Melken einer Stute[1]
Verschiedene Stutenmilch-Produkte. 1 und 2: gefrorene Stutenmilch, 3: Stutenmilch-Pulver, 4: dito als Kapseln, 5: Shampoo, 6: Hautcreme

Stutenmilch (engl. mare's milk) ist die Milch von weiblichen Pferden. Sie dient den Fohlen in den ersten Lebensmonaten als natürliche Nahrung. Stutenmilch ist darüber hinaus als Lebensmittel ein Produkt auf dem alternativen Gesundheitsmarkt und wird mit verschiedensten gesundheitsbezogenen Aussagen und Wunderwirkungen – angeblich wirksam gegen Krebs – beworben. Stutenmilch ist ein traditionelles Getränk in Zentralasien (Mongolei, Kirgisien und Kasachstan).

Stutenmilch wird zur Herstellung von Kumys (auch Kumyss, Kumis oder Kumiss; fermentierte Stutenmilch) eingesetzt und ist Inhaltsstoff in einer Reihe von Kosmetika. Eine Sonderform nehmen Stutenmilch-Kapseln und Stutenmilchpulver ein, die getrocknete und aufbereitete Stutenmilch enthalten sollen, sowie Stutenmilchlikör.

Stutenmilch wird durch Melken von Stuten, die zuvor gefohlt haben, auf bestimmten Reiterhöfen gewonnen und in Pferdemolkereien weiterverarbeitet. Der Preis liegt bei 10 bis 18 Euro je Liter. Wie Kuhmilch steht Stutenmilch unter Kühlkettenpflicht und muss vor Verkauf pasteurisiert werden. Die Interessen der Stutenmilcherzeuger und Molkereien werden in Deutschland vom Bundesverband Deutscher Stutenmilcherzeuger e.V. vertreten.

Werbeaussagen zu Stutenmilch

 
Werbung auf Hademar Bankhofers Internetseite (Mai 2010)
 
Straßenwerbung eines Anbieters von Stutenmilch

Laut Werbeaussagen sei Stutenmilch für Säuglinge geeignet, da die Stutenmilch antibakterielle und entzündungshemmende Bestandteile aufweise. Des Weiteren habe Stutenmilch ein geringeres Potential, Allergien auszulösen. Bei alternativmedizinisch diagnostizierten "Kuhmilchallergien" wird häufig als Ersatz auf Ziegen- oder Stutenmilch verwiesen. Bei der IgE-vermittelten Kuhmilchallergie handelt es sich jedoch am häufigsten um eine Sensibilisierung auf Kaseine, welche aber artunspezifisch sind. Wer allergisch auf Kuhmilch reagiert, verträgt daher auch Ziegen- und Stutenmilch nicht.[2]

Als Promoter für Stutenmilch trat insbesondere Hademar Bankhofer auf, der in der ARD warb:

"Wenn man jüngste internationale Forschungsergebnisse zusammenfasst, so erfährt man, wie heilsam Stutenmilch in der Vorsorge und in der Behandlung ist: bei Fettstoffwechselstörungen, chronischen Leber-Erkrankungen, Magen- und Darmerkrankungen, Alkoholentwöhnung, Krebsnachbehandlung, Stoffwechselproblemen, Leistungsabfall und Immunschwäche [...]"[3]

Die Berliner Boulevardzeitung BZ feierte Stutenmilch als "Wundermittel vom Ökohof" und berichtete über die Krankengeschichte eines einzigen Mannes mit Colitis ulcerosa, der angeblich durch das Trinken von Stutenmilch von der Krankheit geheilt worden sei. Der Artikel weist gravierende sachliche Fehler auf. So wird Colitis ulcerosa als Krankheit mit "tödlichem Ende" bezeichnet. Bei dieser Krankheit löse sich "die Haut des Dickdarms allmählich auf" und der Arzt habe dem Patienten "1999 noch ein halbes Jahr" gegeben.

Stutenmilch zur vermeintlichen Krebsheilung

Im auf Verschwörungstheorien und Pseudowissenschaft spezialisierten Kopp Verlag wird Stutenmilch unter der Bezeichnung "Lebenselixier von Sumbawa" als eine Art Wundermittel gegen Krebs erwähnt. Der esoterische Buchautor und Reiseveranstalter Thomas Ritter bezieht sich dabei auf Milch von "Sumbawa Ponys" der indonesischen Insel Sumbawa.[4] Dort existiert eine Pferdemolkerei, die diese Ponys ausschließlich zur Milchproduktion züchtet. Deren Milch sei nach anekdotischen Berichten "indonesischer Forscher" gegen "mehrere Krebsarten wirksam" und koste vor Ort 100.000 Rupiah pro Liter (ca. 6,30 €). Wirksam werde die Heilkraft nach einer Lagerung von 2 Monaten.

Studienlage

Tatsächlich sind keine publizierten Studien bekannt, die die oben aufgeführten Aussagen stützen. Es liegen derzeit lediglich Publikationen über Kleinstudien vor sowie Veröffentlichungen in weitgehend unbekannten Journalen und gefertigte Diplomarbeiten vor. Einige der Veröffentlichungen sollen offenbar als positive Referenzen zur Zulassung von Stutenmilch als Diätetisches Lebensmittel dienen.

Von der Universität Jena liegen nicht wissenschaftlich publizierte Ergebnisse einer Interventionsstudie zu Stutenmilch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen vor. Die Untersuchung, die einen geringen Effekt von Stutenmilch aufzeigte, war jedoch nicht verblindet, was die Aussagekraft einschränkt.[5][6] In Form einer Diplomarbeit an der Uni Jena existiert zudem eine Fragebogenerhebung zu Effekten "einer längerfristigen Stutenmilcheinnahme auf die gesundheitliche Lage".[7][8]

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise

  1. Quelle: Wikipedia
  2. Stöger P, Wüthrich B: Type I allergy to cow milk proteins in adults. A retrospective study of 34 adult milk- and cheese-allergic patients. Int Arch Allergy Immunol 1993;102:399-407.
  3. http://www.sueddeutsche.de/wissen/570/304546/text/
  4. http://info.kopp-verlag.de/news/das-lebenselixier-von-sumbawa-stutenmilch-heilt-krebs.html
  5. R. Schubert, C. Kahle, E. Kauf, I. Hobert, J. Hofmann, B. Gruhn, R. Häfer, H. Vogelsang: Interventionsstudie zur Wirksamkeit der Stutenmilch als Diätetikum für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Vortrag zum 39. DGE-Kongress 14.-15.03.2002 in Jena
  6. R. Schubert: Stutenmilch - diätetische Eigenschaften. Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Ernährungswissenschaften, Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie
  7. Lydia Pechmann: Effekte einer längerfristigen Stutenmilcheinnahme auf die gesundheitliche Lage mit besonderer Berücksichtigung von Haut- und Darmerkrankungen Diplomarbeit (Betreuer PD Dr. R. Schubert), Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Ernährungswissenschaften, Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie, 2009
  8. Schubert R, Kahle C, Kauf E, Hofmann J, Hobert I, Gruhn B, Häfer R, Vogelsang H, Jahreis G: Dietetic efficacy of mare’s milk for patients with chronic inflammatory bowel diseases - clinical study. (Diätetische Wirksamkeit von Stutenmilch für Patienten mit chronisch inflammatorischen Darmerkrankungen. Ernährung/Nutrition 33, 2009 (7/8), 314-321 Abstract