref>http://www.oe24.at/welt/weltchronik/Veganer-Eltern_liessen_Tochter_verhungern_282613.ece</ref><ref>http://www.shortnews.de/start.cfm?id=666663</ref><ref>https://www.gmx.net/magazine/gesundheit/kindheit-fleisch-wurst-gesund-riskant-32925324</ref><ref>http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,328416,00.html</ref><ref>[http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Wenn-Eltern-den-Tod-der-eigenen-Kinder-in-Kauf-nehmen/story/13930467 Wenn Eltern den Tod der eigenen Kinder in Kauf nehmen. Tagesanzeiger, 7. November 2011]</ref> Der Mangel an Vitamin B12 kann bei Säuglingen zu irreversiblen Hirnschäden führen. Da für Erwachsene semi-essentielle Fettsäuren für Heranwachsende noch essentiell sind<ref name="Essential Amino Acids - Wikipedia">https://en.wikipedia.org/wiki/Essential_amino_acid#Essentiality_in_humans</ref>, ist die Deckung des Proteinbedarfs durch pflanzliche Quellen noch einmal zusätzlich gegenüber regulärer veganen Ernährung erschwert. Eine streng vegane Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern wird daher als ungeeignet bewertet.<ref>http://www.eufic.org/page/de/faqid/53/</ref><ref name='dge'></ref>
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<ref name='dge'>http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=print&sid=1130</ref><ref>http://www.paediatrie-hautnah.de/archiv/2004/04/ph0404_212.pdf</ref> Da ihnen die für das schnelle Wachstum in dieser Lebensphase nötigen Nährstoffen fehlen, kommt es zu Entwicklungsstörungen, die sogar zum Tod des Kindes wegen Mangelernährung führen können.<ref>http://www.oe24.at/welt/weltchronik/Veganer-Eltern_liessen_Tochter_verhungern_282613.ece</ref><ref>http://www.shortnews.de/start.cfm?id=666663</ref><ref>https://www.gmx.net/magazine/gesundheit/kindheit-fleisch-wurst-gesund-riskant-32925324</ref><ref>http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,328416,00.html</ref><ref>[http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Wenn-Eltern-den-Tod-der-eigenen-Kinder-in-Kauf-nehmen/story/13930467 Wenn Eltern den Tod der eigenen Kinder in Kauf nehmen. Tagesanzeiger, 7. November 2011]</ref> Der Mangel an Vitamin B12 kann bei Säuglingen zu irreversiblen Hirnschäden führen. Da für Erwachsene semi-essentielle Fettsäuren für Heranwachsende noch essentiell sind<ref name="Essential Amino Acids - Wikipedia">https://en.wikipedia.org/wiki/Essential_amino_acid#Essentiality_in_humans</ref>, wird die Deckung des Proteinbedarfs durch pflanzliche Quellen zusätzlich erschwert. Eine streng vegane Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern wird daher als ungeeignet bewertet.<ref>http://www.eufic.org/page/de/faqid/53/</ref><ref name='dge'></ref>
    
Eine vegane Ernährung von Kindern führte in der Vergangenheit wiederholt zu mehrjährigen Gefängnisstrafen und Entzug des Sorgerechts:<ref>https://www.thelocal.se/20190523/swedish-parents-sentenced-to-three-months-jail-for-undernourishment-of-vegan-child</ref><ref>https://www.news.com.au/national/nsw-act/courts-law/parents-face-court-over-neglect-of-child-on-veganonly-diet/news-story/00b9be2eac43730183111939626ee10a</ref><ref>https://www.watson.ch/blogs/sektenblog/337158730-vorsicht-vegane-ernaehrung-kann-fuer-kinder-toedlich-sein</ref><ref>https://www.20min.ch/ausland/news/story/Eltern-vor-Gericht--weil-sie-ihr-Kind-vegan-ernaehrten-18273166</ref>
 
Eine vegane Ernährung von Kindern führte in der Vergangenheit wiederholt zu mehrjährigen Gefängnisstrafen und Entzug des Sorgerechts:<ref>https://www.thelocal.se/20190523/swedish-parents-sentenced-to-three-months-jail-for-undernourishment-of-vegan-child</ref><ref>https://www.news.com.au/national/nsw-act/courts-law/parents-face-court-over-neglect-of-child-on-veganonly-diet/news-story/00b9be2eac43730183111939626ee10a</ref><ref>https://www.watson.ch/blogs/sektenblog/337158730-vorsicht-vegane-ernaehrung-kann-fuer-kinder-toedlich-sein</ref><ref>https://www.20min.ch/ausland/news/story/Eltern-vor-Gericht--weil-sie-ihr-Kind-vegan-ernaehrten-18273166</ref>
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Darüber hinaus enthält die Muttermilch stillender Veganerinnen in einzelnen Fällen einen geringeren Gehalt an Nährstoffen (Lactose, essentielle Fettsäuren, Proteine und Vitamin B12), was teilweise zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und Wachstumsretardierung bei den Säuglingen führte.<ref>https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/vegane-ernaehrung-saeugling-kindesalter/</ref>
 
Darüber hinaus enthält die Muttermilch stillender Veganerinnen in einzelnen Fällen einen geringeren Gehalt an Nährstoffen (Lactose, essentielle Fettsäuren, Proteine und Vitamin B12), was teilweise zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und Wachstumsretardierung bei den Säuglingen führte.<ref>https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/vegane-ernaehrung-saeugling-kindesalter/</ref>
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In einer weiteren polnischen Studie an 5-10-jährigen omnivor, vegetarisch und vegan ernährten Kindern fielen vegetarisch und vegan ernährte Kinder mit niedrigeren Cholesterinwerten und Körperfettanteilen, jedoch auch mit einer kleineren Körpergröße und insbesondere bei vegan ernährten Kindern bedenklich geringerer Knochendichte auf. Im Schnitt niedrigere Vitamin D und Vitamin B12-Spiegel konnten in beiden Gruppen durch Supplementation behoben werden. Zusätzlich war Eisenmangel unter vegan ernährten Kindern häufiger anzutreffen.<ref>[https://academic.oup.com/ajcn/article/113/6/1565/6178918 Growth, body composition, and cardiovascular and nutritional risk of 5- to 10-y-old children consuming vegetarian, vegan, or omnivore diets - The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 113, Issue 6, June 2021, Pages 1565–1577]</ref>
    
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
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*https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2021/09/fuehrt_eine_vegane_ernaehrungsweise_zu_einer_geringeren_knochengesundheit_-268364.html
 
*http://www.antivegan.at/index.php
 
*http://www.antivegan.at/index.php
 
*http://www.tellmed.ch/include_php/previewdoc.php?file_id=4763
 
*http://www.tellmed.ch/include_php/previewdoc.php?file_id=4763
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