REDEM-Test: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''REDEM Test''' (REDEM-Methode nach Kastl / Ohlenschläger) ist ein patentierter<ref> DE4214405A1</ref> [[Pseudowissenschaft|pseudowissenschaftlicher]] Speicheltest aus dem Spektrum der alternativmedizinisch-diagnostischen Verfahren, das von der Firma REDEM-Institute / Kastl electronic GmbH & Co KG und Lizensnehmern (sog. REDEM-Labore) in Deutschland angeboten wird. Im Verständnis des Erfinders ein ''elektrophysikalisch arbeitendes Analysesystem'' sein, dass es ermögliche Materialien (insbesondere zahntechnische Implantate) auf ihre individuelle menschliche Verträglichkeit hin zu untersuchen. Die Auswertung der Patentschrift zeigt daß die Methode auf pseudowissenschaftlichen Annahmen einer [[Orgon]]energie nach [[Wilhelm Reich]] sowie der Hypothese einer [[Pyramidenenergie]] basiert.
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Der '''REDEM-Test''' (''Resonanz Dämpfungs- und Entdämpfungs-Messverfahren, REDEM-Methode nach Kastl und Ohlenschläger'') ist ein [[pseudowissenschaft]]licher (Speichel-)Test, der von der mittlerweile erloschenen ''Kastl electronic GmbH&nbsp;&&nbsp;Co&nbsp;KG'' vermarktet wurde, die auch als ''REDEM-Institut'' sowie unter dem Namen ''Avisomed'' firmierte. Angeboten wird der Test in Deutschland von einigen so gen. REDEM-Laboren und von [[alternativmedizin]]isch orientierten Zahnärzten, da er angeblich ermöglichen soll, zahntechnische Materialien auf ihre individuelle Verträglichkeit hin zu untersuchen. Die Methode wird außerdem bei der Bewerbung von [[Homöopathie|Homöopathika]] und von Scharlatanerieprodukten ins Spiel gebracht, beispielsweise durch Anbieter von [[Wasserbelebung|"belebtem Wasser"]] wie ''Aqua Fontana''.<ref>http://www.vitacon.info/shop/media/content/PI_lambda-uno_Wasserwerk.pdf</ref>
  
Positive Ergebnisse die mit dieser Methode erzielt werden, werden häufig bei der Bewerbung von [[Homöopathie|Homöopathica]] sowie Scharlatanerieprodukten ins Spiel gebracht. So wird die Methode bei Anbietern von ''belebtem Wasser'' wie Aqua Fontana angeführt.
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==Methode==
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[[Image:Redem02.png|thumb|250px|Relative Oszillatoramplituden bei verschiedenen Frequenzen bei einer Probe von 0.25&nbsp;&micro;g Tiopronin (ein Arzneimittel zur Behandlung von Erkrankungen der Leber) in 200&nbsp;ml Wasser<ref name="pat">Patent DE 3709665 C2: Verfahren zum Analysieren von Stoffen und Vorrichtung zur Durchführung desselben. Anmeldetag: 24.03.1987. Patent erteilt: 15.04.1998. Schutzrecht durch Zeitablauf erloschen: 24.03.2007. Erfinder: Kastl, Heiner; Ohlenschläger, Gerhard, Dr. med.</ref>]]
  
Eine wissenschaftliche Erörterung oder Validierung ist zu diesem Verfahren unbekannt geblieben<ref> http://resources.metapress.com/pdf-preview.axd?code=l1ua944w71l8v6tv&size=largest</ref>.
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Der zu untersuchende Stoff wird in einer nicht elektrisch-leitenden Flüssigkeit gelöst oder suspendiert als Dielektrikum zwischen zwei Metallflächen platziert. Diese Messzelle bildet einen Teil der Gesamtkapazität eines elektrischen Schwingkreises. Die Ausgangsamplitude von einer Anzahl (z.B.&nbsp;10 oder mehr) von Oszillatorschaltungen mit solchen Schwingkreisen wird gemessen; dazu wird die Messzelle nacheinander an die Oszillatoren angekoppelt. Die Höhe der Ausgangssignale soll ein Maß für die Dämpfung des jeweiligen Schwingkreises durch die Probe sein.
  
Das Verfahren ist unter der Patentnummer DE4214405A1 am 11.11.1993 angemeldet worden. Laut Patentschrift soll es sich um eine ''Einrichtung zur physikalisch-technischen Messung der Einwirkung von homöopathisch aufbereiteten Substanzen und/oder sonstiger Informationsträger auf Flüssigkeiten und andere Signalempfänger'' handeln. Anmelder waren Ernst Hartmann, Joachim Götz und Franz Langer. Im Patent wird die Methode folgendermaßen beschrieben:
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Die Frequenz der Schwingkreise soll zwischen 50&nbsp;kHz und "der Resonanzfrequenz" der Trägerflüssigkeit liegen. Für die übliche Trägersubstanz Wasser wird ein Wert von 22&nbsp;GHz genannt, was ungefähr die niedrigste Resonanzfrequenz des Wassermoleküls ist. Aus nicht erklärten Gründen seien "Störungen bei allen Frequenzen 22&nbsp;GHz&nbsp;/&nbsp;2<sup>n</sup> zu erwarten"<ref name="pat"/>, weshalb beispielsweise 82&nbsp;kHz, 164&nbsp;kHz, 328&nbsp;kHz, 656&nbsp;kHz und 1311&nbsp;kHz geeignete Testfrequenzen seien (die Frequenz 82&nbsp;kHz entspricht n&nbsp;=&nbsp;28, 164&nbsp;kHz entspricht n&nbsp;=&nbsp;27, usw.).
  
'' Ein Meßraum (10) hat Pyramidengestalt und ist von einer Meßraum-Außenumgrenzung umgeben. Die Meßraum-Außenumgrenzung ist aus Stahlblech mit einer Deckschicht aus einem Isolierstoff nach Art des Orgon-Akkumulators aufgebaut. Auf einem Stahlblock (25) an der Probenstelle steht die Probe (26). In geringem Abstand von einigen cm davon befindet sich auf der Bodenplatte (12) an der Meßstelle ein Dauermagnet (24). Auf dem Dauermagnet (24) steht ein Meßflüssigkeits-Gefäß (22). In diesem hängen die Elektroden (27.1, 27.2), die über Meßleitungen (31.1, 31.2) mit dem Verstärker (40) mit Schreiber abgeschirmt verbunden sind. In dem Meßraum (23) des Meßflüssigkeits-Gefäßes (22) befindet sich die Meßflüssigkeit, insbesondere einfach destilliertes Wasser. Von der Probe (26), die ein Gefäß mit homöopathisch zubereiteten Medikamenten - selbst mit Hochpotenzen - sein kann, gehen Informationssignale aus, die die Meßflüssigkeit derart beeinflussen, daß an den Elektroden nach zugeordneten Kurvenverläufen sich ändernde Spannungen auftreten, die vom Schreiber des Verstärkers (40) aufgezeichnet werden. Auf diese Weise ist der rein physikalisch-meßtechnische Nachweis von Signalen aus homöopathischen Medikamenten und sonstigen Informationsträgern zu erbringen.''
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Bei der beschriebenen Anordnung wird die Ausgangsspannung der Oszillatoren durch die Dimensionierung der Schaltung bestimmt, durch Exemplarstreuungen der Bauelemente, Temperatureffekte usw. Als Maß für die Dämpfung des Schwingkreises ist die Höhe des Oszillatorsignals kaum geeignet. Davon abgesehen wird die Dämpfung zwar auch durch die dielektrischen Verluste beeinflusst, die durch die Probensubstanz &ndash; d.h. im Wesentlichen durch die "Trägersubstanz" Wasser &ndash; sowie durch das Material des Probengefäßes verursacht werden. Die Vorstellung jedoch, dass etwa unterschiedliche homöopathische Verdünnungen auf diese Weise messtechnisch zu unterscheiden sind, ist abwegig.
  
==Methode==
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In einer der häufigsten praktischen Anwendungen, dem Testen der Verträglichkeit von Dentalmaterialien, werden zwei Speichelproben des Probanden mit dem REDEM-Gerät untersucht. Die erste Probe soll den Normalzustand des Mundraums anzeigen, die zweite Probe die Reaktion auf das zu testende Material, das der Proband dazu für einige Minuten in dem Mund nehmen muss. Das Ergebnis des Vergleichs der beiden Proben wird in sechs Klassen&nbsp;1-6 eingeteilt, wobei 1-3 als akzeptabel gilt und 4-6 als nicht empfehlenswert.
Speichel des Probanden wird mit einer zweiten Probe des Probanden vergliechen, die vorab in Kontakt mit der zu untersuchenden Probe kam und mit einem sogenannten ''Oszillationsmessgerät'' untersucht. Das Ergebnis wird in sechs Klassen 1-6 eingeteilt.
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==Der REDEM-Test in der wissenschaftlichen Literatur==
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Eine wissenschaftliche Erörterung oder Validierung des Verfahrens ist nicht bekannt.<ref>J. Ring, J. Rakoski (2000): Der REDEM-Test. Ein Resonanz-Dämpfungs und -Entdämpfungs-Messverfahren. Hautarzt 51:872</ref> Dennoch wird die Methode mindestens zweimal in Artikeln von Zeitschriften mit medizinischem Anspruch als eingesetzte Methode erwähnt. So wurde diese Methode im Jahr 1997 an der FH&nbsp;Würzburg vergeblich zur Bestimmung homöopathischer [[Potenzierung|Potenzen]] eingesetzt.<ref>Schädlich E (1997): Ringversuche zur Bestimmung homöopathischer Potenzen. Ärztezeitschrift für Naturheilkunde, Jg 38, Heft 4, Seite 261</ref> Ob das dort erwähnte Experiment wegen der Nichtnachweisbarkeit homöopathischer Potenzen oder der Nichteignung der REDEM-Methode zu einem negativen Ergebnis kam, wird wohl unbekannt bleiben.
  
==Literatur==
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Die schon vorab abwegig erscheinende REDEM-Methode wurde außerdem 2005 am Institut für Sozialmedizin des Berliner Klinikums [[Charité]] zu einem Unterscheidungsversuch homöopathischer Potenzen eingesetzt.<ref>Witt C, Lüdtke R, Weißhuhn TER, Willich SN (2005): High homeopathic potencies are different from potentized solvent when investigated with the REDEM technology. Forsch Komplementarmed Klass Naturheilkd. 12(1):6-13</ref> Die von der [[Karl und Veronica Carstens-Stiftung]] unterstützten Forscher unter Leitung von [[Claudia Witt]] wollen dabei Unterschiede zwischen homöopathisch potenzierten Mitteln und potenziertem Lösemittel entdeckt haben.
*J. Ring und J. Rakoski. Der REDEM-Test Ein Resonanz-Dämpfungs- und Entdämpfungs-Messverfahren, Der Hautarzt. Volume 51, Number 11 / November 2000.  
 
  
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==

Aktuelle Version vom 8. Mai 2014, 07:07 Uhr

Der REDEM-Test (Resonanz Dämpfungs- und Entdämpfungs-Messverfahren, REDEM-Methode nach Kastl und Ohlenschläger) ist ein pseudowissenschaftlicher (Speichel-)Test, der von der mittlerweile erloschenen Kastl electronic GmbH & Co KG vermarktet wurde, die auch als REDEM-Institut sowie unter dem Namen Avisomed firmierte. Angeboten wird der Test in Deutschland von einigen so gen. REDEM-Laboren und von alternativmedizinisch orientierten Zahnärzten, da er angeblich ermöglichen soll, zahntechnische Materialien auf ihre individuelle Verträglichkeit hin zu untersuchen. Die Methode wird außerdem bei der Bewerbung von Homöopathika und von Scharlatanerieprodukten ins Spiel gebracht, beispielsweise durch Anbieter von "belebtem Wasser" wie Aqua Fontana.[1]

Methode

Relative Oszillatoramplituden bei verschiedenen Frequenzen bei einer Probe von 0.25 µg Tiopronin (ein Arzneimittel zur Behandlung von Erkrankungen der Leber) in 200 ml Wasser[2]

Der zu untersuchende Stoff wird in einer nicht elektrisch-leitenden Flüssigkeit gelöst oder suspendiert als Dielektrikum zwischen zwei Metallflächen platziert. Diese Messzelle bildet einen Teil der Gesamtkapazität eines elektrischen Schwingkreises. Die Ausgangsamplitude von einer Anzahl (z.B. 10 oder mehr) von Oszillatorschaltungen mit solchen Schwingkreisen wird gemessen; dazu wird die Messzelle nacheinander an die Oszillatoren angekoppelt. Die Höhe der Ausgangssignale soll ein Maß für die Dämpfung des jeweiligen Schwingkreises durch die Probe sein.

Die Frequenz der Schwingkreise soll zwischen 50 kHz und "der Resonanzfrequenz" der Trägerflüssigkeit liegen. Für die übliche Trägersubstanz Wasser wird ein Wert von 22 GHz genannt, was ungefähr die niedrigste Resonanzfrequenz des Wassermoleküls ist. Aus nicht erklärten Gründen seien "Störungen bei allen Frequenzen 22 GHz / 2n zu erwarten"[2], weshalb beispielsweise 82 kHz, 164 kHz, 328 kHz, 656 kHz und 1311 kHz geeignete Testfrequenzen seien (die Frequenz 82 kHz entspricht n = 28, 164 kHz entspricht n = 27, usw.).

Bei der beschriebenen Anordnung wird die Ausgangsspannung der Oszillatoren durch die Dimensionierung der Schaltung bestimmt, durch Exemplarstreuungen der Bauelemente, Temperatureffekte usw. Als Maß für die Dämpfung des Schwingkreises ist die Höhe des Oszillatorsignals kaum geeignet. Davon abgesehen wird die Dämpfung zwar auch durch die dielektrischen Verluste beeinflusst, die durch die Probensubstanz – d.h. im Wesentlichen durch die "Trägersubstanz" Wasser – sowie durch das Material des Probengefäßes verursacht werden. Die Vorstellung jedoch, dass etwa unterschiedliche homöopathische Verdünnungen auf diese Weise messtechnisch zu unterscheiden sind, ist abwegig.

In einer der häufigsten praktischen Anwendungen, dem Testen der Verträglichkeit von Dentalmaterialien, werden zwei Speichelproben des Probanden mit dem REDEM-Gerät untersucht. Die erste Probe soll den Normalzustand des Mundraums anzeigen, die zweite Probe die Reaktion auf das zu testende Material, das der Proband dazu für einige Minuten in dem Mund nehmen muss. Das Ergebnis des Vergleichs der beiden Proben wird in sechs Klassen 1-6 eingeteilt, wobei 1-3 als akzeptabel gilt und 4-6 als nicht empfehlenswert.

Der REDEM-Test in der wissenschaftlichen Literatur

Eine wissenschaftliche Erörterung oder Validierung des Verfahrens ist nicht bekannt.[3] Dennoch wird die Methode mindestens zweimal in Artikeln von Zeitschriften mit medizinischem Anspruch als eingesetzte Methode erwähnt. So wurde diese Methode im Jahr 1997 an der FH Würzburg vergeblich zur Bestimmung homöopathischer Potenzen eingesetzt.[4] Ob das dort erwähnte Experiment wegen der Nichtnachweisbarkeit homöopathischer Potenzen oder der Nichteignung der REDEM-Methode zu einem negativen Ergebnis kam, wird wohl unbekannt bleiben.

Die schon vorab abwegig erscheinende REDEM-Methode wurde außerdem 2005 am Institut für Sozialmedizin des Berliner Klinikums Charité zu einem Unterscheidungsversuch homöopathischer Potenzen eingesetzt.[5] Die von der Karl und Veronica Carstens-Stiftung unterstützten Forscher unter Leitung von Claudia Witt wollen dabei Unterschiede zwischen homöopathisch potenzierten Mitteln und potenziertem Lösemittel entdeckt haben.

Quellennachweise

  1. http://www.vitacon.info/shop/media/content/PI_lambda-uno_Wasserwerk.pdf
  2. 2,0 2,1 Patent DE 3709665 C2: Verfahren zum Analysieren von Stoffen und Vorrichtung zur Durchführung desselben. Anmeldetag: 24.03.1987. Patent erteilt: 15.04.1998. Schutzrecht durch Zeitablauf erloschen: 24.03.2007. Erfinder: Kastl, Heiner; Ohlenschläger, Gerhard, Dr. med.
  3. J. Ring, J. Rakoski (2000): Der REDEM-Test. Ein Resonanz-Dämpfungs und -Entdämpfungs-Messverfahren. Hautarzt 51:872
  4. Schädlich E (1997): Ringversuche zur Bestimmung homöopathischer Potenzen. Ärztezeitschrift für Naturheilkunde, Jg 38, Heft 4, Seite 261
  5. Witt C, Lüdtke R, Weißhuhn TER, Willich SN (2005): High homeopathic potencies are different from potentized solvent when investigated with the REDEM technology. Forsch Komplementarmed Klass Naturheilkd. 12(1):6-13