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==Missverständnisse zur TCM im Westen==
 
==Missverständnisse zur TCM im Westen==
Im Westen wird die TCM häufig mit Akupunktur oder [[Qigong]] gleichgesetzt, aber dies ist einTrugschluss. Die TCM gliedert sich in verschiedene Bereiche, wobei die Akupunktur oder gymnastische Übungen eher untergeordnete Gebiete darstellen. In der TCM dominiert vielmehr eine Kräuter- und Heilmittelmedizin, die mit einem althergebrachten Diagnosesystem kombiniert ist. Viele Missverständnisse, Fehleinschätzungen und Vorurteile, die im Westen gegenüber der TCM bestehen, basieren darauf, dass man in China nach der politischen Öffnung begonnen hat, Ausländern für harte Devisen die chinesische Medizin wie einen Exportartikel anzudienen. Angebliches oder tatsächlich authentisches Wissen der TCM wird dabei vermarktet.
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Im Westen wird die TCM häufig mit Akupunktur oder [[Qigong]] gleichgesetzt, aber dies ist ein Trugschluss. Die TCM gliedert sich in verschiedene Bereiche, wobei die Akupunktur oder gymnastische Übungen eher untergeordnete Gebiete darstellen. In der TCM dominiert vielmehr eine Kräuter- und Heilmittelmedizin, die mit einem althergebrachten Diagnosesystem kombiniert ist. Viele Missverständnisse, Fehleinschätzungen und Vorurteile, die im Westen gegenüber der TCM bestehen, basieren darauf, dass man in China nach der politischen Öffnung begann, Ausländern für harte Devisen die chinesische Medizin wie einen Exportartikel anzudienen. Angebliches oder tatsächlich authentisches Wissen der TCM wird dabei vermarktet.
 
   
 
   
 
Weiterhin gehört es zu den typischen Missverständnissen in Europa, dass Begriffen der TCM (zum Beispiel Yin und Yang, Fünf-Elemente-Lehre) bzw. ihren Organzuordnungen die tatsächlichen anatomischen Strukturen zugeordnet werden. Das ist in der TCM nicht der Fall. Wenn man vom kleinen Yang spricht, bedeutet das nicht automatisch die tatsächliche Leber, sondern lediglich den Bereich des Organismus, der in der TCM dem Funktionskreis Leber zugeordnet wird.
 
Weiterhin gehört es zu den typischen Missverständnissen in Europa, dass Begriffen der TCM (zum Beispiel Yin und Yang, Fünf-Elemente-Lehre) bzw. ihren Organzuordnungen die tatsächlichen anatomischen Strukturen zugeordnet werden. Das ist in der TCM nicht der Fall. Wenn man vom kleinen Yang spricht, bedeutet das nicht automatisch die tatsächliche Leber, sondern lediglich den Bereich des Organismus, der in der TCM dem Funktionskreis Leber zugeordnet wird.
 
   
 
   
So wird Holz als das kleine Yang bezeichnet und der Leber zugeordnet. Feuer ist das große Yang und wird dem Herzen zugeschrieben. Metall ist das kleine Yin und steht für die Lunge, Wasser ist das große Yin und steht natürlich für die Niere. Die Erde wird mit Milz und Magen in Verbindung gebracht, was ein naheliegender (wenn auch falscher) Analogieschluss ist. Ist man aufnahmefreudig, voll guten Willens und Ideen, aber trotzdem wenig durchsetzungsfreudig, so schätzt man dies in der TCM als eine Diskrepanz zwischen starker Leber und schwachem Herzen ein, wobei dabei nicht die tatsächlichen Organe gemeint sind.
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So wird Holz als das kleine Yang bezeichnet und der Leber zugeordnet. Feuer ist das große Yang und wird dem Herzen zugeschrieben. Metall ist das kleine Yin und steht für die Lunge, Wasser ist das große Yin und steht für die Niere. Die Erde wird mit Milz und Magen in Verbindung gebracht, was ein naheliegender (wenn auch falscher) Analogieschluss ist. Ist man aufnahmefreudig, voll guten Willens und Ideen, aber trotzdem wenig durchsetzungsfreudig, so schätzt man dies in der TCM als eine Diskrepanz zwischen starker Leber und schwachem Herzen ein, wobei dabei nicht die tatsächlichen Organe gemeint sind.
 
   
 
   
Zusätzlich werden noch verschiedene Funktionsabläufe in der TCM beschrieben, die man als Energieflüsse beschreibt. Im Westen versteht man dies als Ch'i und kommt dann schnell zum falschen Schluss, dies mit Karma oder mutmaßlichen, angeblich realen Energiefeldern (z.B. [[Bioenergetik]]) zu vermengen. Dabei ist dies falsch, da die Energieflüsse nur Umschreibungen von äußerlich erkennbaren Verhaltensweisen sind.
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Zusätzlich werden noch verschiedene Funktionsabläufe in der TCM beschrieben, die man als Energieflüsse beschreibt. Im Westen versteht man dies als Ch'i und kommt dadurch schnell zum falschen Schluss, dies mit Karma oder mutmaßlichen, angeblich realen Energiefeldern (z.B. [[Bioenergetik]]) zu vermengen. Dabei ist dies falsch, da die Energieflüsse nur Umschreibungen äußerlich erkennbarer Verhaltensweisen sind.
 
   
 
   
 
Immer wieder entsteht im Westen der Eindruck, die TCM sei ein gänzlich anderes System der Diagnose und Therapie des Menschen. Sie wird gern mit dem Modebegriff '[[Ganzheitlichkeit|ganzheitlich]]' ausgestattet, was aber nicht der Realität entspricht. Die TCM ist eine praktische Medizin, deren Ursprung durch ein großes Manko geprägt war: die chinesischen Vorstellungen über das Innere des menschlichen Organismus wurden anfänglich nicht durch Sektion von Leichen, also dem Erwerb anatomischer Kenntnisse, erworben. Grund dafür war ein viele Jahrhunderte geltendes Verbot der Leichenöffnung. Es war vielen Ärzten also gar nicht möglich, Anatomie zu betreiben. Man war auf Übermittlungen dieses Wissens aus Indien und dem arabischen Raum angewiesen.
 
Immer wieder entsteht im Westen der Eindruck, die TCM sei ein gänzlich anderes System der Diagnose und Therapie des Menschen. Sie wird gern mit dem Modebegriff '[[Ganzheitlichkeit|ganzheitlich]]' ausgestattet, was aber nicht der Realität entspricht. Die TCM ist eine praktische Medizin, deren Ursprung durch ein großes Manko geprägt war: die chinesischen Vorstellungen über das Innere des menschlichen Organismus wurden anfänglich nicht durch Sektion von Leichen, also dem Erwerb anatomischer Kenntnisse, erworben. Grund dafür war ein viele Jahrhunderte geltendes Verbot der Leichenöffnung. Es war vielen Ärzten also gar nicht möglich, Anatomie zu betreiben. Man war auf Übermittlungen dieses Wissens aus Indien und dem arabischen Raum angewiesen.
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Es bleibt aber immer die Gefahr, dass ein TCM-Therapeut und ein Hochschulmediziner bei der Diagnose aneinander vorbei reden. Der erste betreibt eine an groben, äußerlichen Befunden orientierte Diagnostik und Therapie, der zweite eine möglichst zielgenaue, apparativ gestützte Therapie. Aus diesem Grund ist es zwangsläufig, dass beide Herangehensweisen auch unterschiedliche Krankheitsklassifikationen verwenden müssen. Daher besteht die Gefahr, dass ein in Wirklichkeit unwirksames oder sogar gefährliches TCM-Produkt zu einem Wundermittel stilisiert wird, wie zum Beispiel [[Mahuang]]. Andererseits können durchaus wirksame Arzneimittel der TCM als unwirksam klassifiziert werden.
 
Es bleibt aber immer die Gefahr, dass ein TCM-Therapeut und ein Hochschulmediziner bei der Diagnose aneinander vorbei reden. Der erste betreibt eine an groben, äußerlichen Befunden orientierte Diagnostik und Therapie, der zweite eine möglichst zielgenaue, apparativ gestützte Therapie. Aus diesem Grund ist es zwangsläufig, dass beide Herangehensweisen auch unterschiedliche Krankheitsklassifikationen verwenden müssen. Daher besteht die Gefahr, dass ein in Wirklichkeit unwirksames oder sogar gefährliches TCM-Produkt zu einem Wundermittel stilisiert wird, wie zum Beispiel [[Mahuang]]. Andererseits können durchaus wirksame Arzneimittel der TCM als unwirksam klassifiziert werden.
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==Rechtliche Situation für die TCM in Europa==
 
==Rechtliche Situation für die TCM in Europa==
 
Wer in Deutschland TCM anwenden will, stößt schnell auf Probleme. Hauptgrund ist der Umstand, dass es sich bei TCM-Arzneimitteln häufig um Pflanzengemische oder sonstige, nicht standardisierte Zubereitungen handelt. Diese können als Fertigarznei aus formalen Gründen nicht angemeldet werden. Es bleibt hier überwiegend nur der Weg gemäß § 21 AMG. Der Arzt verordnet eine Zubereitung, der Patient geht damit zum Apotheker, dieser beschafft die Rohware(n) und produziert die Arznei. Dieser Weg bedarf keiner Arzneimittelregistrierung, wenn der Apotheker nicht mehr als 99 Packungen der gleichen Arznei täglich abgibt.
 
Wer in Deutschland TCM anwenden will, stößt schnell auf Probleme. Hauptgrund ist der Umstand, dass es sich bei TCM-Arzneimitteln häufig um Pflanzengemische oder sonstige, nicht standardisierte Zubereitungen handelt. Diese können als Fertigarznei aus formalen Gründen nicht angemeldet werden. Es bleibt hier überwiegend nur der Weg gemäß § 21 AMG. Der Arzt verordnet eine Zubereitung, der Patient geht damit zum Apotheker, dieser beschafft die Rohware(n) und produziert die Arznei. Dieser Weg bedarf keiner Arzneimittelregistrierung, wenn der Apotheker nicht mehr als 99 Packungen der gleichen Arznei täglich abgibt.
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