Scientology: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Scientology''', welche sich selbst als religiöse Philosophie bezeichnet, wurde 1952 durch den Science Fiction-Autor L. Ron Hubbard gegründet. Der Amerikaner, welcher 1986 im Alter von 74 Jahren starb schrieb, dass er glaubt, dass die menschliche Seele von Natur aus defekt ist. Das Ziel eines jeden Menschen sollte sein, sich von den Verunreinigungen seiner Seele ("[[Engramm]]e") zu befreien.  
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'''Scientology''', welche sich selbst als religiöse Philosophie bezeichnet, wurde 1952 durch den Science Fiction-Autor L. Ron Hubbard gegründet. Der Amerikaner, welcher 1986 im Alter von 74 Jahren starb schrieb, dass er glaubt, dass die menschliche Seele von Natur aus defekt ist. Das Ziel eines jeden Menschen sollte sein, sich von den "Verunreinigungen seiner Seele" (als "[[Engramm]]e") zu befreien, bezugnehmend auf das Konzept eines [[Zelluläres Gedächtnis|zellulären Gedächtnisses]].  
  
 
Auf Grund einiger sehr populärer Mitglieder wie die Hollywood-Schauspieler [[Tom Cruise]] und John Travolta hat die „Kirche“ der Scientologen zunehmend an Einfluss gewonnen.
 
Auf Grund einiger sehr populärer Mitglieder wie die Hollywood-Schauspieler [[Tom Cruise]] und John Travolta hat die „Kirche“ der Scientologen zunehmend an Einfluss gewonnen.

Version vom 1. Mai 2010, 16:22 Uhr

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Scientology, welche sich selbst als religiöse Philosophie bezeichnet, wurde 1952 durch den Science Fiction-Autor L. Ron Hubbard gegründet. Der Amerikaner, welcher 1986 im Alter von 74 Jahren starb schrieb, dass er glaubt, dass die menschliche Seele von Natur aus defekt ist. Das Ziel eines jeden Menschen sollte sein, sich von den "Verunreinigungen seiner Seele" (als "Engramme") zu befreien, bezugnehmend auf das Konzept eines zellulären Gedächtnisses.

Auf Grund einiger sehr populärer Mitglieder wie die Hollywood-Schauspieler Tom Cruise und John Travolta hat die „Kirche“ der Scientologen zunehmend an Einfluss gewonnen.

Im Jahr 2006 wurde ein Headquarter in London bezogen, welches ca. 24 Millionen Britische Pfund gekostet hat, ähnliches wurde in Berlin realisiert. Seiten, die sich mit Scientology befassen, gibt es en masse. Scientologys fragwürdiger Umgang mit Kritik und Kritikern oder auch ehemaligen Scientologen ist vielfältig dokumentiert.

In Deutschland wird Scientology seit 1997 vom Verfassungsschutz observiert. Eine Klage der Organisation gegen dieses Praxis wies das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster im Februar 2008 ab[1].

In Frankreich ist Scientology wegen bandenmäßigen Betrugs verurteilt worden und kann dort daher als eine kriminelle Vereinigung angesehen werden. Der französische Scientology-Ableger wurde zu insgesamt 600.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Ein Pariser Gericht sah es als erwiesen an, dass sich zwei Unterorganisationen mit illegalen Mitteln bereichert haben. Sie sollen unter anderem in den 1990er Jahren eine Frau dazu verleitet haben, mehr als 21.000 Euro für Bücher, Medikamente und Kurse zur Lebensbewältigung auszugeben.

Glaube

Die Glaubensinhalte von Scientology ähneln einem verworrenen Science-Fiction-Roman. Im Zentrum des Glaubens steht die Annahme, dass vor 75 Millionen Jahren 13,5 Milliarden Aliens, von einem Warlord namens Xenu, auf die Erde verbannt wurden. Xenu ist ein das „Böse“ verkörpernder galaktischer Herrscher, dessen 75 Millionen Jahre zurückliegenden Taten das heutige Leben auf der Erde maßgeblich beeinflussen sollen. Zur Vervollständigung ihres Missgeschicks wurden die Verbannten in Vulkane gesendet und mittels Kernwaffen zerstört. Ihre Seelen, den Scientologen als Thetane bekannt, haben sich daraufhin mit den Menschen verbunden und sind die Quelle der meisten Probleme, sowohl emotional als auch sozial.

Der Thetan ist das unsterbliche Wesen eines Menschen, also dessen Seele oder Geist. Er hätte früher eine Reihe von Fähigkeiten besessen, diese jedoch im Laufe der Geschichte durch traumatische Erlebnisse verloren. Thetane haben die Fähigkeit zur Reinkarnation. Das Universum soll eine Schöpfung des Thetans sein; es hat keine unabhängige Existenz, sondern gewinnt seine Realität nur dadurch, dass die meisten Thetane ihm diese Existenz zusprechen. Das Universum ist demnach nur eine Illusion, in welcher der sich nun als sterblicher Körper wahrnehmende Thetan, der seine ursprüngliche Natur vergessen hat, gefangen ist.

Um Linderung von dem Unbewussten seiner selbst zu erlangen, muss man nun an einigen „Audits“ mit erfahrenen Scientologen teilnehmen und die in der Psyche verankerten Engramme zu löschen. Bei der Realisierung dieses Weges steigt man auf im Grad der eigenen Erleuchtung und der eigenen Selbstfindung.

Organisationen und Institutionen

Scientology bedient sich zahlreicher Organisationen und Institutionen zur Verbreitung ihrer Inhalte, Erwirtschaftung von Gewinnen und Tarnung gegenüber der Gesellschaft. Auch Firmen werden ganz oder teilweise von der Sekte geführt.

Wichtige Scientology-Organisationen und Institutionen sind:

  • Die "Sea Organization" ("Sea Org") wurde 1967 durch L. Ron HUBBARD gegründet und ist nach Angaben von Aussteigern eine paramilitärische Kadertruppe, von der de facto die gesamte Macht und Kontrolle über die „Scientology-Organisation" ausgeht. Ein ehemaliger hochrangiger Scientologe erklärte dazu Folgendes:
„Das Personal der Sea-Organization ist befugt, andere Scientology-Organisationen zu übernehmen und zu beaufsichtigen und das Personal zu degradieren..."[2].
Nach eigenen Angaben gehören der „Sea Org" etwa 5.000 Personen an. Das Selbstverständnis dieser uniformierten Truppe beruht auf dem Prinzip von Befehl und bedingungslosem Gehorsam. Die „Sea Org", die sich als Elite versteht, idealisiert Härte, „straffe Disziplin" und die Bereitschaft, „durch die Hölle zu gehen." Die Mitglieder sollen jeglichen Widerstand gegen die „globale Expansion" von Scientology „zerschlagen", „ausrotten" beziehungsweise „ausschalten" [„Sea Org"-Jahrgangszeitschriften „High Winds" 1996-1998]. Aussteiger berichten, dass die „Sea Org" eigene Straflager, so genannte „Rehabilitation Project Forces" (RPF) betreibt. Die SO bestreitet gegenüber der Öffentlichkeit zwar nicht die Existenz der RPF, stellt sie jedoch als eine Einrichtung zur „Läuterung" Einzelner dar[3].
  • OSA („Office of Special Affairs“ deutsch: Büro für Spezielle Angelegenheiten): Um Feinde der Scientology auszukundschaften, einzuschüchtern und mundtot zu machen, hat die Organisation diesen eigenen Geheimdienst. Eine weitere Aufgabe des OSA ist es, „die Regierung gefügig zu machen, d.h. sie in einen Zustand zu versetzen, in dem sie völlig mit den Zielen von Scientology übereinstimmt.
  • Narconon: Eine Organisation zur Rehabilitation von Suchtkranken, ein neunstufiges, aus medizinischer Sicht unhaltbares Drogenrehabilitationsprogramm, das unter anderem auf ein Maßnahmenbündel aus Sauna, Leibesübungen und Lebensmittelzusätzen, insbesondere Vitaminen zurückgreift, um den Körper von Drogenresten zu reinigen. Der Name leitet sich ab vom englischen Wort für Betäubungsmittel "narcotics" und der französischen Verneinung derselben "non". Die Organisation ist weltweit tätig und existiert seit 1972. Sie ist in 38 Ländern mit 145 Zentren für den Drogenentzug vertreten.
  • Straftäterrehabilitationsprogramm Criminon: Dieses von Scientology-Freiwilligen betriebene Programm verwendet ein ähnliches Regiment wie Narconon und zieht Gedankenübungen zu Hubbards Leitfaden "Der Weg zum Glücklichsein" heran, um Strafgefangene auf den „moralisch richtigen“ Weg zu bringen.
  • Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. (KVPM) - Aktivitäten gegen Psychiatrie und das Mittel Ritalin.
  • Jugend für Menschenrechte - Der vermeintlichen Einsatz für Menschenrechte.
  • Neue Impulse Treff - Eine vom Verfassungsschutz beobachtete Schnittstelle von Scientology und Rechtsextremen.
  • Kent-Depesche - Dieses aus dem Internet herunterzuladende Medium verbreitet Inhalte von Scientology

Aktivitäten

Unterwanderung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft

Scientology versucht den Staat und die Wirtschaft zu unterwandern, indem Mitglieder der Sekte entscheidende Positionen der entsprechenden Institutionen einnehmen sollen[4]. Dazu werden Mitglieder und Mitarbeiter unter Druck gesetzt, sich in einem immer stärkeren Maße finanziell und physisch für die Organisation zu engagieren, was in vielen Fällen zum finanziellen Ruin und Zerstörung persönlicher und familiärer Bindungen und letztlich der Persönlichkeit selbst führt. Kritiker werden diffamiert, überwacht, mit Gerichtsprozessen verfolgt oder sogar bedroht[5]. Dabei spielt der Scientology-Geheimdienst OSA eine bedeutende Rolle. Weitere Aktivitäten zu Unterwanderung der Gesellschaft sind Aktivitäten in der Drogenrehabilitation (Narconon) und Versuche, sich in der Schülernachhilfe zu etablieren[6] und fragwürdige Therapie-Angebote (sog. "Auditing") auf dem Psychomarkt.

Zur Tarnung ihrer sozialschädlichen oder strafbaren Aktivitäten gibt sich Scientology als Religionsgemeinschaft aus, um damit die gesetzlich verbriefte Religionsfreiheit zu missbrauchen und in Anspruch steuerlicher Vergünstigungen zu kommen. Entgegen der irreführenden Selbstdarstellung von Scientology als „Kirche“ handelt es sich jedoch um einen gewinnorientierten Weltkonzern mit riesigen Umsätzen aus einem vielfältigen Firmengeflecht[7].

psychische Manipulationstechniken

Die von Scientology praktizierten Techniken der psychischen Manipulation dient der Schaffung eines neuen Menschen, des Scientologen, der durch die scientologischen Verfahren als „Produkt“ durch ein Training vom noch unvollkommenen „product 0“ bis zum perfekten „product 8“ gebracht werden muss. Kennzeichnend dabei ist die Techniklehre („Technologie“). Sie geht davon aus, dass der Mensch wie eine Maschine zu bedienen ist. Demzufolge behandelt er den Menschen wie einen fehlerhaft programmierten Computer, der erst neu programmiert werden müsse.

Die Trainings zur „Persönlichkeitsentwicklung“ bei Scientology erinnern daher häufig an maschinelle Prozeduren, wie sie bei der Programmierung eines Roboters durchgeführt werden. Die endlosen Wiederholungen bestimmter Übungen haben Ähnlichkeit mit einer Dressur und dienen der Gehirnwäsche. Zwischenmenschliche Beziehungen werden wie technische Abläufe behandelt. Die Auditoren „löschen“ zum besseren „Funktionieren“ der „Mensch-Maschine“ ohne Rücksicht auf Intimsphäre, Selbstbestimmung und Würde des Kunden im scientologischen Techniklabor durch ihre Verhöre angeblich dessen „Engramme“, d.h. dessen fehlerhafte Daten, und machen so den „Mensch-Computer“ „clear“. Den „Clear“ verglich Hubbard mit einer perfekt funktionierenden Maschine, die sich selbst warten könne. Um den Kunden zur Mensch-Maschine umzuformen, wird ihm eine natürliche Grundlage für humanes Handeln, das Mitleid, aberzogen. Nach Hubbard mindert Mitleid das „Überlebenspotenzial“.

Erkennbar wird das inhumane scientologische Menschenbild an den Regeln des „Ehrenkodex“ und des „Auditorenkodex“:

Habe niemals Lob, Zustimmung oder Mitleid nötig.

und

Ich verspreche, mit einem Preclear kein Mitleid zu haben, sondern wirksam zu sein.

Wichtige Grundlagen für psychische Manipulationen sind:

  • Dianetik: Das wichtigste Lehrbuch von Scientology ist die "Dianetik". Es entstand, als Hubbard nach seinem Einsatz im Zweiten Weltkrieg in psychotherapeutische Behandlung kam und die Psychoanalyse Sigmund Freuds kennenlernte. Aus Versatzstücken dieser Lehre und anderen psychologischen Konzepten entwickelte Hubbard eine Methode zur Manipulation der menschlichen Psyche. Im Jahre 1950 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Dianetik - Die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit“, in dem er seine Lehre und sein Verfahren (= Dianetik) zur Persönlichkeitsveränderung darstellte. Es kam zur Gründung von „Dianetik-Zentren“ und schließlich zum Aufbau der Scientology-Organisation[8]. Die psychische Manipulation von Menschen ist auch heute noch ein zentraler Bestandteil von Scientology mit dem Ziel, den Menschen und die Gesellschaft zu beherrschen. Daraus begründet sich auch die aggressive Antipsychiatrie der Sekte.
  • Auditing: Das so genannte Auditing ist eine zentrale Technik der psychischen Manipulation zur Erreichung von "Clear". Beim Auditing sitzen sich der „zu Klärende“ („Preclear“)und der Auditor, der scientologische Psycho-Technologe, gegenüber. Der „Preclear“ (PC) muss dem Auditor in einer verhörähnlichen Prozedur alle seine negativen Erlebnisse, die sich im Verlauf seines Lebens auf der so genannten Zeitspur aufgezeichnet haben, alle Probleme, aber vor allem auch seine eigenen Verfehlungen und Vorlieben mitteilen. Als wichtigstes technisches Hilfsmittel beim Auditing findet das so genannte E-Meter Anwendung, ein Gerät das den elektrischen Hautwiderstand misst und dabei schädliche "Ladungen" im Unterbewusstsein des Probanden erkennen können soll. Das Ziel dabei ist, zurückliegende „Geschehnisse“ (z. B. mit emotionalem und körperlichem Schmerz verbundene Erlebnisse) aufzufinden, welche den meisten psychischen Schwierigkeiten zu Grunde liegen sollen. Diese Geschehnisse sollen so lange erzählend wiedererlebt werden, bis ihre „Ladung“ (emotionale Spannung) verschwindet. Das utopische Ziel von Scientology ist ein erleuchtetes Zeitalter, in dem jeder Mensch Clear, also von seinen Engrammen befreit sei („clear the planet“).

Antipsychiatrie

Da die Psychiatrie eine Konkurrenz für die Scientology-eigenen Therapie-Angebote ist, wird die Psychiatrie besonders vehemment und aggressiv bekämpft. Ein Slogan solcher Antipsychiatrie-Kampagnen ist: "Psychiatrie tötet".

Siehe auch Antipsychiatrie und Ritalin

andere Aktivitäten

Auffällige Scientologen

Quellenverzeichnis

Literatur

  • Björn Persigla: Die Behandlungsmethoden von Scientology bei psychischen Erkrankungen. Ihre gefährlichen Auswirkungen auf Körper und Psyche. VDM Verlag Dr.Müller 2008
  • Billerbeck, Liane v./Nordhausen, Frank: Der Sekten-Konzern. Scientology auf dem Vormarsch. Ch. Links Verlag, Berlin 1993. ISBN 3-86153-051-1
  • Frank Nordhausen, Liane von Billerbeck: Scientology. Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will. Verlag: Christoph Links Verlag. 2008. ISBN-10: 3861534703 ISBN-13: 978-3861534709
  • Ursula Caberta: Schwarzbuch Scientology
  • Jana Jacobi: Scientology: Ein Blick hinter die Kulissen

Weblinks

Seiten von Anonymous-Gruppen (englisch)