Thiomersal

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Thiomersal (in den USA auch Thimerosal) ist das Natriumsalz einer organischen Quecksilberverbindung und wird als Konservierungsstoff in kosmetischen und pharmazeutischen Produkten verwendet, um diese vor mikrobiellem Abbau zu schützen. Die Substanz ist wiederholt Gegenstand von Verschwörungstheorien gewesen, auf die sich insbesondere Impfkritiker berufen.

Wirksamkeit

Thiomersal ist bereits in sehr niedrigen Konzentrationen wirksam. Die minimale Hemmkonzentration beträgt je nach Keim 0,2 Mikrogramm bis 128 Mikrogramm pro Milliliter bei breitem Wirkungspektrum.

Verwendung in Kosmetika

In Deutschland ist Thiomersal gemäß der Kosmetik-Verordnung in Konzentrationen bis 0,007% (berechnet als Quecksilber) zur Haltbarmachung von Schmink- und Abschminkmitteln für die Augen erlaubt.[1]

Verwendung in Medizinprodukten und Arzneimitteln

Thiomersal wird zur Konservierung von Reinigungs- und Aufbewahrungslösungen für Kontaktlinsen verwendet. Thiomersal wird auch zur Konservierung von Augen-, Nasen- und Ohrentropfen sowie von topischen Zubereitungen verwendet. Thiomersal findet sich auch in manchen Injektionsarzneimitteln und wurde in manchen Impfstoffen verwendet. In Impfstoffen zur Anwendung am Menschen ist in Deutschland mittlerweile in der Regel kein Thiomersal mehr enthalten, oder höchstens in Spuren aus dem Herstellungsprozess.[2] In Tierimpfstoffen wird Thiomersal weiterhin eingesetzt.

Unerwünschte Wirkungen und Verwendung in Impfstoffen

Ende der 1990er Jahren kamen Bedenken an der Unbedenklichkeit von Thiomersal auf. Einerseits auf Grund zunehmender Meldungen von unerwünschten Wirkungen, insbesondere Überempfindlichkeitsreaktionen, andererseits auch wegen der kumulierenden Quecksilberbelastung von Kindern durch die routinemäßigen Kinderimpfungen, auf Grund derer neurologische Störungen befürchtet wurden. Die Behörden in den USA und Europa empfahlen vorsorglich - ohne dass konkrete Hinweise auf eine neurologische Giftigkeit vorlagen - Thiomersal und andere organische Quecksilberverbindungen möglichst aus Impfstoffen für Säuglinge und Kleinkinder zu entfernen.[3] Im Jahr 2004 revidierte der Ausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur EMEA die Bewertung von Thiomersal in Impfstoffen. Die Auswertung von epidemiologische Studien hatte zu dem Schluss geführt, dass kein Zusammenhang zwischen neurologischen Entwicklungsstörungen und Thiomersal in Impfstoffen bestehe. Dennoch solle die Entwicklung quecksilberfreier Impfstoffe, auch aus ökologischen Gründen, weiter voran getrieben werden. Die EMEA betonte, der Vorteil von Impfungen überwiege bei weitem theoretische Risiken des Thiomersals.[4]

Auch in den USA werden bei Kindern unter sechs Jahren nur noch Impfstoffe eingesetzt, die kein Thiomersal oder höchstens Spuren davon enthalten. Insgesamt sind in den USA die meisten Impfstoffe in Einzeldosisverpackungen frei von Thiomersal.[5]

Verschwörungstheorien und Behauptungen aus impfkritischen Kreisen

Thiomersal wurde von einigen Wissenschaftlern und Impfgegnern spekulativ mit dem Auftreten von Autismus in Verbindung gebracht, so beispielsweise von Dietrich Klinghardt. Auf Grund epidemiologischer Studien gilt ein Zusammenhang von Thiomersal und dem Vorkommen von Autismus heute als widerlegt.[6][7][8][9][10][11]

„Die Weltgesundheitsorganisation WHO, das US-amerikanische "Institute of Medicine", sowie die europäische Arzneimittelbehörde EMEA sind inzwischen unabhängig voneinander zu dem Schluss gelangt, dass die verfügbaren Studien gegen einen solchen Zusammenhang sprechen.“[12]

Hans Tolzin und der Thiomersal-Fake

Ausschnitt aus dem Fake

Dem Impfgegner und medizinischen Laien Hans Tolzin wurde 2005 erfolgreich ein gefälschtes internes Schreiben zugespielt, in dem die abwegige Behauptung zu finden war, dass Thiomersal durch Verwendung von bestimmten Quecksilberisotopen derartig in Impfstoffen verwendet werden könne, dass einschlägige Nachweisverfahren die Substanz nicht nachweisen könnten. Außerdem würde hierbei Quecksilber aus Giftmüll in Impfstoffen sozusagen recycelt. Belegt wurden die Angaben durch lächerliche Behauptungen, ansprechende Grafiken, sowie Fotos einer Kaffeetasse von ALDI. Die Angaben waren so gestaltet, dass sie recht einfach als Fake erkannt werden konnten, bzw. bei einer auch nur oberflächlichen Überprüfung zwangsläufig als solcher erkannt werden mussten. Die Fake-PDF-Datei[13] wurde über eine Yahoo-Emailadresse(!) hochgeladen. Hier hätten spätestens die Alarmglocken klingeln sollen.[14][15]

Tolzin nahm den Fake ungeprüft in seinen pseudowissenschaftlichen "Impf-Report" auf. Nach einer Woche wurde der Fake enthüllt, und Hans Tolzin sowie die Impfgegnerin Angelika Kögel-Schauz (Initiative Eltern für Impfaufklärung - EFI) waren blamiert.

Das gefälschte hochbrisante Dokument ist heute noch (2008) auf Seiten der Impfgegner zu finden.[16] Veröffentlicht wurde das Papier [...] da keiner der von uns befragten Fachleute mit Sicherheit die Möglichkeit des geschilderten Verfahrens ausschließen konnte [...]. Weiterhin wird behauptet, Der aktuelle Stand ist der, dass es technisch wohl möglich zu sein scheint, ein Quecksilberisotop mit den von "Thomas" beschriebenen Eigenschaften herzustellen.


Siehe auch: Squalen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anlage 6 zu § 3 der Kosmetik-Verordnung
  2. K. Weisser, K. Bauer, P. Volkers und B. Keller-Stanislawski (2004): Thiomersal und Impfungen. In: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. Bd. 47, S. 1165–1174. PDF
  3. Statement der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) zu Thiomersal-haltigen Arzneimitteln Juli 1999 (englisch)
  4. Statement der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) zur Verwendung von Thiomersal in Impfstoffen zur Anwendung am Menschen März 2004 (englisch)
  5. Thimerosal in Vaccines, Food and Drug Administration (FDA), Juni 2008
  6. Statement on thiomersal, WHO, 2006
  7. Verstraeten T et al.: Safety of thimerosal-containing vaccines: a two-phased study of computerized health maintenance organization databases. Pediatrics. 112(5), 2003, S. 1039–1048 PMID 14595043 (PDF, 120 kB)
  8. Hviid A et al.: Association between thimerosal-containing vaccine and autism. JAMA. 290(13), 2003, S. 1763–1766 PMID 14519711 (PDF, 81 kB)
  9. Fombonne E et al.: Pervasive developmental disorders in Montreal, Quebec, Canada: prevalence and links with immunizations. Pediatrics. 118(1), 2006, S. e139–50 PMID 16818529 (PDF, 584 kB)
  10. Shevell M et Fombonne E: Autism and MMR vaccination or thimerosal exposure: an urban legend?. Can J Neurol Sci. 33(4), 2006, S. 339–40 PMID 17168157
  11. DeStefano F: Vaccines and autism: evidence does not support a causal association. Clin Pharmacol Ther. 82(6), 2007, S. 756–759 PMID 17928818
  12. Robert-Koch-Institut in Schutzimpfungen – 20 Einwände und Antworten des Robert Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts
  13. http://de.geocities.com/zurueck_2006/fake/thiomersal.pdf
  14. [1]
  15. [2]
  16. http://www.impfkritik.de/quecksilber/thiomersal.pdf


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