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Intravenös zugeführtes Strophanthin wurde bis 1992 bei akuter Herzinsuffizienz als schnell wirksames Glykosid im klinischen Bereich in einigen Krankenhäusern eingesetzt, bis Strophanthin aufgrund neuerer Erkenntnisse zugunsten geeigneterer Mittel obsolet wurde. Das intravenös zu applizierende Strophanthin war wegen der geringen Halbwertzeit besser steuerbar als vergleichbare Herzglykoside. Ab 1950 wurde zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz die intravenöse Strophanthin-Gabe aufgrund des Aufkommen oral verfügbarer Digitalis-Präparate immer seltener verwendet. Neuere große Studien zu Herzinfarkt und Herzinsuffizienz zeigten jedoch, dass Herzglykoside keinen Effekt auf Sterblichkeit oder Lebenserwartung hatten. Es blieb bei einer lediglich symptomatischen Wirkung.
 
Intravenös zugeführtes Strophanthin wurde bis 1992 bei akuter Herzinsuffizienz als schnell wirksames Glykosid im klinischen Bereich in einigen Krankenhäusern eingesetzt, bis Strophanthin aufgrund neuerer Erkenntnisse zugunsten geeigneterer Mittel obsolet wurde. Das intravenös zu applizierende Strophanthin war wegen der geringen Halbwertzeit besser steuerbar als vergleichbare Herzglykoside. Ab 1950 wurde zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz die intravenöse Strophanthin-Gabe aufgrund des Aufkommen oral verfügbarer Digitalis-Präparate immer seltener verwendet. Neuere große Studien zu Herzinfarkt und Herzinsuffizienz zeigten jedoch, dass Herzglykoside keinen Effekt auf Sterblichkeit oder Lebenserwartung hatten. Es blieb bei einer lediglich symptomatischen Wirkung.
 
Daneben war Strophanthin bei niedergelassenen Ärzten auch als oral gegebenes Mittel in Gebrauch, und zwar insbesondere in Frankreich, Deutschland sowie einigen osteuropäischen Staaten, während es außerhalb dieser Länder kaum Beachtung fand.
 
Daneben war Strophanthin bei niedergelassenen Ärzten auch als oral gegebenes Mittel in Gebrauch, und zwar insbesondere in Frankreich, Deutschland sowie einigen osteuropäischen Staaten, während es außerhalb dieser Länder kaum Beachtung fand.
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Bis 1990 waren fast alle Ouabain-Präparate vom Markt genommen worden. Das Strodival der Firma Herbert Arzneimittel GmbH wurde als einziges Produkt noch angeboten. Herbert Arzneimittel GmbH wurde von der Brahms Arzneimittel AG übernommen, welche 2003 von dem schwedischen Generikahersteller Meda aufgekauft wurde. Im Juli 2011 wurde die fiktive Zulassung für Strodival (das Mittel wurde nie durch klinische Studien zugelassen, es war lag lediglich eine "fiktive Zulassung" vor) vom deutschen BfArM zurückgezogen. Meda durfte Bestände noch verkaufen und stellte den Vetrieb im August 2012 ein. Seither gibt es in Deutschland und anderen Ländern kein zugelassenes Ouabain-Präparat mehr, von homöopathischen Mitteln abgesehen.
    
In den 1990er Jahren wurden Stereoisomere des g-Strophanthins (Endogenes Ouabain) als körpereigene Hormone bekannt<ref>Hamlyn JM et al.: Identification and characterization of an ouabain-like compound from human plasma. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 88 (14): 6259-63, 1991. PMID 1648735</ref>, die offenbar eine Rolle bei der Entstehung des Bluthochdrucks spielen<ref>http://medschool.umaryland.edu/blaustein_ppg/default.asp</ref> und Ausgangspunkt zur Entwicklung zukünftiger Mittel gegen Bluthochdruck (z.B. Rostafuroxin) sind.
 
In den 1990er Jahren wurden Stereoisomere des g-Strophanthins (Endogenes Ouabain) als körpereigene Hormone bekannt<ref>Hamlyn JM et al.: Identification and characterization of an ouabain-like compound from human plasma. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 88 (14): 6259-63, 1991. PMID 1648735</ref>, die offenbar eine Rolle bei der Entstehung des Bluthochdrucks spielen<ref>http://medschool.umaryland.edu/blaustein_ppg/default.asp</ref> und Ausgangspunkt zur Entwicklung zukünftiger Mittel gegen Bluthochdruck (z.B. Rostafuroxin) sind.
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==Die Strophanthin-Szene==
 
==Die Strophanthin-Szene==
In Deutschland engagieren sich rund ein Dutzend Personen für dieses Mittel. Dazu gehören der Bordesholmer Arzt [[Markus Peters]], der verstorbene [[Heinz Gerhard Vogelsang]], die Heilpraktiker Rolf-Jürgen Petry (der bei [[Secret-TV]] auftrat) und [[Wolf-Alexander Melhorn]] sowie einige [[Nahrungsergänzungsmittel]]anbieter und Laien-Pharmakritiker wie [[Helmut Gobsch]]. HP&nbsp;Melhorn, der auch Autor eines Strophanthin-Lobeswerkes ist, bemühte sich vergebens bei Veronica Carstens um eine Wiederzulassung des i.v.-Strophanthins und setzte eine Bundestagspetition in Gang<ref>Pet 2 - 16-15-2120-035710</ref>, die sich gegen eine ''wettbewerbswidrige Begünstigung der Pharmakonzerne'' richtet, obwohl das zur Zeit einzige relevante Strophanthin-Mittel selbst ein Produkt eines schwedischen Pharmakonzerns ist. Strophanthin-Aktivist Melhorn, (überzeugter [[Impfgegner]] und Empfehler von [[Homöopathie|homöopathischen]] [[Nosode]]n bei Borrelieninfektionen<ref>http://www.transgallaxys.com/~kanzlerzwo/showtopic.php?threadid=2135</ref><ref>Zitat Melhorn: Nach einem Insektenstich, der borrelienverdächtig ist und immer nach einem Zeckenbiss, nehmen Sie 5&nbsp;Tage lang täglich 3x1&nbsp;Streukügelchen. Das wird in der Regel ausreichen. Auch wer unter Spätfolgen leidet, sollte es zunächst so versuchen!</ref><ref>http://www.melhorn.de/BorrelioseII/index.htm</ref>) beschwor sogar eine gegen ihn gerichtete Verschwörung herauf: Unbekannte Hacker verhindern angeblich, dass er seine zahlreichen Werke zu Strophanthin im Internet verbreiten könne, und bei Wikipedia sollen ''anonyme Schreiber'' solange den Artikel zu Strophanthin bearbeitet haben bis dort schließlich das afrikanische Pfeilgift als giftig dargestellt werde. (Offenbar hatte er sich im Gegensatz zur Fachliteratur gewünscht, dass das Strophanthin fälschlich als Hormon dargestellt wird, anstatt auf das tatsächliche Hormon endogenes Ouabain zu verweisen). Weitere Befürworter sind ein Friedrich Lautemann sowie [[Hans Kaegelmann]]. In der Vergangenheit war es jedoch der inzwischen verstorbene Internist Berthold Kern, der sich mit schwer verständlichen Werken im Eigenverlag und einem eigentümlichen Jargon am intensivsten für Strophanthin einsetzte. Mit Kern entwickelte das Pharmaunternehmen Boehringer Mannheim ab 1947 orales Strophanthin-Präparat, das zu 90 % aus g- und zu 10 % aus k-Strophanthin bestand, das Strophoral zur oralen Einnahme, in Tabletten- und Tropfenform.
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In Deutschland engagieren sich rund ein Dutzend Personen für dieses Mittel. Dazu gehören der Bordesholmer Arzt [[Markus Peters]], der verstorbene [[Heinz Gerhard Vogelsang]], der Gersfelder Internist und [[Querdenken Initiativen|Querdenker]]-Internist Jürgen Freiherr von Rosen, der [[Impfgegner]] [[Joachim Bennien]] (verurteilt wegen Austellung gefälschter Masken-Atteste 2023), die Heilpraktiker Rolf-Jürgen Petry (der bei [[Secret-TV]] auftrat) und [[Wolf-Alexander Melhorn]] sowie einige [[Nahrungsergänzungsmittel]]anbieter und Laien-Pharmakritiker wie [[Helmut Gobsch]]. HP&nbsp;Melhorn, der auch Autor eines Strophanthin-Lobeswerkes ist, bemühte sich vergebens bei Veronica Carstens um eine Wiederzulassung des i.v.-Strophanthins und setzte eine Bundestagspetition in Gang<ref>Pet 2 - 16-15-2120-035710</ref>, die sich gegen eine ''wettbewerbswidrige Begünstigung der Pharmakonzerne'' richtet, obwohl das zur Zeit einzige relevante Strophanthin-Mittel selbst ein Produkt eines schwedischen Pharmakonzerns ist. Strophanthin-Aktivist Melhorn, (überzeugter [[Impfgegner]] und Empfehler von [[Homöopathie|homöopathischen]] [[Nosode]]n bei Borrelieninfektionen<ref>http://www.transgallaxys.com/~kanzlerzwo/showtopic.php?threadid=2135</ref><ref>Zitat Melhorn: Nach einem Insektenstich, der borrelienverdächtig ist und immer nach einem Zeckenbiss, nehmen Sie 5&nbsp;Tage lang täglich 3x1&nbsp;Streukügelchen. Das wird in der Regel ausreichen. Auch wer unter Spätfolgen leidet, sollte es zunächst so versuchen!</ref><ref>http://www.melhorn.de/BorrelioseII/index.htm</ref>) beschwor sogar eine gegen ihn gerichtete Verschwörung herauf: Unbekannte Hacker verhindern angeblich, dass er seine zahlreichen Werke zu Strophanthin im Internet verbreiten könne, und bei Wikipedia sollen ''anonyme Schreiber'' solange den Artikel zu Strophanthin bearbeitet haben bis dort schließlich das afrikanische Pfeilgift als giftig dargestellt werde. (Offenbar hatte er sich im Gegensatz zur Fachliteratur gewünscht, dass das Strophanthin fälschlich als Hormon dargestellt wird, anstatt auf das tatsächliche Hormon endogenes Ouabain zu verweisen). Weitere Befürworter sind ein Friedrich Lautemann sowie [[Hans Kaegelmann]]. In der Vergangenheit war es jedoch der inzwischen verstorbene Internist Berthold Kern, der sich mit schwer verständlichen Werken im Eigenverlag und einem eigentümlichen Jargon am intensivsten für Strophanthin einsetzte. Mit Kern entwickelte das Pharmaunternehmen Boehringer Mannheim ab 1947 orales Strophanthin-Präparat, das zu 90 % aus g- und zu 10 % aus k-Strophanthin bestand, das Strophoral zur oralen Einnahme, in Tabletten- und Tropfenform.
    
==Weblinks==
 
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