Salvestrol

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Typische, an Laien gerichtete Darstellung des unterstellten antitumoralen Wirkprinzips von Salvestrolen gegen Krebszellen (Bild: news-age, Heft 2/ 2010 (Seite 49-51)

Salvestrole (auch Salvestrol, von lateinisch „salvere“ = „retten“) ist eine Wortschöpfung für eine bestimmte Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, die von dem schottischen Forscher Prof. Dan Burke von der Universität Aberdeen geprägt worden sein soll. Genannt wird in diesem Zusammenhang auch ein Professor Gerry Potter. Der Begriff Salvestrol (oder Salvestrole) ist ein in der wissenschaftlichen Biochemie unbekannter Begriff. Nach Burke seien die Salvestrole Substanzen, die durch ein bestimmtes menschliches Enzym namens "CYP1B1" aktiviert werden und auf diese Weise Krebszellen vernichten sollen. Burke wird in der alternativmedizinischen Literatur auch als Entdecker des CYP1B1-Enzyms im Jahre 1990 bezeichnet. Eine Google-Suche im Internet (2012) zeigt, dass Burke für die Firma "Salvestrol Natural Products LTD" in Leicester (UK)[1] tätig ist. Nach Burke finde sich das CYP1B1-Enzym nur in "präkanzerösen Zellen" und in Krebszellen, nie aber in gesunden Zellen. Tatsächlich handelt es sich bei "CYP1B1" um ein Gen, welches ein Enzym aus der Gruppe der Cytochrom P450-Gruppe kodiert. Die medizinische Datenbank "Medline" findet keinen Hinweis auf die Begriffe "Salvestrol" oder "Salvestrole" in der gesamten medizinischen Fachliteratur.[2][3] Ebenso findet sich weder ein Eintrag bei der deutschsprachigen noch der englischsprachigen Wikipedia.

Salvestrol-Nennungen finden sich nur in Zeitschriften aus dem Umfeld der außerwissenschaftlichen othomolekularen Medizin. Zeitschriftentitel lauten etwa "Vitalstoff-Journal - Unabhängiger Informationsdienst für Naturheilkunde und orthomolekulare Medizin"[4] oder "journal of orthomolecular medicine".

Auf dem Alternativmedizinmarkt sind mehrere Produkte mit Salvestrol als Kapseln oder Creme erhältlich. Diese werden häufig zur unkonventionellen Behandlung von Krebserkrankungen beworben. In diesem Zusammenhang wird in der Produktwerbung über Salvestrol auch gerne behauptet, dass konventionell angebautes Gemüse oder Früchte durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln an Salvestrol verarmt seien, was zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führe und die Zufuhr von Salvestrol erfordere.

Nach Burke und Potter solle "das Salevestrol Molekül" von P450-Enzymen verstoffwechselt werden, um als Metabolit erst eine krebszellenzerstörende Wirkung ohne Nebenwirkung zu entfalten[5]. Genauer gesagt wird dabei unterstellt, dass die Substanz Resveratrol (die Burke zu den Salvestrolen zählt) durch das genannte Enzym (welches nur in Tumorzellen vorkommen soll) zum Tyrosinkinase-Hemmer Piceatannol metabolisiert werde. Es handelt sich bei Salvestrolprodukten jedoch nicht um Arzneimittel, sondern entweder um Nahrungsergänzungsmittel oder "functional food"-Produkte, rechtlich also Lebensmittel.

Zu den Befürwortern und Bewerbern von Salvestrol als vermeintliches Heilmittel gehört eine "Research for Health Foundation" sowie Ulrich Warnke. Nach Ansicht des Physikers Warnke bewirke eine "natürliche Ernährung" aus Wildpflanzen und Tieren, denen Wildpflanzen als Nahrung dienten, eine "wirksame Tumorzell-Zerstörung"[6]. Zu den Bewerbern der Salvestrole gehört auch "Horus-Media" (Ulrich Arndt).

Ein Salvestrol-Anbieter in Deutschland ist die Firma "allesgesunde a+w gmbh" aus Emmendingen.

Was sollen Salvestrole sein?

Unter dem Sammelbegriff Salvestrole werden nach Burke bestimmte Bioflavonoide (Pflanzenfarbstoffe), Carboxylsäuren und so genannte Stilbene (Phytoöstrogene) und Stilbenoide (unter anderem Resveratrol) zusammengefasst. Nach Behauptungen der Verwender des Begriffs Salvestrol sollen die gemeinten Stoffgruppen zur Untergruppe der Phytoalexine gehören. Phytoalexine sind pflanzliche Abwehrstoffe, die nach einer Infektion oder mechanischen Schädigung von Pflanzen gebildet werden. Sie besitzen antimikrobielle und antivirale Eigenschaften und sollen Pflanzen auch vor Insekten schützen.

Die genannten Substanzen finden sich in Gemüse, Gewürzkräutern und Obst.

Enzym Cytochrom P450 1B1

Das Enzym Cytochrom P450 1B1 ist ein in der Biologie weit verbreitetes Enzym der Cytochrom P450-Gruppe, welches durch das CYP1B1 Gen kodiert wird. Im menschlichen Körper haben die Cytochrom P450-Enzyme als Monooxygenasen (im endoplasmatischen Retikulum) die Aufgabe, bestimmte Giftstoffe und Substanzen abzubauen und somit unschädlich zu machen. Insbesondere werden durch diese Enzyme bestimmte krebserregende Substanzen abgebaut. Gleichzeitig spielen die Enzyme eine Rolle bei der Synthese von Cholesterol und anderen Steroiden.

Mutationen des CYP1B1-Gens können zu einer bestimmten angeborenen Form des Glaukoms führen.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Salvestrol Natural Products Ltd, Charnwood Science Centre, 103 High St, LE7 1GQ, Syston, Leicester (Leicestershire)
  2. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=salvestrol
  3. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=salvestrole
  4. http://www.vitalstoff-journal.de/wissen-fuer-sie/archiv-der-gesundheitsbriefe/gesundheitsbriefe-archiv7/was-sind-salvestrole-eine-beschreibung/
  5. G.A. Potter, D. Burke, "Salvestrols – Natural Products with Tumour Selective Activity", Journal of Orthomolecular Medicine, Vol. 21, No. 1, 2006. Volltext bei orthomolecular.org
  6. zitiert nach einer Ankündigung eines DGEIM-Seminars "Krebsgeschehen evolutionär - Ganzheitliche Behandlung und erfolgreiche Prophylaxe nach dem Vorbild der Natur (Bionik-Medizin)" am 10./11. November 2012