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→‎Vegane Ernährung von Kindern: + Studie 2021 an omnivor, vegetarisch & vegan ernährten Kindern
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[[image:Andreas Goebel.jpg|"Veganer Germane" [[Andreas Goebel]] (Bild: Youtube)|320px|thumb]]
 
[[image:Andreas Goebel.jpg|"Veganer Germane" [[Andreas Goebel]] (Bild: Youtube)|320px|thumb]]
 
'''Veganismus''' ist eine Lebenseinstellung, die auf einer strikten Ablehnung der Haltung und Nutzung von Tieren und dem Gebrauch jeglicher tierischer Produkte beruht. Das bezieht sich sowohl auf die Ernährung (neben Fleisch und Fisch auch Milchprodukte, Eier und Honig) als auch auf andere tierische Produkte wie Leder, Wolle, Naturseide, Pelze, aber auch Medikamente, Kosmetika und Reinigungsmittel (z.B. Hormone, Gelatine, Tierversuche). Einige Veganer lehnen auch Impfungen und Medikamente wegen der dafür notwendigen Tierversuche ab.
 
'''Veganismus''' ist eine Lebenseinstellung, die auf einer strikten Ablehnung der Haltung und Nutzung von Tieren und dem Gebrauch jeglicher tierischer Produkte beruht. Das bezieht sich sowohl auf die Ernährung (neben Fleisch und Fisch auch Milchprodukte, Eier und Honig) als auch auf andere tierische Produkte wie Leder, Wolle, Naturseide, Pelze, aber auch Medikamente, Kosmetika und Reinigungsmittel (z.B. Hormone, Gelatine, Tierversuche). Einige Veganer lehnen auch Impfungen und Medikamente wegen der dafür notwendigen Tierversuche ab.
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Die Beweggründe für diese Lebenseinstellung sind ethischer Natur. Veganer betrachten die Nutzung von Tieren als Ausbeutung anderer Kreaturen, die sie unbedingt vermeiden wollen ([[Tierrechte|Tierrechtler]]). Andere Beweggründe sind die Umsetzung umweltgerechten Verhaltens, Kritik an der industriellen Massentierhaltung, aber auch gesundheitliche und [[Spiritismus|spirituelle]] oder [[Esoterik|esoterische]] Gründe.
 
Die Beweggründe für diese Lebenseinstellung sind ethischer Natur. Veganer betrachten die Nutzung von Tieren als Ausbeutung anderer Kreaturen, die sie unbedingt vermeiden wollen ([[Tierrechte|Tierrechtler]]). Andere Beweggründe sind die Umsetzung umweltgerechten Verhaltens, Kritik an der industriellen Massentierhaltung, aber auch gesundheitliche und [[Spiritismus|spirituelle]] oder [[Esoterik|esoterische]] Gründe.
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Diverse öffentliche Einrichtungen warnen von den Gefahren einer veganen Ernährung und raten bestimmten Gruppen (Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche) von dieser ab.<ref>https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/dge-position/vegane-ernaehrung/</ref> Besonders häufig sind vegan ernährende Menschen mit essentiellen Nährstoffen wie Vitamin B12, Kreatin, Jod und Eisen unterversorgt. Teilweise auch mit Calcium, Zink, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B2 und Vitamin D. Es wird zudem von den Risiken eines erhöhten Sojaverzehrs gewarnt. Eine vegane Ernährung von Kindern führte in der Vergangenheit wiederholt zu Gefängnisstrafen und Entzug des Sorgerechts.
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Diverse öffentliche Einrichtungen warnen von den Gefahren einer veganen Ernährung und raten bestimmten Gruppen (Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche) von dieser ab.<ref>https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/dge-position/vegane-ernaehrung/</ref> Besonders häufig sind sich vegan ernährende Menschen mit essentiellen Nährstoffen wie Vitamin B12, Kreatin, Jod und Eisen unterversorgt, teilweise auch mit Calcium, Zink, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B2 und Vitamin D. Es wird zudem von den Risiken eines erhöhten Sojaverzehrs gewarnt. Eine vegane Ernährung von Kindern führte in der Vergangenheit wiederholt zu Gefängnisstrafen und Entzug des Sorgerechts.
    
Ein besonders radikaler [[Rohkost]]-Veganismus wurde von den Anhängern der [[Urkost]] nach [[Franz Konz]] betrieben.
 
Ein besonders radikaler [[Rohkost]]-Veganismus wurde von den Anhängern der [[Urkost]] nach [[Franz Konz]] betrieben.
    
==Ursprung==
 
==Ursprung==
Donald Watson, Gründer der Vegan Society und Erfinder des Wortes ''vegan'', glaubte das „spirituelle Schicksal“ des Menschen sei so beschaffen, dass er mit der Zeit mit Abscheu darauf zurückblicken werde, sich einst von „Tierkadavern“ ernährt zu haben und dies ein großes Hindernis für die moralische Entwicklung des Menschen sei. Watson sah Menschen als ein „Parasit von niedrigerer Formen von Tierleben“ und glaubte an „nicht-materielle (ideelle) Schwingungs-Eigenschaften“ des Essens und dass es unwahrscheinlich sei, diese durch die üblichen materialistischen (gemeint war wohl naturwissenschaftlichen) Forschungsmethoden zu ergründen. Ausschließlich durch die „Eliminierung aller tierischen Schwingungen aus unserer Ernährung“ könne der Weg zu einem „wirklich gesunden Zellaufbau und einem  gegenwärtig unbekannten Grad an Intuition und psychischem Bewusstsein“ gefunden werden.<ref>Erste Ausgabe der [http://www.ukveggie.com/vegan_news „The vegan News“] von Donald Watson</ref> Auch aktuell wird Veganismus mit dem esoterischen Spektrum in Verbindung gesetzt und teilweise als Sekte oder an religiöse Reinheitsgebote erinnernde Weltanschauung bezeichnet. Es besteht zudem der Vorwurf missionierend tätig zu sein und andere Meinungen nicht zu akzeptieren.<ref>https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/vegane-ernaehrung-der-irrglaube-a-1221584.html</ref><ref>https://blog.tagesanzeiger.ch/hugostamm/index.php/33406/toedlicher-aberglaube/</ref><ref name='20min'>https://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Auch-vegane-Ernaehrung-erzeugt-Umweltprobleme--11615643</ref><ref>https://www.heise.de/tp/features/Vom-Veganismus-zur-Orthorexie-3366478.html/</ref>
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Donald Watson, Gründer der Vegan Society und Erfinder des Wortes ''vegan'', glaubte das „spirituelle Schicksal“ des Menschen sei so beschaffen, dass er mit der Zeit mit Abscheu darauf zurückblicken werde, sich einst von „Tierkadavern“ ernährt zu haben und dies ein großes Hindernis für die moralische Entwicklung des Menschen sei. Watson sah Menschen als ein „Parasit von niedrigerer Formen von Tierleben“ und glaubte an „nicht-materielle (ideelle) Schwingungs-Eigenschaften“ des Essens und dass es unwahrscheinlich sei, diese durch die üblichen materialistischen (gemeint war wohl naturwissenschaftlichen) Forschungsmethoden zu ergründen. Ausschließlich durch die „Eliminierung aller tierischen Schwingungen aus unserer Ernährung“ könne der Weg zu einem „wirklich gesunden Zellaufbau und einem  gegenwärtig unbekannten Grad an Intuition und psychischem Bewusstsein“ gefunden werden.<ref>Erste Ausgabe der [https://web.archive.org/web/20041204072014/http://www.ukveggie.com/vegan_news/ „The vegan News“] von Donald Watson</ref> Auch aktuell wird Veganismus mit dem esoterischen Spektrum in Verbindung gesetzt und teilweise als Sekte oder an religiöse Reinheitsgebote erinnernde Weltanschauung bezeichnet. Es besteht zudem der Vorwurf missionierend tätig zu sein und andere Meinungen nicht zu akzeptieren.<ref>https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/vegane-ernaehrung-der-irrglaube-a-1221584.html</ref><ref>https://blog.tagesanzeiger.ch/hugostamm/index.php/33406/toedlicher-aberglaube/</ref><ref name='20min'>https://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Auch-vegane-Ernaehrung-erzeugt-Umweltprobleme--11615643</ref><ref>https://www.heise.de/tp/features/Vom-Veganismus-zur-Orthorexie-3366478.html/</ref>
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Für einige anerkannte Glaubensgemeinschaften wie die Siebenten-Tags-Adventisten, deren Mitglieder maßgeblich zu den methodisch umstrittenen Positionspapieren der Academy of Dietics and Nutrition (ehemals American Dietics Association) beitrugen, ist eine vegetarische, möglichst vegane Ernährungsweise verpflichtend.<ref>https://letthemeatmeat.com/tagged/Seventhday_Adventists</ref>
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Von einigen anerkannte Glaubensgemeinschaften wie den Siebenten-Tags-Adventisten, deren Mitglieder maßgeblich zu den methodisch umstrittenen Positionspapieren der Academy of Dietics and Nutrition (ehemals American Dietetic Association) beitrugen, wird eine lakto-vegetarische, möglichst vegane Ernährungsweise nach den Schriften der Prophetin Ellen G. White angestrebt und auch außerhalb der Gemeinden stark mit Missionierungsabsichten propagiert.<ref>[https://web.archive.org/web/20190726061030/https://letthemeatmeat.com/post/698054451/interview-with-an-ex-adventist-sondra Let Them Eat Meat : Interview with an Ex-Adventist: Sondra]</ref><ref>[https://web.archive.org/web/20171120015714/http://letthemeatmeat.com/post/22315152288/history-of-the-american-dietetic-associations#_=_ Let Them Eat Meat : History of the American Dietetic Association’s Vegetarian Position Papers, Part One: Why Seventh-day Adventists Want to Prove That Vegetarianism is the Healthiest Diet, and How They Influenced the ADA/Academy of Nutrition and Dietetics]</ref><ref>[https://web.archive.org/web/20201111231627/https://letthemeatmeat.com/post/23160600944/history-of-the-american-dietetic-associations Let Them Eat Meat : History of the American Dietetic Association’s Vegetarian Position Papers, Part Two: 1980]</ref>
    
==Ethische Gründe==
 
==Ethische Gründe==
Vegan lebende Menschen sehen in ihrer Lebenseinstellung eine völlige Abkehr von der Ausbeutung von Tieren, die sie als [[Tierrechte|gleichberechtigte Mitgeschöpfe]] mit einem Recht auf artgerechtes Leben sehen. Diese Einstellung wird in Veganerkreisen beispielsweise mit dem Slogan "Fleisch ist Mord" propagiert. Da die Milch- und Eierproduktion untrennbar mit der Fleischwirtschaft verbunden sind, lehnen Veganer auch den Genuss von Milchprodukten und Eiern ab. Damit eine Kuh Milch gibt, muss sie jedes Jahr kalben. Die männlichen Kälber werden in die Mast gegeben und als Jungbullen nach 18-20 Monaten, als Kalbfleisch bereits nach 22 Wochen geschlachtet. Ebenso werden bei der Legehennenaufzucht die männlichen Küken sofort getötet (Eintagsküken), da eine hohe Legeleistung und ein niedriger Fleischansatz (und umgekehrt) invers miteinander korreliert sind und sich die Aufzucht der Hähne für die Betreiber finanziell nicht lohnt. Sie werden für die Haustierfutterproduktion geschreddert oder im Stück als Futtertiere verkauft. Dabei kann die Kritik an tierquälerischen Aufzucht-, Transport- und Schlachtmethoden, die die Intensivtierhaltung mit sich bringen kann, durchaus gerechtfertigt sein.<ref>http://www.animals-angels.de/</ref>
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Vegan lebende Menschen sehen in ihrer Lebenseinstellung eine völlige Abkehr von der Ausbeutung von Tieren, die sie als [[Tierrechte|gleichberechtigte Mitgeschöpfe]] mit einem Recht auf artgerechtes Leben sehen. Diese Einstellung wird in Veganerkreisen beispielsweise mit dem Slogan "Fleisch ist Mord" propagiert. Da die Milch- und Eierproduktion untrennbar mit der Fleischwirtschaft verbunden sind, lehnen Veganer auch den Genuss von Milchprodukten und Eiern ab. Damit eine Kuh Milch gibt, muss sie jedes Jahr kalben. Die männlichen Kälber werden in die Mast gegeben und als Jungbullen nach 18-20 Monaten, als Kalbfleisch bereits nach 22 Wochen geschlachtet. Ebenso werden bei der Legehennenaufzucht die männlichen Küken sofort getötet (Eintagsküken), da eine hohe Legeleistung mit einem niedrigeren Fleischansatz einhergeht und sich die Aufzucht der Hähne für die Betreiber finanziell nicht lohnt. Sie werden für die Haustierfutterproduktion geschreddert oder im Stück als Futtertiere verkauft. Dabei kann die Kritik an tierquälerischen Aufzucht-, Transport- und Schlachtmethoden, die die Intensivtierhaltung mit sich bringen kann, durchaus gerechtfertigt sein.<ref>http://www.animals-angels.de/</ref>
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Als Beweggrund für eine vegane Ernährung wird z.T. der Wunsch nach einer "natürlichen" Ernährung genannt. Veganismus in der heutigen Form ist ein relativ junges kulturelles Phänomen, das sich nur schwerlich über Begriffe wie "Natürlichkeit" legitimieren lässt. Der Glaube, die vegane Ernährung sei "natürlicher", stützt sich häufig auf die Annahme, der Mensch sei kein Fleischfresser (Carnivore). Nach heutigem Kenntnisstand ist der Homo sapiens weder ein reiner Fleischfresser (Carnivore) noch ein reiner Pflanzenfresser (Herbivore), sondern ein so genannter Allesfresser (Omnivore). Wissenschaftler gehen davon aus, dass erst durch den Verzehr von gekochtem Fleisch und tierischen Proteinen, die Entwicklung des modernen Gehirns und später Kultur ermöglicht wurde.<ref>[https://www.sciencedaily.com/releases/2012/04/120420105539.htm Meat eating behind evolutionary success of humankind, global population spread, study suggests]</ref><ref>[https://news.harvard.edu/gazette/story/2008/04/eating-meat-led-to-smaller-stomachs-bigger-brains Eating meat led to smaller stomachs, bigger brains]</ref><ref>[https://time.com/4252373/meat-eating-veganism-evolution Sorry Vegans: Here's How Meat-Eating Made Us Human]</ref><ref>[https://www.npr.org/sections/thesalt/2012/10/24/163536159/when-fire-met-meat-the-brains-of-early-humans-grew-bigger?t=1565026974524 When Fire Met Food, The Brains Of Early Humans Grew Bigger]</ref> Die omnivore Lebensweise erleichterte es dem modernen Menschen, sich nahezu jedes Ökosystem der Erde als Lebensraum zu erschließen.<ref>Alexander Ströhle, Andreas Hahn: [http://www.ernaehrungs-umschau.de/media/pdf/pdf_2006/02_06/EU02_52_58.pdf Evolutionäre Ernährungswissenschaft und „steinzeitliche“ Ernährungsempfehlungen – Stein der alimentären Weisheit oder Stein des Anstoßes?] In: Ernährungs-Umschau Original. Band 53, Nr. 2, 2006, S. 52–58.</ref> Der Fleischanteil der menschlichen Nahrung war jedoch stets starken Schwankungen unterworfen.<ref>[http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1747-0080.2007.00194.x/full Neil Mann, Nutrition & Dietetics, Special Issue: The Role of Red Meat in the Australian Diet. Page S99–S195, Volume 64, Issue Supplement s4, pages S102–S107, September 2007]</ref> Veganismus ist daher eine kulturelle Entscheidung und lässt sich nicht mit der "natürlichen" Entwicklungsgeschichte des Menschen begründen.
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Als Beweggrund für eine vegane Ernährung wird z.T. der Wunsch nach einer "natürlichen" Ernährung genannt. Veganismus in der heutigen Form ist ein relativ junges kulturelles Phänomen, das sich nur schwerlich über Begriffe wie "Natürlichkeit" legitimieren lässt. Der Glaube, die vegane Ernährung sei "natürlicher", stützt sich häufig auf die Annahme, der Mensch sei kein Fleischfresser (Carnivore). Nach heutigem Kenntnisstand ist der Homo sapiens weder ein reiner Fleischfresser (Carnivore) noch ein reiner Pflanzenfresser (Herbivore), sondern ein so genannter Allesfresser (Omnivore). Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Gattung Homo erst durch den regelmäßigen Verzehr von Fleisch und [[Rohkost|gekochter Nahrung]] die Entwicklung des modernen Gehirns und später Kultur ermöglicht wurde.<ref>[https://www.sciencedaily.com/releases/2012/04/120420105539.htm Meat eating behind evolutionary success of humankind, global population spread, study suggests]</ref><ref>[https://news.harvard.edu/gazette/story/2008/04/eating-meat-led-to-smaller-stomachs-bigger-brains Eating meat led to smaller stomachs, bigger brains]</ref><ref>[https://time.com/4252373/meat-eating-veganism-evolution Sorry Vegans: Here's How Meat-Eating Made Us Human]</ref><ref>[https://www.npr.org/sections/thesalt/2012/10/24/163536159/when-fire-met-meat-the-brains-of-early-humans-grew-bigger?t=1565026974524 When Fire Met Food, The Brains Of Early Humans Grew Bigger]</ref> Die omnivore Lebensweise erleichterte es dem modernen Menschen, sich nahezu jedes Ökosystem der Erde als Lebensraum zu erschließen.<ref>Alexander Ströhle, Andreas Hahn: [http://www.ernaehrungs-umschau.de/media/pdf/pdf_2006/02_06/EU02_52_58.pdf Evolutionäre Ernährungswissenschaft und „steinzeitliche“ Ernährungsempfehlungen – Stein der alimentären Weisheit oder Stein des Anstoßes?] In: Ernährungs-Umschau Original. Band 53, Nr. 2, 2006, S. 52–58.</ref> Der Fleischanteil der menschlichen Nahrung war jedoch stets starken Schwankungen unterworfen.<ref>[http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1747-0080.2007.00194.x/full Neil Mann, Nutrition & Dietetics, Special Issue: The Role of Red Meat in the Australian Diet. Page S99–S195, Volume 64, Issue Supplement s4, pages S102–S107, September 2007]</ref> Veganismus ist daher eine kulturelle Entscheidung und lässt sich nicht mit der "natürlichen" Entwicklungsgeschichte des Menschen begründen.
 
[[image:PETA.jpg|thumb|Aktion von [[PETA]]]]
 
[[image:PETA.jpg|thumb|Aktion von [[PETA]]]]
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==Vegane Lebensmittel==
 
==Vegane Lebensmittel==
Veganer ernähren sich von Obst und Gemüse sowie von Substituten tierischer Nahrungsmittel, häufig auf der Basis von Soja (Tofu, Sojamilch). Milchaustauschprodukte gibt es als Getreidemilch, Hafermilch, Hanfmilch, Kokosmilch, Mandelmilch, Reismilch und Sesammilch. Käsealternativen werden auf der Basis von Hefe hergestellt.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Veganismus</ref>
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Veganer ernähren sich von Obst und Gemüse sowie von Substituten tierischer Nahrungsmittel, häufig auf der Basis von Soja (Tofu, Sojamilch). Milchaustauschprodukte gibt es als Getreidemilch, Hafermilch, Hanfmilch, Kokosmilch, Mandelmilch, Reismilch und Sesammilch. Käsealternativen werden auf der Basis von Hefe oder Pflanzenfett ("Analogkäse") hergestellt.
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In der Europäischen Union muss mit Inkrafttreten der Lebensmittel-Informationsverordnung seit dem 13. Dezember 2014 auf der Verpackung kenntlich gemacht werden, wenn das Produkt aus Kunstkäse besteht oder Anteile davon enthält.
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Aufgrund des häufigen Einsatzes günstigerer Käseimitate in zahlreichen Fertigprodukten bis hin zum Etikettenschwindel ist es zudem seit der GMO-Verordnung 1234/2007 nicht mehr gestattet, Erzeugnisse, bei denen Milchfett gegen pflanzliches Fett ausgetauscht wurde, mit dem Namenszusatz „Käse“ zu bezeichnen. In der Schweiz wurden vereinzelte Produkte zugelassen, sofern sie einen Hinweis im Namen trugen daß es sich um Imitate handelt (z.B. "Käse-Ersatz").
    
==Gesundheitliche Vorteile==
 
==Gesundheitliche Vorteile==
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Möglicherweise ist der Grund für den besseren Gesundheitszustand der Vegetarier auch auf ihren generell gesünderen Lebenswandel zurückzuführen –  sie trinken durchschnittlich weniger Alkohol, rauchen seltener, bewegen sich regelmäßiger und konsumieren nur selten Genussmittel und Drogen.<ref>http://www.ernaehrungs-umschau.de/suche/?query=Vegetarier</ref><ref>http://www.ernaehrungs-umschau.de/suche/?id=2103</ref><ref name="walter" />
 
Möglicherweise ist der Grund für den besseren Gesundheitszustand der Vegetarier auch auf ihren generell gesünderen Lebenswandel zurückzuführen –  sie trinken durchschnittlich weniger Alkohol, rauchen seltener, bewegen sich regelmäßiger und konsumieren nur selten Genussmittel und Drogen.<ref>http://www.ernaehrungs-umschau.de/suche/?query=Vegetarier</ref><ref>http://www.ernaehrungs-umschau.de/suche/?id=2103</ref><ref name="walter" />
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Unterstützer findet die vegane Ernährungsweise auch bei Anhängern pseudowissenschaftlicher Ansichten, wonach [[Milchlüge|Milch]] (bzw. Kasein) giftig oder krebserregend sei und tierische Proteine Auslöser für verschiedene Zivilisationskrankheiten (Krebs, Diabetes, Herzinfarkt, Allergien) seien sowie den Körper [[Übersäuerung|übersäuern]] und mit [[Entschlackung|"Schlacken"]] anreicherten. Ein Übermaß an Eiweißzufuhr durch Fleisch führe zudem zur (wissenschaftlich nicht belegten) "[[Eiweißspeicherkrankheit]]".<ref>http://www.zentrum-der-gesundheit.de/eiweissspeicherkrankheit.html</ref> Die Annahme, ihre Lebensweise sei die gesündere, begründen Veganer auch mit der so genannten China-Studie von [[Colin T. Campbell]], Professor für Biochemie an der Cornell University Ithaca, New York (USA); deren Aussage, dass tierische Proteine generell gesundheitsschädlich sind, ist jedoch wissenschaftlich unhaltbar.<ref>http://www.cholesterol-and-health.com/China-Study.html</ref><ref>http://www.cholesterol-and-health.com/Campbell-Masterjohn.html</ref>
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Unterstützer findet die vegane Ernährungsweise auch bei Anhängern pseudowissenschaftlicher Ansichten, wonach [[Milchlüge|Milch]] (bzw. Kasein) giftig oder krebserregend sei und tierische Proteine Auslöser für verschiedene Zivilisationskrankheiten (Krebs, Diabetes, Herzinfarkt, Allergien) seien sowie den Körper [[Übersäuerung|übersäuern]] und mit [[Entschlackung|"Schlacken"]] anreicherten. Ein Übermaß an Eiweißzufuhr durch Fleisch führe zudem zur (wissenschaftlich nicht belegten) "[[Eiweißspeicherkrankheit]]".<ref>http://www.zentrum-der-gesundheit.de/eiweissspeicherkrankheit.html</ref> Die Annahme, ihre Lebensweise sei die gesündere, begründen Veganer auch mit dem Buch "The China Study" von [[T. Colin Campbell]], Professor für Biochemie an der Cornell University Ithaca, New York (USA); deren Aussage, dass tierische Proteine generell gesundheitsschädlich sind, ist jedoch wissenschaftlich unhaltbar.<ref>http://www.cholesterol-and-health.com/China-Study.html</ref><ref>http://www.cholesterol-and-health.com/Campbell-Masterjohn.html</ref>
    
==Gesundheitliche Risiken==
 
==Gesundheitliche Risiken==
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Die vegane Lebensweise hat einige deutliche Risiken. Besondere Bedeutung kommt dem '''Vitamin&nbsp;B12''' zu, das fast ausschließlich in tierischen Geweben vorkommt, so dass eine vegane Ernährungsweise über einen langen Zeitraum zu Vitamin&nbsp;B12-Mangel führen kann<ref>http://www.medizinfo.de/haematologie/anaemie/vitamin_b12_mangelanaemie.shtml</ref>.  
 
Die vegane Lebensweise hat einige deutliche Risiken. Besondere Bedeutung kommt dem '''Vitamin&nbsp;B12''' zu, das fast ausschließlich in tierischen Geweben vorkommt, so dass eine vegane Ernährungsweise über einen langen Zeitraum zu Vitamin&nbsp;B12-Mangel führen kann<ref>http://www.medizinfo.de/haematologie/anaemie/vitamin_b12_mangelanaemie.shtml</ref>.  
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Keine pflanzliche Nahrung enthält für den menschlichen Bedarf ausreichende Mengen von Vitamin B12, dies gilt insbesondere auch für fermentierte Sojaprodukte und Algen (z. B. [[Spirulina]], [[Chlorella]] und [[AFA-Algen]]). Diverse Algen-Produkte (Nori, Chlorella) sowie Sauerkraut und ungewaschenes Obst und Gemüse enthalten keine nennenswerten Anteile an wirksamen Cobalamin-Verbindungen, sie enthalten vielfach überwiegend Vitamin-B12-Analoga. Gerade bei einer Unterversorgung mit wirksamen Cobalamin-Verbindungen ist die zusätzliche Zufuhr von B12-Analoga mit gesundheitlichen Risiken verbunden.<ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=Carmel%20R,%20Karnaze%20DS,%20Weiner%20JM.%20Neurologic</ref> Vitamin B12 ist hingegen in fast allen Nahrungsmitteln tierischer Herkunft (auch Eiern und Milchprodukten) enthalten und wird sehr gut als Depot in der Leber gespeichert.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Vitamin_B12#Vorkommen</ref> Die American Dietic Association empfiehlt insbesondere Veganern daher den Verzehr von Vitamin B12 angereicherten Produkten oder die Einnahme geeigneter Nahrungsergänzungsmittel.<ref>[http://www.eatright.org/WorkArea/linkit.aspx?LinkIdentifier=id&ItemID=8417 Position of the American Dietetic Association: Vegetarian Diets (2009)]</ref>
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Keine pflanzliche Nahrung enthält für den menschlichen Bedarf ausreichende Mengen von Vitamin B12, dies gilt insbesondere auch für fermentierte Sojaprodukte und Algen (z. B. [[Spirulina]], [[Chlorella]] und [[AFA-Algen]]). Diverse Algen-Produkte (Nori, Chlorella) sowie Sauerkraut und ungewaschenes Obst und Gemüse enthalten keine nennenswerten Anteile an wirksamen Cobalamin-Verbindungen, sie enthalten vielfach überwiegend Vitamin-B12-Analoga. Gerade bei einer Unterversorgung mit wirksamen Cobalamin-Verbindungen ist die zusätzliche Zufuhr von B12-Analoga mit gesundheitlichen Risiken verbunden.<ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=Carmel%20R,%20Karnaze%20DS,%20Weiner%20JM.%20Neurologic</ref> Vitamin B12 ist hingegen in fast allen Nahrungsmitteln tierischer Herkunft (auch Eiern und Milchprodukten) enthalten und wird sehr gut als Depot in der Leber gespeichert.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Vitamin_B12#Vorkommen</ref> Die American Dietietic Association empfiehlt insbesondere Veganern daher den Verzehr von Vitamin B12 angereicherten Produkten oder die Einnahme geeigneter Nahrungsergänzungsmittel.<ref>[http://www.eatright.org/WorkArea/linkit.aspx?LinkIdentifier=id&ItemID=8417 Position of the American Dietetic Association: Vegetarian Diets (2009)]</ref>
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Ein Mangel an Vitamin B12 kann für eine Störung der Blutbildung (perniziöse Anämie) und vor allem für Störungen von Nervenfunktionen und der Hirnentwicklung (Polyneuropathie und Funikuläre Myelose<ref>http://www.krankheiten.de/Krankheiten/funikulaere_myelose.php</ref>) ursächlich sein. Zudem ist Vitamin&nbsp;B12 am Abbau der Aminosäure Homocystein beteiligt. Hohe Homocystein-Werte gelten als möglicher Risikofaktor für Arteriosklerose und erhöhen damit eventuell die Gefahr etwa für Herzinfarkt und Schlaganfall.<ref name='welt'>http://www.welt.de/wissenschaft/article701161/Experten_Vegane_Ernaehrung_birgt_hochgradige_Risiken.html</ref> Zudem ist es nicht einfach, ohne Milch und Milchprodukte, die die Hauptlieferanten für Kalzium (wichtig für den Knochenaufbau) sind, die empfohlenen Mengen an Kalzium aufzunehmen.
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Ein Mangel an Vitamin B12 kann für eine Störung der Blutbildung (perniziöse Anämie) und vor allem für Störungen von Nervenfunktionen und der Hirnentwicklung (Polyneuropathie und Funikuläre Myelose<ref>http://www.krankheiten.de/Krankheiten/funikulaere_myelose.php</ref>) ursächlich sein. Zudem ist Vitamin&nbsp;B12 am Abbau der Aminosäure Homocystein beteiligt. Hohe Homocystein-Werte gelten als möglicher Risikofaktor für Arteriosklerose und erhöhen damit eventuell die Gefahr etwa für Herzinfarkt und Schlaganfall.<ref name='welt'>http://www.welt.de/wissenschaft/article701161/Experten_Vegane_Ernaehrung_birgt_hochgradige_Risiken.html</ref>
    
===Eisenmangel===
 
===Eisenmangel===
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===Mangel an anderen Nährstoffen===
 
===Mangel an anderen Nährstoffen===
Bei veganer Kost können auch Defizite von Jod, Zink, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B2, und Vitamin D auftreten.<ref>http://derstandard.at/1295570657095/Naehrstoff-Ausgleich-Strenge-vegetarische-Kost-kann-Mangel-erzeugen</ref> Da die für das Knochenwachstum wichtigen Nährstoffe Kalzium und Vitamin D eher in tierischen Lebensmittel vorkommen und in pflanzlichen Formen oft an aufnahmehemmende Stoffe wie Oxal- und Phytinsäure gebunden sind, kann eine vegane Lebensweise zu einer verminderten Knochenstärke führen.<ref>https://science.orf.at/stories/2994580</ref> Auch die Versorgung des Körpers mit Proteinen kann zu gering ausfallen<ref>http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=29348</ref>, weshalb viele vegan lebende Menschen Sojaproduke zu sich nehmen, um dem Mangel vorzubeugen.<br>
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Bei veganer Kost können auch Defizite von Jod, Zink, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B2, und Vitamin D auftreten.<ref>http://derstandard.at/1295570657095/Naehrstoff-Ausgleich-Strenge-vegetarische-Kost-kann-Mangel-erzeugen</ref> Zudem ist es nicht einfach, ohne Milch und Milchprodukte, die die Hauptlieferanten für Kalzium (wichtig für den Knochenaufbau) sind, die empfohlenen Mengen an Kalzium aufzunehmen.  Da die für das Knochenwachstum wichtigen Nährstoffe Kalzium und Vitamin D eher in tierischen Lebensmittel vorkommen und in pflanzlichen Formen oft an aufnahmehemmende Stoffe wie Oxal- und Phytinsäure gebunden sind, kann eine vegane Lebensweise zu einer verminderten Knochenstärke führen.<ref>https://science.orf.at/stories/2994580</ref>
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Auch die Versorgung des Körpers mit Proteinen kann zu gering ausfallen<ref>http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=29348</ref>, weshalb viele vegan lebende Menschen Sojaproduke zu sich nehmen, um dem Mangel vorzubeugen.<br>
 
Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) liegen in Pflanzen nicht in Reinform vor, sondern nur in ihrer Vorstufe Alpha-Linolensäure (ALA),
 
Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) liegen in Pflanzen nicht in Reinform vor, sondern nur in ihrer Vorstufe Alpha-Linolensäure (ALA),
die im Körper lediglich zu 5-10% in EPA und 1-5% in DHA umgewandelt werden kann. Eine insbesonders in der veganen Ernährung hohe Linolsäureaufnahme stört diesen Prozess. Ein Review von 2016, welches die Umwandlungsraten von ALA in DHA untersuchte, kommt zu dem Schluss, dass ALA ein ungeeignetes Substitut für DHA ist.<ref name="α-Linolensäure – Wikipedia">https://de.wikipedia.org/wiki/%CE%91-Linolens%C3%A4ure#Biologische_Bedeutung</ref>
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die im Körper lediglich zu 5-10% in EPA und 1-5% in DHA umgewandelt werden kann. Eine insbesonders in der veganen Ernährung (durch einen erhöhten Verzehr von Ölsaaten und Nüssen häufig vorkommende) hohe Linolsäureaufnahme stört diesen Prozess. Ein Review von 2016, welches die Umwandlungsraten von ALA in DHA untersuchte, kommt zu dem Schluss, dass ALA ein ungeeignetes Substitut für DHA ist.<ref name="α-Linolensäure – Wikipedia">https://de.wikipedia.org/wiki/%CE%91-Linolens%C3%A4ure#Biologische_Bedeutung</ref>
    
===Risiken eines erhöhten Sojaverzehrs===
 
===Risiken eines erhöhten Sojaverzehrs===
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===Essstörungen===
 
===Essstörungen===
Es wird diskutiert, dass Veganismus im Zusammenhang mit Anorexie und Bulimie stehen könnte. Zudem wird ein Zusammenhang mit [https://de.wikipedia.org/wiki/Orthorexia_nervosa Orthorexie], der übermäßigen Beschäftigung mit der Qualität der Lebensmittel aufgrund selbst auferlegter Regeln, angenommen.<ref>https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/article/954963/radikalisierung-ernaehrung-vegane-kost-ersatzreligion.html</ref><ref>https://tageswoche.ch/form/interview/anorexie-und-veganismus-haben-gemeinsamkeiten/</ref><ref>https://www.stern.de/genuss/essen/einfach-vegan/einfach-vegan-kaum-vegan--schon-krank--habe-ich-orthorexie--6819686.html</ref>
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Es wird diskutiert, dass Veganismus im Zusammenhang mit Anorexie und Bulimie stehen könnte. Zudem wird ein Zusammenhang mit [[Orthorexia nervosa|Orthorexie]], der übermäßigen Beschäftigung mit der Qualität der Lebensmittel aufgrund selbst auferlegter Regeln, angenommen.<ref>https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/article/954963/radikalisierung-ernaehrung-vegane-kost-ersatzreligion.html</ref><ref>https://tageswoche.ch/form/interview/anorexie-und-veganismus-haben-gemeinsamkeiten/</ref><ref>https://www.stern.de/genuss/essen/einfach-vegan/einfach-vegan-kaum-vegan--schon-krank--habe-ich-orthorexie--6819686.html</ref>
    
==Vegane Ernährung von Kindern==
 
==Vegane Ernährung von Kindern==
 
Bei einigen streng veganen Familien werden bereits kleine Kinder vegan ernährt.<ref>https://www.gmx.net/magazine/gesundheit/kindheit-fleisch-wurst-gesund-riskant-32925324</ref> Sie erhalten nach Ende der Stillzeit Kokos- oder Sojamilch, Tee und Säfte und als feste Nahrung ausschließlich pflanzliche Nahrungsmittel. + Diese Form der Ernährung birgt lebensgefährliche Risiken für Kleinkinder durch Mangel an wichtigen Makro- und Mikronährstoffen wie Proteinen, Omega-3-Fettsäuren sowie Eisen, Calcium, Jod und B-Vitaminen, vor allem Vitamin B12.
 
Bei einigen streng veganen Familien werden bereits kleine Kinder vegan ernährt.<ref>https://www.gmx.net/magazine/gesundheit/kindheit-fleisch-wurst-gesund-riskant-32925324</ref> Sie erhalten nach Ende der Stillzeit Kokos- oder Sojamilch, Tee und Säfte und als feste Nahrung ausschließlich pflanzliche Nahrungsmittel. + Diese Form der Ernährung birgt lebensgefährliche Risiken für Kleinkinder durch Mangel an wichtigen Makro- und Mikronährstoffen wie Proteinen, Omega-3-Fettsäuren sowie Eisen, Calcium, Jod und B-Vitaminen, vor allem Vitamin B12.
<ref name='dge'>http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=print&sid=1130</ref><ref>http://www.paediatrie-hautnah.de/archiv/2004/04/ph0404_212.pdf</ref> Da ihnen die für das schnelle Wachstum in dieser Lebensphase nötigen Nährstoffen fehlen, kommt es zu Entwicklungsstörungen, die sogar zum Tod des Kindes wegen Mangelernährung führen können.<ref>http://www.oe24.at/welt/weltchronik/Veganer-Eltern_liessen_Tochter_verhungern_282613.ece</ref><ref>http://www.shortnews.de/start.cfm?id=666663</ref><ref>https://www.gmx.net/magazine/gesundheit/kindheit-fleisch-wurst-gesund-riskant-32925324</ref><ref>http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,328416,00.html</ref><ref>[http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Wenn-Eltern-den-Tod-der-eigenen-Kinder-in-Kauf-nehmen/story/13930467 Wenn Eltern den Tod der eigenen Kinder in Kauf nehmen. Tagesanzeiger, 7. November 2011]</ref> Der Mangel an Vitamin B12 kann bei Säuglingen zu irreversiblen Hirnschäden führen. Da für Erwachsene semi-essentielle Fettsäuren für Heranwachsende noch essentiell sind<ref name="Essential Amino Acids - Wikipedia">https://en.wikipedia.org/wiki/Essential_amino_acid#Essentiality_in_humans</ref>, ist die Deckung des Proteinbedarfs durch pflanzliche Quellen noch einmal zusätzlich gegenüber regulärer veganen Ernährung erschwert. Eine streng vegane Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern wird daher als ungeeignet bewertet.<ref>http://www.eufic.org/page/de/faqid/53/</ref><ref name='dge'></ref>
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<ref name='dge'>http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=print&sid=1130</ref><ref>http://www.paediatrie-hautnah.de/archiv/2004/04/ph0404_212.pdf</ref> Da ihnen die für das schnelle Wachstum in dieser Lebensphase nötigen Nährstoffen fehlen, kommt es zu Entwicklungsstörungen, die sogar zum Tod des Kindes wegen Mangelernährung führen können.<ref>http://www.oe24.at/welt/weltchronik/Veganer-Eltern_liessen_Tochter_verhungern_282613.ece</ref><ref>http://www.shortnews.de/start.cfm?id=666663</ref><ref>https://www.gmx.net/magazine/gesundheit/kindheit-fleisch-wurst-gesund-riskant-32925324</ref><ref>http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,328416,00.html</ref><ref>[http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Wenn-Eltern-den-Tod-der-eigenen-Kinder-in-Kauf-nehmen/story/13930467 Wenn Eltern den Tod der eigenen Kinder in Kauf nehmen. Tagesanzeiger, 7. November 2011]</ref> Der Mangel an Vitamin B12 kann bei Säuglingen zu irreversiblen Hirnschäden führen. Da für Erwachsene semi-essentielle Fettsäuren für Heranwachsende noch essentiell sind<ref name="Essential Amino Acids - Wikipedia">https://en.wikipedia.org/wiki/Essential_amino_acid#Essentiality_in_humans</ref>, wird die Deckung des Proteinbedarfs durch pflanzliche Quellen zusätzlich erschwert. Eine streng vegane Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern wird daher als ungeeignet bewertet.<ref>http://www.eufic.org/page/de/faqid/53/</ref><ref name='dge'></ref>
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Eine vegane Ernährung von Kindern führte in der Vergangenheit wiederholt zu mehrjährigen Gefängnisstrafen und Entzug des Sorgerechts.<ref>https://www.thelocal.se/20190523/swedish-parents-sentenced-to-three-months-jail-for-undernourishment-of-vegan-child</ref><ref>https://www.news.com.au/national/nsw-act/courts-law/parents-face-court-over-neglect-of-child-on-veganonly-diet/news-story/00b9be2eac43730183111939626ee10a</ref><ref>https://www.watson.ch/blogs/sektenblog/337158730-vorsicht-vegane-ernaehrung-kann-fuer-kinder-toedlich-sein</ref><ref>https://www.20min.ch/ausland/news/story/Eltern-vor-Gericht--weil-sie-ihr-Kind-vegan-ernaehrten-18273166</ref>
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Eine vegane Ernährung von Kindern führte in der Vergangenheit wiederholt zu mehrjährigen Gefängnisstrafen und Entzug des Sorgerechts:<ref>https://www.thelocal.se/20190523/swedish-parents-sentenced-to-three-months-jail-for-undernourishment-of-vegan-child</ref><ref>https://www.news.com.au/national/nsw-act/courts-law/parents-face-court-over-neglect-of-child-on-veganonly-diet/news-story/00b9be2eac43730183111939626ee10a</ref><ref>https://www.watson.ch/blogs/sektenblog/337158730-vorsicht-vegane-ernaehrung-kann-fuer-kinder-toedlich-sein</ref><ref>https://www.20min.ch/ausland/news/story/Eltern-vor-Gericht--weil-sie-ihr-Kind-vegan-ernaehrten-18273166</ref>
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So verhungerte beispielsweise 2004 im deutschen Paderborn der 16 Monate alte Leon. Völlig entkräftet war das Kind an Austrocknung und Lungenentzündung gestorben. Die Eltern waren Anhänger der [[Urkost]] nach [[Franz Konz]], einer radikal-veganen Ernährungsweise, die nur nur Rohkost zulässt. Wegen des Hungertods ihres Sohnes wurden die Eltern zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.<ref>http://www.spiegel.de/panorama/kind-verhungert-bewaehrungsstrafen-fuer-veganer-eltern-a-328416.html</ref>
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* So verhungerte beispielsweise 2004 im deutschen Paderborn der 16 Monate alte Leon. Völlig entkräftet war das Kind an Austrocknung und Lungenentzündung gestorben. Die Eltern waren Anhänger der [[Urkost]] nach [[Franz Konz]], einer radikal-veganen Ernährungsweise, die nur nur Rohkost zulässt. Wegen des Hungertods ihres Sohnes wurden die Eltern zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.<ref>http://www.spiegel.de/panorama/kind-verhungert-bewaehrungsstrafen-fuer-veganer-eltern-a-328416.html</ref>
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Im US-Staat Pennsylvania ernährte eine 33-jährige Veganerin ihren elf Monate alten Sohn ausschließlich mit Nüssen und Trockenobst. Der Junge musste ins Krankenhaus, weil er durch die Mangelernährung motorisch unterentwickelt war, und weder seine Hände bewegen noch krabbeln konnte.<ref>http://www.spiegel.de/panorama/vegane-mutter-fuettert-elf-monate-alten-sohn-mit-nuessen-und-obst-a-1115752.html</ref>
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* Im US-Staat Pennsylvania ernährte eine 33-jährige Veganerin ihren elf Monate alten Sohn ausschließlich mit Nüssen und Trockenobst. Der Junge musste ins Krankenhaus, weil er durch die Mangelernährung motorisch unterentwickelt war, und weder seine Hände bewegen noch krabbeln konnte.<ref>http://www.spiegel.de/panorama/vegane-mutter-fuettert-elf-monate-alten-sohn-mit-nuessen-und-obst-a-1115752.html</ref>
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Die "Welt" berichtete von einem zweijährigen Kind aus Jena, das mit einer Hirnblutung und Atemnot auf die Intensivstation gebracht wurde. Durch einen schweren Vitamin B12-Mangel war es zu einer Schrumpfung von Groß- und Kleinhirn und einer Blutarmut gekommen. Die Mutter war Veganerin und hatte offenbar ein Jahr lng nur gestillt.<ref>https://www.welt.de/gesundheit/article150851106/So-gefaehrlich-ist-vegane-Ernaehrung-fuer-Kinder.html</ref>
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* Die "Welt" berichtete von einem zweijährigen Kind aus Jena, das mit einer Hirnblutung und Atemnot auf die Intensivstation gebracht wurde. Durch einen schweren Vitamin B12-Mangel war es zu einer Schrumpfung von Groß- und Kleinhirn und einer Blutarmut gekommen. Die Mutter war Veganerin und hatte offenbar ein Jahr lang nur gestillt.<ref>https://www.welt.de/gesundheit/article150851106/So-gefaehrlich-ist-vegane-Ernaehrung-fuer-Kinder.html</ref>
    
Als Alternative zu tierischen Eiweißen dient vielfach Soja. Soja enthält eine erhebliche Menge Isoflavone (Phytoöstrogene), also Naturstoffe, die in ihrer chemischen Struktur weiblichen Sexualhormonen ähneln und an entsprechenden Rezeptoren andocken können. Für Säuglinge und Kinder, die noch keine eigenen Sexualhormone bilden, ist das Risiko einer schädlichen Wirkung hoch: In Sojamilch wurden Konzentrationen gefunden, die - rechnet man das Ganze auf das Gewicht eines Säuglings um - der Dosis entsprechen, die in mehreren Antibabypillen enthalten ist. Verschiedene Untersuchungen deuten darauf hin, dass dabei tatsächlich hormonelle Effekte auftreten; bei Mädchen beispielsweise eine zu früh einsetzende Ausbildung der Geschlechtsmerkmale. Bei Jungen wird - aufgrund von Tierversuchen - befürchtet, dass die Hoden geschädigt werden. Männliche Ratten, deren Mütter mit Soja gefüttert worden waren, waren impotent. Verwendet man die Säuglingsnahrung nach den Angaben der Hersteller, dann ist die zugeführte Dosis extrem hoch – sie ist um ein Vielfaches höher als die Dosis, die bei Frauen in der Menopause zur Linderung von Beschwerden eingesetzt wird.<ref>http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/gesundheit/Gesundheit-Krebs-Oestrogen;art300,2350650</ref> Das Pflanzenhormon wirkt hochdosiert krebsfördernd bei Neugeborenen, führt zu Fruchtbarkeitsstörungen und beeinträchtigt außerdem die Schilddrüsenfunktion.<ref name='sued'>http://www.sueddeutsche.de/wissen/189/423948/text/</ref> Ferner kam es auch zur Zurückbildung des Thymus, einem gerade in der frühen Kindheit wichtigen Organ des Immunsystems.
 
Als Alternative zu tierischen Eiweißen dient vielfach Soja. Soja enthält eine erhebliche Menge Isoflavone (Phytoöstrogene), also Naturstoffe, die in ihrer chemischen Struktur weiblichen Sexualhormonen ähneln und an entsprechenden Rezeptoren andocken können. Für Säuglinge und Kinder, die noch keine eigenen Sexualhormone bilden, ist das Risiko einer schädlichen Wirkung hoch: In Sojamilch wurden Konzentrationen gefunden, die - rechnet man das Ganze auf das Gewicht eines Säuglings um - der Dosis entsprechen, die in mehreren Antibabypillen enthalten ist. Verschiedene Untersuchungen deuten darauf hin, dass dabei tatsächlich hormonelle Effekte auftreten; bei Mädchen beispielsweise eine zu früh einsetzende Ausbildung der Geschlechtsmerkmale. Bei Jungen wird - aufgrund von Tierversuchen - befürchtet, dass die Hoden geschädigt werden. Männliche Ratten, deren Mütter mit Soja gefüttert worden waren, waren impotent. Verwendet man die Säuglingsnahrung nach den Angaben der Hersteller, dann ist die zugeführte Dosis extrem hoch – sie ist um ein Vielfaches höher als die Dosis, die bei Frauen in der Menopause zur Linderung von Beschwerden eingesetzt wird.<ref>http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/gesundheit/Gesundheit-Krebs-Oestrogen;art300,2350650</ref> Das Pflanzenhormon wirkt hochdosiert krebsfördernd bei Neugeborenen, führt zu Fruchtbarkeitsstörungen und beeinträchtigt außerdem die Schilddrüsenfunktion.<ref name='sued'>http://www.sueddeutsche.de/wissen/189/423948/text/</ref> Ferner kam es auch zur Zurückbildung des Thymus, einem gerade in der frühen Kindheit wichtigen Organ des Immunsystems.
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Darüber hinaus enthält die Muttermilch stillender Veganerinnen in einzelnen Fällen einen geringeren Gehalt an Nährstoffen (Lactose, essentielle Fettsäuren, Proteine und Vitamin B12), was teilweise zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und Wachstumsretardierung bei den Säuglingen führte.<ref>https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/vegane-ernaehrung-saeugling-kindesalter/</ref>
 
Darüber hinaus enthält die Muttermilch stillender Veganerinnen in einzelnen Fällen einen geringeren Gehalt an Nährstoffen (Lactose, essentielle Fettsäuren, Proteine und Vitamin B12), was teilweise zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und Wachstumsretardierung bei den Säuglingen führte.<ref>https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/vegane-ernaehrung-saeugling-kindesalter/</ref>
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In einer weiteren polnischen Studie an 5-10-jährigen omnivor, vegetarisch und vegan ernährten Kindern fielen vegetarisch und vegan ernährte Kinder mit niedrigeren Cholesterinwerten und Körperfettanteilen, jedoch auch mit einer kleineren Körpergröße und insbesondere bei vegan ernährten Kindern bedenklich geringerer Knochendichte auf. Im Schnitt niedrigere Vitamin D und Vitamin B12-Spiegel konnten in beiden Gruppen durch Supplementation behoben werden. Zusätzlich war Eisenmangel unter vegan ernährten Kindern häufiger anzutreffen.<ref>[https://academic.oup.com/ajcn/article/113/6/1565/6178918 Growth, body composition, and cardiovascular and nutritional risk of 5- to 10-y-old children consuming vegetarian, vegan, or omnivore diets - The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 113, Issue 6, June 2021, Pages 1565–1577]</ref>
    
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
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*https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2021/09/fuehrt_eine_vegane_ernaehrungsweise_zu_einer_geringeren_knochengesundheit_-268364.html
 
*http://www.antivegan.at/index.php
 
*http://www.antivegan.at/index.php
 
*http://www.tellmed.ch/include_php/previewdoc.php?file_id=4763
 
*http://www.tellmed.ch/include_php/previewdoc.php?file_id=4763
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