Pu-Erh-Tee

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Blühender Teestrauch
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Pu-Erh-Tee (Roter Tee) ist ein Tee oder ein Extrakt ( meist in Kapseln) aus den Blättern des immergrünen, ca. ein bis fünf Meter hohen Teestrauches (Camellia sinensis), aus dem auch der Schwarze, Grüne und Weiße Tee gewonnen werden. Der Tee wird zur Blutfettregulation und Gewichtsreduktion beworben. Pu-Erh-Tee ist als Lebensmittel frei verkäuflich, die Kapseln werden als Nahrungsergänzungsmittel angeboten.

Herkunft

Pu-Erh-Tee eine traditionelle chinesische Teespezialität, die in der südchinesischen Provinz Yunnan in großem Maßstab produziert wird. Namensgebend war die alte Stadt Pu-Erh im äußersten Süden Yunnans. Getrunken wird der Tee traditionell seit vielen hundert Jahren überwiegend in Südchina. In der Tang-Dynastie (907-618 v.u.Z.) wurde er in medizinischen Schriften erwähnt.

Herstellung

Die Herstellungsweise des Pu-Erh-Tees unterscheidet sich von derjenigen des Grünen, Schwarzen oder Oolong Tees: Zunächst werden die Blätter nach der Ernte wie normaler Grüntee von Hand verarbeitet. In einer holzbeheizten Wokpfanne werden die Teeblätter sterilisiert, danach gerollt und an der Sonne getrocknet. In einem zweiten Produktionsprozess wird aus dem Tee dann Pu-Erh-Tee hergestellt. Der Tee wird befeuchtet, auf dem Boden geschichtet und mit Plastikplanen abgedeckt. Mindestens 3 Monate reift der Tee dann. Es findet eine Milchsäuregärung statt. Dabei erhält der Tee sein strenges, erdiges Aroma. Zum Schluss wird der Tee nochmals getrocknet.

Im Unterschied zu Schwarztee wird Pu-Erh-Tee als 'Roter Tee' bezeichnet. Je länger der Tee unter kontrollierten Bedingungen fermentiert, desto wertvoller wird er, und umso stärker wird seine Wirkung geschätzt. Im chinesischen Handel heißen die sehr teuren Tees 'old Pu-Erh' und 'very old Pu-Erh'.

Pu-Erh-Tee wird wie Schwarztee dosiert und auch mit kochendem Wasser aufgegossen. Die noch warmen Teeblätter können bis zu zweimal verwendet werden. Der Aufguss ist dunkel-rötlich, der Geschmack herb, erdig-nussig und gewöhnungsbedürftig. Er enthält ebenso viel Coffein wie Grün- und Schwarztee.

Inhaltsstoffe

Verschiedene chinesische Tees, darunter auch der Pu-Erh-Tee, weisen blutfettregulierende Substanzen auf, die unter dem Begriff Catechine zusammengefasst werden. Es handelt sich um:

  • (-)-Epigallocatechin Gallate (EGCG),
  • (-)-Epicatechin Gallate (ECG),
  • (-)-Epigallocatechin (EGC) und
  • (-)-Epicatechin (EC).

Yang und Koo (1997) analysierten die Catechinmengen in chinesischen Tees mittels der von Matsuda et al. (1986) entwickelten High Performance Liquid Chromatography (HPLC)-Methode.

Prozentualer Anteil von Catechinen in chinesischen Tees[1]

Tee-Art 	           EGC    EGCG 	   EC      ECG   Catechin-Gesamtgehalt
Chinesischer Grüner Tee 3,34%   9,44%   0,71%   0,96%    14,57%
Jasmin-Tee 	          3,66%   7,48%   0,80%   0,78%    12,72%
Iron Buddha Tee 	  2,21%   4,68%   0,37%   0,22%     7,49%
Oolong Tee 	          2,27%   5,13%   0,37%   0,29%     8,05%
Pu-Erh-Tee 	          1,14%   4,68%   0,16%   0,09%     6,07%

Die Autoren konnten nachweisen, dass in den von ihnen untersuchten Teesorten unterschiedlich hohe Catechingehalte vorhanden waren. Interessanterweise war der Catechingehalt im Pu-Erh-Tee am niedrigsten, im normalen grünen chinesischen Tee aber am höchsten.

Wirksamkeit

Es gibt nur wenige tierexperimentelle Studien an Ratten, die eine Blutfettregulation zeigen. Das Gesamtcholesterin wird nachweislich gesenkt. Hinsichtlich Triglyzeridsenkung und Steigerung des HDL ist die Datenlage widersprüchlich. Zumindest ein Catechin zeigt im Laborversuch eine antibakterielle Wirkung gegen bestimmte Mykoplasmen und Keuchhustenerreger.

In Untersuchungen an Ratten konnten Yang und Koo (1997) zeigen, dass Tiere, die eine cholesterinreiche Diät plus Pu-Erh-Tee bekamen, niedrigere Blutfettwerte aufwiesen im Vergleich zu Tieren, die nur cholesterinreich ernährt worden waren. Allerdings lag nur der Gesamtcholesterinspiegel signifikant niedriger (Pu-Erh: 78,92 mg/dl versus Kontrolle: 124,44 mg/dl). Die Triglyzeridspiegel (Pu-Erh: 59,11 mg/dl versus Kontrolle: 56,73 mg/dl) und das kardioprotektive HDL-Cholesterin (Pu-Erh: 35,19 mg/dl versus Kontrolle: 29,27 mg/dl) blieben nahezu unverändert. Die Wirkung anderer Teezubereitungen war analog. Auch hier gelang nur eine signifikante Reduktion des Gesamtcholesterins, nicht aber eine signifikante Reduktion der Triglyzeride oder eine signifikante Steigerung des HDL[2].

Dies widerspricht tierexperimentellen Untersuchungen von Sano et al. (1986), die ebenfalls bei der Ratte blutfettregulierende Wirkungen von Pu-Erh-Tee beschrieben. In ihrer Untersuchung, in der die Tiere mit einer cholesterinreichen Diät gefüttert wurden, sank der Triglyzeridspiegel durchaus nach mehrwöchiger Zufuhr ab und die Resultate lagen deutlich besser im Vergleich zu normalem Grünen Tee[3].

Beim Menschen gibt es bis heute keine klinischen Studien. Es ist also unbekannt, ob Pu-Erh-Tee wirklich in der Lage ist, die Blutfette ausreichend zu regulieren und ob es wirklich die Catechine sind, die dies bewirken.

Die Catechine haben allerdings nachweislich hemmende Einflüsse auf bestimmte Mikroben, die für den Menschen schädlich sind. Epigallocatechin Galatte (EGC) wirkt antimikrobiell gegen Mykoplasma pneumoniae, Morale und Msalivarium[4]. Eine weitere Studie konnte zeigen, dass Epigallocatechin Gallate (ECG) einen mäßiggradigen antibakteriellen Effekt gegen Bordetella pertussis, einem Keuchhustenerreger, hat (Horiuchi et al. 1992). Da man gegen Keuchhusten impfen kann, sollte man jedoch nicht der Meinung sein, sich mit Pu-Erh-Tee gegen Keuchhusten schützen zu können. Dergleichen wurde beim Menschen bis heute nicht bewiesen.

Insgesamt ist Pu-Erh-Tee, wie auch andere chinesische Tees, offenbar in der Lage, modulierend auf den Fettstoffwechsel einzuwirken. Diese Wirkung ist moderat und offensichtlich dosisabhängig. Wie genau der Einfluss funktioniert, ist bis heute unbekannt. Da der Glukosestoffwechsel und damit der Blutzuckerspiegel eng mit dem Blutfettstoffwechsel in der Leber verbunden ist (vgl. die gewichtsreduzierende Wirkung von rotem Reismehl), ist es durchaus denkbar, dass bei konsequentem Konsum der Catechine auch eine blutzuckerstabilsierende Wirkung beim Menschen erzielt werden kann. Dies dämpft das Hungergefühl und erlaubt das leichtere Durchhalten einer kalorienreduzierten Kost. Man sollte aber bedenken, dass die schlankmachenden Eigenschaften, die dem Pu-Erh-Tee zugeschrieben werden, bis heute nicht klinisch untersucht oder bestätigt wurden.

Risiken

Schimmelpilze

Nach Sano et al. (1986) finden sich oft Schimmelpilze wie Aspergillus niger in Pu-Erh-Zubereitungen. Dieser Pilz ist - wie auch Monascus purpureus Went (vgl. Rotes Reismehl) in der Lage, HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren der Monacolinklasse zu synthetisieren. Bis heute wurde aber keine Untersuchung veröffentlicht, in der Monacoline in Pu-Erh-Tee gesucht worden wären[5].

DDT

Nach anfänglich starkem Verkauf von Pu-Erh-Tee und Pu-Erh-Kapseln kam es 1999 zu einem Lebensmittelskandal. Obwohl in China die Anwendung des Pflanzenschutzmittels DDT offiziell verboten ist, wurde in aus China stammenden Pu-Erh-Tees dieses krebserzeugende Gift nachgewiesen. So veröffentlichte ÖKO-Test eine Prüfung an 12 Tees, von denen fünf mit DDT belastet waren, darunter auch angeblich rückstandskontrollierte Tees der Firma Sanitas. Das DDT gelangt auf zwei Wegen in die Produkte. Erstens spritzen die Bauern offenbar illegal das Mittel, um die Produktion zu steigern. Andererseits nehmen die Pflanzen, die auch in ehemals DDT-behandelten langwirtschaftlichen Regionen angebaut werden, DDT-Rückstände aus dem Boden auf. ÖKO-Test konnte in den geprüften Tees keine verschimmelten Proben finden. Der Gehalt an Hefepilzen entsprach jenem, der auch in normalem schwarzen Tee gefunden wird.

Vor diesem Hintergrund muss man sich darüber klar sein, dass die offenbar moderate blutfettregulierende Eigenschaft des Pu-Erh-Tees nur dann genutzt werden sollte, wenn der Pu-Erh-Händler ein Analysezertifikat vorweisen kann, das die DDT-Freiheit seinens Produktes beweist. Seriöse Händler haben damit überhaupt kein Problem. Das Zertifikat sollte von einem deutschen bzw. europäischen Analyseinstitut kommen und mit einem Siegel/Stempel versehen sein. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass unseriöse Anbieter mit falschen Zertifikaten ihre Kunden zu betrügen versuchen.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Wie man aus der geschilderten Fachliteratur erkennen kann, ist Pu-Erh-Tee hinsichtlich der Catechine eine eher unterdurchschnittliche Teezubereitung. Sie ist nur deshalb teuer, weil der Markt so aufgebaut wurde, dass ein hohes Preisniveau umsetzbar war. Ursächlich dafür war vor allem die bis heute nicht bewiesene Wirkung als universelles Schlankheitsmittel. Trotzdem ist Pu-Erh-Tee nicht unwirksam. Allerdings gibt es hinsichtlich der Blutfettregulation deutlich preiswertere und wirksamere Alternativen.

Fazit

Interessante, bis heute bei Menschen aber nicht nachgewiesenermaßen wirksame, blutfettregulierende Teesorte. Andere Teesorten könnten bessere Wirkungen erbringen, da deren Catechingehalt höher ist. Bei einem günstigen Preis kann der Konsum aber durchaus sinnvoll sein für eine niedrigschwellige kardiovaskuläre Prävention. Müssen erhöhte Blutfettwerte behandelt werden, sind andere Produkte aber deutlich sinnvoller und preiswerter. Eine gewichtsreduzierende Wirkung ist bis heute nicht bewiesen worden, wäre aufgrund der Blutfettregulation jedoch theoretisch möglich.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Yang TTC, Koo MWL: Hypocholesterolemic effects of chinese tea. Pharmacol Res, 35, 505-512, 1997
  2. Yang TTC, Koo MWL: Hypocholesterolemic effects of chinese tea. Pharmacol Res, 35, 505-512, 1997
  3. Sano M, Takenaka Y, Kojima R, Saito SI, Tomita I, Katou M, Shibuya S: Effects of Pu-Erh Tea on lipid metabolism in rats. Chem Pharm Bull, 34, 221-228, 1986
  4. Chosa H, Toda M, Okuba S, Hara Y, Shimamura T: Antimicrobial and microbial activities of tea and catechins against Mycoplasma. Kansenshogaku Zasshi, 66, 606-611, 1992
  5. Sano M, Takenaka Y, Kojima R, Saito SI, Tomita I, Katou M, Shibuya S: Effects of Pu-Erh Tea on lipid metabolism in rats. Chem Pharm Bull, 34, 221-228, 1986
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