Sprengungshypothesen zum 11. September 2001: Unterschied zwischen den Versionen

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Damit ist die Behauptung widerlegt, das NIST verhindere durch Geheimhaltung von Daten eine Überprüfung seiner Ergebnisse.
 
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==Angeblich unvollständige Simulationsrechnungen==
 
==Angeblich unvollständige Simulationsrechnungen==

Version vom 13. März 2017, 09:54 Uhr


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Am 11. September 2001 kam es auf dem World Trade Center in New York aufgrund der Terroranschläge zu drei Hochhauseinstürzen: Die Gebäude WTC 1 (Nordturm) und WTC 2 (Südturm) waren von Flugzeugen getroffen worden und kollabierten infolge der Brandschäden nach 1 h 42 min bzw. 56 min. Herabfallende Trümmer des WTC 1 beschädigten auch das Gebäude WTC 7 schwer und lösten Brände aus. Aufgrund zerstörter Hauptwasserleitungen, einer ausgefallenen Sprinkleranlage und unzugänglicher Brandherde wurde auf eine Feuerbekämpfung verzichtet; so stürzte am späten Nachmittag auch das WTC 7 ein.

2002 erhielt das National Institute of Standards and Technology (NIST) einen genau definierten Forschungsauftrag, den es in Einzelaufgaben unterteilte und an Experten verschiedener Fachrichtungen delegierte. In der Folge erschienen mehrere Berichte. Der Abschlussbericht für das WTC 7 erschien am 21. August 2008.

Verschwörungstheoretiker stellen den Wahrheitsgehalt dieser Analysen in Frage und vertreten die These, die Hochhäuser seien nicht aufgrund von Brandschäden kollabiert, sondern gesprengt werden. Zu Begründung verweisen sie u.a. auf angeblich wissenschaftliche Kritik an den offiziellen Darstellungen. Die Liste der behaupteten Anomalien ist schier unendlich lang, daher beschränken sich Widerlegungen an dieser Stelle auf wenige, öffentlichkeitswirksame Beispiele. Die folgenden Zitate wurden Beiträgen der Autoren Paul Schreyer [1] und Peter Becker [2] auf der Website "NachDenkSeiten" entnommen:


Die Legende von Nanothermit-Funden in den Trümmern des WTC

Schreyer behauptet, dass :„... thermitisches, hochenergetisches Material im Staub der zerstörten Türme gefunden wurde – eine Substanz, die den beobachteten Zusammenbruch tatsächlich hätte auslösen können.“ [3]

Das ist nicht wahr.

Die auf den ersten Blick seriös anmutende Quelle soll den Leser glauben machen, Schreyers Behauptungen seien wissenschaftlich belegt. Eine kritische Quellenprüfung ergibt jedoch das Gegenteil:

  • Das Medium der Veröffentlichung hat keinerlei wissenschaftliche Reputation
  • Dem Autor wurden methodische Fehler nachgewiesen
  • Seine Behauptungen wurden durch fachgerechte, forensische Analysen widerlegt


Publikationen der Bentham Publishing Gruppe gelten als nicht zitierbar:

Anhänger verschiedener Verschwörungstheorien verweisen dabei gerne darauf, dass die Zeitschriften der Bentham publishing Gruppe doch einem Peer Review Prozess folgen und also voll zitierfähig seien. Bei einer näheren Betrachtung scheint es mit dem Review aber nicht allzu weit her zu sein, denn in einer Schwesterzeitschrift, dem The Open Information Science Journal, gelang es einem Autor ohne Probleme, einen vollkommen computergenerierten Text unterzubringen. [4]

Die französische Chemikerin Marie-Paule Pileni trat als Chefredakteurin des Open Chemical Physics Journal zurück, da der Artikel ohne ihre Kenntnis erschienen sei und nichts mit Physik oder Chemie zu tun habe.[5]


Harrit waren schwere, methodische Fehler unterlaufen. Ein fachkundiger Kritiker schrieb dazu:

Die Frage, ob der Sauerstoff nun an Aluminium oder an Silizium gebunden ist, zeigt meiner Meinung nach eigentlich nur eines: Dass die Autoren sich absolut keine Gedanken über die möglichen Formen gemacht haben, in denen die Elemente auftreten. Als Alumosilikate treten sie nämlich gemeinsam in einem Mineral auf. Erstaunlich, dass diese Erkenntnis bei der im Autorenteam versammelten wissenschaftlichen Kompetenz nicht aufgekommen ist. … Mit Hilfe einer Röntgenanalytik, die sich auf die charakteristischen Röntgenstrahlen der Elemente stützt, auf die Art der Bindung oder eventuelle elementare Form zu schließen, halte ich für schlicht und ergreifend unmöglich. Ich vermisse in diesem Zusammenhang auch ein einfaches Elementverteilungsbild derselben Position vor und nach der MEK Behandlung. Nur dann kann man auch wirklich über eine eventuell erfolgte Elementverlagerung urteilen. Leider wurden vor der MEK-Behandlung keine Elementverteilungsbilder und nach der MEK-Behandlung keine Elementspektren (von derselben Stelle) aufgezeichnet. Das erschwert den Vergleich in meinen Augen absolut unnötig (oder sollte das beabsichtigt sein?).[6]

Die American Academy of Forensic Science wollte Harrits Ergebnisse überprüfen und bat ihn um Proben des von ihm untersuchten Trümmerstaubs – vergebens! Daraufhin beschaffte die AAFS sich Staubproben vom WTC-Gelände aus der Zeit unmittelbar nach dem Terroranschlag aus einer anderen Quelle. Das Ergebnis der Kontrolluntersuchung ist eindeutig:  

There is no evidence of individual elemental aluminum particles of any size in the red/gray chips, therefore the red layer of the red/gray chips is not thermite or nano-thermite.[7]


Paul Schreyer und die NachDenkSeiten verschweigen, dass Harrits Behauptungen durch fachgerecht ausgeführte Untersuchungen widerlegt worden sind.


Das Märchen vom geschmolzenen Stahl

Schreyer behauptet, dass: :„... geschmolzener Stahl im Schutt der zerstörten Türme entdeckt wurde – unerklärlich, wenn die Ursache des Kollapses allein die beobachteten Feuer gewesen wären, denen die nötige Temperatur fehlte, um Stahl zu schmelzen“

Auch das ist nicht wahr.

Für diese Behauptungen werden im allgemeinen zwei Quellen genannt:

1. Angebliche Zeugenaussagen

2. Der Appendix C eines Berichts der FEMA (Federal Emergency Management Agency) von Prof. Jonathan Barnett aus dem Jahr 2002


Zu Punkt 1: Die angeblichen Zeugenaussagen erwiesen sich durchweg als anekdotenhafte Erzählungen, die keiner Überprüfung standhalten:

To finish, none of these stories prove there was molten (as in liquid) steel at the WTC. There's no evidence temperatures were hot enough to produce that (whatever the energy source), and some of the stories claiming "molten steel" have built-in implausibilities. There was certainly glowing metal, but this only indicates temperatures within the range of a fire. [8]

Nur Fachleute können sicher erkennen, ob es sich bei einem aus der Schmelze heraus erstarrenden Material um Stahl handelt. Bestätigungen von Experten liegen nicht vor.


Zu Punkt 2: Der oben erwähnte Appendix C erlangte seine Brisanz durch Fehlinterpretationen des folgenden Absatzes:

The severe corrosion and subsequent erosion of Samples 1 and 2 are a very unusual event. No clear explanation for the source of the sulfur has been identified. The rate of corrosion is also unknown. It is possible that this is the result of long-term heating in the ground following the collapse of the buildings. It is also possible that the phenomenon started prior to collapse and accelerated the weakening of the steel structure. A detailed study into the mechanisms of this phenomenon is needed to determine what risk, if any, is presented to existing steel structures exposed to severe and long-burning fires.

Die Fehldeutung, es sei darin von geschmolzenem Stahl die Rede, beruht auf Unverständnis:

Evidence of a severe high temperature corrosion attack on the steel, including oxidation and sulfidation with subsequent intergranular melting, was readily visible in the near-surface microstructure. A liquid eutectic mixture containing primarily iron, oxygen, and sulfur formed during this hot corrosion attack on the steel. This sulfur-rich liquid penetrated preferentially down grain boundaries of the steel, severely weakening the beam and making it susceptible to erosion. The eutectic temperature for this mixture strongly suggests that the temperatures in this region of the steel beam approached 1,000° C (1,800°F), which is substantially lower than would be expected for melting this steel. [9]

Aus dem Zitat geht klar hervor, dass nur ein Eutektikum seinen Schmelzpunkt überschritten hatte. Typisch für Eutektika sind – niedrige Schmelztemperaturen. Die Schmelztemperatur von Stahl wurde nicht erreicht.


Der Autor des Anhangs zum FEMA-Bericht, Prof. Barnett, hat sich zudem 2007 explizit von der Sprengungshypothese distanziert:

Those were early observations. Since then, a metallurgical study was completed (see the ASCE/FEMA BPAT report) … having looked at the debris myself, I saw no sign of an explosion or explosions. The collapse of towers 1 and 2 occurred exactly as one would expect from a fire... I don't know what else to say. [10]


Schließlich und endlich können Verschwörungstheoretiker eine ganz einfache Frage nicht beantworten: Wären tatsächlich Tonnen von Stahl geschmolzen, so hätte man diesen im Verlaufe der Bergungsarbeiten in einer aus dem Fließvorgang heraus erstarrten Form vorfinden müssen. Gefunden wurde – nichts dergleichen!


Fazit: Es gibt keine Hinweise auf geschmolzenen Stahl.


Die Unterstellung, eine Überprüfung der NIST-Berichte solle durch Geheimhaltung von Daten unmöglich gemacht werden

Peter Becker durfte auf den NachDenkSeiten schreiben: „Bürger, die auf der Basis des Freedom of Information Act (FoIA) die Ergebnisse der behördlichen Untersuchung herausgeklagt hatten, richteten daraufhin zahlreiche Anfragen an das NIST. Doch mit Beschluss vom 9. Juli 2009 verweigerte dessen neuer Direktor die Herausgabe aller Daten, die Herausgabe könne die öffentliche Sicherheit gefährden („might jeopardize public safety“).“ [11]

Die Formulierung, der NIST-Direktor verweigere die Herausgabe „aller Daten“, soll den Leser glauben lassen, es würden tatsächlich alle oder zumindest so viele und wichtige Daten unter Verschluss gehalten, dass eine unabhängige Überprüfung unmöglich gemacht worden sei.

Das stimmt nicht:

• Nur ein Teil der Daten wird zurückgehalten.

• Das NIST musste diese Entscheidung vor Gericht verteidigen. Die ausführliche Begründung, von der Becker nur vier Worte zitiert, ist angesichts der zeitlichen Umstände überzeugend.

• Die öffentlich zugänglichen Daten lassen sehr wohl Überprüfungen von unabhängiger Seite zu. Solche Simulationsrechnungen sind durchgeführt und die Ergebnisse veröffentlicht worden.


Der Anteil der zurückgehaltenen Daten geht aus einem Gerichtsurteil hervor:

Overall, NIST produced a total of 25,644 data files responsive to Quick's request and withheld a total of 68,500 data files. [12]

(Quick ist der Name des Klägers, der die Herausgabe von Daten zu erreichen versuchte.)

Der Öffentlichkeit wurden also durchaus Daten zur Verfügung gestellt.

Die Zurückhaltung eines Teils der Daten wurde angefochten und musste sich einer gerichtlichen Überprüfung stellen. Die Urteilsbegründung des United States District Court, District of Columbia, ist lesenswert:

Reduced to layman's terms, the difference between the information that was released and the information that was withheld is that the released data files contain structural models based on information generally available to building designers and engineers, whereas the withheld data files contain information that could be used to predict the collapse of a building and, if made available to a person with the appropriate level of expertise, would provide instruction to individuals wanting to learn how to simulate building collapses and how to most effectively destroy large buildings. [13]

Die Modellierung der Einsturzvorgänge war eine technisch anspruchsvolle Aufgabe gewesen. Die schlechte Datenlage (kaum mehr als ein Haufen Schutt und teilweise veraltete Bauunterlagen) stellte die Ermittler vor große Herausforderungen. Neue Methoden mussten entwickelt werden, neue Erkenntnisse wurden gewonnen. Sollte das NIST dieses Wissen tatsächlich potentiellen Terroristen zur Verfügung stellen, die auf der Suche nach Tipps und Tricks zur effizienten Zerstörung weiterer Hochhäuser waren? Auf einer solchen Forderung zu bestehen erscheint kaum nachvollziehbar – zumindest solange man sich gedanklich außerhalb des Truther-Universums bewegt.


Becker erweckt zudem den Eindruck, die Geheimhaltung eines Teils der Ergebnisse mache eine Überprüfung unmöglich. Auch damit führt er seine Leser in die Irre. In Wahrheit sind die offengelegten Daten zusammen mit anderen, öffentlich zugänglichen Informationen für Simulationsrechnungen von unabhängiger Seite vollkommen ausreichend:

WTC-7's blue prints are on file with the city. Anyone can hire an engineering firm to model the building in a computer, and then from there someone can run every scenario they can think of to bring it down … You don't need the NIST. [14]

Verschwörungstheoretiker verschweigen aus gutem Grund, dass diese Möglichkeiten längst genutzt wurden:

I point this out because engineering students in Japan and other countries have done this already. Quelle: dito

So führte z.B. Prof. Daigoro vom Department of Engineering Mechanics and Energy der University of Tsukuba eine “Aircraft Impact Simulation of the WTC tower for Investigation on True Cause of the Total Collapse” durch. Das Ergebnis waren neue Vorschläge zu Details der Analyse; zu wesentlich anderen Schlussfolgerungen als das NIST kam er jedoch nicht. Zitat:

The assumptions of member joint strength given in this work may not be sufficient for making any clear statements. However, there is a possibility that the spring-back phenomenon due to rapid unloading caused by aircraft impact acted as a fatal cause of the total collapse of the WTC towers. Further numerical investigations performed by explicitly modeling the behaviors of member joints, and also for the case of WTC 1 are in progress. [15]

Diese Arbeiten basieren u.a. auf Daten aus den offiziellen Berichten:

The numerical model is constructed based on the information from the FEMA report. [16]


Damit ist die Behauptung widerlegt, das NIST verhindere durch Geheimhaltung von Daten eine Überprüfung seiner Ergebnisse.


Angeblich unvollständige Simulationsrechnungen

Wie viele andere Verschwörungstheoretiker so behauptet auch Schreyer:

„Das für die offizielle Untersuchung der Einstürze eingesetzte National Institute of Standards and Technology räumte jedoch in einer Fußnote seines 300 Seiten starken Abschlussberichts überraschenderweise ein, dass seine Untersuchung sich auf den „Zeitablauf vom Einschlag der Flugzeuge bis zum Beginn des Zusammenbruchs jedes Turms“ konzentrierte und sie daher „kaum Analysen des strukturellen Verhaltens der Türme nach dem Beginn des Zusammenbruchs“ enthielt.“

Damit vermittelt er die folgenden Botschaften:

  • Das NIST habe ein Versäumnis „einräumen“ müssen, nämlich dass der Umfang der Analysen zu klein und der Untersuchungsauftrag somit unvollständig erfüllt sei.
  • Dies werde „überraschenderweise“ in einer Fußnote eines Berichts erwähnt (wodurch der Leser den Eindruck gewinnt, im Bericht selbst werde diese Frage ausgespart).

Das ist ein klassisches Beispiel für Manipulation und Irreführung, denn beides ist unwahr:

  • Es wurde genau der Umfang an Simulationen erstellt, der zur Erfüllung des Untersuchungsauftrags erforderlich war.
  • Der Umfang der Analysen wird schon in den einführenden Kapiteln mehrfach und an jeweils prominenter Stelle begründet.

Schreyer bezieht sich auf die folgende Fußnote:

The focus of the investigation was on the sequence of events from the instant of aircraft impact to the initiation of collapse for each tower. For brevity in this report, this sequence is referred to as the "probable collapse sequence," although it includes little analysis of the structural behavior of the tower after the conditions for collapse initiation were reached and collapse became inevitable. [17], S. xxxvii


Welche Ziele hatten die Untersuchungen des NIST?

Das NIST hatte den Auftrag, die Ursachen der Einstürze zu ermitteln, um für die Zukunft vorbeugende Maßnahmen vorzuschlagen.

Schon die Vorgängerorganisation der Untersuchungskommission, das „Building Performance Study Team“, hatte sich ganz auf die Frage konzentriert, welches die Ursachen der Einstürze waren und wie Gebäude sicherer gemacht werden können:

The Building Performance Study Team issued its report in May 2002, fulfilling its goal "to determine probable failure mechanisms and to identify areas of future investigation that could lead to practical measures for improving the damage resistance of buildings against such unforeseen events." (Quelle: Dito, S. xxix)

Auch das NIST sollte Vorschläge zur Verbesserung von Sicherheitsstandards erarbeiten:

The desired outcomes are to make buildings, occupants, and first responders safer in future disaster events. (Quelle: Dito, S. xxxiii)

Für diesen Untersuchungsauftrag ist vorrangig relevant, welche Faktoren den Einsturz begünstigten bzw. ihn hätten verhindern können. Das ist der Grund, warum alle Beschreibungen der Untersuchungsziele die Phase zwischen dem Einschlag der Flugzeuge und dem beginnenden, nicht mehr abwendbaren Einsturz in den Mittelpunkt stellen: (Hervorhebungen in den folgenden Zitaten wurden nachträglich hinzugefügt)

To meet these goals … NIST and its contractors … analyzed 236 pieces of steel that were obtained from the wreckage; performed laboratory tests, measured material properties, and performed computer simulations of the sequence of events that happened from the instant of aircraft impact to the initiation of collapse for each tower. (Quelle: Dito, S. xxxvi)

Eine genauere Untersuchung der späten Einsturzphasen verspricht keine Erkenntnisse, die zur Verhinderung zukünftiger Katastrophen beitragen können. In anderen Worten: Ziel war es herauszufinden, wie es überhaupt zum Einsturz kommen konnte. Details des Zusammenbruchs (z.B. die Frage, ob bestimmte Gebäudetrümmer in die eine oder andere Himmelsrichtung fielen) sind im Kontext dieser Zielstellung von untergeordnetem Interesse. Das ist der wichtigste Grund, warum die Simulationsrechnungen mit dem Beginn des Einsturzvorgangs enden:

Simulations of the behavior of each tower on September 11, 2001, in four steps:
1. The aircraft impact into the tower, the resulting distribution of aviation fuel, and the damage to the structure, partitions, thermal insulation materials, and building contents.
2. The evolution of multi-floor fires.
3. The heating and consequent weakening of the structural elements by the fires.
4. The response of the damaged and heated building structure, and the progression of structural component failures leading to the initiation of the collapse of the towers. (Quelle: Dito S. xxxvii)


Hinzu kam, dass schon der Versuch, die Vorgänge bis zum Einsturzbeginn rechnerisch zu simulieren, an die Grenzen des technisch Machbaren führte:

Early in the effort, it became clear to both NIST and to ARA, Inc., the NIST contractor that performed the aircraft impact simulations, that the model had to "fit" on a state-of-the-art computer cluster and to run within weeks rather than months. (Quelle: Dito, S. 94)

Um die Rechenzeiten auf ein vertretbares Maß zu beschränken, mussten Schwerpunkte gesetzt werden. So wurden z.B. die Bereiche um die Einschlagstellen der Flugzeuge mit hoher Genauigkeit berechnet; für andere Bereiche wurde eine verminderte Genauigkeit für ausreichend gehalten:

To minimize the model size while keeping sufficient fidelity in the impact zone to capture the building deformations and damage distributions, various tower components were depicted with different meshes (different levels of refinement). For example, tower components in the path of the impact and debris field were represented with a fine mesh (higher resolution) to capture the local impact damage and failure, while components outside the impact zone were depicted more coarsely, simply to capture their structural stiffness and inertial properties. (Quelle: Dito, S.94)

Die damals verfügbaren Rechnerkapazitäten zwangen zur Konzentration auf das Wesentliche:

The results were a simulation of the structural deterioration of each tower from the time of aircraft impact to the time at which the building became unstable, i.e., was poised for collapse. (Quelle: Dito, S. 143)

Späte, für die Auftragserfüllung nicht relevante Einsturzphasen hätten vollkommen eigenständig modelliert werden müssen, was den Gesamtaufwand vervielfacht hätte. Dazu bestand kein Grund, weil der Auftrag, technische Grundlagen für Vorschläge zur Erhöhung der Einsturzsicherheit zu schaffen, mit Abschluss der durchgeführten Simulationen erfüllt war.


Es wäre darüber hinaus auch technisch sinnlos gewesen. Denn je später die Phase des Einsturzes, umso größer der Einfluss von Zufällen. In welche Richtung z.B. eine Tragsäule bei Überlastung wegknickt, hat großen Einfluss auf die weitere Deformation des Gebäudes, lässt sich durch Berechnungen aber prinzipiell nicht vorhersagen:

Once simulation of the global collapse of WTC 7 was underway, there was a great increase in the uncertainty in the progression of the collapse sequence, due to the random nature of the interaction, break up, disintegration, and falling debris. The uncertainties deriving from these random processes increasingly influenced the deterministic physics-based collapse process, and the details of the progression of the horizontal failure and final global collapse were increasingly less precise. [18]

Alle Versuche, späte Phasen der Einsturzverläufe zu simulieren, sind notwendigerweise ungenau und nahezu ohne Aussagekraft über das tatsächliche Geschehen.

Die Forderung, das strukturelle Verhalten bis zum vollständigen Ende des Einsturzes mit höchster Genauigkeit zu simulieren, wird in Fachkreisen nicht erhoben und zeugt entweder von Unwissenheit oder von Täuschungsabsicht. Sie dient Verschwörungstheoretikern als Scheinargument, um offizielle Untersuchungsergebnisse durch prinzipiell unerfüllbare Ansprüche zu entwerten.


Die Bagatellisierung der Brandschäden des WTC 7

Schreyer behauptet: „Der amtlichen Darstellung zufolge waren einfache Bürobrände die Ursache dieser perfekten Zerstörung.“

Auch diese Behauptung ist falsch!

Es ist unter Verschwörungstheoretikern üblich, die Brandschadenhypothese ins Lächerliche zu ziehen, gerade so, als ob eine unachtsam fallengelassene, brennende Zigarette das WTC 7 habe einstürzen lassen. Dabei wird in den amtlichen Berichten detailliert beschrieben, warum es sich keineswegs um einen "einfachen Bürobrand", sondern um einen sehr ungewöhnlichen und in dieser Art nie zuvor beobachteten Brandschaden handelte.

Schreyer beschränkt sich auf Gemeinsamkeiten mit anderen Gebäudebränden:

These uncontrolled fires had characteristics similar to those that have occurred previously in tall buildings. [19]

Die Besonderheiten des WTC7 unterschlägt er völlig:

The probable collapse sequence that caused the global collapse of WTC 7 involved the initiation of the buckling of a critical interior column in that vicinity. … The buckling of this column led to a vertical progression of floor failures up to the roof, and led to the buckling of adjacent interior columns to the south of the critical column … This was a fire-induced progressive collapse, also known as disproportionate collapse, which is defined as the spread of local damage, from an initiating event, from element to element, eventually resulting in the collapse of an entire structure, or a disproportionately large part of it. Quelle: dito

Das WTC7 war zur Aufrechterhaltung seiner Stabilität auf die Tragfähigkeit aller 24 Stahlsäulen im Inneren des Gebäudes angewiesen. Als wahrscheinlichste Einsturzursache wurde ermittelt, dass zunächst eine und dann die benachbarten Tragsäulen einknickten, als ihre seitlichen Führungen aufgrund von Brandschäden versagten. Vergleiche mit Hochhäusern ohne diese baulichen Besonderheiten sind ohne Aussagekraft.


Freier Fall des Gebäudes WTC 7?

Schreyer behauptet: :"Gebäude 7 stürzte, offiziellen Angaben zufolge, während der ersten zwei Sekunden seines Zusammenbruchs mit Freifallbeschleunigung. Der Wolkenkratzer fiel damit die ersten 30 Meter ohne jeden Widerstand – eben im freien Fall."

Das ist nicht wahr:

  • Das Zeitfenster wird falsch angegeben

Das Phänomen der Freifallbeschleunigung wurde nicht sofort beobachtet, sondern mehr als acht Sekunden nach Beginn des von außen sichtbaren Gebäudeeinsturzes und knapp zwei Sekunden, nachdem die Nordfassade zu kollabieren begann.

  • Aus Beobachtungen an einem Teil des Gebäudes werden unzulässige Schlüsse auf das Gesamtgebäude abgeleitet

Den Untersuchungsberichten zufolge wurde nicht am gesamten Gebäude 7, sondern nur an der nördlichen Außenfassade für kurze Zeit Freifallbeschleunigung beobachtet. Dieser Gebäudeteil war weitgehend in einem Stück und zeitversetzt zum Rest des Bauwerks eingestürzt.


Freifallbeschleunigung wurde erst für die zweite Phase des Fassadeneinsturzes festgestellt:

• In Stage 1, the descent was slow and the acceleration was less than that of gravity. … By 1.75 s, the north face had descended approximately 2.2 m (7 ft).
• In Stage 2, the north face descended at gravitational acceleration … This free fall drop continued for approximately 8 stories or 32.0 m (105 ft), the distance traveled between times t = 1.75 s and t = 4.0s.

[20], Seite 45


Schreyer beruft sich bei seinen Behauptungen über freien Fall des Gebäudes 7 auf offizielle Angaben, unterschlägt jedoch ein wichtiges Detail: Dem Untersuchungsbericht zufolge handelt es sich beim Einsturz der Nordfassade nur um einen Teileinsturz. Sieben Sekunden zuvor begannen bereits Dachaufbauten („penthouses“) in das Gebäude zu fallen:

The initial downward movement of the north face from the northeast corner to the east side of the screenwall was observed at 6.9 s after the initial downward motion of the east penthouse.

Quelle: Dito, Seite 44

Die Fassade verfügte über eine eigene Stützstruktur mit äußeren Tragsäulen und hatte beim intakten Gebäude eine tragende Funktion gehabt. Aufgrund ihrer Stabilität blieb sie noch einige Sekunden aufrecht stehen, als der Einsturz des Gebäudes bereits in vollem Gange war, und wurde dann erst mit in die Tiefe gerissen. Die von Videokameras für kurze Zeit beobachtete Freifallbeschleunigung nur der Außenfassade lässt keine Rückschlüsse über die Fallbeschleunigung des Gesamtgebäudes zu.

Die Behauptung, „der Wolkenkratzer“ sei in freiem Fall gefallen, ist falsch.




Der angebliche Einsturz der Zwillingstürme in freiem Fall

Das Geraune über den Fall der Türme in den eigenen Grundriss

Irreführung mit Videoaufnahmen

Quellennachweise

  1. http://www.nachdenkseiten.de/?p=34894
  2. http://www.nachdenkseiten.de/?p=34971
  3. Bentham Open Chemical Physics Journal, „Active Thermitic Material Discovered in Dust from the 9/11 World Trade Center Catastrophe“, April 2009, Niels H. Harrit, Jeffrey Farrer, Steven E. Jones, Kevin R. Ryan, Frank M. Legge, Daniel Farnsworth, Gregg Roberts, James R. Gourley, Bradley R. Larsen
  4. http://www.scilogs.de/mente-et-malleo/befand-sich-nanothermit-zwischen-den-tr-mmern-des-world-trade-centers/
  5. http://screwloosechange.blogspot.lu/search?q=bentham
  6. http://www.scilogs.de/mente-et-malleo/befand-sich-nanothermit-zwischen-den-tr-mmern-des-world-trade-centers/
  7. http://aneta.org/911experiments_com/millette/paper/index.htm
  8. http://www.911myths.com/html/wtc_molten_steel.html
  9. https://www.fema.gov/media-library-data/20130726-1512-20490-8452/403_apc.pdf
  10. http://911-engineers.blogspot.com.es/2007/04/professor-jonathan-r-barnett.html
  11. http://www.nachdenkseiten.de/?p=34971
  12. https://www.courtlistener.com/opinion/2473980/quick-v-us-dept-of-commerce-nat-institute/?order_by=dateFiled+desc
  13. https://www.courtlistener.com/opinion/2473980/quick-v-us-dept-of-commerce-nat-institute/?order_by=dateFiled+desc
  14. http://www.internationalskeptics.com/forums/showthread.php?t=279564
  15. http://www.kz.tsukuba.ac.jp/~isobe/WTC_genko_e.htm
  16. http://www.kz.tsukuba.ac.jp/~isobe/wtc-e.html
  17. Final Report on the Collapse of the World Trade Center Towers, Federal Building and Fire Safety Investigation of the World Trade Center Disaster (NIST NCSTAR 1, September 2005)
  18. Final Report on the Collapse of World Trade Center Building 7, Federal Building and Fire Safety Investigation of the World Trade Center Disaster (NIST NCSTAR 1A, November 2008), Seite 40
  19. Final Report on the Collapse of World Trade Center Building 7, Seite 47
  20. Final Report on the Collapse of World Trade Center Building 7