Thyroflex

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Test mit Applikation im Bereich der Muskeln des Unterarms
Patent zu Thyroflex

Thyroflex ist der Name eines nicht-invasiven (also ohne Blutentnahme) pseudomedizinischen Testverfahrens zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion der amerikanischen Firma NiTek Medical in Scottsdale im Bundesstaat Arizona. Die menschliche Schilddrüse ist eine innersekretorische (also Hormon-produzierende) Drüse des Menschen. Bekannt sind sowohl eine Unter- wie auch eine Überfunktion der Schilddrüse sowie weitere Erkrankungen (Entzündungen, Tumore usw.). In der wissenschaftlichen Medizin wird die Funktion der Schilddrüse zunächst mit einer Blutuntersuchung geprüft, weitere Abklärungen umfassen den Radiojod-Test und gegebenenfalls eine Gewebeentnahme (Biopsie). In der evidenzbasierten Medizin wird der Thyroflex-Test nicht eingesetzt, gesetzliche Krankenkassen in Deutschland erstatten die Kosten nicht. Befürworter des Thyroflex-Tests postulieren eine höhere Genauigkeit des Tests gegenüber den herkömmlichen und anerkannten Testverfahren der Medizin. Der Hersteller, der seine Geräte an Therapeuten verleast, behauptet eine 98%ige Genauigkeit der Methode und erklärt in diesem Zusammenhang auch, dass 80% aller Menschen an einer Erkrankung der Schilddrüse litten.

Der Thyroflex-Test beruht auf einer mechanischen Auslösung eines neuro-muskulären Reflexbogens und der Messung der Nervenleitgeschwindigkeit. Das Verfahren wurde 2007 patentiert (Kail/Turner).

Die Methode ist im deutschsprachigen Raum so gut wie unbekannt. Psiram konnte im Oktober 2018 lediglich einen einzigen Anwender aus Österreich identifizieren.

Methode: Thyroflex Test

Für den Test wird ein Notebook mit spezieller Software des Herstellers eingesetzt. Die Software (Software for Age Management - SAM) muss monatlich gemietet werden. An den Computer wird ein federausgelöster Reflexhammer (auch Percussor bezeichnet) und ein Sensor angeschlossen, der am Handgelenk befestigt wird. Der den Reflex auslösende Percussor wird auf dem Unterarm platziert. Zuvor muss der Patient einen Fragebogen ausfüllen. Gemessen wird die Zeit, die nach Auslösen eines so genannten "Musculus-Brachioradialis-Reflex" vergeht. Gemeint ist dabei der in der Medizin bekannte Radiusperiostreflex (RPR, oder auch Brachioradialisreflex). Zur Auslösung wird auf das untere Drittel des Radius geschlagen, bei leicht gebeugtem Unterarm in Mittelstellung zwischen Supination und Pronation. Es kommt dann zur Beugung des Unterarms im Ellenbogengelenk durch Anspannung des Musculus brachioradialis. Die betroffenen Nervenbahnen sind: C5, C6 und Nervus radialis. Die Software berechnet sodann einen in der Medizin unbekannten Score, der sich aus der Dauer des Reflexes, der Fragebogenantwort und etwaigen Bluttests nach einer nicht offengelegten Formel errechnet wird. Der Therapeut verschreibt dann Nahrungsergänzungsmittel der Firma NiTek, homöopathische Präparate oder "bioidentische Hormone" zur Behandlung. Der Test kostet rund 60 US-Dollar.

Erfinder

Als Erfinder des Thyroflex werden Konrad Kail (1949-2011) und Daryl V. Turner genannt. Beide gründeten 2006 die Firma NiTek International, Inc. und sind Inhaber eines Patents zu Thyroflex. Kail war ein amerikanischer "naturopath" (vergleichbar mit dem Heilpraktiker in Deutschland). Er war Mitgründer des Southeast College of Naturopathic Medicine und Vorsitzender der American Association of Naturopathic Physicians.

Fachliteratur - Datenlage

Im Oktober 2018 ließ sich keine Literatur zur Methode in der Datenbank Medline finden. Eine Suche nach Thyroflex ergab: "Your search for thyroflex retrieved no results." Google Scholar lieferte nur Hinweise zu einigen wenigen Webseiten aus dem Bereich der Alternativmedizin.

Patente

Weblinks

Quellennachweise