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Die '''Urintherapie''' (meist Eigenharnbehandlung oder Eigenurintherapie, dann auch ''Auto-Uro-Therapie'' oder ''Amaroli'' genannt) ist eine [[pseudomedizin]]ische Behandlungsmethode, bei der der eigene Urin in unterschiedlich großen Mengen getrunken, äußerlich angewendet oder per Injektion verabreicht wird. Auch Einträufeln in Augen, Nase oder Ohren ist beschrieben. Die Eigenurintherapie soll die körpereigenen Abwehrkräfte anregen. Des Weiteren, so die Befürworter, befänden sich im Urin Mineralien, Hormone und körpereigene keimtötende Substanzen, weshalb er auch auf Wunden geträufelt werden und ihre Heilung fördern könne. Der Nutzen von Urinbehandlungen ist nicht belegt, für die Harmlosigkeit gibt es keine Garantie.
 
Die '''Urintherapie''' (meist Eigenharnbehandlung oder Eigenurintherapie, dann auch ''Auto-Uro-Therapie'' oder ''Amaroli'' genannt) ist eine [[pseudomedizin]]ische Behandlungsmethode, bei der der eigene Urin in unterschiedlich großen Mengen getrunken, äußerlich angewendet oder per Injektion verabreicht wird. Auch Einträufeln in Augen, Nase oder Ohren ist beschrieben. Die Eigenurintherapie soll die körpereigenen Abwehrkräfte anregen. Des Weiteren, so die Befürworter, befänden sich im Urin Mineralien, Hormone und körpereigene keimtötende Substanzen, weshalb er auch auf Wunden geträufelt werden und ihre Heilung fördern könne. Der Nutzen von Urinbehandlungen ist nicht belegt, für die Harmlosigkeit gibt es keine Garantie.
    
Nach einer gewissen Popularität im Altertum und Mittelalter hat die Urintherapie in der modernen evidenzbasierten Medizin keinen Platz mehr. Fachliteratur, die eine aus wissenschaftlichen Studien abgeleitete Wirksamkeit zeigen würde, existiert nicht.
 
Nach einer gewissen Popularität im Altertum und Mittelalter hat die Urintherapie in der modernen evidenzbasierten Medizin keinen Platz mehr. Fachliteratur, die eine aus wissenschaftlichen Studien abgeleitete Wirksamkeit zeigen würde, existiert nicht.
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Von der Eigenurintherapie ist die seltenere Fremdurintherapie zu unterscheiden, bei der Urin einer anderen Person zur Anwendung kommt.
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Wunderwirkungen werden von Kinderurin und insbesondere von "Knabenurin" erwartet.
 
==Harn als Heilmittel vom Altertum bis Mittelalter==
 
==Harn als Heilmittel vom Altertum bis Mittelalter==
 
Zur Urintherapie schrieb der in der griechischen Antike lebende Militärarzt Dioskurides:
 
Zur Urintherapie schrieb der in der griechischen Antike lebende Militärarzt Dioskurides:
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Die Urintherapie wurde auch zu vermeintlich präventiven Zwecken angewandt. So führte der ''Niederlausitzer Methusalem'' Martin Katschke sein langes Leben (er wurde angeblich fast 117 Jahre alt) unter anderem darauf zurück, dass er sich mit einem täglichen Eigenurinfrühschoppen vor allen Krankheiten geschützt habe.<ref> Christoph Crusius: Der Nieder-Lausitzische Methusalah: d. i. Denck- und Glaubwürdige Lebens-Beschreibung Eines Mannes, welcher zu Drehna unweit Luckau in der Nieder-Lausitz hundert und siebzehn Jahr alt worden, wie solches in einem Aufferbaulichen Gespräch Zwischen dem 147 Jährigen Ertz-Vater Jacob Und den 117 Jahr alt gewordenen Martin Kaschken, Nebst der diesem Manne gehaltenen Leichen-Predigt und Parentation. Höhme, Guben 1730, S. 110f.</ref>
 
Die Urintherapie wurde auch zu vermeintlich präventiven Zwecken angewandt. So führte der ''Niederlausitzer Methusalem'' Martin Katschke sein langes Leben (er wurde angeblich fast 117 Jahre alt) unter anderem darauf zurück, dass er sich mit einem täglichen Eigenurinfrühschoppen vor allen Krankheiten geschützt habe.<ref> Christoph Crusius: Der Nieder-Lausitzische Methusalah: d. i. Denck- und Glaubwürdige Lebens-Beschreibung Eines Mannes, welcher zu Drehna unweit Luckau in der Nieder-Lausitz hundert und siebzehn Jahr alt worden, wie solches in einem Aufferbaulichen Gespräch Zwischen dem 147 Jährigen Ertz-Vater Jacob Und den 117 Jahr alt gewordenen Martin Kaschken, Nebst der diesem Manne gehaltenen Leichen-Predigt und Parentation. Höhme, Guben 1730, S. 110f.</ref>
      
==Urintherapie der Gegenwart==
 
==Urintherapie der Gegenwart==
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==Urindiagnostik und Uroskopie==
 
==Urindiagnostik und Uroskopie==
Harn war schon vor vielen Jahrhunderten Gegenstand diagnostischer Bemühungen. Aus Harn pflegte man im klassischen Altertum Diagnosen zu stellen. Die ersten Grundregeln auf diesem Gebiet stellte im 7.&nbsp;Jahrhundert Theophil (genannt Protosphatharios) auf. Actuarius modernisierte sie im 13. Jahrhundert nach eigenen Vorstellungen. Nach einer ausgeklügelten Technik wurde der erste, 'nach dem Hahnenschrei' produzierte Harn in einem durchsichtigen Gefäß (Urinal oder matula genannt) gesammelt. Das Gefäß wurde vor Sonnenlicht geschützt und fern von Wärmequellen aufbewahrt. An sich ein vernünftiges Vorgehen, denn Urin verfärbt sich unter Sonnenlicht und Wärme fördert das Wachstum von im Harn befindlichen Keimen. Das Urinal setzte man in einen Weidenkorb und trug es dann zum Harnbeschauer, der die Probe im frischen Zustand und noch einmal zwei Stunden später begutachtete. Entsprechend der Vorschriften des Erfinders der Säftepathologie, des römischen Arztes Galen (2.&nbsp;nachchr. Jahrhundert), prüfte man Dichte, Farbe, Geruch, Geschmack und Sediment des Urins. Der Zustand des Urins wurde je nach der körperlichen Verfassung des Kranken, seines Temperaments, seines Geschlechts und der Jahreszeit bewertet. Im Mittelalter arbeitete man sogar minutiöse Urinkarten aus, die weit verbreitet waren. Die Deutungen der damaligen Zeit sind ein Beispiel für die medizinische Denkwelt, die in Europa bis zum Ende des 17.&nbsp;Jahrhunderts vorherrschte.
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Harn war schon vor vielen Jahrhunderten Gegenstand diagnostischer Bemühungen. Aus Harn pflegte man im klassischen Altertum Diagnosen zu stellen. Die ersten Grundregeln auf diesem Gebiet stellte im 7.&nbsp;Jahrhundert Theophil (genannt Protosphatharios) auf. Actuarius modernisierte sie im 13. Jahrhundert nach eigenen Vorstellungen. Nach einer ausgeklügelten Technik wurde der erste, 'nach dem Hahnenschrei' produzierte Harn in einem durchsichtigen Gefäß (Urinal oder matula genannt) gesammelt. Das Gefäß wurde vor Sonnenlicht geschützt und fern von Wärmequellen aufbewahrt. An sich ein vernünftiges Vorgehen, denn Urin verfärbt sich unter Sonnenlicht und Wärme fördert das Wachstum von im Harn befindlichen Keimen. Das Urinal setzte man in einen Weidenkorb und trug es dann zum Harnbeschauer, der die Probe im frischen Zustand und noch einmal zwei Stunden später begutachtete. Entsprechend der Vorschriften des Erfinders der Säftepathologie, des römischen Arztes Galen (2.&nbsp;nachchr. Jahrhundert), prüfte man Dichte, Farbe, Geruch, Geschmack und Sediment des Urins. Der Zustand des Urins wurde je nach der körperlichen Verfassung des Kranken, seines Temperaments, seines Geschlechts und der Jahreszeit bewertet. Im Mittelalter arbeitete man sogar minutiöse Urinkarten aus, die weit verbreitet waren. Die Deutungen der damaligen Zeit sind ein Beispiel für die medizinische Denkwelt, die in Europa bis zum Ende des 17.&nbsp;Jahrhunderts vorherrschte. Zur alternativmedizinischen Urindiagnostik zählen auch die [[Urinüberschichtungsreaktion]] und der sehr ähnliche oder identische [[Uricolor-Test‎]].
    
==Moderne Urindiagnostik==
 
==Moderne Urindiagnostik==
Heutzutage wird der Urin in der klinischen Chemie noch immer zur Diagnostik verwendet. Natürlich kann man bereits durch Beurteilung von Farbe, Trübung oder Geruch des Urins vorläufige Rückschlüsse auf Erkrankungen ziehen, aber die laborchemische Diagnostik bietet hier wesentlich bessere und genauere Bewertungsmöglichkeiten. Allgemein bekannte Inhaltsstoffe des Harns sind beispielsweise Harnsäure, Glukose (bei Diabetes), Eiweiße und Harnstoff. Elektrolyte, Kreatinin, Eiweiß und andere Parameter, wie z.B. Hormone oder Medikamente, können quantitativ bestimmt werden. Durch Zentrifugierung des Urins erhält man das Urinsediment, in dem zelluläre Bestandteile wie weiße und rote Blutkörperchen oder Bakterien angereichert und bestimmt werden können.
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Heutzutage wird der Urin in der klinischen Chemie noch immer zur Diagnostik verwendet. Natürlich kann man bereits durch Beurteilung von Farbe, Trübung oder Geruch des Urins vorläufige Rückschlüsse auf Erkrankungen ziehen, aber die laborchemische Diagnostik bietet hier wesentlich bessere und genauere Bewertungsmöglichkeiten. Allgemein bekannte Inhaltsstoffe des Harns sind beispielsweise Harnsäure, Glucose (bei Diabetes), Eiweiße und Harnstoff. Elektrolyte, Kreatinin, Eiweiß und andere Parameter, wie z.B. Hormone oder Medikamente, können quantitativ bestimmt werden. Durch Zentrifugierung des Urins erhält man das Urinsediment, in dem zelluläre Bestandteile wie weiße und rote Blutkörperchen oder Bakterien angereichert und bestimmt werden können.
    
==Verwandte Therapien==
 
==Verwandte Therapien==
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*[[Aged urine Therapie]] (Therapie mit abgestandenem Urin)
 
*[[Harnstoff-Therapie nach Danopoulos]] (Danopoulos Protokoll), teilweise auch mit Kreatin.
 
*[[Harnstoff-Therapie nach Danopoulos]] (Danopoulos Protokoll), teilweise auch mit Kreatin.
 
*[[Antineoplaston]] nach Stanislaw Burzynski.
 
*[[Antineoplaston]] nach Stanislaw Burzynski.
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==Siehe auch==
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*[https://de.wikipedia.org/wiki/Tong_zi_dan Tong zi dan], auch in China bekannt als "Frühlingseier" (chinesisch 童子蛋, Pinyin tóngzǐdàn – „Kinder-Eier“). Hartgekochte Vogeleier werden Kinder-Urin eingelegt und darin gekocht. Das Urin stammt von Kindern unter zehn Jahren.
    
==Literatur==
 
==Literatur==
18.445

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