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'''Resveratrol''' (trans-3,5,4'-Trihydroxystilben, 3,4',5-Stilbentriol, (E)-5-(p-Hydroxystyryl)resorcinol, ''French Paradox'', Summenformel C14H12O3) ist ein Pflanzeninhaltsstoff, der als weißer Feststoff [[Antioxidantien|antioxidative Effekte]] zeigt und zu den Polyphenolen gezählt wird.
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'''Resveratrol''' (trans-3,5,4'-Trihydroxystilben, 3,4',5-Stilbentriol, (E)-5-(p-Hydroxystyryl)resorcinol, ''French Paradox'', Summenformel C14H12O3) ist ein Pflanzeninhaltsstoff, der als weißer Feststoff [[Antioxidantien|antioxidative Effekte]] zeigt und zu den [[Polyphenole]]n gezählt wird.
  
Gewonnen wird das Derivat des Stilben, Resveratrol, aus Weintrauben (rote Trauben). Zu finden ist die Substanz allerdings auch in Himbeeren, Maulbeeren, Pflaumen, Erdnüssen und im japanischen Staudenknöterich.
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Was diese Substanz interessant macht, ist ihre hohe Konzentration in der Schale von Weintrauben. Mit einem Gehalt von bis zu 100mg/g entspricht dies einem recht hohen Anteil an ihrer eigentlichen Biomasse.  Gewonnen wird das Derivat des Stilben, Resveratrol, aus Weintrauben (rote Trauben). Zu finden ist die Substanz allerdings auch in Himbeeren, Maulbeeren, Pflaumen, Erdnüssen und im japanischen Staudenknöterich.
  
Angeboten wird isoliertes Resveratrol in den USA als [[Nahrungsergänzungsmittel]]. Resveratrol ist auch Bestandteil von Ko-jo-kon, einem Heilmittel fernöstlicher Herkunft. Hersteller vermarkten Resveratrol auch als ''red wine extract'' und als ''French Paradox'', da laut einer Hypothese die vermehrt weintrinkenden Franzosen gesundheitliche Vorteile vom Weingenuss hätten. In Rotwein findet sich Resveratrol in einer sehr variablen Konzentration von ca. 30 bis 50 mg/l. Trauben, die in höheren Breitengraden angebaut werden, scheinen mehr Resveratrol zu enthalten als Trauben, die weiter südlich angebaut werden.
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==Vermarktung als Nahrungsergänzungsmittel==
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Der Hauptgrund warum Resveratrol in das Interesse von Medien, Produzenten und Konsumenten rückte, ist  das sogenannte [https://de.wikipedia.org/wiki/Franz%C3%B6sisches_Paradox French Paradox].
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Ausgangslage ist die Beobachtung, dass in Frankreich, die Häufigkeit von Herzinfarkten um bis zu 40 % niedriger ist, als in anderen europäischen Ländern. Dies führte dazu, dass über 100 Arbeiten veröffentlicht wurden, in denen postuliert wurde, dass Resveratrol für diesen Effekt verantwortlich wäre. Die außerordentlich intensive Forschungstätigkeit, ist aber zu einem großen Teil massiven wirtschaftlicher Interessen von Weinindustrie und den Herstellern von Nahrungsergänzungsmittel geschuldet. Dort wurde sie teilweise mitfinanziert und ist dementsprechend motiviert.
  
Resveratrol wird seit den 1990er Jahren eine Wirkung als krebshemmendes Mittel, als Anti-Aging-Mittel sowie bei Arteriosklerose, Herzkrankheiten und manchen Autoimmunkrankheiten nachgesagt. Daneben stellte sich aber auch heraus, dass es eine Wirkung als Phytoöstrogen hat und so möglicherweise Brustkrebs fördern könne. Außerhalb von Botanikerkreisen wurde die Substanz durch die Studien des US-Forschers David Sinclair bekannt, der 2003 in Nature berichtete, dass Resveratrol die Lebensspanne der Bierhefe Saccharomyces cerevisiae deutlich verlängert. Es hatte dort die gleiche Wirkung wie ein Kalorienentzug, dem ebenfalls eine lebensverlängernde Wirkung zugeschrieben wird. Sinclair geriet jedoch in die Kritik, als sich herausstellte, dass er "finanzielle Interessen" an positiven Ergebnissen einer Resveratrol-Studie hatte. Er hatte gemeinsam mit Kollegen die Firma Sirtris Pharmaceuticals gegründet, die wissenschaftliche Erkenntnisse vermarkten soll.
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Derzeit sind viele Produkte am Markt, die entweder reines Resveratrol und/oder andere reveratrolhaltige Schalen enthalten.   
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Angeboten wird z.B. isoliertes Resveratrol in den USA als [[Nahrungsergänzungsmittel]]. Resveratrol ist auch Bestandteil von Ko-jo-kon, einem Heilmittel fernöstlicher Herkunft. Hersteller vermarkten Resveratrol auch als ''red wine extract'' und als ''French Paradox'', da laut einer Hypothese die vermehrt weintrinkenden Franzosen gesundheitliche Vorteile vom Weingenuss hätten. In Rotwein findet sich Resveratrol in einer sehr variablen Konzentration von ca. 30 bis 50 mg/l. Trauben, die in höheren Breitengraden angebaut werden, scheinen mehr Resveratrol zu enthalten als Trauben, die weiter südlich angebaut werden (bis zu 100mg/g). Im Traubensaft ist der Gehalt allerdings wesentlich niedriger, da die Verbindung hier nur als Glykosid vorliegt
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Seit den 1990ern wird Resveratrol eine Wirkung als krebshemmendes Mittel, als Anti-Aging-Mittel sowie bei Arteriosklerose, Herzkrankheiten und manchen Autoimmunkrankheiten nachgesagt. Daneben stellte sich aber auch heraus, dass es eine Wirkung als Phytoöstrogen hat und so möglicherweise Brustkrebs fördern könne. Außerhalb von Botanikerkreisen wurde die Substanz durch die Studien des US-Forschers David Sinclair bekannt, der 2003 in Nature berichtete, dass Resveratrol die Lebensspanne der Bierhefe Saccharomyces cerevisiae deutlich verlängert. Es hatte dort die gleiche Wirkung wie ein Kalorienentzug, dem ebenfalls eine lebensverlängernde Wirkung zugeschrieben wird. Sinclair geriet jedoch in die Kritik, als sich herausstellte, dass er "finanzielle Interessen" an positiven Ergebnissen einer Resveratrol-Studie hatte. Er hatte gemeinsam mit Kollegen die Firma Sirtris Pharmaceuticals gegründet, die wissenschaftliche Erkenntnisse vermarkten soll.
  
 
==Studienlage==
 
==Studienlage==

Version vom 4. Dezember 2016, 15:29 Uhr

Resveratrol (Quelle: Wikipedia)

Resveratrol (trans-3,5,4'-Trihydroxystilben, 3,4',5-Stilbentriol, (E)-5-(p-Hydroxystyryl)resorcinol, French Paradox, Summenformel C14H12O3) ist ein Pflanzeninhaltsstoff, der als weißer Feststoff antioxidative Effekte zeigt und zu den Polyphenolen gezählt wird.

Was diese Substanz interessant macht, ist ihre hohe Konzentration in der Schale von Weintrauben. Mit einem Gehalt von bis zu 100mg/g entspricht dies einem recht hohen Anteil an ihrer eigentlichen Biomasse. Gewonnen wird das Derivat des Stilben, Resveratrol, aus Weintrauben (rote Trauben). Zu finden ist die Substanz allerdings auch in Himbeeren, Maulbeeren, Pflaumen, Erdnüssen und im japanischen Staudenknöterich.

Vermarktung als Nahrungsergänzungsmittel

French Paradox

Der Hauptgrund warum Resveratrol in das Interesse von Medien, Produzenten und Konsumenten rückte, ist das sogenannte French Paradox. Ausgangslage ist die Beobachtung, dass in Frankreich, die Häufigkeit von Herzinfarkten um bis zu 40 % niedriger ist, als in anderen europäischen Ländern. Dies führte dazu, dass über 100 Arbeiten veröffentlicht wurden, in denen postuliert wurde, dass Resveratrol für diesen Effekt verantwortlich wäre. Die außerordentlich intensive Forschungstätigkeit, ist aber zu einem großen Teil massiven wirtschaftlicher Interessen von Weinindustrie und den Herstellern von Nahrungsergänzungsmittel geschuldet. Dort wurde sie teilweise mitfinanziert und ist dementsprechend motiviert.

Situation am Markt

Derzeit sind viele Produkte am Markt, die entweder reines Resveratrol und/oder andere reveratrolhaltige Schalen enthalten. Angeboten wird z.B. isoliertes Resveratrol in den USA als Nahrungsergänzungsmittel. Resveratrol ist auch Bestandteil von Ko-jo-kon, einem Heilmittel fernöstlicher Herkunft. Hersteller vermarkten Resveratrol auch als red wine extract und als French Paradox, da laut einer Hypothese die vermehrt weintrinkenden Franzosen gesundheitliche Vorteile vom Weingenuss hätten. In Rotwein findet sich Resveratrol in einer sehr variablen Konzentration von ca. 30 bis 50 mg/l. Trauben, die in höheren Breitengraden angebaut werden, scheinen mehr Resveratrol zu enthalten als Trauben, die weiter südlich angebaut werden (bis zu 100mg/g). Im Traubensaft ist der Gehalt allerdings wesentlich niedriger, da die Verbindung hier nur als Glykosid vorliegt

Seit den 1990ern wird Resveratrol eine Wirkung als krebshemmendes Mittel, als Anti-Aging-Mittel sowie bei Arteriosklerose, Herzkrankheiten und manchen Autoimmunkrankheiten nachgesagt. Daneben stellte sich aber auch heraus, dass es eine Wirkung als Phytoöstrogen hat und so möglicherweise Brustkrebs fördern könne. Außerhalb von Botanikerkreisen wurde die Substanz durch die Studien des US-Forschers David Sinclair bekannt, der 2003 in Nature berichtete, dass Resveratrol die Lebensspanne der Bierhefe Saccharomyces cerevisiae deutlich verlängert. Es hatte dort die gleiche Wirkung wie ein Kalorienentzug, dem ebenfalls eine lebensverlängernde Wirkung zugeschrieben wird. Sinclair geriet jedoch in die Kritik, als sich herausstellte, dass er "finanzielle Interessen" an positiven Ergebnissen einer Resveratrol-Studie hatte. Er hatte gemeinsam mit Kollegen die Firma Sirtris Pharmaceuticals gegründet, die wissenschaftliche Erkenntnisse vermarkten soll.

Studienlage

Zu Resveratrol liegen nur in-vitro Studien (im Reagenzglas) und Ergebnisse aus Tierversuchen vor. Im Jahre 2011 kam eine Übersichtsarbeit (review) zum Ergebnis, dass die Studienlage nicht ausreiche, um für Menschen eine Empfehlung auszusprechen, sich mehr Resveratrol zuzuführen, als dies bereits über eine übliche Nahrung geschehe: "... the published evidence is not sufficiently strong to justify a recommendation for the administration of resveratrol to humans, beyond the dose which can be obtained from dietary sources."[1]

Datenfälschungen an der University of Connecticut

2012 wurde bekannt, dass der an der University of Connecticut beschäftigte Chirurg und Resveratrol-Forscher Dipak K. Das in größerem Umfang Daten verfälschte und "fabrizierte" und diese publizierte[2][3]. Nach zweijährigen Ermittlungen einer Untersuchungskommission steht fest, dass Das insbesondere fotografische Aufnahmen von Western-Blot-Tests nachträglich bearbeitete. Vier verschiedene Fachzeitschriften zogen insgesamt zwölf seiner Arbeiten daraufhin zurück.[4] Der "red wine researcher" und Ernährungsmedizin-Anhänger Das[5] gilt als einer der bekanntesten Befürworter von Resveratrol und publizierte Fachartikel, die die positiven Eigenschaften von Resveratrol belegten oder belegen sollten. 117 Veröffentlichungen von Das beziehen sich auf Resveratrol.[6]

Weblinks

Quellennachweise