Spontane menschliche Selbstentzündung

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Angebliche Selbstentzündung
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Die spontane menschliche Selbstentzündung (engl. Spontaneous human combustion, SHC) ist ein beliebter Hoax und eine Moderne Sage. Nach dieser Sage soll der menschliche Körper in der Lage sein, sich ohne erkennbaren Grund selbst entzünden und verbrennen zu können.

Als eine Ursache wird z.B. die explosionsartige Entzündung von zelleigenem Wasserstoff und Sauerstoff gesehen, die durch "leckgeschlagene" Mitochondrien Feuer fangen sollen. Die Folge ist die Verbrennung von innen. Dass die Energie zerstörter Mitochondrien nicht ausfließen kann und Wasserstoff im Körper in gelöster, also unbrennbarer (als Ionen) und nicht in Gasform vorliegt, widerspricht dieser These.

Eine andere Theorie, die auf Erkenntnissen des New Yorker Elektroingenieurs Robin Beach basiert, erklärt die spontane menschliche Selbstentzündung mit einer elektrostatischen Entladung. Demnach sollen Menschen mit besonders trockener Haut bis zu 30.000 Volt erzeugen können, während bei durchschnittlichen Menschen höchstens Werte bis 20.000 Volt erreicht werden. Diese Elektrizität soll unter bestimmten Umständen ein Feuer erzeugen, das zur nahezu vollständigen Verbrennung des Körpers ausreiche. Dieser Theorie konnten jedoch deutliche Mängel nachgewiesen werden, unter anderem weil sie nicht erklärt, warum bei vielen der angeblichen Opfer das Feuer von innen kam. Auch Mikrowellen und Laser konnten als Ursache ausgeschlossen werden.

Auch weitere Erklärungsansätze, wie die innere Entzündung durch die Meditationsform Kundalini, angebliche energetisierte subatomare Teilchen namens Pyrotone oder geomagnetische Interferenzen, konnten nicht nachgewiesen werden.

Zitierte Fälle menschlicher Spontanverbrennung

Weltweit werden jährlich 50 Leichen gefunden, die Anzeichen spontaner "menschlicher Selbstentzündung" aufweisen. Doch wie viele Menschen wirklich an diesem Phänomen sterben, kann nicht ermittelt werden. Viele Fälle werden als ungeklärte Brandsache zu den Akten gelegt, Ursache unbekannt.

1725 wurde Jean Millet, ein Gasthofbetreiber, angeklagt seine Frau auf bestialische Art und Weise umgebracht zu haben, in dem er sie in Brand steckte. Als man den Tatort betrat, wurde die Wirtin völlig verkohlt aufgefunden. Seltsam war dabei, dass weder Einrichtungsgegenstände noch Zimmerwände die geringsten Brandspuren aufwiesen. Lediglich der Holzboden, auf dem die Asche gefunden wurde, wies Spuren eines Feuers auf. Millet wurde freigesprochen, da seine Frau Alkoholikerin war und man nicht ausschließen konnte, dass die Frau sich selbst entzündet hätte.

Ein anderer Fall wurde über den Tod von Mary Reeser berichtet. Als die Haushälterin Pansy Carpenter an die Tür von Mrs. Reeser klopfte, erhielt sie keine Antwort. Sie drehte den Türknauf, er war glühend heiß. Sie alarmierte die Polizei. Fünf Minuten später war die Feuerwehr da - zu spät. Die Überreste von Mrs. Reeser mussten mit Schaufeln eingesammelt werden. In keinem anderen Fall verbrannte der Körper derart zu Asche - was Reeser posthum den Spitznamen "The Cinder Lady" (Asche-Dame) einbrachte. In der Asche fanden die Ermittler später allerdings noch einen Fuß der alten Dame und ihren Kopf, der auf die Größe einer Teetasse geschrumpft sein soll.[1][2]

Charakteristik der Fälle

Für die SHC werden typischen Merkmale beschrieben: Es fehlt immer eine klare Ursache für das Feuer, es gibt keine Zündquellen oder Brandbeschleuniger. Außerdem verbrennt typischerweise der Rumpf, meist bleibt ein Bein oder ein Arm übrig, im Gegensatz zu normalen Bränden, bei denen die Extremitäten zuerst verbrennen. Das Feuer ist bei SHC nur auf den Körper beschränkt, Papier und sonstige leicht entzündliche Gegenstände in der Nähe weisen höchstens einen öligen Rußfilm auf. SHC findet fast immer in geschlossenen Räumen statt, in denen eigentlich nicht genügend Sauerstoff vorhanden ist, um ein Feuer zu nähren. Und es gibt keine Zeugen, da die Opfer in nahezu allen Fällen alleine sind.

Wissenschaftliche Erklärungen

Da die Toten in allen glaubhaften SHC-Fällen betagt und häufig altersschwach waren und zudem bekannt ist, dass die meisten Wohnungsbrände von alkoholisierten Personen ausgelöst werden, liegt eine wissenschaftlich plausible Erklärung näher. Sie deckt sich sowohl mit der rechtsmedizinischen Erfahrung als auch den Zeugenberichten. Die angeblichen SHC-Opfer fallen demnach kopfüber in einen offenen Kamin oder stecken - das ist der häufigere Fall - durch eine Zigarette, einen Fidibus oder ähnliches ihre Kleidung in Brand. Unter Schock und durch ihre Alterskrankheiten geschwächt, können die Opfer den Brand nicht löschen. Das eng begrenzte Feuer beginnt nun, das Unterhautfettgewebe zu verflüssigen. Dieses durchtränkt die darüber liegende Kleidung. Zusammen mit den Kleidungsresten entsteht auf diese Weise eine menschliche Fackel, die lange Zeit bei hohen Temperaturen brennt. Dieser so genannte Docht-Effekt erklärt auch, warum von Sitzenden oftmals nur die Beine übrigbleiben: Eine Fackelflamme heizt nach oben.[3]

Durch Versuche konnte dieser Erklärungsansatz des Dochteffektes inzwischen bestätigt werden, z.B. als am 26. August 1998 der Sender BBC One eine Dokumentation der Serie Q.E.D. mit dem Titel "The Burning Question" sendete, in der ein totes Schwein in eine Decke gehüllt und angezündet wurde. Wie in der Theorie des Dochteffekts beschrieben, brannte das Fett des Schweins lange Zeit, ohne dass die Umgebung Schaden nahm. Dass ein Fernseher schmolz, erklärten die BBC-Wissenschaftler mit einer Konvektionsströmung der aufsteigenden heißen Luft.[4]

Quellenverzeichnis

Weblinks