Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
Zeile 1: Zeile 1:  
[[image:Colleenhauser.jpg|Fall Colleen Hauser mit Sohn Daniel aus Sleepy Eye, Minn<ref>http://www.startribune.com/local/45489212.html</ref><ref>http://www.sciencebasedmedicine.org/?p=496</ref>|300px|thumb]]
 
[[image:Colleenhauser.jpg|Fall Colleen Hauser mit Sohn Daniel aus Sleepy Eye, Minn<ref>http://www.startribune.com/local/45489212.html</ref><ref>http://www.sciencebasedmedicine.org/?p=496</ref>|300px|thumb]]
 +
[[image:cancer_quack.jpg|300px|thumb]]
 +
[[image:ECCT Trayhurn Weber.jpg|Strohhalmgeschäft: ein Patient mit [[pseudomedizin]]ischer [[ECCT]]-Jacke, rechts der deutsche Importeur Weber. Über in der Jacke eingebaute Kontakte werden ständig schwache elektrische Ströme durch den Körper geleitet um Krebszellen zu schädigen. Der Patient wird zusätzlich im Bereich des Kopfes mit Laserlicht bestrahlt, im Rahmen einer [[Photodynamische Therapie|PDT]]|300px|thumb]]
 
Unter dem Begriff '''Unkonventionelle Krebstherapien''' werden unterschiedlichste [[alternativmedizin]]ische und [[pseudomedizin]]ische, aber auch schlicht nicht validierte oder bekanntermaßen unwirksame Verfahren gegen Krebserkrankungen zusammengefasst, die sich selbst zumeist als ''sanft'' oder ''natürlich'' bezeichnen und entweder als Alternative oder komplementär (also begleitend) zu üblichen Verfahren der evidenzbasierten Medizin in großer Zahl und in unterschiedlichster Weise angeboten werden. Zumeist ist bei Anbietern, Anwendern oder Befürwortern der Methoden eine mehr oder weniger ausgeprägte Ablehnung der wissenschaftlichen, akademischen Medizin oder auch sämtlicher wissenschaftlicher Zugänge zum Phänomen Krankheit zu beobachten. Zu den unkonventionellen Methoden in der Onkologie werden per definitionem Verfahren gezählt, deren Wirksamkeit fraglich oder erwiesenermaßen nicht existent ist. Trotz durchgeführter Therapievalidierungen wurde also kein eindeutiger Wirksamkeitsnachweis erbracht.
 
Unter dem Begriff '''Unkonventionelle Krebstherapien''' werden unterschiedlichste [[alternativmedizin]]ische und [[pseudomedizin]]ische, aber auch schlicht nicht validierte oder bekanntermaßen unwirksame Verfahren gegen Krebserkrankungen zusammengefasst, die sich selbst zumeist als ''sanft'' oder ''natürlich'' bezeichnen und entweder als Alternative oder komplementär (also begleitend) zu üblichen Verfahren der evidenzbasierten Medizin in großer Zahl und in unterschiedlichster Weise angeboten werden. Zumeist ist bei Anbietern, Anwendern oder Befürwortern der Methoden eine mehr oder weniger ausgeprägte Ablehnung der wissenschaftlichen, akademischen Medizin oder auch sämtlicher wissenschaftlicher Zugänge zum Phänomen Krankheit zu beobachten. Zu den unkonventionellen Methoden in der Onkologie werden per definitionem Verfahren gezählt, deren Wirksamkeit fraglich oder erwiesenermaßen nicht existent ist. Trotz durchgeführter Therapievalidierungen wurde also kein eindeutiger Wirksamkeitsnachweis erbracht.
   Zeile 11: Zeile 13:     
==Verbreitung==
 
==Verbreitung==
[[image:cancer_quack.jpg|thumb]]
   
Etwa 40% bis zwei Drittel aller Krebspatienten nehmen zusätzlich zu etablierten Verfahren weitere unkonventionelle Methoden in Anspruch und somit sind diese Verfahren durchaus als populär anzusehen. Nur eine sehr kleine Zahl von Patienten lehnt eine konventionelle Behandlung völlig ab und wendet sich einer unkonventionellen Methode zu. Eine amerikanische Studie nennt für den Zeitraum 2004 bis 2013 einen Prozentsatz von nur 0,02% (1 Patient auf 5000).<ref>JOHNSON, S.B. et al.: Use of Alternative Medicine for Cancer and Its Impact on Survival, J. Natl. Cancer Inst., online publ. am 10. Aug. 2017; doi10.1093/jnci/djx145</ref> Wie eine retrospektive Beobachtungsstudie im April 2019 (Ärzteblatt JAMA) zeigt, verschweigen oft Krebspatientinnen und -patienten ihrem behandelnden Arzt wenn sie komplementäre oder alternative Medizin anwenden.<ref>Sanford NN, Sher DJ, Ahn C, Aizer AA, Mahal BA. Prevalence and Nondisclosure of Complementary and Alternative Medicine Use in Patients With Cancer and Cancer Survivors in the United States. JAMA Oncol. 2019 Apr 11. doi: 10.1001/jamaoncol.2019.0349</ref>
 
Etwa 40% bis zwei Drittel aller Krebspatienten nehmen zusätzlich zu etablierten Verfahren weitere unkonventionelle Methoden in Anspruch und somit sind diese Verfahren durchaus als populär anzusehen. Nur eine sehr kleine Zahl von Patienten lehnt eine konventionelle Behandlung völlig ab und wendet sich einer unkonventionellen Methode zu. Eine amerikanische Studie nennt für den Zeitraum 2004 bis 2013 einen Prozentsatz von nur 0,02% (1 Patient auf 5000).<ref>JOHNSON, S.B. et al.: Use of Alternative Medicine for Cancer and Its Impact on Survival, J. Natl. Cancer Inst., online publ. am 10. Aug. 2017; doi10.1093/jnci/djx145</ref> Wie eine retrospektive Beobachtungsstudie im April 2019 (Ärzteblatt JAMA) zeigt, verschweigen oft Krebspatientinnen und -patienten ihrem behandelnden Arzt wenn sie komplementäre oder alternative Medizin anwenden.<ref>Sanford NN, Sher DJ, Ahn C, Aizer AA, Mahal BA. Prevalence and Nondisclosure of Complementary and Alternative Medicine Use in Patients With Cancer and Cancer Survivors in the United States. JAMA Oncol. 2019 Apr 11. doi: 10.1001/jamaoncol.2019.0349</ref>
   Zeile 31: Zeile 32:     
==Mythen um postulierte ''Natürlichkeit'' unkonventioneller Krebstherapien==
 
==Mythen um postulierte ''Natürlichkeit'' unkonventioneller Krebstherapien==
[[image:Bothrops_asper.jpg|Gewebsnekrose nach Biss durch eine Lanzenotter. (Bildquelle: Wikimedia Commons [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tissue_necrosis_following_bite_from_Bothrops_asper_PLoS_Medicine.jpg])|200px|thumb]]Eines der Stichworte, welche die gegen die orthodoxe Medizin gerichtete Kritik bestimmen, ist der Verweis auf die angestrebte Natürlichkeit alternativer medizinischer Konzeptionen. Dabei bleibt der Begriff des Natürlichen vage. »Natur«, so der Soziologe Norbert Elias in »Über die Natur«, sei eine Metapher, ein Symbol, auf das Menschen ihre Wunschphantasien projizieren. Was natürlich ist, gilt stets zugleich als gut bzw. gesund. Die Natur wird allgemein als »gütig« eingeschätzt, als eine sich sorgende und nährende »Mutter« personifiziert, analog dem esoterischen Konzept der Subjektivierung der Natur (''Mutter Erde / [[Gaia Hypothese|Gaia]]''). Dabei bleibt ausgeblendet, dass Fressen und Gefressenwerden untrennbar zum Wesen der Natur gehören wie das synergistische-friedliche Zusammenleben und beispielsweise Schlangenbisse tödlich sein können. Geschätzt wird, dass jährlich etwa 94.000 Menschen an Schlangenbissen sterben und 1,8 Millionen durch diese verletzt werden.<ref>Janaka de Silva, University of Kelaniya (Ragama/Sri Lanka) im Fachjournal PLoS Medicine</ref> Hinzu kommen Vergiftungen durch Pflanzen, Fraßgifte oder Schäden durch natürliche Radioaktivität (Monazidsande/Höhenstrahlung/Radon - z.B. in Kerala oder Brasilien). Elias schreibt: ''Die Natur ist voller Wollust und Leiden. In ihrem blinden Entwicklungsgang ist sie auf tausenderlei Kniffe gestoßen, wie in dem gnadenlosen Überlebenskampf aller Lebewesen diese oder jene Art vor anderen einen Vorteil gewinnen kann...''. Das populäre mythische Verständnis von Natur ist allemal religiös grundiert. »Natur« symbolisiert Unsterblichkeit und unendliche Schöpferkraft, Regeneration und Gesundheit – kurz: Göttlichkeit.
+
[[image:Bothrops_asper.jpg|Gewebsnekrose nach Biss durch eine Lanzenotter. (Bildquelle: Wikimedia Commons [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tissue_necrosis_following_bite_from_Bothrops_asper_PLoS_Medicine.jpg])|300px|thumb]]Eines der Stichworte, welche die gegen die orthodoxe Medizin gerichtete Kritik bestimmen, ist der Verweis auf die angestrebte Natürlichkeit alternativer medizinischer Konzeptionen. Dabei bleibt der Begriff des Natürlichen vage. »Natur«, so der Soziologe Norbert Elias in »Über die Natur«, sei eine Metapher, ein Symbol, auf das Menschen ihre Wunschphantasien projizieren. Was natürlich ist, gilt stets zugleich als gut bzw. gesund. Die Natur wird allgemein als »gütig« eingeschätzt, als eine sich sorgende und nährende »Mutter« personifiziert, analog dem esoterischen Konzept der Subjektivierung der Natur (''Mutter Erde / [[Gaia Hypothese|Gaia]]''). Dabei bleibt ausgeblendet, dass Fressen und Gefressenwerden untrennbar zum Wesen der Natur gehören wie das synergistische-friedliche Zusammenleben und beispielsweise Schlangenbisse tödlich sein können. Geschätzt wird, dass jährlich etwa 94.000 Menschen an Schlangenbissen sterben und 1,8 Millionen durch diese verletzt werden.<ref>Janaka de Silva, University of Kelaniya (Ragama/Sri Lanka) im Fachjournal PLoS Medicine</ref> Hinzu kommen Vergiftungen durch Pflanzen, Fraßgifte oder Schäden durch natürliche Radioaktivität (Monazidsande/Höhenstrahlung/Radon - z.B. in Kerala oder Brasilien). Elias schreibt: ''Die Natur ist voller Wollust und Leiden. In ihrem blinden Entwicklungsgang ist sie auf tausenderlei Kniffe gestoßen, wie in dem gnadenlosen Überlebenskampf aller Lebewesen diese oder jene Art vor anderen einen Vorteil gewinnen kann...''. Das populäre mythische Verständnis von Natur ist allemal religiös grundiert. »Natur« symbolisiert Unsterblichkeit und unendliche Schöpferkraft, Regeneration und Gesundheit – kurz: Göttlichkeit.
    
==Selbstheilung und Spontanremissionen==
 
==Selbstheilung und Spontanremissionen==
Zeile 44: Zeile 45:     
==Bekannte unkonventionelle Krebstherapien==
 
==Bekannte unkonventionelle Krebstherapien==
[[image:ECCT Trayhurn Weber.jpg|Ein Patient mit wissenschaftlich nicht anerkannter [[ECCT]]-Jacke, rechts der deutsche Importeur Weber. Über in der Jacke eingebaute Kontakte werden ständig schwache elektrische Ströme durch den Körper geleitet um Krebszellen zu schädigen. Der Patient wird zusätzlich im Bereich des Kopfes mit Laserlicht bestrahlt, im Rahmen einer [[Photodynamische Therapie|PDT]].|320px|thumb]]
   
[[image:MMNews Fasten Krebs.jpg|[[Pseudomedizin]]ische Behauptungen zur Therapie von Krebs durch Fasten im MMNews-Blog von [[Michael Mross]] (Autor: Jurist und privater Forscher [[Aminas-Prinzip|Rolf Ehlers]] aus Erkrath)|320px|thumb]]
 
[[image:MMNews Fasten Krebs.jpg|[[Pseudomedizin]]ische Behauptungen zur Therapie von Krebs durch Fasten im MMNews-Blog von [[Michael Mross]] (Autor: Jurist und privater Forscher [[Aminas-Prinzip|Rolf Ehlers]] aus Erkrath)|320px|thumb]]
 
*[[3E-Programm nach Hirneise]]
 
*[[3E-Programm nach Hirneise]]
18.311

Bearbeitungen

Navigationsmenü