Pulstestung nach Nogier

Paul Nogier
Frequenzzone für gepulste Lichtbestrahlung nach Nogier

Die Pulstestung nach Nogier (auch Pulstastung nach Nogier, Pulsdiagnostik nach Nogier, Pulsreflextest, Pulstastung nach Bahr und Nogier oder RAC - Pulstestung) ist ein alternativmedizinisches Diagnoseverfahren ohne wissenschaftliche Anerkennung, das sich von einer herkömmlichen Pulsdiagnostik und den in der Medizin bekannten Adson-Test und Allen-Test unterscheidet. Bsei dieser Methode beobachtet ein Untersucher eine mögliche Änderung des tastbaren Pulses eines Patienten in Abhängigkeit zu bestimmten Reizen. Zum Tragen kommt dabei einerseits eine mögliche Reaktion des vegetativen Nervensystems, suggestive Einflüsse und der Noceboeffekt.

Die Methode wird in der wissenschaftlichen Medizin auf Grund ihres spekulativen Charakters und fehlender Validierung nicht eingesetzt und wird vor allem von Akupunkteuren angewendet.

Zweck der Pulstestung nach Nogier soll eine Bestimmung angenommener so genannter "Störfelder" sein, die von Anhängern der Methode als krankheitsauslösend bezeichnet werden. Die behaupteten Störfelder sollen einen "Energiezustand des Körpers" bzw. "Energiefluss" mit stets negativen Auswirkungen beinflussen können. Eine besondere Rolle sollen dabei Behinderungen angenommener Meridiane spielen, deren Existenz in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) behauptet wird.

Aus Befürwortersicht gebe es dabei drei Hauptgruppen von Störfeldursachen:

  • bakterielle und virale Infektionen und Parasiten
  • toxische Substanzen
  • psychische Traumata

Namensgebend für diese Methode ist der verstorbene französische Allgemeinmediziner und Akupunteur Paul Nogier (1908–1996). Nogier, der maßgeblich für die Verbreitung der Akupunktur außerhalb von China war, entwickelte in den 1950er Jahren die Ohrakupunktur (Aurikulotherapie) mit proprietärer Ohrkartografie (mit den "Loci auriculo medicinae") sowie einen eigenen Pulsreflex, der als RAC (aurikulo-kardialer Reflex, Reflex Auriculo Cardiac, Nogier-Reflex) bezeichnet wurde und bei der Pulstestung nach Nogier herangezogen wird. 1966 will Nogier durch Zufall festgestellt haben, dass eine Reizung bestimmter Punkte der Ohrmuschel zu einer Änderung des am Handgelenk gemessenen Pulses führte.

Später stellte sich aber heraus, dass auch die Reizung anderer Orte der Hautoberfläche zu einer Änderung des Pulses führten. Nach Pierre Magnin (Besançon) wurde in Folge von einem Vascular Autonomic Signal - VAS gesprochen. Später wurden Untersuchungen zum VAS von Raphaël Nogier und Roger Santini durchgeführt. Beiträge zur Pulstestung nach Nogier lieferte auch der Münchner Allgemeinmediziner Prof.mult.h.c./China Dr Frank R. Bahr.

Die hier thematisierte Pulstestung nach Nogier darf nicht mit der Pulsdiagnostik nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und dem Coca Pulstest verwechselt werden.

Methode

Zur Methode lassen sich verschiedene Varianten erkennen. Prinzipiell wird vom Untersucher die am Handgelenk gemessene Herzfrequenz und qualitative Änderung des Blutdrucks durch Tastung des Radialispulses an der Arteria radialis bestimmt. Offenbar wird zunächst der Ruhepuls des Patienten als eine Art "Leerwert" gemessen und sodann auf Änderungen des "Pulses" unter bestimmten Bedingungen oder Einflüssen geachtet. Beispielsweise wird dem Patienten eine Probe eines homöopathischen Präparates gezeigt und dabei gleichzeitig der Puls gefühlt. Aus der Änderung des Pulses wird auf eine Verwendung des Präparates geschlossen. In anderen Fällen werden dem Patienten mögliche Allergene oder potentiell allergieauslösende Lebensmittel gezeigt und bei Tastung des Pulses auf eine Reaktion gewartet.

Bestimmte Anwender setzen kleine Becher ein, die dem Patienten gezeigt werden. Nach Ertastung des Ruhepulses wird in diesen Becher (auch Ampullenwabe genannt) eine Substanz gelegt, die nach Ansicht des Untersuchers eine gesundheitliche relevanz für den Untersuchten haben soll. Aus der möglichen Reaktion des Pulses wird sodann auf eine mögliche Krankheitsrelevanz der Substanz geschlossen. Bei einer Nichtverblindung kommen hier suggestive Einflüsse und der Noceboeffekt zum Tragen.

Andere Anwender beobachten Pulsänderungen nach Bestrahlung bestimmter Hautbereich durch Licht, etwa mit Hilfe eines Laserpointers. Nach Lehre soll dabei die Farbe des Lichts eine Rolle spielen sowie die Frequenz bei einer gepulsten Lichtanwendung. Nogier stellte dazu eine Tabelle über seine "Nogier-Frequenzen" auf. Eine bestimmte Variante nach Theresia Altrock sieht sogar einen Einfluss der Polarisation von Lichtquellen vor. Eingesetzt werden dann bestimmte Polarisationsfilter bei Lichtanwendungen zur Auffindung angenommener "Herde" von Allergien, Giften oder unverträglicher Medikamente. Zu pseudodiagnostischen Zwecken werden die Polfilter so lange hin- und hergedreht, bis ein gewünschter Polarisationswinkel gefunden wird. In einer Beschreibung der Methode heißt es:

"Leider werden diese bisher in keiner konventionellen Ausbildung eines Mediziners und an keiner Universität gelehrt [...] Die Testmethode mit dem Polfilter und dem RAC erlaubt eine exakte Diagnose, ob ein Medikament hilfreich ist oder schadet, oder ob es unwirksam ist. Sie erlaubt es dem Prüfer sogar, gut wirksame homöopathische Mittel, eventuell auch das „Simile“ und die richtige Potenz desselben zu finden. Auch Lebensmittel können so getestet werden, Kontrazeptiva, geopathogene Zonen, Umweltgifte, Farben, Lebensmittelzusatzstoffe u. a. mehr. Insbesondere Allergene können leicht und schnell ohne Aufwand mit dieser Methode getestet werden."[1]

Akupunkteure, die nach dieser Lehre vorgehen, setzen mit einer Nadel an der Ohrmuschel Schmerzreize und verfolgen am Handgelenk mögliche Änderungen des Pulses, um auf diese Weise die nach ihrer Meinung "richtigen" Akupunkturpunkte zu finden.

Therapieempfehlungen der Nogier-Pulstester

Eine Betrachtung der Therapieempfehlungen des diese Methode anwendenden Personenkreises ergibt, dass zur Behandlung vor allem die Akupunktur und Bioresonanz empfohlen wird. Manche Anwender geben jedoch auch pflanzliche Heilmittel und Nahrungsergänzungsmittel, oder setzen auf homöopathische Mittel.

Siehe auch

  1. Altrock: „Praktische Einführung in den RAC“(S. 18)