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'''Solidargemeinschaft''' (auch ''freie Solidargemeinschaft'', ''Unterstützungseinrichtung'' oder ''Gesundheitsfonds'') bezeichnet in Deutschland Vereine oder sonstige Organisationen, die Mitgliedern oder zahlenden Kunden versicherungesähnliche Dienstleistungen anbieten wie gesetzliche oder private Krankenkassen. Die Vereine basieren auf dem Prinzip einer vereinsweiten und nach oben begrenzten Solidarität und sehen sich als Alternative für herkömmliche Krankenkassen und Krankenversicherungen. Nach Angaben des Deutschlandfunks sollen mit Stand von 2019 in Deutschland 20.000 Menschen Dienste von Solidargemeinschaften in Anspruch nehmen.<ref>https://www.deutschlandfunkkultur.de/solidargemeinschaften-ohne-rechtsanspruch-eine-alternative.990.de.html?dram:article_id=420001</ref><ref>https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/krankenkassen/article/977037/konkurrenz-gkv-pkv-solidargemeinschaft-statt-krankenkasse.html</ref> Eine staatliche Anerkennung als Ersatz für eine Mitgliedschaft in einer gesetzlichen Krankenkasse oder privaten Krankenversicherung besteht bei Solidargemeinschaften nicht. Das heisst: die Mitgliedschaft in einer Solidargemeinschaft entspricht nicht den Ansprüchen einer  Versicherungspflicht in Deutschland.
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'''Solidargemeinschaft''' (auch ''freie Solidargemeinschaft'', ''Unterstützungseinrichtung'' oder ''Gesundheitsfonds'') bezeichnet in Deutschland Vereine oder sonstige Organisationen, die Mitgliedern oder zahlenden Kunden versicherungesähnliche Dienstleistungen anbieten wie gesetzliche Krankenkassen oder private Krankenversicherungen. Die Vereine basieren auf dem Prinzip einer vereinsweiten und nach oben begrenzten Solidarität und sehen sich als Alternative für herkömmliche Krankenkassen und Krankenversicherungen. Nach Angaben des Deutschlandfunks sollen mit Stand von 2019 in Deutschland 20.000 Menschen Dienste von Solidargemeinschaften in Anspruch nehmen.<ref>https://www.deutschlandfunkkultur.de/solidargemeinschaften-ohne-rechtsanspruch-eine-alternative.990.de.html?dram:article_id=420001</ref><ref>https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/krankenkassen/article/977037/konkurrenz-gkv-pkv-solidargemeinschaft-statt-krankenkasse.html</ref> Eine staatliche Anerkennung als Ersatz für eine Mitgliedschaft in einer gesetzlichen Krankenkasse oder privaten Krankenversicherung besteht bei Solidargemeinschaften nicht. Das heisst: die Mitgliedschaft in einer Solidargemeinschaft entspricht nicht den Ansprüchen einer  Versicherungspflicht in Deutschland.
    
Solidargemeinschaften existieren bereits seit fast hundert Jahren und setzen in gewisser Weise eine Tradition der Zünfte aus dem Mittelalter und von Gesellenbruderschaften und der aus ihnen entstandenen genossenschaftlichen Selbsthilfe fort, zu Zeiten als es noch keine Krankenkassen und Krankenversicherungen im heutigen Sinne gab. Später kamen berufsständische Unterstützungskassen auf, die in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden. Zu nennen sind auch im freiwilligen Zusammenschluss von Pfarrern zur gegenseitigen gesundheitlichen Absicherung. Bei heutigen Solidargemeinschaften geht es dagegen mehr um die Frage nach der Attraktivität der Erstattung von Heilweisen und Heilmitteln ohne wissenschaftlichen Nachweis einer Wirksamkeit: [[Alternativmedizin]] / [[Pseudomedizin]].
 
Solidargemeinschaften existieren bereits seit fast hundert Jahren und setzen in gewisser Weise eine Tradition der Zünfte aus dem Mittelalter und von Gesellenbruderschaften und der aus ihnen entstandenen genossenschaftlichen Selbsthilfe fort, zu Zeiten als es noch keine Krankenkassen und Krankenversicherungen im heutigen Sinne gab. Später kamen berufsständische Unterstützungskassen auf, die in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden. Zu nennen sind auch im freiwilligen Zusammenschluss von Pfarrern zur gegenseitigen gesundheitlichen Absicherung. Bei heutigen Solidargemeinschaften geht es dagegen mehr um die Frage nach der Attraktivität der Erstattung von Heilweisen und Heilmitteln ohne wissenschaftlichen Nachweis einer Wirksamkeit: [[Alternativmedizin]] / [[Pseudomedizin]].
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Nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sollen die Mitglieder der verschiedenen Solidargemeinschaften eine "günstigere Mitgliederstruktur" aufweisen und seien seltener krank als die allgemeine Bevölkerung. Dies sei einer der Gründe für das Preisniveau bei Solidargemeinschaften. So sollen nach Angaben der Solidago die Ausgaben 30% unter denen von Krankenkassen oder Krankenversicherungen liegen. Solidarität bedeutet daher in Solidargemeinschaftskreisen lediglich die finanziell nach oben gedeckelte Solidarität innerhalb des eigenen Vereins, keinesfalls eine tatsächliche Solidaritätgemeinschaft aller Einwohner eines Landes oder einer Region. Der Kontrahierungszwang von 1996 versuchte bereits 1996 entsprechende Vorteile für die GKV und 2009 dann auch in der PKV zu begrenzen, weil er für Erkrankte Nachteile hat.
 
Nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sollen die Mitglieder der verschiedenen Solidargemeinschaften eine "günstigere Mitgliederstruktur" aufweisen und seien seltener krank als die allgemeine Bevölkerung. Dies sei einer der Gründe für das Preisniveau bei Solidargemeinschaften. So sollen nach Angaben der Solidago die Ausgaben 30% unter denen von Krankenkassen oder Krankenversicherungen liegen. Solidarität bedeutet daher in Solidargemeinschaftskreisen lediglich die finanziell nach oben gedeckelte Solidarität innerhalb des eigenen Vereins, keinesfalls eine tatsächliche Solidaritätgemeinschaft aller Einwohner eines Landes oder einer Region. Der Kontrahierungszwang von 1996 versuchte bereits 1996 entsprechende Vorteile für die GKV und 2009 dann auch in der PKV zu begrenzen, weil er für Erkrankte Nachteile hat.
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Seit 2007/2009 (GKV-WSG) gibt es in Deutschland eine allgemeine Versicherungspflicht. Mitglieder sowohl der gesetzlichen Krankenkassen, noch die der privaten Krankenversicherungen dürfen diese einfach verlassen, etwa um Mitglied einer Solidargemeinschaft zu werden. Solidargemeinschaften setzen deswegen teilweise auf illegale Methoden, um herkömmliche Versicherungen verlassen zu können. Beliebt ist die Empfehlung sich in Deutschland abzumelden und den Pass abzugeben. Ein anderer gesetzeswideriger Trick kursiert in der [[Truther]]szene:
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Bei einigen der Solidargemeinschaften ist eine Nähe zu den [[Reichsbürgerbewegung]] zu beobachten. Alleine aus [[Scheinstaat]] "NeuDeutschland"/Königreich Deutschland heraus, welches der Reichsbürgerbewegung zuzuordnen ist, wurden vier Versuche bekannt krakenversicherungsähnliche Dienstleistungen im Sinne einer Solidargemeinschaft anzubieten: Der Gesundheitsfond (aufgelöst), NeuDeutsche Gesundheitskasse, NDGK (aufgelöst), Deutsche Gesundheitskasse, DGK (eingestellt) und Deutsche Gesundheit, DG (in Abwicklung).
:''..Um aus der gesetzlichen KK austreten zu können, kann man sich im Internet den günstigsten Krankenkassen-Anbieter heraussuchen, bei der Neuen KK anmelden und die alte KK darüber informieren, dass man wechselt.<br>Bitte diesbezüglich um eine schriftliche Bestätigung der alten KK und Löschung deiner Daten (DSGVO). Sobald du dies innerhalb von 14 Tagen schriftlich hast, nimm von deinem 14-tägigen Widerrufsrecht bei der neuen KK Gebrauch und kündige deinen Vertrag. Da die Krankenkassen untereinander nicht wirklich kommunizieren, ist es ein Kinderspiel da raus zu kommen. Dies wurde schon mehrfach erfolgreich praktiziert..''
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Der Autor dieses Tricks gibt auch Hinweise zur Beschaffung gefälschter Impfbescheinigungen damit ungeimpfte Kleinkinder Kindergärten besuchen können. Ein anderer, selbstständiger Solidargemeinschaftler aus der deutschen [[Reichsbürger]]szene berichtet darüber nur über nichtpfändbaren Besitz zu verfügen. Eigene Kinder seien über die Mütter herkömmlich versichert. Nach schriftlicher Kündigung und nach fünf Monaten der Nichtzahlung der Versicherungsbeiträge sei es ihm in Deutschland gelungen aus seiner Versicherung auszuscheiden. Der unbekannte Autor berichtet eine Bestätigung des Endes der KV-Mitgliedschaft erhalten zu haben ohne Begleichung der offenen Versicherungsbeiträge und ohne einen Nachversicherungsnachweis zu erbringen. Als Folge sei es zu vergeblichen Vollstreckungsversuchen und einer "Hausdurchsuchung" gekommen.
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Bei einigen der Solidargemeinschaften ist eine Nähe zu den [[Reichsbürgerbewegung]] zu beobachten.
      
Neben den eigentlichen Solidargemeinschaften existiert in Deutschland auch der Verein Bundesarbeitsgemeinschaft von Selbsthilfeeinrichtungen – Solidargemeinschaften im Gesundheitswesen e.V., kurz BASSG, welcher sich für eine staatliche Anerkennung als "''anderweitige Absicherung im Krankheitsfall''" als drittes Krankenversicherungsmodell in Deutschland einsetzt. Der BASSG sollen nach eigenen Angaben rund 8000 Mitglieder angehören. Auch gebe es eine Rückversicherung über einen privaten pax-Versicherungsdienst, der bei Ausgaben über 5000 € in Anspruch genommen werden soll.
 
Neben den eigentlichen Solidargemeinschaften existiert in Deutschland auch der Verein Bundesarbeitsgemeinschaft von Selbsthilfeeinrichtungen – Solidargemeinschaften im Gesundheitswesen e.V., kurz BASSG, welcher sich für eine staatliche Anerkennung als "''anderweitige Absicherung im Krankheitsfall''" als drittes Krankenversicherungsmodell in Deutschland einsetzt. Der BASSG sollen nach eigenen Angaben rund 8000 Mitglieder angehören. Auch gebe es eine Rückversicherung über einen privaten pax-Versicherungsdienst, der bei Ausgaben über 5000 € in Anspruch genommen werden soll.
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2011 führt die Samarita Solidargemeinschaft e.V. nach eigenen Angaben einen Musterprozess, in dem sie für die rechtliche Anerkennung als „anderweitige Absicherung im Krankheitsfall“ streitet. Gegen die abschlägige Entscheidung des Sozialgerichts München vom 4. Januar 2013 (AZ: S 3 KR 291/11) wurde Berufung beim Bayer. Landessozialgericht unter dem Az.: L 4 KR 27/13 eingelegt, diese wurde jedoch am 9. Juni 2015 zurückgewiesen. Die Revision vor dem Bundessozialgericht wurde jedoch, wegen "grundsätzlicher Bedeutung" zugelassen. Die gegen das Urteil des LSG dann eingelegte Revision wurde vom 12. Senat des Bundessozialgerichts mit Beschluss vom 18. April 2017 (B 12 KR 18/15 R) wegen unzureichender Begründung als unzulässig verworfen. Hiergegen und gegen die vorinstanzlichen Entscheidungen ist Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht anhängig (Az. 1 BvR 2062/17).
   
==Unterschiede zu gesetzlichen und privaten Krankenkassen (Deutschland)==
 
==Unterschiede zu gesetzlichen und privaten Krankenkassen (Deutschland)==
 
Im Gegensatz zu Mitgliedern in gesetzlichen und privaten Krankenkassen haben Kunden oder Mitglieder von Solidargemeinschaften keinen Rechtsanspruch auf bestimmte Leistungen im Gesundheitsbereich. Es fehlt ein verbindlicher Leistungskatalog. Die bekannt gewordenen Solidargemeinschaften mit ihren meist kleinen Mitgliedzahlen (weit unter 1000 Mitglieder) können rein wirtschaftlich an einem einzigen schweren und teuren Krankheitsfall eines Mitglieds zahlungsunfähig werden. Daher gibt es bei Solidargemeinschaften auch Regelungen für die Erstattung nur eines bestimmten festgelegten Zuwendungsrahmens pro Mitglied. Werden die Behandlungskosten überschritten, so muss das Mitglied selbst für nicht erstattete Kosten aufkommen oder staatliche Hilfe in Anspruch nehmen.
 
Im Gegensatz zu Mitgliedern in gesetzlichen und privaten Krankenkassen haben Kunden oder Mitglieder von Solidargemeinschaften keinen Rechtsanspruch auf bestimmte Leistungen im Gesundheitsbereich. Es fehlt ein verbindlicher Leistungskatalog. Die bekannt gewordenen Solidargemeinschaften mit ihren meist kleinen Mitgliedzahlen (weit unter 1000 Mitglieder) können rein wirtschaftlich an einem einzigen schweren und teuren Krankheitsfall eines Mitglieds zahlungsunfähig werden. Daher gibt es bei Solidargemeinschaften auch Regelungen für die Erstattung nur eines bestimmten festgelegten Zuwendungsrahmens pro Mitglied. Werden die Behandlungskosten überschritten, so muss das Mitglied selbst für nicht erstattete Kosten aufkommen oder staatliche Hilfe in Anspruch nehmen.
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Solidargemeinschaften erwarten in Einzelfall von solventen Mitgliedern im Falle hoher Kosten auch den Zugriff auf eigenes Vermögen und nicht nur auf einen vereinbarten Anteil am Einkommen.
 
Solidargemeinschaften erwarten in Einzelfall von solventen Mitgliedern im Falle hoher Kosten auch den Zugriff auf eigenes Vermögen und nicht nur auf einen vereinbarten Anteil am Einkommen.
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Im Gegensatz zum Solidargemeinschaftsprinzip bilden private Krankenversicherungen Rücklagen. Gesetzliche Krankenkassen funktionieren nach dem Umlageverfahren, eingenommene Beiträge müssen direkt wieder ausgegeben werden.  
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Im Gegensatz zum Solidargemeinschaftsprinzip bilden private Krankenversicherungen Rücklagen, die auch dann Erstattungen möglich machen wenn mehrere Mitglieder gleichzeitig einen Großschadenfall anmelden müssen. Gesetzliche Krankenkassen funktionieren nach dem Umlageverfahren, eingenommene Beiträge müssen direkt wieder ausgegeben werden.  
 
daraus ergibt sich auch die Frage nach der Zuständigkeit der Aufsichtsbehörden in Deutschland. Während für die Solidargemeinschaften Artabana und Solidago wahrscheinlich eine Art Zuständigkeitslücke zwischen Versicherungsamt und BaFin anzunehmen ist, gehört die NDK in die Zuständigkeit der BaFin.
 
daraus ergibt sich auch die Frage nach der Zuständigkeit der Aufsichtsbehörden in Deutschland. Während für die Solidargemeinschaften Artabana und Solidago wahrscheinlich eine Art Zuständigkeitslücke zwischen Versicherungsamt und BaFin anzunehmen ist, gehört die NDK in die Zuständigkeit der BaFin.
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==Versuche der Anerkennung als "anderweitige Absicherung im Krankheitsfall"==
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2011 führt die Samarita Solidargemeinschaft e.V. einen Musterprozess, in dem sie für die rechtliche Anerkennung als „anderweitige Absicherung im Krankheitsfall“ streitet. Gegen die abschlägige Entscheidung des Sozialgerichts München vom 4. Januar 2013 (AZ: S 3 KR 291/11) wurde Berufung beim Bayer. Landessozialgericht unter dem Az.: L 4 KR 27/13 eingelegt, diese wurde jedoch am 9. Juni 2015 zurückgewiesen. Die Revision vor dem Bundessozialgericht wurde jedoch, wegen "grundsätzlicher Bedeutung" zugelassen. Die gegen das Urteil des LSG dann eingelegte Revision wurde vom 12. Senat des Bundessozialgerichts mit Beschluss vom 18. April 2017 (B 12 KR 18/15 R) wegen unzureichender Begründung als unzulässig verworfen. Hiergegen und gegen die vorinstanzlichen Entscheidungen ist Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht anhängig (Az. 1 BvR 2062/17).
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==Zu geringes Risikopool bei Gemeinschaften mit wenigen Mitgliedern==
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Prinzipiell haben die bis heute bekannt gewordenen Solidargemeinschaften mit Mitgliederzahlen bis rund 2000 das prinzipielle versicherungsmathematische Problem eines zu kleinen Risikopools. Bereits wenige und gleichzeitig teure Behandlungen können zur Zahlungsunfähigkeit führen. Als Beispiel kann das Schicksal der kleinen gesetzlichen Krankenkasse [https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsame_Betriebskrankenkasse_K%C3%B6ln Gemeinsame Betriebskrankenkasse Köln (GBK)] genannt werden, der die Insolvenz drohte nachdem 2005/2006 zwei Mitglieder (ein damals 30 Jahre alter Mann und ein zehn Jahre altes Kind) an [https://de.wikipedia.org/wiki/Erworbene_H%C3%A4mophilie erworbener Hämophilie] erkrankten und mit teuren Gerinnungsfaktoren lebenslang behandelt werden müssen. Bis 2009 musste die GBK bereits 14 Millionen € für die Behandlung der beiden Mitglieder aufwenden.<ref>https://www.welt.de/wirtschaft/article4380162/Warum-eine-Kasse-wegen-zwei-Kranken-in-Not-geraet.html</ref> 2011 fusionierte die GBK mit der mhplus BKK. Die insolventgefährdete GBK hatte mit 30.000 mehr als zehn Mal soviele Mitglieder wie die Solidargemeinschaften Solidago oder Artabana.
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Die Tageszeitung Welt zitierte Johannes Vöcking, Chef der derzeit größten deutschen Krankenkasse Barmer mit rund sieben Millionen Mitgliedern: ''..„Eine Kasse braucht mindestens eine Million Mitglieder, um die Krankheitsrisiken genügend streuen zu können.“'' Nur große Kassen könnten mit schweren und teuren Krankheiten wie der Hämophilie fertig werden.<ref>https://www.welt.de/wirtschaft/article4380162/Warum-eine-Kasse-wegen-zwei-Kranken-in-Not-geraet.html</ref>
    
==Bekannte Solidargemeinschaften im deutschsprachigen Raum==
 
==Bekannte Solidargemeinschaften im deutschsprachigen Raum==
[[image:Michael Sonntag Glueckskaefer.jpg|"Glückskäfer-Gründer (vormals Artabana) und [[Homöopathie|Homöopath]] Michael Sonntag 2014 beim [[Truther]]-Werbesender [[Bewusst TV]] von [[Jo Conrad]]|320px|thumb]]
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[[image:Michael Sonntag Glueckskaefer.jpg|"Glückskäfer-Gründer (vormals Artabana) und Arzt Michael Sonntag aus Arnstein 2014 beim [[Truther]]-Werbesender [[Bewusst TV]] von [[Jo Conrad]]. Sonntag ist [[Homöopathie|Homöopath]] und praktiziert [[Kinesiologie]] nach [[Dietrich Klinghardt]].|320px|thumb]]
[[image:DeGeKa.jpg|Phantasieurkunde zur Anerkennung der Solidargemeinschaft DeGeKa durch [[Reichsbürgerbewegung|Reichsbürger]] Erhard Lorenz|300px|thumb]]
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[[image:Deutsche Heilfuersorge.jpg|Webseite Deutsche Heilfürsorge aus dem [[Reichsbürger]]milieu (2018)|320px|thumb]]
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[[image:Deutsche Heilfuersorge Beitritterklaerung.jpg|Passus aus der Beitrittserklärung zur Deutschen Heilfürsorge (2018)|320px|thumb]]
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[[image:DeGeKa.jpg|Phantasieurkunde zur Anerkennung der Solidargemeinschaft DeGeKa durch [[Reichsbürgerbewegung|Reichsbürger]] Erhard Lorenz|320px|thumb]]
 
Insgesamt soll es alleine in Deutschland mehrere hundert Solidargemeinschaften im Sinne dieses Artikels geben. Im einzelnen zu nennen sind:
 
Insgesamt soll es alleine in Deutschland mehrere hundert Solidargemeinschaften im Sinne dieses Artikels geben. Im einzelnen zu nennen sind:
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*Solidago entstand 2013 als Abspaltung aus Artabana. Um aufgenommen zu werden, ist eine mehrere Monate dauernde Probezeit vorgesehen. Zum monatlichen Beitrag heisst es: ''Der monatliche Solidarbeitrag beträgt aktuell 10% des steuerpflichtigen Monatseinkommens, mindestens jedoch 120 € und höchstens 650 €. Hinzu kommen 15 € Pflege- und 20 € Verwaltungsbeitrag'' Ausgaben die auf Anhieb nicht schlüssig erscheinen, müssen von den Mitgliedern vor ihrer Gruppe begründet werden. Die GLS-Bank soll für Solidago Kredite in Ausnahmefällen zur Verfügung stellen. Gesundheitsideologisch orientiert sich Solidago an der [[Salutogenese nach Antonovsky]], einem Konzept welches nicht mehr dem heutigen Wissensstand in der Medizin entspricht.
 
*Solidago entstand 2013 als Abspaltung aus Artabana. Um aufgenommen zu werden, ist eine mehrere Monate dauernde Probezeit vorgesehen. Zum monatlichen Beitrag heisst es: ''Der monatliche Solidarbeitrag beträgt aktuell 10% des steuerpflichtigen Monatseinkommens, mindestens jedoch 120 € und höchstens 650 €. Hinzu kommen 15 € Pflege- und 20 € Verwaltungsbeitrag'' Ausgaben die auf Anhieb nicht schlüssig erscheinen, müssen von den Mitgliedern vor ihrer Gruppe begründet werden. Die GLS-Bank soll für Solidago Kredite in Ausnahmefällen zur Verfügung stellen. Gesundheitsideologisch orientiert sich Solidago an der [[Salutogenese nach Antonovsky]], einem Konzept welches nicht mehr dem heutigen Wissensstand in der Medizin entspricht.
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*Artabana (ARTABANA Deutschland Solidargemeinschaft e. V. / AD e. V.)<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Artabana</ref>, mit Sitz in Magstadt<ref>https://blog.psiram.com/tag/artabana/</ref> und gegründet 1999. Artabana ist in Deutschland und in der Schweiz aktiv. Der Verein entstand 1987 ursprünglich in der Schweiz in einem [[Anthroposophie|anthroposophischen Umfeld]] (siehe dazu: [[anthroposophische Medizin]]) und gelangte über Paulus Johannes Lehmann (Autor von „Gesundheitskasse statt Krankenkasse“) nach Deutschland. Laut Wikipedia soll auch ein Bezug zum deutschen Verein Verein Gesundheitskasse e. V. (VGK) der siebziger Jahre bestanden haben. Insgesamt soll es mehr als 200 lokale Gemeinschaften und 23 regionale Bündnisse geben. Die Zahl der Mitglieder scheint bei rund 2000 zu liegen. Rund ein Viertel der Artabana-Mitglieder sollen vorsichtshalber zusätzlich herkömmlich versichert sein. Wer zusätzlich konventionell versichert ist, und also nur aussermedizinische Leistungen erstattet haben möchte, zahlt offenbar nur den halben Mitgliedsbeitrag. Dies ist Gerüchten von Mitgliedern im Internet zu entnehmen. Bekannt ist Artabana für die Finanzierung alternativmedizinischer und pseudomedizinischer Methoden ohne seriösen Nachweis einer Wirksamkeit. Nach Einschätzung der Spitzenverbände der Krankenkassen keine "anderweitige Absicherung im Krankheitsfall", da die Mitglieder nicht nur nicht einen rechtlichen Anspruch, sondern auch keinen faktischen Anspruch auf Absicherung im Krankheitsfall, der dauerhaft erfüllbar ist, hätten.<br>Artabana verfügt auch über einen Online-Shop mit Namen Artamarkt der von einem Verein Potenzialentwicklungsraum e.V. aus 95336 Mainleus organisiert wird. Angeboten wird beispielsweise das [[Entgiftung|Entgiften von Impfrückständen]] und [[Psychokinesiologie]].
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*[[Artabana]] (Artabana Deutschland Solidargemeinschaft e. V. / AD e. V.)<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Artabana</ref>, mit Sitz in Magstadt<ref>https://blog.psiram.com/tag/artabana/</ref> wurde 1999 gegründet und ist in Deutschland, der Schweiz und in Australien aktiv. Der Verein entstand 1987 ursprünglich in der Schweiz in einem [[Anthroposophie|anthroposophischen Umfeld]] (siehe dazu: [[anthroposophische Medizin]]) und gelangte über Paulus Johannes Lehmann (Autor von „Gesundheitskasse statt Krankenkasse“) nach Deutschland.  
    
*Solidarkunst (Freiburger Solidarkunst)<ref>http://www.solidarkunst.de</ref> Die Freiburger Solidarkunst begrenzt sicherheitshalber eigene Leistungen auf die „kleinen und mittleren Kosten“. Die Zahl der Mitglieder soll bei 45 liegen. Für die restlichen Gesundheitsrisiken müssen die Mitglieder eine herkömmliche Kasse oder Versicherung in Anspruch nehmen. Die Solidarkunst will insbesondere künstlerische Therapien (daher der Name) und Alternativmedizin versicherbar machen. Die Beiträge sind frei wählbar, sollen sich aber an den finanziellen Möglichkeiten orientieren. Alle Mitgliedsbeiträge werden in einen gemeinsamen Gruppenpool eingezahlt, welcher durch einen Finanzrat verwaltet wird. Kleine Kostenanträge sollen schnell gewährt werden, bei höheren entscheidet der Finanzrat nach Gutdünken. Solidarkunst ist nur im Raum Freiburg aktiv.
 
*Solidarkunst (Freiburger Solidarkunst)<ref>http://www.solidarkunst.de</ref> Die Freiburger Solidarkunst begrenzt sicherheitshalber eigene Leistungen auf die „kleinen und mittleren Kosten“. Die Zahl der Mitglieder soll bei 45 liegen. Für die restlichen Gesundheitsrisiken müssen die Mitglieder eine herkömmliche Kasse oder Versicherung in Anspruch nehmen. Die Solidarkunst will insbesondere künstlerische Therapien (daher der Name) und Alternativmedizin versicherbar machen. Die Beiträge sind frei wählbar, sollen sich aber an den finanziellen Möglichkeiten orientieren. Alle Mitgliedsbeiträge werden in einen gemeinsamen Gruppenpool eingezahlt, welcher durch einen Finanzrat verwaltet wird. Kleine Kostenanträge sollen schnell gewährt werden, bei höheren entscheidet der Finanzrat nach Gutdünken. Solidarkunst ist nur im Raum Freiburg aktiv.
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*Glückskäfer<ref>https://www.glueckskaeferfreunde.de</ref><ref>Glückskäferfreunde e.V., c/o Michael Sonntag, Bischbergstr. 2, 97450 Arnstein</ref>, gegründet 2014 und seit 2016 inaktiv (Stand Oktober 2019) 2014 wurde der Verein “Glückskäfer – Versicherung”, als vermeintliche Solidar-Krankenkasse mit Therapiefreiheit Glückskäfer vom Arzt Michael Sonntag (vormals Artabana) beim Werbesender [[Bewusst TV]] des [[Esoterik]]ers [[Jo Conrad]] beworben. Interviewpartnerin von Sonntag war [[Dagmar Neubronner]]. Nach eigenen Angaben sollte es sich um einen kleineren Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit handeln (kVVaG), als Krankenversicherung für Mitglieder von Solidargemeinschaften im Gesundheitswesen. Geplant war die Gründung kleiner Gruppen, die sich monatlich treffen sollten.
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*Glückskäfer<ref>https://www.glueckskaeferfreunde.de</ref><ref>Glückskäferfreunde e.V., c/o Michael Sonntag, Bischbergstr. 2, 97450 Arnstein</ref> sollte 2015 aktiv werden. Das Projekt ist jedoch seit 2016 inaktiv (Stand Oktober 2019). 2014 wurde der Verein “Glückskäfer – Versicherung”, als vermeintliche Solidar-Krankenkasse mit Therapiefreiheit Glückskäfer vom Arzt Michael Sonntag (vormals Artabana) noch verheissungsvoll beim Werbesender [[Bewusst TV]] des [[Esoterik]]ers [[Jo Conrad]] beworben. Interviewpartnerin von Sonntag war 2014 [[Dagmar Neubronner]]. Nach eigenen Angaben sollte es sich um einen kleineren Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit handeln (kVVaG), als Krankenversicherung für Mitglieder von Solidargemeinschaften im Gesundheitswesen. Geplant war die Gründung kleiner Gruppen, die sich monatlich treffen sollten.
    
*verschiedene kirchliche Solidargemeinschaften wie der Verein Pfälzischer Pfarrerinnen und Pfarrer oder Pfarrverein in Baden e.V.
 
*verschiedene kirchliche Solidargemeinschaften wie der Verein Pfälzischer Pfarrerinnen und Pfarrer oder Pfarrverein in Baden e.V.
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*Neue Deutsche Gesundheitskasse/NeuDeutsche Gesundheitskasse (NDGK) von [[Peter Fitzek]]. Die inzwischen zerschlagene NeuDeutsche Gesundheitskasse (NDGK) verstand sich als „Unterstützerkasse“. Vorstandsvorsitzender der NDGK ist [[Peter Fitzek]], Anhänger der [[Reichsbürgerbewegung]] und selbsternannter König eines Königreich Deutschland. Mitglieder können „bewusste“ und gesunde Menschen werden; kranken Menschen wird vor ihrem Eintritt empfohlen, an einem „Gesundheitsseminar“ des Lichtzentrums Wittenberg teilzunehmen.<ref>http://www.ndgk.de/index.php/fragen-und-antworten.html</ref> Die NDGK erstattet den Besuch von [[Heilpraktiker]]n und von kostenlosen Gesundheitsschulungen des Lichtzentrums Wittenberg.<ref>(http://www.ndgk.de/index.php/leistungskatalog.html)</ref> Zukünftig ist geplant, die freie Auswahl eines Arztes oder Heilpraktikers einzuschränken, indem eine Liste von Ärzten und Heilpraktikern erstellt werden soll, die im Sinne der NDGK und damit Fitzeks Vorstellungen von Gesundheit arbeiten. Da Fitzek offensichtlich Anhänger von [[Ryke Geerd Hamer]]s [[Germanische Neue Medizin|Germanischer Neuer Medizin]] ist, könnte dies entsprechende gesundheitliche Konsequenzen haben.<br>So heißt es auch in den Vertragsbedingungen der NDGK: "''Die Kosten für Krebsbehandlungen im Sinne der [[Schulmedizin]] sowie Organtransplantationen, Impfungen und deren Folgekosten werden nur in Ausnahmefällen erstattet. Voraussetzung zur Unterstützungsleistungsgewährung bei Krankenhausgeburten ist der Besuch des Seminars "Entwicklungsgesetze des Lebens".''"<ref>http://www.ndgk.de/tl_files/ndgk/antrag/2011-07-15_NDGK-Antrag_inkl%20Leerseite.pdf Seite 9</ref><br>Vertragsgegenstand ist ferner ein Fragebogen, der u.a. folgende unwissenschaftliche, z.T. gefährliche Behandlungsmethoden abfragt und damit vertraglich festlegt:<ref>http://www.ndgk.de/tl_files/ndgk/antrag/2011-07-15_NDGK-Antrag_inkl%20Leerseite.pdf, Seite 10 f</ref>:*''Welche Therapie wunschen Sie im Falle der Diagnostizierung einer Krebserkrankung?''
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*Die [[Neue Deutsche Gesundheitskasse]] (auch NeuDeutsche Gesundheitskasse NDGK) des [[Reichsbürgerbewegung|Reichsbürger]] [[Peter Fitzek]] wurde 2010 von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) als Versicherung aufgelöst und ihre Abwicklung verfügt. Sie dürfte danach nur noch als Unterstützerkasse für pseudo- und alternativmedizinische Leistungen fungieren.<br>Im April 2020 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Dresden gegen sieben "Reichsbürger" Anklage erhoben hat, wegen unerlaubter Gründung und unerlaubten Betriebs einer Krankenkasse. Es lag keine Erlaubnis der Bafin vor. Explizit genannt ist die „Deutsche Gesundheitskasse“ von Fitzek, die am 22. April 2017 von vier der Beschuldigten gegründet worden sein soll. Der Geschäftsbetrieb wurde dann Anfang Juli 2017 aufgenommen. Bis November desselben Jahres gewannen die Betreiber 49 Mitglieder und sammelten Mitgliedsbeiträge in Höhe von 8.000 Euro ein.<ref>https://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Sieben-Reichsbuerger-kommen-in-Dresden-wegen-Fantasie-Krankenkasse-vor-Gericht</ref>
:* ''schulmedizinische Behandlung (Chemotherapie, Bestrahlung, Operation)''
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:* ''[[Homöopathie|homöopathische Behandlung]]''
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*Deutsche Heilfürsorge (später auch "Deutsche Gesundheit" / DG) ist der Name einer Solidargemeinschaft, die wie die Neue Deutsche Gesundheitskasse dem Reichsbürger Peter Fitzek zuzuordnen ist. Der Domainamelder ist der Fitzek-Anhänger [[Matthias Alexander Pauqué]]. Im Eigenverständnis sieht sich die Deutsche Heilfürsorge als eine "anderweitige Absicherung im Krankheitsfall". Sie gewähre demnach (ungewisse) Rechtsansprüche und unterliege dennoch nicht einer Versicherungsaufsicht durch die BaFin (der Bundesrepublik Deutschland). Ihre Tätigkeiten seien kein "unerlaubtes Versicherungsgeschäft". Unter anderem warb Pauqué auf der Internetseite www.deutsche-heilfuersorge.de damit, „eine Einzelfallabsicherung im Krankheitsfall“ anzubieten. Beworben wurde die vermeintliche Versicherung mit einer "ganzheitlichen Ausrichtung" sowie "in der Regel 20% Beitragskostensenkung gegenüber Ihrer jetzigen Krankenkasse + Kostenübernahme mit kostenlose Gesundheitsseminare." [Rechtschreibfehler hier nicht korrigiert]. Als Kontaktadresse der Deutschen Heilfürsorge und im Impressum der Seite gab Pauqué an: ''ANSCHRIFT Königreich Deutschland - Der Oberste Souverän - Träger "Deutsche Heilfürsorge" Postfach 100 111 06871 Lutherstadt Wittenberg''. Am 7. März 2018 meldete Spiegel Online dass parallel in mehreren Bundesländern Razzien gegen sogenannte Reichsbürger durchgeführt wurden, die rechtswidrig eine eigene Krankenkasse gegründet haben sollen. Die Ermittlungen richten sich demnach gegen insgesamt zehn Verdächtige. Es wurden verschiedene Objekte durchsucht und dabei Unterlagen und Datenträger beschlagnahmt. Insgesamt lagen 23 Durchsuchungsbeschlüsse vor. In den Statuten hiess es: ''Artikel 2 – Aufgaben - (2) Die "Deutsche Heilfürsorge" ist als Zweck-Betrieb des Staatsvereins KRD verpflichtet, zur Finanzierung des öffentlichen Lebens und zur Erhöhung des Allgemeinwohls sämtliche Überschüsse in den Haushalt des KRD einzustellen.<br>Artikel 7 – Verpflichtung zur Vertraglichkeit - Staatsbürger und Staatsvereinsangehörige des KRD, die in der Bundesrepublik in Deutschland abgemeldet sind und die alleinig der Rechteordnung des Staatsvereins KRD unterstehen, sind verpflichtet, in der "Deutschen Heilfürsorge" abgesichert zu sein.''<br>Heilfürsorge bezeichnet in Deutschland die Übernahme von Krankheitskosten bestimmter Beamtengruppen und Zivildienstleistender sowie von Strafgefangenen und Maßregelvollzugspatienten von deren Dienstherrn bzw. den Bundesländern. Der gewählte Name Deutsche Heilfürsorge ist somit geeignet für eine Verwechselung zu sorgen.
:* ''[[Osteopathie|Osteopathische]] Behandlung''
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:* ''andere Heilpraktikerbehandlungsart''
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:* ''Behandlung nach [[TCM|Traditioneller Chinesischer Medizin]] (TCM)''
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:* ''Therapie in einem alternativen Krebsbehandlungszentrum''
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:* ''[[Geistheilung]]''
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:* ''Eigenbehandlung in Selbstverantwortung''
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:* ''Behandlung durch einen [[Gesundbeten|Geistlichen]] Ihres Glaubens''
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:*''Welche Behandlung wünschen Sie im Falle der Diagnose eines bevorstehenden Organversagens mit angeratener Organtransplantation (was im Behandlungsfalle dann auch eine Bluttransfusion mit sich bringen wurde)?''
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:* ''Organtransplantation mit Bluttransfusion''
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:* ''Organtransplantation ohne Bluttransfusion''
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:* ''Abwarten und Ernahrungs- und Lebensweise umstellen''
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:* '''''Abwarten und eventuell ein Sterben in Kauf nehmen'''''
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:* ''Geistheilung durch einen angeratenen Heiler''
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:* ''Therapie in Eigenbehandlung''
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:* ''Behandlung durch einen Geistlichen Ihres Glaubens''
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:* ''Behandlung in einem alternativen Behandlungszentrum, ohne die durch den Arzt angeratene Organtransplantation''<br>Mit Verfügung vom 1.&nbsp;Dezember 2010 untersagte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Peter Fitzek als Betreiber der "NeuDeutschen Gesundheitskasse" (vormals: "Der Gesundheitsfond") das Betreiben des Versicherungsgeschäfts und hat die Abwicklung der unerlaubt betriebenen Geschäfte angeordnet. Fitzek ist damit verpflichtet, Mitglieder der NDGK auf deren Wunsch unverzüglich aus den bestehenden Mitgliedsverträgen zu entlassen. Darüber hinaus ist er verpflichtet, sämtliche zum 1.&nbsp;Juli 2011 noch bestehenden "Mitgliedsverträge" spätestens mit Wirkung zum 13.&nbsp;August 2011 zu beenden.<ref>http://www.bafin.de/SharedDocs/Mitteilungen/DE/Verbraucher/VM__Unerlaubte/vm__101206__fitzek.html</ref> Seitdem wird die NDGK nicht als eine der Versicherungsaufsicht unterliegende Krankenversicherung, sondern lediglich als Unterstützerkasse betrieben. 2012 bestellte die BAFIN einen Rechtsanwalt als Abwickler der "Versicherungsgeschäfte" von Peter Fitzek.<ref>http://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Verbrauchermitteilung/unerlaubte/2012/vm_120302_neudeutsche_gesundheit.html</ref>xbr>Mit seiner inzwischen geschlossenen "NeuDeutschen Gesundheitskasse" soll Fitzek zwischen Juni 2009 und Juli 2011 ingesamt 360 000 Euro eingenommen haben.<ref>http://www.sueddeutsche.de/panorama/demokratie-kritiker-peter-fitzek-aus-wittenberg-koenig-von-deutschland-drohen-fuenf-jahre-haft-1.2218734</ref>
      
*Deutsche Gesundheitskasse (DeGeKa) des [[Reichsbürgerbewegung|Reichsideologen]] Erhard Lorenz.<ref>https://wiki.sonnenstaatland.com/wiki/Deutsche_Gesundheitskasse</ref> Auch diese Solidargemeinschaft wurde inzwischen  von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) verboten. Das Geschäftsmodell war darauf ausgelegt, sogenannte Reichsbürger monatliche Beiträge zahlen zu lassen und den Anschein zu erwecken, tatsächliche Leistungen im Krankheitsfall zu erbringen.
 
*Deutsche Gesundheitskasse (DeGeKa) des [[Reichsbürgerbewegung|Reichsideologen]] Erhard Lorenz.<ref>https://wiki.sonnenstaatland.com/wiki/Deutsche_Gesundheitskasse</ref> Auch diese Solidargemeinschaft wurde inzwischen  von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) verboten. Das Geschäftsmodell war darauf ausgelegt, sogenannte Reichsbürger monatliche Beiträge zahlen zu lassen und den Anschein zu erwecken, tatsächliche Leistungen im Krankheitsfall zu erbringen.
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*Der Verein Gesundheitskasse e.V. stellte in den siebziger Jahren ein Vorhaben zur Gründung einer Krankenkasse für ''ganzheitliche und alternative Heilmethoden'' vor und wollte eine ''Datenbank mit Wissen über alternative und naturheilkundliche Heilweisen'' aufbauen. Das Vorhaben endete offenbar mit Gründung der Solidargemeinschaft [[Artabana]].
    
*Spargemeinschaft und Unterstützungskasse der Polizei Münster
 
*Spargemeinschaft und Unterstützungskasse der Polizei Münster
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*Projekt Dread Desease. Versichert sind nur schwerere Erkrankungen und der Todesfall. Unterschieden werden ein Basisschutz und ein Komfortschutz.
 
*Projekt Dread Desease. Versichert sind nur schwerere Erkrankungen und der Todesfall. Unterschieden werden ein Basisschutz und ein Komfortschutz.
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==Illegale Empfehlungen zur Umgehung der in Deutschland geltenden Versicherungspflicht==
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[[image:Deutsche Heilfuersorge Tip zum Wechsel.jpg|aufschlussreiche Information auf den Webseiten der "Deutsche Heilfürsorge" von [[Peter Fitzek]] zum Wechsel der Krankenkasse (2018)|320px|thumb]]
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Seit 2007/2009 (GKV-WSG) gibt es in Deutschland eine allgemeine Versicherungspflicht. Mitglieder weder der gesetzlichen Krankenkassen, noch der privaten Krankenversicherungen dürfen diese einfach verlassen, etwa um Mitglied einer Solidargemeinschaft zu werden. Solidargemeinschaften und ihr Umfeld setzen deswegen teilweise auf illegale Methoden, um herkömmliche Versicherungen verlassen zu können. Beliebt ist die Empfehlung sich in Deutschland abzumelden und den Pass abzugeben. Ein anderer gesetzeswideriger Trick kursiert in der [[Truther]]szene:
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:''..Um aus der gesetzlichen KK austreten zu können, kann man sich im Internet den günstigsten Krankenkassen-Anbieter heraussuchen, bei der Neuen KK anmelden und die alte KK darüber informieren, dass man wechselt.<br>Bitte diesbezüglich um eine schriftliche Bestätigung der alten KK und Löschung deiner Daten (DSGVO). Sobald du dies innerhalb von 14 Tagen schriftlich hast, nimm von deinem 14-tägigen Widerrufsrecht bei der neuen KK Gebrauch und kündige deinen Vertrag. Da die Krankenkassen untereinander nicht wirklich kommunizieren, ist es ein Kinderspiel da raus zu kommen. Dies wurde schon mehrfach erfolgreich praktiziert..''
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Der Autor dieses Tricks gibt auch Hinweise zur Beschaffung gefälschter Impfbescheinigungen damit ungeimpfte Kleinkinder Kindergärten besuchen können. Ein anderer, selbstständiger Solidargemeinschaftler aus der deutschen [[Reichsbürger]]szene berichtet darüber nur über nichtpfändbaren Besitz zu verfügen. Eigene Kinder seien über die Mütter herkömmlich versichert. Nach schriftlicher Kündigung und nach fünf Monaten der Nichtzahlung der Versicherungsbeiträge sei es ihm in Deutschland gelungen aus seiner Versicherung auszuscheiden. Der unbekannte Autor berichtet eine Bestätigung des Endes der KV-Mitgliedschaft erhalten zu haben ohne Begleichung der offenen Versicherungsbeiträge und ohne einen Nachversicherungsnachweis zu erbringen. Als Folge sei es zu vergeblichen Vollstreckungsversuchen und einer "Hausdurchsuchung" gekommen.
    
==Zitate==
 
==Zitate==
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[[category:Pseudomedizin]]
 
[[category:Pseudomedizin]]
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[[category:Solidargemeinschaft]]
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