Urkost

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Urkost ist eine Ernährungslehre von Franz Konz. Verbreitet wird sie durch Konz' Verein Bund für Gesundheit (BFG) und dessen Zeitschrift Natürlich leben, durch das Buch Der Große Gesundheits-Konz, sowie im Internet vor allem durch Brigitte Rondholz.

Bestandteile der Urkost

Urköstliche Delikatesse Seetang
Rondholz beim Urtraining
Urköstliche Universalmedizin

Gekochtes Essen ist als "Schlechtkost" tabu, Fleisch und andere Tierprodukte ebenfalls. Die Urkost entspricht damit einer rohköstlichen veganen Ernährung, nur dass zusätzlich Wert auf wildwachsende Kräuter gelegt wird, die ungewaschen gegessen werden sollen. Im Winter sind wegen des eingeschränkten Angebotes Brombeerblätter und Vogelmiere obligatorisch, es wird aber auch zum Verzehr von Moosen und Flechten und von Seetang geraten. Man solle auch regelmäßig etwas Erde essen, z.B. von Maulwurfshügeln. Kaffee und Alkohol werden abgelehnt. Auch Trinken an sich ist als überflüssig verpönt, da man mit Früchten und Kräutern genug Flüssigkeit aufnehme.

Ablehnung und Spott erntete Konz allerdings in der veganen Bewegung, als er entgegen der strengen Lehre den Genuss von "rohen, glitschigen Kaulquappen", "klebrigen Schnecken" und "Kleingetier in rohem Zustand" empfahl. Er fügte hinzu: "Wenn Du hin und wieder mal zu rohem Fleisch greifen möchtest, dann solltest Du es salzlos essen". Im Internet kursiert ein Video, in dem Konz Ameisen vom Waldboden aufsammelt und verspeist.

Die Urkost beschränkt sich nicht auf Regeln zur Ernährung. Zur Urkost gehört außerdem das "Urtraining", darunter wird hauptsächlich Joggen und Wandern verstanden, ergänzt durch den "Urschrei" sowie von Rondholz erdachten gymnastische Übungen. Nach Konz, der die Urkost auch UrMedizin nennt, ist ein weiterer wichtiger Bestandteil das "Singen". Dazu propagiert er aus seiner Sicht geeignete Lieder, zum Beispiel:

Auf, auf ihr Urzeitleut,
zum Gesang jetzt kömmt die Zeit.
Tut Euch nit lang besinnen,
die UrMedizin heißt Singen!
So sie uns zu Herzen geht
die Seele aufwärts schwebt.

Ihr lieben Freunde mein,
Franz lädt zum Singen ein.
Damit er euch kann geben
ein glücklich-freud’ges Leben.
So merkt jetzt mal für kurze Zeit
Wie Gesang das Herz erfreut.

Der Tau vom Himmel fällt,
hell wird das Firmament.
Die Vöglein in der Höhen
wenn sie vom Schlaf aufstehen
so singen sie zu unsrer Freud:
auf, auf Ihr Urzeitleut’.

Arztbesuche und vor allem Pharmazie seien unnötig und schädlich ("Ärztemafia", "Vergiftung durch Chemie"). Sollte es trotz urköstlicher lebensweise einmal zu körperlichen Beschwerden kommen, so lassen sich diese mit Heilerde kurieren. Heilerde (mineralogisch gesehen Löss), innerlich oder äußerlich angewendet, ist praktisch das einzige tolerierte "Medikament". In hartnäckigen Fällen wird das "Erdfasten" empfohlen, bei dem der Patient außer täglich ein paar Teelöffeln Heilerde nichts zu sich nimmt. Personen, die besorgt sind, weil sie auch nach einer Weile dieser Prozedur keine Besserung feststellen, bekommen von Konz und Rondholz grundsätzlich zu hören, dass sie entweder zu ungeduldig sind oder zu viel Gift im Körper haben aufgrund von früherer Fehlernährung.

Bei strikt urköstlicher Lebensweise winke eine Lebenserwartung von mindestens 120 Jahren. Neben vorzüglicher Gesundheit gäbe es weitere Vorteile, zum Beispiel mache die Art der Ernährung Toilettenpapier überflüssig. Merkwürdigerweise können aber Akkomodationsstörungen des Auges offenbar nicht durch Urkost behoben oder verhindert werden: Nicht nur Konz trägt eine Brille, auch Rondholz ist neuerdings manchmal mit Lesebrille zu sehen.

Checkliste für Urkost

Mit der Urkost sei man vor jeglicher Krankheit gefeit und sie sei auch geeignet, um jede bestehende Krankheit zu heilen. Wird ein Urköstler trotzdem krank (oder wird er nicht gesund), läge das daran, dass er die Regeln nicht genau beachtet. Insofern ist das ein sektentypisches Gedankengebäude, da es schlicht unmöglich ist, nicht irgendwann gegen eine der Regeln zu verstoßen. Im Krankheitsfall ist man damit immer selber schuld. Die Unfehlbarkeit seiner Lehre zementiert Franz Konz mit einer "Checkliste":

  • Ißt Du ausschließlich reifes Obst, frisches Bio-Gemüse?
  • Alles ohne Ausnahme ungekocht?
  • Isst Du ohne angeregte Unterhaltung, möglichst ruhig für Dich und ohne irgendetwas dabei zu lesen, Fernsehen zu sehen oder Sprechtexte im Radio zu hören?
  • Trinkst Du nichts anderes als reines Wasser, Kokosnuß- oder Palmensaft? Wenn Du überhaupt bei salzloser UrKost einmal Durst bekommst!
  • Schläfst Du bei geöffnetem Fenster? Auch im Winter?
  • Deckst Du Dich mit Naturstoffen zu und ruhst nicht auf Metallfedern?
  • Machst Du täglich mindestens 2 Stunden Dein NaturTraining?
  • Meidest Du ohne Ausnahme alle Pharmazeutika?
  • Hast Du keine ärztliche Praxis aufgesucht, keinen Rat von einem Mediziner oder deren Gehilfen angenommen?
  • Hast Du Deine Seele von allem alten Unrat befreit?
  • Füllst Du die Bedürfnisse Deiner Seele an Freunde täglich mit Singen und Musik auf?
  • Hast Du das Landleben dem in der Stadt vorgezogen?
  • Dein Kind ist kränklich geboren? Hattest Du wirklich in der Schwangerschaft urgesund gelebt? Und während dieser Zeit keinen Arzt oder ein medizinisches Gerät an Dich herangelassen?
  • Wenn Du eine einzige Frage nicht mit "Ja" beantworten kannst, so weiß Du, warum Du keinen vollständigen Erfolg mit der UrMedizin erzielt hast. Pack Dich also an Deine eigene Nase.

Siehe auch: Zitate von Franz Konz

Probleme und Gefahren

Man kann die Urkost nicht als harmlose Schrulligkeit sehen, da langfristig von einer Mangelernährung ausgegangen werden muss. Besonders gefährlich ist sie bei Kleinkindern. Es sind bereits Fälle von toten – schlicht verhungerten – Kindern bekannt. Da sich der Kalorienbedarf mit einheimischen Wildkräutern und -früchten kaum decken lässt, propagieren Konz und vor allem Rondholz den Verzehr exotischer Früchte wie Safu, Pagodenfrucht, Jackfrucht oder Durian. Diese sind bei darauf spezialisierten Versandhändlern erhältlich, allerdings sehr teuer, da sie aus tropischen Ländern eingeflogen werden, hauptsächlich aus Südostasien.

Zwar betont Rondholz in vorgeblicher Korrektheit stets, dass sie keine medizinischen Ratschläge erteilen dürfte. Die dogmatische Ablehnung von Ärzten und Medikamenten, über die von den Protagonisten der Urkost stets in verächtlichem Tonfall gesprochen wird, kann jedoch Personen dazu verleiten, eine dringend geratene ärztliche Behandlung bei sich selbst oder bei ihren Kindern zu verschleppen.

Ein weiteres Problem, welches bei veganer Ernährung auftreten kann, ist ein Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin). Dies wird auch von vielen Rohköstlern eingeräumt, von Brigitte Rondholz allerdings vehement bestritten, unter anderem mit dem falschen Argument, dass der Mensch seinen Vitamin-B12-Bedarf quasi selbst deckt durch Darmbakterien, die Cobalamin erzeugen. Solche Bakterien existieren zwar, jedoch kann diese B12-Quelle vom Körper praktisch nicht genutzt werden.