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[[image:hubbard_tomate.jpg|Scientology Erfinder L. Ron Hubbard bei einem [[Telepathie|telepathischen]] [[Backster-Effekt|Backster Experiment]] mit Tomaten|320px|thumb]]
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[[image:hubbard_tomate.jpg|Scientology Erfinder L. Ron Hubbard bei einem [[Telepathie|telepathischen]] [[Backster-Effekt|Backster-Experiment]] mit Tomaten|320px|thumb]]
 
'''Scientology''', die sich selbst als religiöse Philosophie bezeichnet, wurde 1952 durch den Science Fiction-Autor [[L. Ron Hubbard]] gegründet. Der Amerikaner, welcher 1986 im Alter von 74 Jahren starb, schrieb, dass er glaube, die menschliche Seele sei von Natur aus defekt. Das Ziel eines jeden Menschen solle sein, sich von den "Verunreinigungen seiner Seele" (als „[[Engramm]]e“) zu befreien, bezugnehmend auf das Konzept eines [[Zelluläres Gedächtnis|zellulären Gedächtnisses]].  
 
'''Scientology''', die sich selbst als religiöse Philosophie bezeichnet, wurde 1952 durch den Science Fiction-Autor [[L. Ron Hubbard]] gegründet. Der Amerikaner, welcher 1986 im Alter von 74 Jahren starb, schrieb, dass er glaube, die menschliche Seele sei von Natur aus defekt. Das Ziel eines jeden Menschen solle sein, sich von den "Verunreinigungen seiner Seele" (als „[[Engramm]]e“) zu befreien, bezugnehmend auf das Konzept eines [[Zelluläres Gedächtnis|zellulären Gedächtnisses]].  
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Auf Grund einiger sehr populärer Mitglieder wie die Hollywood-Schauspieler [[Tom Cruise]] und John Travolta nahm der Einfluss der "Kirche" der Scientologen zu. Nachdem Tom Cruise sich 2012 von seiner Ehefrau Katie Holmes scheiden liess und zahlreiche Interna bekannt wurden, kam es zu einer Art PR-Albtraum für Scientology und einer deutlichen Abnahme der Popularität. Bereits zuvor, 2004, kriselte es im Umfeld des Scientology-Chefs David Miscavige, der sich immer mächtiger und unverwundbarer fühlte und sein Umfeld schickanierte. 2009 verliessen zudem einige hochrangige Scientologen die Organisation. Scientologykritische Webseiten, geleakte Dokumente sowie Aussteiger die von Scientology nicht wie gehofft kontrolliert werden können, machen offenbar der Scientologyorganisation zunehmend zu schaffen.
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Auf Grund einiger sehr populärer Mitglieder wie die Hollywood-Schauspieler [[Tom Cruise]] und John Travolta nahm der Einfluss der "Kirche" der Scientologen zu. Nachdem Tom Cruise sich 2012 von seiner Ehefrau Katie Holmes scheiden ließ und zahlreiche Interna bekannt wurden, kam es zu einer Art PR-Albtraum für Scientology und einer deutlichen Abnahme der Popularität. Bereits zuvor, 2004, kriselte es im Umfeld des Scientology-Chefs David Miscavige, der sich immer mächtiger und unverwundbarer fühlte und sein Umfeld schikanierte. 2009 verließen zudem einige hochrangige Scientologen die Organisation. Scientologykritische Webseiten, geleakte Dokumente sowie Aussteiger, die von Scientology nicht wie gehofft kontrolliert werden können, machen offenbar der Organisation zunehmend zu schaffen.
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Im Jahr 2006 wurde ein Headquarter in London bezogen, welches ca. 24 Millionen Britische Pfund gekostet hat; Ähnliches wurde in Berlin realisiert. Scientologys fragwürdiger Umgang mit Kritik und Kritikern oder auch ehemaligen Scientologen ist vielfältig dokumentiert. Hierbei ist die Scientology-Organisation ebenso für ihre legalen (Klage-Wellen) wie illegalen Methoden (Bespitzelung, Rufmord usw.) bekannt.
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Im Jahr 2006 wurde ein Headquarter in London bezogen, welches ca. 24 Millionen Britische Pfund kostete; Ähnliches wurde in Berlin realisiert. Scientologys fragwürdiger Umgang mit Kritik und Kritikern oder auch ehemaligen Scientologen ist vielfältig dokumentiert. Hierbei ist die Scientology-Organisation ebenso für ihre legalen (Klage-Wellen) wie illegalen Methoden (Bespitzelung, Rufmord usw.) bekannt.
    
In Deutschland wird Scientology seit 1997 vom Verfassungsschutz observiert, da die Organisation totalitär organisiert ist und verfassungsfeindliche Ziele anstrebt, wobei z.B. nur noch „Clears“ (Scientology-Mitglieder ab einer gewissen „Erleuchtungsstufe“) Bürgerrechte haben und Gegner „isoliert“ werden sollen.<ref>http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=47&Itemid=61</ref> Eine Klage der Organisation gegen diese Praxis wies das Oberverwaltungsgericht&nbsp;(OVG) in Münster im Februar 2008 ab.<ref>http://sekten-info-nrw.de/index.php?option=com_content&task=view&id=144&Itemid=1</ref>
 
In Deutschland wird Scientology seit 1997 vom Verfassungsschutz observiert, da die Organisation totalitär organisiert ist und verfassungsfeindliche Ziele anstrebt, wobei z.B. nur noch „Clears“ (Scientology-Mitglieder ab einer gewissen „Erleuchtungsstufe“) Bürgerrechte haben und Gegner „isoliert“ werden sollen.<ref>http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=47&Itemid=61</ref> Eine Klage der Organisation gegen diese Praxis wies das Oberverwaltungsgericht&nbsp;(OVG) in Münster im Februar 2008 ab.<ref>http://sekten-info-nrw.de/index.php?option=com_content&task=view&id=144&Itemid=1</ref>
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Eines der herausstechendsten Merkmale der Scientology ist die auch für Sektenverhältnisse extreme Ausprägung des Scientology-spezifischen Jargons, der oft technisch, wissenschaftlich oder Science-Fiction-artig klingt und über 3.000 Begriffe umfasst. Ohne Kenntnisse des Jargons ist es schwer bis gar nicht möglich, die Glaubensinhalte, Tätigkeiten und Konzepte der Scientology zu erklären. Es existieren eigene Scientologisch-Englisch-Lexika, in denen der Jargon erklärt wird, oft von L. Ron Hubbard selbst. Weitere „Scientologisch“-Normalsprache-Lexika sind von Scientology-Aussteigern erstellt worden, um die Kommunikation zwischen (Ex-)Scientologen und Außenstehenden zum Thema Scientology zu ermöglichen bzw. vereinfachen. Der Scientology-Jargon besteht zum einen aus einer pseudoreligiösen Sprache, die der Progaganda in der Öffentlichkeit dient, und einem technischen Jargon für die interne Organisation.  
 
Eines der herausstechendsten Merkmale der Scientology ist die auch für Sektenverhältnisse extreme Ausprägung des Scientology-spezifischen Jargons, der oft technisch, wissenschaftlich oder Science-Fiction-artig klingt und über 3.000 Begriffe umfasst. Ohne Kenntnisse des Jargons ist es schwer bis gar nicht möglich, die Glaubensinhalte, Tätigkeiten und Konzepte der Scientology zu erklären. Es existieren eigene Scientologisch-Englisch-Lexika, in denen der Jargon erklärt wird, oft von L. Ron Hubbard selbst. Weitere „Scientologisch“-Normalsprache-Lexika sind von Scientology-Aussteigern erstellt worden, um die Kommunikation zwischen (Ex-)Scientologen und Außenstehenden zum Thema Scientology zu ermöglichen bzw. vereinfachen. Der Scientology-Jargon besteht zum einen aus einer pseudoreligiösen Sprache, die der Progaganda in der Öffentlichkeit dient, und einem technischen Jargon für die interne Organisation.  
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Zwar gibt es Jargons auch in anderen Zusammenhängen, z. B. die Fachsprache und Jugendsprache, die dann zur klaren Bezeichnung von gruppenspezifischen Dingen oder der Erzeugung eines Wir-Gefühls mit Abgrenzung von Außenstehenden dienen. Dies ist zwar auch beim Scientology-Jargon der Fall, doch zusätzlich wurde dieser Jargon gezielt zur Gedankenkontrolle entwickelt (siehe S. 26 der Broschüre „Das System Scientology“ des bayerischen Verfassungsschutzes<ref>http://www.verwaltung.bayern.de/Anlage4015418/DasSystemScientology.pdf</ref>).
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Zwar gibt es Jargons auch in anderen Zusammenhängen, z. B. die Fachsprachen und Jugendsprache, die dann zur klaren Bezeichnung von gruppenspezifischen Dingen oder der Erzeugung eines Wir-Gefühls mit Abgrenzung von Außenstehenden dienen. Dies ist zwar auch beim Scientology-Jargon der Fall, doch zusätzlich wurde dieser Jargon gezielt zur Gedankenkontrolle entwickelt (siehe S. 26 der Broschüre „Das System Scientology“ des bayerischen Verfassungsschutzes<ref>http://www.verwaltung.bayern.de/Anlage4015418/DasSystemScientology.pdf</ref>).
    
Die Scientology-Terminologie besteht zum einen aus existierenden Begriffen, die umdefiniert wurden und dabei eine sehr enge, eindeutige neue Definition erhalten, und zum anderen aus Neologismen (Wortneuschöpfungen).<ref>http://www.cs.cmu.edu/~dst/Library/Shelf/wakefield/us-08.html</ref> Im deutschsprachigen Raum wird die englischsprachige Terminologie teils übernommen, teils eingedeutscht (ein deutschsprachiger Glossar der Scientology mit mehreren hundert Begriffen und Definitionen findet sich hier: <ref>http://wasist.scientology.de/Html/Part14/Chp50/index.html</ref>, ein kommentierter Glossar vom Verfassungsschutz Baden-Württemberg ist hier zu lesen: <ref>http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=230&Itemid=137</ref>.
 
Die Scientology-Terminologie besteht zum einen aus existierenden Begriffen, die umdefiniert wurden und dabei eine sehr enge, eindeutige neue Definition erhalten, und zum anderen aus Neologismen (Wortneuschöpfungen).<ref>http://www.cs.cmu.edu/~dst/Library/Shelf/wakefield/us-08.html</ref> Im deutschsprachigen Raum wird die englischsprachige Terminologie teils übernommen, teils eingedeutscht (ein deutschsprachiger Glossar der Scientology mit mehreren hundert Begriffen und Definitionen findet sich hier: <ref>http://wasist.scientology.de/Html/Part14/Chp50/index.html</ref>, ein kommentierter Glossar vom Verfassungsschutz Baden-Württemberg ist hier zu lesen: <ref>http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=230&Itemid=137</ref>.
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Einige Beispiele für den Scientology-Jargon sind:
 
Einige Beispiele für den Scientology-Jargon sind:
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*Neologismen: z. B. E-Meter, Thetan
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*Neologismen: z.B. E-Meter, Thetan
 
*Abkürzungen: Org (Organisation), Tech (Technik, eigentlich die mehr oder weniger religiösen Praktiken der Scientologen), E-Meter
 
*Abkürzungen: Org (Organisation), Tech (Technik, eigentlich die mehr oder weniger religiösen Praktiken der Scientologen), E-Meter
 
*Akronyme: SO („See-Organisation“), C/S („Case Supervisor“ = Fallüberwacher, d.h. mehr oder weniger ein „hoher Geistlicher“),
 
*Akronyme: SO („See-Organisation“), C/S („Case Supervisor“ = Fallüberwacher, d.h. mehr oder weniger ein „hoher Geistlicher“),
 
*Substantivierungen von Verben und Adjektiven: „Clear“ („Erleuchteter Scientologe“), „Knowingness“ (wahrnehmungsunabhängiges Wissen bzw. Erkenntnis)
 
*Substantivierungen von Verben und Adjektiven: „Clear“ („Erleuchteter Scientologe“), „Knowingness“ (wahrnehmungsunabhängiges Wissen bzw. Erkenntnis)
*Umdefinitionen von Begriffen (bei der Scientology „Redefinierungen“ genannt): Brücke (Weg zur Erleuchtung), Prozess (festgelegte Reihe von Fragen oder Anweisungen im Auditing)
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*Umdefinitionen von Begriffen (bei der Scientology „Redefinierungen“ genannt): Brücke (Weg zur Erleuchtung), Prozess (festgelegte Reihe von Fragen oder Anweisungen im Auditing).
 
Adjektive und Adjektivierungen sind selten.
 
Adjektive und Adjektivierungen sind selten.
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Auch für Menschen werden gerne technische oder versachlichende Begriffe verwendet, z. B.:
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Auch für Menschen werden gerne technische oder versachlichende Begriffe verwendet, z.B.:
 
*stabiles Terminal: zuverlässige, verantwortungsbewusste, kompetent arbeitende Person
 
*stabiles Terminal: zuverlässige, verantwortungsbewusste, kompetent arbeitende Person
 
*potentielle Schwierigkeitsquelle: jemand, der Kontakt mit einer „unterdrückerischen Person“ (Scientology-Kritiker) hat und von ihr beeinflusst wird
 
*potentielle Schwierigkeitsquelle: jemand, der Kontakt mit einer „unterdrückerischen Person“ (Scientology-Kritiker) hat und von ihr beeinflusst wird
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Der Umgang der Scientology mit Sprache erinnert stark an den erfundenen Newspeak/Neusprech-Jargon des fiktiven totalitären Regimes in George Orwells Polit-Fiction-Roman „1984“, der ein Modell eines totalitären Regimes darstellt. Im Anhang seines Romans erläutert George Orwell ausführlich das Neusprech, dessen Techniken und Mechanismen sowie seine „gedankenstoppenden“ Effekte und weitere Wirkungen, die kritisches Denken erschweren. Hierbei beschreibt Orwell auch genau die Techniken, die für den Scientology-Jargon typisch sind: Abkürzungen, Akronyme, wenig Adjektive, Umdefinitionen.
 
Der Umgang der Scientology mit Sprache erinnert stark an den erfundenen Newspeak/Neusprech-Jargon des fiktiven totalitären Regimes in George Orwells Polit-Fiction-Roman „1984“, der ein Modell eines totalitären Regimes darstellt. Im Anhang seines Romans erläutert George Orwell ausführlich das Neusprech, dessen Techniken und Mechanismen sowie seine „gedankenstoppenden“ Effekte und weitere Wirkungen, die kritisches Denken erschweren. Hierbei beschreibt Orwell auch genau die Techniken, die für den Scientology-Jargon typisch sind: Abkürzungen, Akronyme, wenig Adjektive, Umdefinitionen.
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Ein weiteres Scientology-typisches Merkmal in Bezug auf Sprache ist das „Wortklären“, für das Scientology 9&nbsp;Methoden kennt. Der Gedanke dahinter ist, dass das Nichtverstehen eines Textes bei Muttersprachlern mit ausreichender Lesekompetenz daher rührt, dass eine Person aufgrund der störenden Einflüsse der ihr anhängenden Thetane ein oder mehrere Wörter nicht verstanden hat. Entsprechend werden beim „Wortklären“ sowohl die Scientology-Terminologie als auch allgemeine Wörter mit ihren Definitionen ausgiebig abgefragt, in Wörterbüchern nachgeschlagen bzw. eingepaukt, nachdem die „Missverständnisse“ (= unverstandenen Wörter) zuvor - je nach Methode auch mit Auditor (abfragender Person/„Geistlicher“/ wörtlich: Revisor) und E-meter - „ermittelt“ wurden. Entsprechend finden sich in Scientology-Räumen oftmals viele Wörterbücher.<ref>http://www.studytech.org/study_tech3.php</ref> Verständnisschwierigkeiten aufgrund von nicht verstandenen oder unlogischen Konzepten, aufgrund eines schlecht strukturierten Textes usw. kennt die Scientology anscheinend nicht bzw. spielen bei Scientology keine Rolle, insbesondere, wenn es sich um die als unfehlbar angesehenen Texte von L. Ron Hubbard handelt.
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Ein weiteres Scientology-typisches Merkmal in Bezug auf Sprache ist das „Wortklären“, für das Scientology 9&nbsp;Methoden kennt. Der Gedanke dahinter ist, dass das Nichtverstehen eines Textes bei Muttersprachlern mit ausreichender Lesekompetenz daher rühre, dass eine Person aufgrund der störenden Einflüsse der ihr anhängenden Thetane ein oder mehrere Wörter nicht verstanden hat. Entsprechend werden beim „Wortklären“ sowohl die Scientology-Terminologie als auch allgemeine Wörter mit ihren Definitionen ausgiebig abgefragt, in Wörterbüchern nachgeschlagen bzw. eingepaukt, nachdem die „Missverständnisse“ (= unverstandenen Wörter) zuvor - je nach Methode auch mit Auditor (abfragender Person/„Geistlicher“/ wörtlich: Revisor) und E-Meter - „ermittelt“ wurden. Entsprechend finden sich in Scientology-Räumen oftmals viele Wörterbücher.<ref>http://www.studytech.org/study_tech3.php</ref> Verständnisschwierigkeiten aufgrund von nicht verstandenen oder unlogischen Konzepten, aufgrund eines schlecht strukturierten Textes usw. kennt die Scientology anscheinend nicht bzw. spielen bei Scientology keine Rolle, insbesondere, wenn es sich um die als unfehlbar angesehenen Texte von L. Ron Hubbard handelt.
    
Da die Definitionsübungen beim „Wortklären“ exzessiv betrieben werden, hat dies nicht nur den Effekt, beim Verständnis unbekannter Wörter zu helfen, sondern vor allem zwei Wirkungen, die der Indoktrination dienen:  
 
Da die Definitionsübungen beim „Wortklären“ exzessiv betrieben werden, hat dies nicht nur den Effekt, beim Verständnis unbekannter Wörter zu helfen, sondern vor allem zwei Wirkungen, die der Indoktrination dienen:  
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==Organisationen und Institutionen==
 
==Organisationen und Institutionen==
[[image:David_Miscavige.png|aktueller Scientology-Chef und Sea Org "Flottenadmiral" David Miscavige (Bild: Wilfried Handl [http://www.wilfriedhandl.com/blog/category/david-miscavige/])|360px|thumb]]
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[[image:David_Miscavige.png|Aktueller Scientology-Chef und Sea Org "Flottenadmiral" David Miscavige (Bild: Wilfried Handl [http://www.wilfriedhandl.com/blog/category/david-miscavige/])|360px|thumb]]
 
Scientology bedient sich zahlreicher Organisationen und Institutionen zur Verbreitung ihrer Inhalte, Erwirtschaftung von Gewinnen und Tarnung gegenüber der Gesellschaft. Auch Firmen werden ganz oder teilweise von der Sekte geführt.
 
Scientology bedient sich zahlreicher Organisationen und Institutionen zur Verbreitung ihrer Inhalte, Erwirtschaftung von Gewinnen und Tarnung gegenüber der Gesellschaft. Auch Firmen werden ganz oder teilweise von der Sekte geführt.
    
Wichtige Scientology-Organisationen, -Tarnorganisationen und -Institutionen sind:
 
Wichtige Scientology-Organisationen, -Tarnorganisationen und -Institutionen sind:
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*Die „Sea Organization“ („Sea Org“): Sie wurde 1967 durch L. Ron Hubbard gegründet und ist nach Angaben von Aussteigern eine paramilitärische Kadertruppe, von der de facto die gesamte Macht und Kontrolle über die „Scientology-Organisation“ ausgeht. Ein ehemaliger hochrangiger Scientologe erklärte dazu Folgendes: ''„Das Personal der Sea-Organization ist befugt, andere Scientology-Organisationen zu übernehmen und zu beaufsichtigen und das Personal zu degradieren.“''<ref>http://www.access.ch/pwidmer/SCI/jesseaff.html, Stand Oktober 2000</ref> Nach eigenen Angaben gehören der Sea Org etwa 5.000 Personen an. Das Selbstverständnis dieser uniformierten Truppe beruht auf dem Prinzip von Befehl und bedingungslosem Gehorsam. Die Sea Org, die sich als Elite versteht, idealisiert Härte, „straffe Disziplin“ und die Bereitschaft, „durch die Hölle zu gehen.“ Die Mitglieder sollen jeglichen Widerstand gegen die „globale Expansion“ von Scientology „zerschlagen“, „ausrotten“ beziehungsweise „ausschalten“ [Sea Org-Jahrgangszeitschriften „High Winds“ 1996-1998]. Aussteiger berichten, dass eine Spezialeinheit der Sea Org, die so genannten „Rehabilitation Project Forces“ (RPF), eigene Straflager betreibt. Die Sea Org bestreitet gegenüber der Öffentlichkeit zwar nicht die Existenz der Lager, stellt sie jedoch als eine Einrichtung zur „Läuterung“ Einzelner dar.<ref>http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=81&Itemid=124</ref> Dann stellt sich allerdings die Frage nach der Organisationsstruktur: Die RPF gehören zur Abteilung Vier der „Area Estates Org“, deren Aufgaben in der Wartung und Pflege der Liegenschaften der Sea Org bestehen.
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*Die „Sea Organization“ („Sea Org“): Sie wurde 1967 durch L. Ron Hubbard gegründet und ist nach Angaben von Aussteigern eine paramilitärische Kadertruppe, von der de facto die gesamte Macht und Kontrolle über die „Scientology-Organisation“ ausgeht. Ein ehemaliger hochrangiger Scientologe erklärte dazu Folgendes: ''„Das Personal der Sea-Organization ist befugt, andere Scientology-Organisationen zu übernehmen und zu beaufsichtigen und das Personal zu degradieren.“''<ref>http://www.access.ch/pwidmer/SCI/jesseaff.html, Stand Oktober 2000</ref> Nach eigenen Angaben gehören der Sea Org etwa 5.000 Personen an. Das Selbstverständnis dieser uniformierten Truppe beruht auf dem Prinzip von Befehl und bedingungslosem Gehorsam. Die Sea Org, die sich als Elite versteht, idealisiert Härte, „straffe Disziplin“ und die Bereitschaft, „durch die Hölle zu gehen.“ Die Mitglieder sollen jeglichen Widerstand gegen die „globale Expansion“ von Scientology „zerschlagen“, „ausrotten“ bzw. „ausschalten“ [Sea Org-Jahrgangszeitschriften „High Winds“ 1996-1998]. Aussteiger berichten, dass eine Spezialeinheit der Sea Org, die so genannten „Rehabilitation Project Forces“ (RPF), eigene Straflager betreibt. Die Sea Org bestreitet gegenüber der Öffentlichkeit zwar nicht die Existenz der Lager, stellt sie jedoch als eine Einrichtung zur „Läuterung“ Einzelner dar.<ref>http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=81&Itemid=124</ref> Dann stellt sich allerdings die Frage nach der Organisationsstruktur: Die RPF gehören zur Abteilung Vier der „Area Estates Org“, deren Aufgaben in der Wartung und Pflege der Liegenschaften der Sea Org bestehen.
 
*OSA („Office of Special Affairs“, deutsch: Büro für Spezielle Angelegenheiten): Um Feinde der Scientology auszukundschaften, einzuschüchtern und mundtot zu machen, unterhält die Organisation diesen eigenen Geheimdienst. Eine weitere Aufgabe des OSA ist es, „die Regierung gefügig zu machen, d.h. sie in einen Zustand zu versetzen, in dem sie völlig mit den Zielen von Scientology übereinstimmt.“
 
*OSA („Office of Special Affairs“, deutsch: Büro für Spezielle Angelegenheiten): Um Feinde der Scientology auszukundschaften, einzuschüchtern und mundtot zu machen, unterhält die Organisation diesen eigenen Geheimdienst. Eine weitere Aufgabe des OSA ist es, „die Regierung gefügig zu machen, d.h. sie in einen Zustand zu versetzen, in dem sie völlig mit den Zielen von Scientology übereinstimmt.“
*WISE (World Institute of Scientology Enterprises) ist ein weltweiter Verband von Scientology-Unternehmen, die die Managementtechniken von L. Ron Hubbard verwenden. Offizielles Ziel von WISE ist es, als Dachverband dafür Sorge zu tragen, dass Mitglieder – durch Lizenzverträge an WISE gebunden – Hubbards Verwaltungstechnologie umfassend verbreiten, indem die Ethikprinzipien, Kodizes und Grundsätze von Scientology nach und nach in die gesamte Geschäftswelt hineingebracht werden. WISE-Mitglieder müssen sich verpflichten, den WISE-Kodex einzuhalten. Unter anderem dürfen sie bei Streitigkeiten mit anderen WISE Mitgliedern keine Gerichte anrufen, sondern müssen sich auf Scientology-interne Verfahren beschränken. Die Mitgliederbeiträge betragen je nach Mitgliedschaftsstufe jährlich zwischen 250 und 36.000 US-Dollar (2005). Dazu müssen je nach Geschäftstyp noch wöchentlich sechs bis zehn Prozent des Umsatzes abgeliefert werden.<ref>http://www.ingo-heinemann.de/WISE.htm</ref><ref>http://www.anti-scientologie.ch/wise-firmen.htm</ref>
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*WISE (World Institute of Scientology Enterprises) ist ein weltweiter Verband von Scientology-Unternehmen, die die Managementtechniken von L. Ron Hubbard verwenden. Offizielles Ziel von WISE ist es, als Dachverband dafür Sorge zu tragen, dass Mitglieder – durch Lizenzverträge an WISE gebunden – Hubbards Verwaltungstechnologie umfassend verbreiten, indem die Ethikprinzipien, Kodizes und Grundsätze von Scientology nach und nach in die gesamte Geschäftswelt hineingebracht werden. WISE-Mitglieder müssen sich verpflichten, den WISE-Kodex einzuhalten. Unter anderem dürfen sie bei Streitigkeiten mit anderen WISE Mitgliedern keine Gerichte anrufen, sondern müssen sich auf Scientology-interne Verfahren beschränken. Die Mitgliederbeiträge liegen je nach Mitgliedschaftsstufe jährlich zwischen 250 und 36.000 US-Dollar (2005). Dazu müssen je nach Geschäftstyp noch wöchentlich sechs bis zehn Prozent des Umsatzes abgeliefert werden.<ref>http://www.ingo-heinemann.de/WISE.htm</ref><ref>http://www.anti-scientologie.ch/wise-firmen.htm</ref>
*Narconon: Eine Organisation zur Rehabilitation von Suchtkranken, ein neunstufiges, aus medizinischer Sicht unhaltbares Drogenrehabilitationsprogramm, das unter anderem auf ein Maßnahmenbündel aus Sauna, Leibesübungen und Lebensmittelzusätzen, insbesondere Vitaminen, zurückgreift, um den Körper von Drogenresten zu reinigen. Der Name leitet sich ab vom englischen Wort für Betäubungsmittel „narcotics“ und der französischen Verneinung derselben „non“. Die Organisation ist weltweit tätig und existiert seit 1972. Sie ist in 38 Ländern mit 145 Zentren für den Drogenentzug vertreten.<ref>http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13491906.html</ref> 2012 wurde bekannt, dass wegen vier ungeklärten Todesfällen von Narconon-Kunden in einer Arrowhead Narconon facility in Pittsburgh County im US-Staat Oaklahoma ermittelt wird. Dort werden Saunabesuche und die Einnahme großer Niacin-Mengen praktiziert, angeblich um "Drogen" aus dem Fettgewebe zu entfernen.<ref>Childs J, Tobin TC. Deaths at Scientology drug treatment program Narconon bring investigation. Tampa Bay Times, 16. August 2012</ref><ref>http://www.tampabay.com/news/scientology/deaths-at-scientology-drug-treatment-program-narconon-bring-investigation/1246054</ref>
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*Narconon: Eine Organisation zur Rehabilitation von Suchtkranken, ein neunstufiges, aus medizinischer Sicht unhaltbares Drogenrehabilitationsprogramm, das unter anderem auf ein Maßnahmenbündel aus Sauna, Leibesübungen und Lebensmittelzusätzen, insbesondere Vitaminen, zurückgreift, um den Körper von Drogenresten zu reinigen. Der Name leitet sich ab vom englischen Wort für Betäubungsmittel „narcotics“ und der französischen Verneinung derselben „non“. Die Organisation ist weltweit tätig und existiert seit 1972. Sie ist in 38 Ländern mit 145 Zentren für den Drogenentzug vertreten.<ref>http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13491906.html</ref> 2012 wurde bekannt, dass wegen vier ungeklärter Todesfälle von Narconon-Kunden in einer Arrowhead-Narconon-Einrichtung in Pittsburgh County im US-Staat Oklahoma ermittelt wird. Dort werden Saunabesuche und die Einnahme großer Niacin-Mengen praktiziert, angeblich um "Drogen" aus dem Fettgewebe zu entfernen.<ref>Childs J, Tobin TC. Deaths at Scientology drug treatment program Narconon bring investigation. Tampa Bay Times, 16. August 2012</ref><ref>http://www.tampabay.com/news/scientology/deaths-at-scientology-drug-treatment-program-narconon-bring-investigation/1246054</ref>
 
*Straftäterrehabilitationsprogramm Criminon: Dieses von Scientology-Freiwilligen betriebene Programm verwendet ein ähnliches Regiment wie Narconon und zieht Gedankenübungen zu Hubbards Leitfaden „Der Weg zum Glücklichsein“ heran, um Strafgefangene auf den „moralisch richtigen“ Weg zu bringen.
 
*Straftäterrehabilitationsprogramm Criminon: Dieses von Scientology-Freiwilligen betriebene Programm verwendet ein ähnliches Regiment wie Narconon und zieht Gedankenübungen zu Hubbards Leitfaden „Der Weg zum Glücklichsein“ heran, um Strafgefangene auf den „moralisch richtigen“ Weg zu bringen.
 
*Diverse Nachhilfe- und Weiterbildungsangebote für Schüler und Erwachsene, wie z. B. „Professionelles Lernen“, „Applied Scholastics“, „Nachhilfe und Lerntechniken“, „Zentrum für individuelles und effektives Lernen (ZIEL)“, „Ziel Concept“ usw.<ref>http://www.focus.de/schule/lernen/nachhilfe/scientology/scientology-erkennen_aid_23952.html</ref><ref>http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,429470,00.html</ref><ref>http://www.br-online.de/aktuell/schule-nachhilfe-scientology-ID1221054911611.xml</ref>
 
*Diverse Nachhilfe- und Weiterbildungsangebote für Schüler und Erwachsene, wie z. B. „Professionelles Lernen“, „Applied Scholastics“, „Nachhilfe und Lerntechniken“, „Zentrum für individuelles und effektives Lernen (ZIEL)“, „Ziel Concept“ usw.<ref>http://www.focus.de/schule/lernen/nachhilfe/scientology/scientology-erkennen_aid_23952.html</ref><ref>http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,429470,00.html</ref><ref>http://www.br-online.de/aktuell/schule-nachhilfe-scientology-ID1221054911611.xml</ref>
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