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Regividerm ist der Handelsname eines Medizinproduktes der Klasse&nbsp;IIa<ref>Regividerm&nbsp;B12 Salbe, PZN&nbsp;5523487, Lauer-Taxe</ref> aus B12 und Avocadoöl. Eine Apothekenpflicht besteht nicht, es könnte in jedem Supermarkt angeboten werden. Im Gegensatz zu einem Arzneimittel braucht ein Medizinprodukt keinen Wirksamkeitsnachweis.<ref>http://www.mig.tu-berlin.de/fileadmin/a38331600/2008.lectures/Berlin_2008.08.25_rb_MDS-Medizinprodukte.pdf</ref> Wolfgang Becker-Brüser, Geschäftsführer der Arzneimittelinformation GmbH, die das ''Arznei-Telegramm'' herausgibt, wies in einem Gespräch mit dem WDR darauf hin, dass die Creme nicht als Arzneimittel zugelassen sei, sondern nur eine Zertifizierung als Medizinprodukt habe: ''"Eine Zertifizierung sagt nichts über den Nutzen aus, während eine Zulassung als Arzneimittel einen Hinweis auf den Nutzen gibt"''. Regividerm wurde demnach nicht zugelassen, sondern lediglich für Deutschland und die Schweiz registriert (Klasse&nbsp;IIa: mäßiger Invasivitätsgrad, kurzzeitige Anwendung am Körper). Die erforderlichen klinischen Tests für ein Medizinprodukt der Klasse&nbsp;II sind minimal und mit denen für ein Arzneimittel nicht zu vergleichen. Ein Medizinprodukt der Klasse&nbsp;II ist auch nicht für den längeren Gebrauch bestimmt.
 
Regividerm ist der Handelsname eines Medizinproduktes der Klasse&nbsp;IIa<ref>Regividerm&nbsp;B12 Salbe, PZN&nbsp;5523487, Lauer-Taxe</ref> aus B12 und Avocadoöl. Eine Apothekenpflicht besteht nicht, es könnte in jedem Supermarkt angeboten werden. Im Gegensatz zu einem Arzneimittel braucht ein Medizinprodukt keinen Wirksamkeitsnachweis.<ref>http://www.mig.tu-berlin.de/fileadmin/a38331600/2008.lectures/Berlin_2008.08.25_rb_MDS-Medizinprodukte.pdf</ref> Wolfgang Becker-Brüser, Geschäftsführer der Arzneimittelinformation GmbH, die das ''Arznei-Telegramm'' herausgibt, wies in einem Gespräch mit dem WDR darauf hin, dass die Creme nicht als Arzneimittel zugelassen sei, sondern nur eine Zertifizierung als Medizinprodukt habe: ''"Eine Zertifizierung sagt nichts über den Nutzen aus, während eine Zulassung als Arzneimittel einen Hinweis auf den Nutzen gibt"''. Regividerm wurde demnach nicht zugelassen, sondern lediglich für Deutschland und die Schweiz registriert (Klasse&nbsp;IIa: mäßiger Invasivitätsgrad, kurzzeitige Anwendung am Körper). Die erforderlichen klinischen Tests für ein Medizinprodukt der Klasse&nbsp;II sind minimal und mit denen für ein Arzneimittel nicht zu vergleichen. Ein Medizinprodukt der Klasse&nbsp;II ist auch nicht für den längeren Gebrauch bestimmt.
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Die Zertifizierung der Salbe erfolgte durch den TÜV und laut Spiegel bereits am 28.&nbsp;August 2009,<ref>http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,657070-2,00.html</ref> also lange vor den Fernsehaussendungen des 19.&nbsp;und 21.&nbsp;Oktober 2009. Allerdings steht noch eine endgültige Zulassung durch die zuständige Düsseldorfer Bezirksregierung aus. Laut Sprecherin der Behörde seien bis zum 23. Oktober die dafür notwendigen Unterlagen nicht eingetroffen. Ein Verkaufsstart für Regividerm im November ist damit zweifelhaft. Zudem sehe die B12-Anwendung nach einer pharmakologischen Anwendung aus, was ein aufwändigeres Zulassungsverfahren als Arzneimittel notwendig machen würde.<ref>http://www.faz.net/s/Rub7F74ED2FDF2B439794CC2D664921E7FF/Doc~EC8352BCAB6DB4AB3B0B053BB856B5B2A~ATpl~Ecommon~Scontent.html</ref>
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Die Zertifizierung der Salbe erfolgte durch den TÜV und laut Spiegel bereits am 28.&nbsp;August 2009,<ref>http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,657070-2,00.html</ref> also lange vor den Fernsehaussendungen des 19.&nbsp;und 21.&nbsp;Oktober 2009. Allerdings steht noch eine endgültige Zulassung durch die zuständige Düsseldorfer Bezirksregierung aus. Laut Sprecherin der Behörde seien bis zum 23.&nbsp;Oktober 2009 die dafür notwendigen Unterlagen nicht eingetroffen. Ein Verkaufsstart für Regividerm im November ist damit zweifelhaft. Zudem sehe die B12-Anwendung nach einer pharmakologischen Anwendung aus, was das aufwändigere Zulassungsverfahren für Arzneimittel notwendig machen würde.<ref>http://www.faz.net/s/Rub7F74ED2FDF2B439794CC2D664921E7FF/Doc~EC8352BCAB6DB4AB3B0B053BB856B5B2A~ATpl~Ecommon~Scontent.html</ref>
    
Die laut Anbieter genaue Zusammensetzung (Stand Herbst 2009) der Original Regividerm&reg; Vitamin&nbsp;B12 Salbe ist:
 
Die laut Anbieter genaue Zusammensetzung (Stand Herbst 2009) der Original Regividerm&reg; Vitamin&nbsp;B12 Salbe ist:
 
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*0,07&nbsp;Gramm Vit­amin&nbsp;B12/Cyanocobalamin (der größte Teil der B12-Weltproduktion wird gentechnisch hergestellt)
*0,07&nbsp;Gramm Vit­amin&nbsp;B12/Cyanocobalamin (Der größte Teil der B12-Weltproduktion wird gentechnisch hergestellt)
   
*46&nbsp;Gramm Avo­kadoöl
 
*46&nbsp;Gramm Avo­kadoöl
 
*45,42&nbsp;Gramm Wasser
 
*45,42&nbsp;Gramm Wasser
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*0,25&nbsp;Gramm Zitronensäure
 
*0,25&nbsp;Gramm Zitronensäure
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Die Kosten für das Vitamin B12, das für 100 Gramm der Salbe benötigt wird, liegen bei 27&nbsp;Eurocent, wenn der günstigste Weltmarktpreis von 400&nbsp;€ je 100&nbsp;g zu Grunde gelegt wird.
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Die Kosten für das Vitamin&nbsp;B12, das für 100&nbsp;Gramm der Salbe benötigt wird, liegen bei 27&nbsp;Eurocent, wenn der günstigste Weltmarktpreis von 400&nbsp;€ je 100&nbsp;g zu Grunde gelegt wird.
    
===Nebenwirkungen===
 
===Nebenwirkungen===
 
[[image:FFH.jpg|Werbung bei FFH mit Interviews|300px|thumb]]
 
[[image:FFH.jpg|Werbung bei FFH mit Interviews|300px|thumb]]
Laut ARD-Dokumentarfilm und Aussagen im Fernsehen habe Regividerm keine Nebenwirkungen. Dies verbreitete auch Roland Kaske, Pressesprecher des Herstellers Mavena Health Care AG im FFH-Radio. Das ''"Medikament"'' habe ''"keinerlei Nebenwirkungen"'' und sei ''"zur Langzeittherapie geeignet"''.<ref>http://www.ffh.de/downloads/kaske_new.mp3</ref> Offensichtlich machte der Inhaber der PR-Firma Dr. Kaske diese Aussagen in Unkenntnis der rechtlichen Vorraussetzungen für Medizinprodukte der Klasse II, die eine Langzeitanwendung nicht zulassen. Des weiteren stellen derartige Aussagen einen Verstoß gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) und das Heilmittelwerbegesetz (HWG) dar. Der Buchtitel und Filmtitel ''Heilung unerwünscht?'' suggeriert zudem, dass dem Mittel eine heilende (also ursächlich wirksame) Wirkung zukommt, eine Aussage, die von Experten zurückgewiesen wurde. Auf der Webseite des Herstellers sind jedoch mögliche Nebenwirkungen von Regividerm aufgelistet. Dort ist zu lesen: ''"[...] können auch unter der Behandlung mit Regividerm® Salbe sporadisch Hautreizungen (Rötungen, Juckreiz) auftreten. [...] Bei Fortbestehen der Hautreizungen wird eine Unterbrechung der Behandlung empfohlen, weil in seltenen Fällen eine Allergie auf den wirksamen Bestandteil (Vitamin&nbsp;B12) oder einen anderen Inhaltsstoff von Regividerm® Salbe (z.B. Avocadoöl) vorliegen kann."''<ref>http://www.regividerm.de/fragen-und-antworten/</ref> Der Beipackzettel weist zudem auf eine "Vermeidung von Sonnenbestrahlung" hin, da B12 UV-empfindlich ist: ''"Bitte ergreifen Sie geeignete Sonnenschutzmaßnahmen. Halten Sie sich möglichst nur kurz in der Sonne auf, benutzen Sie Sonnenschutzprodukte und bedecken Sie die Haut mit entsprechender Kleidung"''.
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Laut ARD-Dokumentarfilm und Aussagen im Fernsehen habe Regividerm keine Nebenwirkungen. Dies verbreitete auch Roland Kaske, Pressesprecher des Herstellers Mavena Health Care&nbsp;AG im FFH-Radio. Das ''"Medikament"'' habe ''"keinerlei Nebenwirkungen"'' und sei ''"zur Langzeittherapie geeignet"''.<ref>http://www.ffh.de/downloads/kaske_new.mp3</ref> Offensichtlich machte der Inhaber der PR-Firma Dr.&nbsp;Kaske diese Aussagen in Unkenntnis der rechtlichen Voraussetzungen für Medizinprodukte der Klasse&nbsp;II, die eine Langzeitanwendung nicht zulassen. Des Weiteren stellen derartige Aussagen einen Verstoß gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb&nbsp;(UWG) und das Heilmittelwerbegesetz&nbsp;(HWG) dar. Buch- und Filmtitel ''Heilung unerwünscht?'' suggerieren zudem, dass dem Mittel eine heilende (also ursächlich wirksame) Wirkung zukommt, eine Aussage, die von Experten zurückgewiesen wurde. Auf der Webseite des Herstellers sind jedoch mögliche Nebenwirkungen von Regividerm aufgelistet. Dort ist zu lesen: ''"[...] können auch unter der Behandlung mit Regividerm&reg; Salbe sporadisch Hautreizungen (Rötungen, Juckreiz) auftreten. [...] Bei Fortbestehen der Hautreizungen wird eine Unterbrechung der Behandlung empfohlen, weil in seltenen Fällen eine Allergie auf den wirksamen Bestandteil (Vitamin&nbsp;B12) oder einen anderen Inhaltsstoff von Regividerm&reg; Salbe (z.B. Avocadoöl) vorliegen kann."''<ref>http://www.regividerm.de/fragen-und-antworten/</ref> Der Beipackzettel weist zudem auf eine "Vermeidung von Sonnenbestrahlung" hin, da B12 UV-empfindlich ist: ''"Bitte ergreifen Sie geeignete Sonnenschutzmaßnahmen. Halten Sie sich möglichst nur kurz in der Sonne auf, benutzen Sie Sonnenschutzprodukte und bedecken Sie die Haut mit entsprechender Kleidung."''
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Hinweise auf häufige Nebenwirkungen zeigen sich in der von den Herstellern der Creme (Regeneratio Pharma AG) gesponserten Studie zur Behandlung atopischer Dermatitis im British Journal of Dermatology aus dem Jahre 2004. Demnach hatten von 48 Patienten drei die Behandlung abgebrochen, weil die Dermatitis sich unter der Therapie verschlimmerte, zwei wegen "burning, itching and swelling" bzw. "redness and swelling". Bei 23 Probanden, welche die Studie zu Ende geführt haben, kam es zu "itching, burning and redness".<ref>Stücker M; Pieck C; Stoerb C; Niedner R; Hartung J; Altmeyer P (2004): Topical vitamin B12 – a new therapeutic approach in atopic dermatitis-evaluation of efficacy and tolerability in a randomized placebo-controlled multicentre clinical trial. Br J Dermatol 150, 977-983</ref>
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Hinweise auf häufige Nebenwirkungen zeigen sich in der von den Herstellern der Creme (Regeneratio Pharma&nbsp;AG) gesponserten Studie zur Behandlung atopischer Dermatitis im British Journal of Dermatology aus dem Jahr 2004. Demnach hatten von 48&nbsp;Patienten drei die Behandlung abgebrochen, weil die Dermatitis sich unter der Therapie verschlimmerte, zwei wegen "burning, itching and swelling" bzw. "redness and swelling". Bei 23&nbsp;Probanden, welche die Studie zu Ende geführt haben, kam es zu "itching, burning and redness".<ref>Stücker M; Pieck C; Stoerb C; Niedner R; Hartung J; Altmeyer P (2004): Topical vitamin B12 – a new therapeutic approach in atopic dermatitis-evaluation of efficacy and tolerability in a randomized placebo-controlled multicentre clinical trial. Br J Dermatol 150, 977-983</ref>
    
==Die Erfindung==
 
==Die Erfindung==
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Der Erstautor beider Studien, der Dermatologe Markus Stücker von der Ruhr-Universität Bochum, sieht, wie auf den Online-Seiten der Süddeutschen Zeitung zu lesen ist, weiteren Forschungsbedarf. Man habe auch mitnichten "ein Zaubermittel", er sehe das "verhalten" und "die Sicherheit [sei] noch nicht da", man habe bislang viele Medikamente gesehen, die das nicht halten konnten, was sie versprochen haben.<ref>http://www.sueddeutsche.de/wissen/479/491842/text/</ref> Stücker stellte auch Theorien um eine angebliche Unterdrückung des Mittels in Frage, die die Fernsehdokumentation der ARD suggeriert hatte: ''"Ich würde daraus keinen Betrug am Patienten konstruieren."''
 
Der Erstautor beider Studien, der Dermatologe Markus Stücker von der Ruhr-Universität Bochum, sieht, wie auf den Online-Seiten der Süddeutschen Zeitung zu lesen ist, weiteren Forschungsbedarf. Man habe auch mitnichten "ein Zaubermittel", er sehe das "verhalten" und "die Sicherheit [sei] noch nicht da", man habe bislang viele Medikamente gesehen, die das nicht halten konnten, was sie versprochen haben.<ref>http://www.sueddeutsche.de/wissen/479/491842/text/</ref> Stücker stellte auch Theorien um eine angebliche Unterdrückung des Mittels in Frage, die die Fernsehdokumentation der ARD suggeriert hatte: ''"Ich würde daraus keinen Betrug am Patienten konstruieren."''
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Jörg Prinz, Dermatologe und Experte für Schuppenflechte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, warnt davor, die Zahlen aus den Studien überzubewerten. ''"Die Studie zeigt möglicherweise eine Tendenz, die auf die Wirksamkeit des Mittels hindeutet [...] Aber gerade bei Hautkrankheiten haben viele Präparate auch eine psychische Wirkung. Es ist schwer, diese Faktoren auseinanderzuhalten."'' Prinz äußerte sich auch zum möglichen Wirkprinzip des Cyanocobalamin: ''"Wir wissen, dass Cyanocobalamin Stickoxid-Moleküle neutralisieren kann [...] und Stickoxid spielt bei Entzündungsreaktionen, wie sie bei Schuppenflechte auftreten, eine große Rolle. [...] Das Stickoxid, das durch das Vitamin&nbsp;B12 unschädlich gemacht wird, ist aber eine Folge der Entzündung, nicht deren Ursache"''. Eine Aussage die eine "heilende Wirkung" von Regividerm in Frage stellt. Auch der Hamburger Dermatologe Kristian Reich kritisiert die mangelnde Datenlage: ''"Die Datenlage reicht nicht aus, um die Wirksamkeit und die Sicherheit des Produkts zu beurteilen."''<ref>http://www.abendblatt.de/ratgeber/gesundheit/article1241569/Wirbel-um-die-neue-Neurodermitis-Salbe.html</ref>
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Jörg Prinz, Dermatologe und Experte für Schuppenflechte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, warnt davor, die Zahlen aus den Studien überzubewerten. ''"Die Studie zeigt möglicherweise eine Tendenz, die auf die Wirksamkeit des Mittels hindeutet [...] Aber gerade bei Hautkrankheiten haben viele Präparate auch eine psychische Wirkung. Es ist schwer, diese Faktoren auseinanderzuhalten."'' Prinz äußerte sich auch zum möglichen Wirkprinzip des Cyanocobalamins: ''"Wir wissen, dass Cyanocobalamin Stickoxid-Moleküle neutralisieren kann [...] und Stickoxid spielt bei Entzündungsreaktionen, wie sie bei Schuppenflechte auftreten, eine große Rolle. [...] Das Stickoxid, das durch das Vitamin&nbsp;B12 unschädlich gemacht wird, ist aber eine Folge der Entzündung, nicht deren Ursache"''. Eine Aussage, die eine "heilende Wirkung" von Regividerm in Frage stellt. Auch der Hamburger Dermatologe Kristian Reich kritisiert die mangelnde Datenlage: ''"Die Datenlage reicht nicht aus, um die Wirksamkeit und die Sicherheit des Produkts zu beurteilen."''<ref>http://www.abendblatt.de/ratgeber/gesundheit/article1241569/Wirbel-um-die-neue-Neurodermitis-Salbe.html</ref>
    
Eine weitere Untersuchung zum Thema B12&nbsp;Salbe Regividerm vom August 2009 erschien in einer fragwürdigen Publikation (The Journal of Alternative and Complementary Medicine). Der hier berichtende amerikanische Behandler Januchowski ist als D.&nbsp;O., also ein [[Osteopathie|''Doctor of Osteopathy'']] ausgewiesen (eine US-amerikanische Spezialität, ein Studium mit verminderten Ansprüchen) und hatte lediglich 21&nbsp;Kinder behandelt.
 
Eine weitere Untersuchung zum Thema B12&nbsp;Salbe Regividerm vom August 2009 erschien in einer fragwürdigen Publikation (The Journal of Alternative and Complementary Medicine). Der hier berichtende amerikanische Behandler Januchowski ist als D.&nbsp;O., also ein [[Osteopathie|''Doctor of Osteopathy'']] ausgewiesen (eine US-amerikanische Spezialität, ein Studium mit verminderten Ansprüchen) und hatte lediglich 21&nbsp;Kinder behandelt.
    
===Angebliche Untersuchungen des Erfinders===
 
===Angebliche Untersuchungen des Erfinders===
In der ersten Patenanmeldung zu Regividerm<ref>DE 4319629 A1: Verwendung von Corrinoiden zur topischen Anwendung bei Hauterkrankungen. Anmeldetag: 15.&nbsp;Juni 1993. Offenlegungstag: 22.&nbsp;Dezember 1994. Anmelder: Klingelhöller, Karsten, 42275&nbsp;Wuppertal. Erfinder: gleich Anmelder</ref> wird beleglos behauptet, dass bei jeweils 10 Patienten mit Psoriasis und Neurodermitis ein 10&nbsp;cm<sup>2</sup> großes erkranktes Hautareal nach 30 Behandlungstagen auf 0&nbsp;cm<sup>2</sup> reduziert war. In einer weiteren Offenlegungsschrift<ref>DE 10130846 A1: Verwendung von Corrinoiden zur Anwendung bei Hauterkrankungen. Anmeldetag: 26.&nbsp;Juni 2001. Offenlegungstag: 26.&nbsp;Januar 2003. Anmelder: Regeneratio Pharma&nbsp;AG. Erfinder: Klingelhöller, Karsten, 42275&nbsp;Wuppertal</ref> wird von vier Versuchen berichtet:
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In der ersten Patenanmeldung zu Regividerm<ref>DE 4319629 A1: Verwendung von Corrinoiden zur topischen Anwendung bei Hauterkrankungen. Anmeldetag: 15.&nbsp;Juni 1993. Offenlegungstag: 22.&nbsp;Dezember 1994. Anmelder: Klingelhöller, Karsten, 42275&nbsp;Wuppertal. Erfinder: gleich Anmelder</ref> wird beleglos behauptet, dass bei jeweils 10&nbsp;Patienten mit Psoriasis und Neurodermitis ein 10&nbsp;cm<sup>2</sup> großes erkranktes Hautareal nach 30&nbsp;Behandlungstagen auf 0&nbsp;cm<sup>2</sup> reduziert war. In einer weiteren Offenlegungsschrift<ref>DE 10130846 A1: Verwendung von Corrinoiden zur Anwendung bei Hauterkrankungen. Anmeldetag: 26.&nbsp;Juni 2001. Offenlegungstag: 26.&nbsp;Januar 2003. Anmelder: Regeneratio Pharma&nbsp;AG. Erfinder: Klingelhöller, Karsten, 42275&nbsp;Wuppertal</ref> wird von vier Versuchen berichtet:
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# ''Wirkung der Prophylaxe bei neurodermitischer Disposition der Eltern.'' Bei 10 gesunden Kleinkindern im Alter bis zu 1&nbsp;Jahr, von denen zumindest ein Elternteil an Neurodermitis litt, sei 3&nbsp;Monate lang 3 mal täglich die Salbe "auf die gesamte Hautoberfläche" aufgetragen worden. Es habe sich danach über einen Beobachtungszeitraum von einem halben Jahr bei keinem der Kinder eine "neurodermitische Hautveränderung" gezeigt.
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# ''Wirkung der Prophylaxe bei neurodermitischer Disposition der Eltern.'' Bei 10&nbsp;gesunden Kleinkindern im Alter bis zu 1&nbsp;Jahr, von denen zumindest ein Elternteil an Neurodermitis litt, sei 3&nbsp;Monate lang 3-mal täglich die Salbe "auf die gesamte Hautoberfläche" aufgetragen worden. Es habe sich danach über einen Beobachtungszeitraum von einem halben Jahr bei keinem der Kinder eine "neurodermitische Hautveränderung" gezeigt.
# ''Wirkung der Prophylaxe bei Sonnenallergie.'' 19 von 20 Personen mit Sonnenallergie hätten sich über einen Zeitraum von 1 bis 2 Monaten vor Sonnenexposition mit der Salbe eingecremt und eine "normale Bräunung" ohne negative Hautreaktionen
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# ''Wirkung der Prophylaxe bei Sonnenallergie.'' 19&nbsp;von 20&nbsp;Personen mit Sonnenallergie hätten sich über einen Zeitraum von 1&nbsp;bis 2&nbsp;Monaten vor Sonnenexposition mit der Salbe eingecremt und eine "normale Bräunung" ohne negative Hautreaktionen
# ''Wirkung bei Schäden nach ionisierender Strahlung.'' Bei 5 von 7 Personen, die einer Strahlendosis von "40-60&nbsp;Gy" ausgesetzt gewesen sein sollen (das ist eine sehr hohe Dosis), sei nach 14 Tagen bei viermal täglicher Anwendung der Salbe eine "vollständige Remission" einer Strahlendermatitis erreicht worden.
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# ''Wirkung bei Schäden nach ionisierender Strahlung.'' Bei 5&nbsp;von 7&nbsp;Personen, die einer Strahlendosis von "40-60&nbsp;Gy" ausgesetzt gewesen sein sollen (das ist eine sehr hohe Dosis), sei nach 14&nbsp;Tagen bei viermal täglicher Anwendung der Salbe eine "vollständige Remission" einer Strahlendermatitis erreicht worden.
# ''Wirkung bei Verbrennungen.'' Bei 25 Patienten mit Verbrennungen 2. Grades seien durchschnittlich 7 Behandlungstage mit der Salbe bis zur "kompletten Abheilung" vergangen, bei einer Verbrennung 3. Grades 5 Wochen.
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# ''Wirkung bei Verbrennungen.'' Bei 25&nbsp;Patienten mit Verbrennungen 2.&nbsp;Grades seien durchschnittlich 7&nbsp;Behandlungstage mit der Salbe bis zur "kompletten Abheilung" vergangen, bei einer Verbrennung 3.&nbsp;Grades 5&nbsp;Wochen.
    
Aus diesen Ergebnissen sei ersichtlich, dass die Salbe ''"sowohl im prophylaktischen Bereich als auch auf dem Gebiet der Hautregeneration eine deutliche Wirkung besitzt"''. Falls diese "Untersuchungen" nicht nur Fantasieprodukte Klingelhöllers sind, wären sie nicht nur inhaltlich, sondern teilweise auch ethisch zweifelhaft, vor allem das Experiment Nr.1 an Kleinkindern.
 
Aus diesen Ergebnissen sei ersichtlich, dass die Salbe ''"sowohl im prophylaktischen Bereich als auch auf dem Gebiet der Hautregeneration eine deutliche Wirkung besitzt"''. Falls diese "Untersuchungen" nicht nur Fantasieprodukte Klingelhöllers sind, wären sie nicht nur inhaltlich, sondern teilweise auch ethisch zweifelhaft, vor allem das Experiment Nr.1 an Kleinkindern.
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Die Agentur Dr.&nbsp;Kaske ist im Auftrag der Regeneratio Pharma GmbH tätig.<ref>http://www.regividerm.de/kontakt/ Aufruf am 24.&nbsp;Oktober 2009</ref> Der Inhaber Roland Kaske tritt gleichzeitig als Pressesprecher des Regividerm-Herstellers Mavena Health Care AG auf. Die Agentur bewirbt ihre Fähigkeiten auf ihrer Webseite so: ''"Durch professionelle PR schaffen wir für Ihr Produkt einen Mehrwert, der mit konventioneller Werbung allein nicht zu erreichen ist. Unsere Kunden sind erfolgreich in der Gesundheitsbranche, der pharmazeutischen Industrie und im Tourismus tätig. Traditionelle Werbung ist problembehaftet. Einerseits mangelt es ihr an Glaubwürdigkeit, andererseits ist es schwierig, eine große Zielgruppe kosteneffizient zu erreichen. Deshalb ist gute Öffentlichkeitsarbeit nötig, um diese Schwachstellen auszugleichen und die Werbewirkung Ihrer Firma zu verbessern."'' Roland Kaske tritt verschiedentlich als Befürworter von [[alternativmedizin]]ischen Verfahren und Produkten in Erscheinung, insbesondere der sog. [[Entgiftung]].<ref>R. Kaske: Schadstoff-Ausleitung. [[CoMed|Co'med]] 9/2002</ref><ref>http://www.wellness-gesund.info/Artikel/9467.html Artikel vom 24.07.2009 (typischer Dr.-Kaske-Artikel zu Entgiftung und Chlorella)</ref> 2002 verschickte er Spam-Emails mit Werbung für ein [[Chlorella]]-Präparat namens ''bio-reu-rella''. Ein Buch des Heilpraktikers [[Uwe Karstädt]] über dessen medizinisch fragwürdige Vorstellungen wurde von Kaske lobend besprochen.<ref>http://www.naturheilpraxis.de/DB-BOOK/a_0801b11.html</ref>  
 
Die Agentur Dr.&nbsp;Kaske ist im Auftrag der Regeneratio Pharma GmbH tätig.<ref>http://www.regividerm.de/kontakt/ Aufruf am 24.&nbsp;Oktober 2009</ref> Der Inhaber Roland Kaske tritt gleichzeitig als Pressesprecher des Regividerm-Herstellers Mavena Health Care AG auf. Die Agentur bewirbt ihre Fähigkeiten auf ihrer Webseite so: ''"Durch professionelle PR schaffen wir für Ihr Produkt einen Mehrwert, der mit konventioneller Werbung allein nicht zu erreichen ist. Unsere Kunden sind erfolgreich in der Gesundheitsbranche, der pharmazeutischen Industrie und im Tourismus tätig. Traditionelle Werbung ist problembehaftet. Einerseits mangelt es ihr an Glaubwürdigkeit, andererseits ist es schwierig, eine große Zielgruppe kosteneffizient zu erreichen. Deshalb ist gute Öffentlichkeitsarbeit nötig, um diese Schwachstellen auszugleichen und die Werbewirkung Ihrer Firma zu verbessern."'' Roland Kaske tritt verschiedentlich als Befürworter von [[alternativmedizin]]ischen Verfahren und Produkten in Erscheinung, insbesondere der sog. [[Entgiftung]].<ref>R. Kaske: Schadstoff-Ausleitung. [[CoMed|Co'med]] 9/2002</ref><ref>http://www.wellness-gesund.info/Artikel/9467.html Artikel vom 24.07.2009 (typischer Dr.-Kaske-Artikel zu Entgiftung und Chlorella)</ref> 2002 verschickte er Spam-Emails mit Werbung für ein [[Chlorella]]-Präparat namens ''bio-reu-rella''. Ein Buch des Heilpraktikers [[Uwe Karstädt]] über dessen medizinisch fragwürdige Vorstellungen wurde von Kaske lobend besprochen.<ref>http://www.naturheilpraxis.de/DB-BOOK/a_0801b11.html</ref>  
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Die Folge des Medienrummels war ein Andrang in Apotheken auf der Suche nach dem vermeintlichen Wundermittel.<ref>http://www.derwesten.de/nachrichten/2009/10/21/news-137845373/detail.html</ref> und ab der ARD-Berichterstattung meldete der B12-Hersteller, die Firma Caesar & Loretz in Hilden bei Düsseldorf, dass sie mit Lieferungen für Vitamin B12 nicht mehr nachkommen könne.
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Die Folge des Medienrummels war ein Andrang in Apotheken auf der Suche nach dem vermeintlichen Wundermittel<ref>http://www.derwesten.de/nachrichten/2009/10/21/news-137845373/detail.html</ref> und ab der ARD-Berichterstattung meldete der B12-Hersteller, die Firma Caesar & Loretz in Hilden bei Düsseldorf, dass er mit Lieferungen für Vitamin&nbsp;B12 nicht mehr nachkommen könne.
    
==Der zeitliche Ablauf der Regividerm-Entwicklung und Vermarktung==
 
==Der zeitliche Ablauf der Regividerm-Entwicklung und Vermarktung==
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